terre des hommes

entwicklungspolitisches Kinderhilfswerk
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Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk Terre des Hommes (frz. für „Erde der Menschen“) wurde 1960 vom Schweizer Journalisten Edmond Kaiser in Lausanne (Schweiz) gegründet. Der Name wurde inspiriert vom gleichnamigen Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Die Gründung stand unter dem Eindruck des Algerienkrieges, und im Rahmen des ersten Hilfsprogramms wurden daher algerische Kinder in Flüchtlingslagern versorgt.

Logo von terre des hommes

Unter dem Namen existieren mehrere rechtlich unabhängige und selbständige Organisationen, die unter dem Dach der International Federation terre des hommes (IFTDH) zusammenarbeiten. Alle sind in der internationalen Kinder- und Entwicklungszusammenarbeit tätig. Sie kämpfen gegen Mangelernährung, Kinderarbeit, Kinderhandel, Kinderprostitution, den Missbrauch als Kindersoldaten, Diskriminierungen sowie Ungerechtigkeiten im Welthandel und setzen sich für die Kinderrechte ein. Ebenso leisten die einzelnen Organisationen Soforthilfe bei Krisen oder Katastrophen.

TDHIF

1966 schlossen sich die nationalen „terre des hommes“-Organisationen zur Internationalen Föderation terre des hommes - heute Terre des Hommes International Federation - mit Sitz in Genf zusammen. Heute gehören der Föderation neun Sektionen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien an, welche zurzeit 933 Entwicklungs- und humanitäre Hilfsprojekte in 65 Ländern durchführen. Insgesamt sind 329 Mitarbeiter in den europäischen Geschäftsstellen beschäftigt und zusätzlich, ohne die Angestellten der Partnerorganisationen, 1550 Personen in den jeweiligen Projektländern. Das Budget betrug im Jahr 2008 109.883.231 Euro, wovon mehr als 67 % aus der privaten Hand stammen (Stand 2010).[1]

TDHIF ist beratendes Mitglied des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen ECOSOC.

Deutschland

 
terre des hommes Deutschland
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25 Jahre tdh Deutschland: Sonderbriefmarke von 1992

terre des hommes – Hilfe für Kinder in Not e.V. wurde am 8. Januar 1967 in Stuttgart unter dem Eindruck des Vietnamkrieges von engagierten Menschen auf Initiative des Schriftsetzers Lutz Beisel gegründet. Ziel der ersten Aktion war es, verletzte vietnamesische Kinder zu retten und in deutschen Krankenhäusern medizinisch zu versorgen.

Der Sitz der Bundesgeschäftsstelle ist in Osnabrück. In rund 145 Städten Deutschlands gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter, die in lokalen Arbeitsgruppen organisiert sind. Die Organisation trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).[2] Der Verein ist darüber hinaus Unterzeichner der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.[3]

Gegenwärtig unterstützt der Verein mit über 16 Millionen Euro rund 400 Projekte in 32 Ländern und ist mit eigenen Regionalbüros in Thailand, Indien, Bolivien, Nicaragua und Mosambik vertreten. Neben der konkreten Kinderhilfe versucht der Verein durch Kampagnen und Lobbyarbeit Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft für entwicklungspolitische und humanitäre Themen zu sensibilisieren.

Der Verein ist unter anderem Mitglied bei Attac, bei TransFair, dem Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V., der Welthandelskampagne Gerechtigkeit jetzt! sowie bei dem Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) und dem Bündnis Entwicklung hilft. Bis 2010 war er Mitglied bei Aktionsbündnis Landmine.de.

Schweiz

Die ursprüngliche Organisation tritt in der Schweiz unter dem Namen terre des hommes Schweiz/Suisse auf und ist eine Verbindung der terre des hommes schweiz mit Sitz in Basel und terre des hommes suisse mit Sitz in Genf.

terre des hommes schweiz

terre des hommes schweiz unterstützt rund 60 Projekte in Zentral-, Südamerika und Afrika. Vor Ort arbeitet terre des hommes schweiz mit lokalen Nichtregierungsorganisationen zusammen. Der Schwerpunkt liegt bei der Arbeit mit Jugendlichen, sie sind die Hauptansprechgruppe von terre des hommes schweiz. Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind Gewaltprävention, psychosoziale Unterstützung und Jugendpartizipation. So erarbeiten sich zum Beispiel Jugendliche auf dem Land eine Existenzgrundlage als Alternative zur Migration; Kinder und Jugendliche, die von HIV und Aids betroffen sind, erhalten psychosoziale Unterstützung; Rechte von Witwen und Waisen werden gestärkt; der Missbrauch und die Ausbeutung von minderjährigen Hausangestellten wird bekämpft und Jugendzentren in einem Flüchtlingslager schaffen Perspektiven für die Jugendlichen. Der Verein setzt sich für Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern und eine gendergerechte Politik ein. Ebenso wichtig ist, dass die Jugendlichen in den Projekten ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht haben.

Im Zentrum der Projekt- und Informationsarbeit in der Schweiz steht die Sensibilisierungstätigkeit. Diese umfasst eigene entwicklungspolitische Kampagnen und Informationsprojekte sowie die Unterstützung von Kooperationen und/oder Aktionen anderer Organisationen. Zusammen mit Jugendlichen werden bewusstseinsbildende Projekte gegen Rassismus und Gewalt entwickelt und durchgeführt.

Gut 80 Prozent der eingesetzten Mittel stammen von rund 50.000 privaten Spendern. Ein geringer Teil setzt sich aus Beiträgen zusammen, die von Stiftungen, vom Bund, von Kantonen, von Gemeinden und von Kirchgemeinden sowie der Glückskette kommen. Der Verein ist seit 1988 im Besitz des Gütesiegels der Stiftung ZEWO.

Stiftung terre des hommes

 
Terre des hommes – aide à l'enfance
 
Terre des hommes in Afghanistan

Unterschiedliche Auffassungen über die Organisationsstruktur und über die entwicklungspolitische Ausrichtung haben 1972 zum Austritt einer Gruppe um den Gründer Edmond Kaiser aus terre des hommes Schweiz/Suisse geführt. Sie riefen in Lausanne die Stiftung Terre des hommes – Kinderhilfe ins Leben. In der Terre-des-hommes-Charta erklärt Kaiser die Stiftung, ihren Auftrag und ihre Grundwerte.

Im Laufe der Jahre hat sich Tdh auf zwei Spezialgebieten einen Namen gemacht: Im Gesundheitswesen einerseits und im Kinderschutz andererseits. In Ländern wie Algerien, Myanmar, Afghanistan oder Peru unterhält die Stiftung Terre des hommes Projekte in mehr als 30 Ländern und verbessert das Leben von mehr als 1,4 Millionen Kindern und ihre Angehörigen. Tdh führt nicht nur Entwicklungsprojekte wie solche zur Verbesserung der nachhaltigen Behandlung von Kindern in Benin oder zur Bekämpfung der Mangelernährung in Bangladesch durch, sondern leistet zum Beispiel auch Nothilfe im durch den Tsunami verwüsteten Sri Lanka oder in Haiti, das durch das Erdbeben im Januar 2010 stark getroffen wurde.

Die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention stellt einen der Kernbereiche der Aktivitäten von Tdh dar. Die Stiftung Terre des hommes betrachtet das Plädoyer für die Kinderrechte, deren Verteidigung und Verbreitung als ihre Hauptaufgabe. In der Tat hängt die nachhaltige Wirkung der Anstrengungen stark von der Anerkennung dieser Rechte vor Ort ab.

1999 trat die Stiftung der TDHIF bei. Die Stiftung erhielt 2002 den Preis für Menschenrechte des französischen Staates. Jährlich fliessen über CHF 50 Mio in ihre Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

Daneben gibt es noch den Verein Terre des hommes Valais mit Sitz in Monthey, der in Massongex ein Kinderheim betreibt.

Terre des hommes Niederlande

Stichting Terre des Hommes unterstützt 297 Projekte in 22 Ländern. Diese Projekte wurden durch lokale Organisationen ins Leben gerufen und umgesetzt. Der Verein unterstützt nationale und internationale Kampagnen zur Verteidigung der Kinderrechte in der ganzen Welt, weshalb sie einen direkten Bezug zu den Problemen der lokalen Bevölkerung haben. Sie bieten zum Beispiel Abendkurse für tagsüber arbeitende Kinder sowie Sportunterricht für behinderte Kinder an. Eine besondere Medienaufmerksamkeit erfuhr das Projekt Sweetie, in dem eine Forschergruppe sich im Internet als 10 jähriges Mädchen aus den Philippinen ausgab und damit die Ausmasse von sexualisierte Gewalt in Chats und anderen Plattformen deutlich machte. Daraus wurde eine Kampagne entwickelt, die zu einer proaktiven Polizeistrategie gegen online Kindersextourismus aufruft.[4] Unter der virtuellen Identität Sweetie kontaktierten die Forscher innerhalb von zehn Wochen über 10.000 Männer, die größtenteils sexuelle Interessen hatten. 1.000 davon konnten identifiziert werden und in Australien kam es auf dieser Grundlage zu einer ersten Verurteilung.[5]

Spanien

Tierra de hombres España ist eine gemeinnützige Stiftung und Mitglied der Internationalen Föderation Terre des hommes, deren Ziel es ist, den ärmsten Kindern dieser Welt direkt zu helfen. Dabei unterstützt der Verein verschiedene Direkthilfe-Programme für Kinder in diversen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Osteuropas im sozialen und im Bildungsbereich sowie auf dem Gebiet der Kinderrechte und der Gesundheit von Mutter und Kind. In Spanien führt der Verein eine Sensibilisierungskampagne namens Stop al tráfico de niños, die zum Ziel hat, alle Formen der Ausbeutung von Kindern zu bekämpfen. Der Verein leistet mit dem Programm Viaje hacia la Vida auch wichtige Arbeit im Bereich der medizinischen Hilfe für Kinder aus verschiedenen afrikanischen Ländern.

Frankreich

Der Verein Terre des Hommes France (TDHF) definiert sich heute als Nichtregierungsorganisation für internationale Solidarität, die sich für die Umsetzung einer nachhaltigen, sozial gerechten und vertretbaren ökologischen und ökonomischen Entwicklung im Norden und im Süden einsetzt. In dieser Eigenschaft richtet Terre des Hommes France ihr Augenmerk zusammen mit lokalen Partner-Organisationen auf die Förderung und Verteidigung der ökonomischen, sozialen und kulturellen Rechte. Ziel ist die Entwicklung der lokalen Bevölkerung und die Integrierung ihrer Rechte in die nationale Gesetzgebung sowie deren Respektierung im Alltag.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Angaben der Homepage von IFTDH
  2. http://www.tdh.de/content/index.htm
  3. www.transparency.de, abgerufen am 6. März 2014
  4. Sweetie. youtube, abgerufen am 4. Juni 2015.
  5. Sweetie: First conviction in Australia. Terre des hommes, abgerufen am 22. Oktober 2014.