Das Kitab at-tauhid (كتاب التوحيد) (andere Schreibweisen: Kitab al-Tawhid, Kitab at-Tawhid oder Kitab al-tamhid deutsch.: Buch der Einzigartigkeit - "Allahs الله ") ist nach dem Koran und der Sunna (Hadith) das wichtigste Buch der Wahhabiten, einer Gruppe, die dem sunnitischen Islam hanbalitischer Richtung zuzurechnen ist. Es wurde von Muhammad ibn Abd al-Wahhab (محمد بن عبد الوهاب) verfasst. Die Wahhabiten betrachten Ibn Abd al-Wahhab jedoch nicht als Gründergestalt, sondern als wichtige Autorität in der Auslegung der ursprünglichen Lehre des Islam. Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs und seiner Lehre nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Ihre Islamische Lehre ist heute in Saudi-Arabien (dem Entstehungsland des Islam) Staatsdoktrin und verbreitet sich von hier aus in die ganze Welt.
Gliederung
Das Kitab at-tauhid wird mit folgendem Satz eingeleitet:
"Derjenige, der den Tauhid verwirklicht wird das Paradies ohne Rechenschaft betreten"
Es handelt im Folgenden von der einfachen Natur Gottes und seiner Offenbarung und ist in vier Abschnitte unterteilt:
Inhalt
Das Kitab al-tauhid ist vor allem für Nichtmuslime schwer zu verstehen da es exzessiv an der Aqidah klammert. Im Prinzip zielt es darauf ab die Einzigartigkeit Gottes darzulegen und stellt vor allem die Aqidah (Dogmatik) in den Vordergrund. Der wesentliche Unterschied zu den sunnitischen-Rechtsschulen (Madhhabs) ausgenommen der Hanbaliten ist:
- das absolute Verbot von Pseudo-Symbolen (Glücksbringer, Talismane, Kultstätte usw.)
- Der Grundsatz, dass alles verboten ist, was nicht ausdrücklich erlaubt ist.
- Verboten ist nicht nur alles, was laut Koran und Sunna verboten und zu bestrafen ist, sondern auch jede Tat oder Handlung die zu solch einer Tat führen könnte.
- Die Aqidah steht im Mittelpunkt, bei den Rechtsschulen (Ausnahme Hanbaliten ) steht die fiqh im Mittelpunkt.
- Grabsteine sind verboten, es ist verboten am Grab zu beten (salat, Namaz) und auf dem Grab darf nicht der Name des Verstorbenen stehen.
- Verbot von später Hinzugefügten Ritualen und Festen, z.b lehnen die Wahhabiten es ab den Geburtstag des Propheten (Mawlid an-Nabi) zu Feiern, da dieses Ritual erst c.a 300 Jahre nach seinem Tod eingeführt wurde, der Prophet dies abgelehnt haben soll und das es eine Nachahmung der Christen sein soll.
- Man vertritt die Ansicht, dass es sich bei Allāh (الله) um den Eigennamen Gottes handele.
Außerdem wird der militante und auch offensive Djihad stärker in den Vordergrund gestellt als bei den sunnitischen Rechtsschulen. Die Intoleranz gegenüber anderen Religionen ist höher. Dies geht unter anderem zurück auf folgenden Satz aus dem Kitab al-tauhid: Zu den wichtigsten Dingen gehört: Die weite Entfernung des Muslims von den Mushrikin u. Kafirun (Ungläubigen), um nicht zu werden wie sie, selbst wenn sie keinen Shirk begehen ( "Shirk" das heißt Gott nicht mit menschlichen Eigenschaften ausstatten oder ihm Symbole oder andere Götter zur seite Stellen).
Haltung gegenüber anderen muslimischen Gruppen
Die in dem Buch dargelegte Lehre hat Konsequenzen bezüglich der Haltung gegenüber anderen muslimischen Gruppen.
- Schiiten werden nur teils akzeptiert und oft als Sekte oder sogar murtaddun bezeichnet. Sie wurden früher von den Wahhabiten verfolgt (z.b 1802 das Kerbala Massaker).
- Sufismus wird in jeder Form abgelehnt daher werden Sufis nicht toleriert/anerkannt, ihr Islam gilt als "Unrein". Daher wurden sie früher verfolgt unter anderem beim "Blutbad" von Taif bei der Eroberung 1924 durch die Wahhabiten.
- Islamische Splittergruppen wie die Aleviten, Ahmadiyya, Drusen , Jesiden, Babismus und Baha'i werden mit Ungläubigen (kafirun) bzw. (murtaddun) gleichgesetzt. Sie wurden und werden von den Wahhabiten verfolgt und mit dem Tode bestraft.
Man ist sich auch nicht immer mit den Sunnitischen Rechtsschulen (Madhhab) und den Salafiyya einig, was aber selten der Fall ist.
Einordnung in die muslimische Tradition
Die ganze Lehre des Muhammad ibn Abd al-Wahhab (محمد بن عبد الوهاب) basiert auf der Rechtsdogmatik der Hanbaliten, das heißt der Hanbalitischen Rechtsschule. In einigen Bereichen werden aber auch die Lehren von den Imamen der anderen drei Rechtsschulen (Madhhab) herangezogen. Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als Muslime schlechthin. Als Wahhabiten - also als Sondergruppe, die nach ihrem "Gründer" benannt ist - werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als muwahhidun - als Bekenner des tauhid, der Einzigartigkeit Gottes - oder einfach als Muslime. Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, erscheinen ihnen deshalb schnell als unislamisch, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft den Ruf der Intoleranz und des Fanantismus eingebracht hat. Für die Wahhabiten ist Muhammad ibn Abd al-Wahhab nicht der Gründer sondern eine wichtige Autörität, in der Auslegung der Ursprünglichen Lehre des Islam.
Die Lehre des kitab at-tauhid heute
Die meisten Wahhabiten heutzutage gibt es in Saudi-Arabien. Sie stellen dort mit 73% der Bevölkerung die größte religiöse Gruppe da, wo auch die Lehre Staatsdoktrin ist. Der Wahhabitische Islam ist heutzutage jedoch weltweit anzutreffen, vorallem in Jordanien, Dagestan, Ägypten, Algerien und Libyen ist der Einfluss in den Letzten Jahren angestiegen. Das Buch ist inzwischen in mehreren Sprachen erhältlich.
Auszug aus dem Kitab al Tauhid
Irrglauben im menschlichen Leben
Allah hat die Geschöpfe geschaffen, damit sie Ihn anbeten, und bereitete ihnen an Versorgung, was sie darin unterstützt.
Allah sagt:
„Und ich habe die Dschinn und die Menschheit zu nichts sonst geschaffen, außer dass sie Mir dienen. Ich möchte von ihnen keine Versorgung, und Ich möchte nicht, dass sie Mich speisen! Ja, Allah, Er ist der Versorger, voller fester Kraft.“ (Surah adh-Dsarijat (51):56-58)
Die Seele ist von Natur aus so veranlagt, dass sie, wenn sie in Ruhe gelassen wird, Allah mit Seiner Göttlichkeit anerkennt, Ihn liebt, Ihn anbetet und Ihm keine Partner beigesellt: Doch die Shajatin der Menschen und der Jinn - die einen von ihnen geben den anderen die Ausschmückung des Wortes als Täuschung ein - verderben sie und lassen sie irregehen.
Tauhid (der Glaube an die Einheit Allahs) ist in die menschliche Natur fest eingeprägt, während der Polytheismus zufällig und von außen in sie eingedrungen ist.
Und der Prophet sagte: „Jedes Kind wird mit einer natürlichen Neigung geboren, doch seine Eltern machen ihn zu einem Juden, Christen oder einem Sabäer.“ (Berichtet von Al- Bukhari und Muslim) Daher ist der Tauhid oder der Glaube an die Einheit Allahs der angeborene Glaube des Menschen.
Islam ist der Glaube, der von Adam, alaihi salam, aufrechterhalten wurde, und von denen, die nach ihnen kamen.