Das Bregenzerwaldgebirge ist eine Gebirgsgruppe der Ostalpen. Der Begriff steht in der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) für eine von 27 Gruppen der Nördlichen Ostalpen und in der internationalen vereinheitlichten orographischen Einteilung der Alpen (SOIUSA) für einen von sechs Unterabschnitten der Bayerischen Alpen, die dort ihrerseits ein Abschnitt der Nördlichen Ostalpen sind. Die Definition des Gebirges ist in beiden Einteilungssystemen identisch.
Bregenzerwaldgebirge
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Höchster Gipfel | Glatthorn (2133 m ü. A.) | |
Lage | Vorarlberg, Österreich | |
Teil der | Bayerischen Alpen (SOUISA) Nördlichen Ostalpen | |
Einteilung nach | AVE: 1 SOIUSA: 22.I | |
Koordinaten | 47° 16′ N, 9° 53′ O | |
Blick vom Fuße des Zafernhornes in Fontanella-Faschina auf den höchsten Berg des Bregenzerwaldgebirges, das Glatthorn (2133 m ü. A.) |
Das Gebirge ist von der Region Bregenzerwald zu unterscheiden. Der Bregenzerwald umfasst auch Teile der Allgäuer Alpen und des Lechquellengebirges, während das Bregenzerwaldgebirge in die Regionen des Vorarlberger Rheintals, des Walgaus und des Großen Walsertals ausgreift.
Einordnung
Einordnung nach SOIUSA[1] | ||
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Teil | II | Ostalpen |
Sektor | II/B | Nördliche Ostalpen |
Abschnitt | 22 | Bayerische Alpen |
Sektor | 22/A | Allgäuer und Bregenzer Alpen |
Unterabschnitt | 22.I | Bregenzerwaldgebirge |
Die Partizione delle Alpi definiert keine eigene Gruppe für das Bregenzerwaldgebirge, sondern ordnet dieses der Gruppe 15.a (Allgäuer Alpen) zu. Die Geographische Raumgliederung Österreichs von Reinhard Mang fasst das Bregenzerwaldgebirge mit einem Teil der Allgäuer Alpen zum Abschnitt „Bregenzerwald“ zusammen und teilt diesen wieder in „Vorderwald“ und „Hinterwald“.[1]
Nach der orografisch-hydrologisch orientierten Gebirgsgruppengliederung nach Trimmel bildet das Bregenzerwaldgebirge westlich der Bregenzer Ach den Hauptteil der Gruppe 1110 Rheintal–Walgau–Bregenzer Wald, die darüber heinaus noch die Zitterklapfengruppe und den nordwestlichsten Teil des Rätikon bis zum Vorderälpele umfasst. Das Bregenzerwaldgebirge östlich der Bregenzer Ach entspricht in dieser Gliederung den Gruppen 1125 Winterstaude und 1128 Mittagsfluh – Hirschberg.
Lage und Umgrenzung
Das Bregenzerwaldgebirge befindet sich vollumfänglich im österreichischen Bundesland Vorarlberg und nimmt einen großen Teil der nördlichen Hälfte dessen Fläche ein.
Die Umgrenzung des Bregenzerwaldgebirges wird folgendermaßen gebildet:[2][1]
- Nordosten: Bodensee – Bregenzer Ach – Subersach (Nebenfluss der Bregenzer Ach)
- Südosten: Schönenbach (Nebenfluss der Subersach) – Osterguntenbach – Stogger Sattel – Rehmerbach (Nebenfluss der Bregenzer Ach) – Au – Argenbach (Nebenfluss der Bregenzer Ach) – Jochbach – Faschinajoch – Faschinabach – Lutz (Großes Walsertal)
- Süden: Walsertal auswärts, Ill auswärts bis zur Mündung in den Rhein
- Westen: Rhein bis in den Bodensee – dies ist gleichzeitig die traditionelle Grenze zwischen den Ostalpen und den Westalpen
Das Faschinajoch verbindet das Bregenzerwaldgebirge mit dem Lechquellengebirge. Der Stogger Sattel stellt die Verbindung zu den Allgäuer Alpen her.
Allgäuer Alpen | ||
Appenzeller Alpen | ||
Rätikon | Lechquellengebirge |
Untergliederung
Nach SOIUSA wird das Bregenzerwaldgebirge in zwei Obergruppen, sechs Gruppen und 13 Untergruppen eingeteilt[1], die den Kapiteln im Alpenvereinsführer Bregenzerwaldgebirge von 1977[3] entsprechen.
Obergruppe | Gruppe | Untergruppe | Höchster Gipfel | Höhe | |||
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A | Westliches Bregenzerwaldgebirge | 1 | Damülser Berge i.w.S. (Glatthorn-Mittagspitze-Kette) |
1.a | Glatthorngruppe | Glatthorn | 2133 m ü. A. |
1.b | Damülser Berge i.e.S. | Damülser Mittagspitze | 2095 m ü. A. | ||||
2 | Freschen-Walser-Kette | 2.a | Freschengruppe | Hoher Freschen | 2004 m ü. A. | ||
2.b | Walserkamm | Tälispitze | 2000 m ü. A. | ||||
3 | Ebniter und Schuttanner Berge (Kugel-Schuttannen-Kette) |
3.a | Kugelgruppe | Vorderhörnle | 1656 m ü. A. | ||
3.b | Schuttannenberge | Schöner Mann | 1532 m ü. A. | ||||
4 | First-Hochälpele-Gaißkopf-Kette | 4.a | Dornbirner First | Mörzelspitze und Leuenkopf | 1830 m ü. A. | ||
4.b | Hochälpele-Weißenfluh-Gruppe | Hochälpele | 1463 m ü. A. | ||||
4.c | Lorenaberge i.w.S. | Geißkopf | 1198 m ü. A. | ||||
B | Östliches Bregenzerwaldgebirge | 5 | Mittagsfluh-Bizauer Hirschberg-Gruppe | 5.a | Mittagsfluh | Mittagsfluh | 1637 m ü. A. |
5.b | Bizauer Hirschberggruppe | Hirschberg | 1834 m ü. A. | ||||
6 | Winterstaudengruppe | 6.a | Hinteregger Grat | Luguntenkopf | 1702 m ü. A. | ||
6.b | Winterstaudenkamm | Winterstaude | 1877 m ü. A. |
Der Alpenvereinsführer Bregenzerwaldgebirge und Lechquellengebirge von Dieter Seibert teilt das Bregenzerwaldgebirge in nur noch vier Gruppen ein:
- Freschen-Hochälpele-Gruppe (Untergruppe 2.a, Gruppen 3 und 4)
- Walserkamm (Untergruppe 2.b)
- Östlich der Bregenzerach (Obergrupe B)
- Damülser Berge (Untergruppe 1.b)
Die Glatthorngruppe (Untergruppe 1.a) zählt Seibert als Teil des Kammes Glatthorn – Zitterklapfen – Hohe Künzel zum Lechquellengebirge.
Gipfel
Die zehn höchsten Gipfel des Bregenzerwaldgebirges:
Gipfel | Höhe m ü. A. | Untergruppe |
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Glatthorn | 2133 | Glatthorngruppe |
Türtschhorn | 2096 | Glatthorngruppe |
Damülser Mittagsspitze | 2095 | Damülser Berge |
Hochblanken | 2068 | Damülser Berge |
Klippern | 2066 | Damülser Berge |
Sünser Spitze | 2061 | Damülser Berge |
Gungern | 2053 | Damülser Berge |
Ragazer Blanken | 2051 | Damülser Berge |
Holenke | 2044 | Kanisfluh |
Hübscher Bühel | 2032 | Damülser Berge |
Landschaft und Geologie
Das Bregenzerwaldgebirge liegt in einer in stufenförmigen Wellen von Westnordwesten Richtung Ostsüdosten ansteigenden Landschaft. Es dominieren mittelgebirgige, mit Wiesen und Wäldern bedeckte Berge, Hochgebirgscharakter ist nur am äußersten Südrand beim Übergang zum Lechquellengebirge zu finden.
Geologisch stellt sich die Gebirgsgruppe komplex dar, es finden sich morphologisch recht unterschiedlich ausgeprägte Gesteinszonen wie jene der Molasse (Vorderwald), des Helvetikums (Mittelwald, größere Teile des Hinterwaldes) und des Flysch. Im Osten und Südosten endet die Gruppe dort, wo die Flyschvoralpen sich landschaftlich (orografisch) mit den Nördlichen Kalkalpen verzahnen.
Tourismus
Hütten
Im Bregenzerwaldgebirge gibt es vergleichsweise wenige Hütten der Alpenvereine mit Übernachtungsgelegenheit. Dies hat seine Ursache darin, dass der größere Teil der Bergtouren als Tagestouren von den Talorten aus unternommen werden kann.
- Freschenhaus: Höhe: 1846 m, bewirtschaftet sommers von Mitte Juni bis Mitte Oktober, 26 Betten und 40 Matratzenlager, Winterraum mit 18 Lagern, offen, Talort: Laterns, Gehzeit von Bad Laterns: 2,5 Stunden
- Hochälpelehütte: Höhe: 1460 m, bewirtschaftet sommers von Juni bis Oktober, 25 Matratzenlager, Talort: Schwarzenberg, Gehzeit von Schwarzenberg: 1,75 Stunden
- Lustenauer Hütte: Höhe: 1250 m, bewirtschaftet sommers von Mitte Mai bis Mitte November und winters von Weihnachten bis Ostern, 40 Matratzenlager, Talort: Schwarzenberg, Gehzeit von Schwarzenberg: 2 Stunden
- Bregenzer Hütte: Höhe: 1290 m, bewirtschaftet sommers und winters, Zimmer und Lager, Talort: Schwarzenberg, Gehzeit von Schwarzenberg: 2 1/2 Stunden;
Es ist ratsam, sich über die genauen Öffnungszeiten und die Zugänglichkeit der Hütten beim Alpenverein oder in den Talorten zu erkundigen.
Fern-/ Weitwanderwege
Der nordalpine Weitwanderweg 01 (Kalkalpenweg) verläuft durch den zentralen Teil des Bregenzerwaldgebirges mit den folgenden Teilstrecken:
- Teilstrecke 17 verläuft von Zürs nach Damüls
Der größere Teil dieser Teilstrecke befindet sich noch im Lechquellengebirge. Erst am Faschinajoch wird das Bregenzerwaldgebirge betreten.
- Teilstrecke 18 verläuft von Damüls nach Bregenz über Alpe Portla, Hoher Freschen, Mörzelspitze, Bödele, Dornbirn.
Die Via Alpina, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg mit fünf Teilwegen durch die ganzen Alpen, verläuft am Rand des Bregenzerwaldgebirges.
Der Rote Weg der Via Alpina verläuft mit zwei Etappen durch das Bregenzerwaldgebirge wie folgt:
- Etappe R54 verläuft von Buchboden nach St. Gerold (nur die zweite Hälfte dieser Etappe befindet sich im Bregenzerwaldgebirge)
- Etappe R55 verläuft von St. Gerold nach Feldkirch über Röns, Schnifis und Satteins
Klettersteige
Geologie und Geografie des Bregenzerwaldgebirges sind für die Anlage von Klettersteigen nicht gerade förderlich. Als Klettersteige der einfachsten Stufe können gerade noch gelten:
- Binnelgrat (Nordgrat) am Hohen Freschen
- Valüragrat (Westgrat) am Hohen Freschen
Literatur / Karten
- Dieter Seibert: Alpenvereinsführer Bregenzerwald- und Lechquellengebirge alpin. Bergverlag Rother, München 2008, ISBN 978-3-7633-1095-1
- Rother Wanderführer Bregenzerwald, ISBN 3-7633-4088-2, Bergverlag Rudolf Rother, München
- Rother Wanderführer Bodensee bis Rätikon, ISBN 3-7633-4197-8, Bergverlag Rudolf Rother, München
- Rother Wanderführer Brandnertal mit Großem Walsertal und Klostertal, ISBN 3-7633-4035-1, Bergverlag Rudolf Rother, München
- Wandern kompakt Bregenzer Wald, ISBN 3-7654-3957-6, Bruckmann Verlag GmbH, München
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Sergio Marazzi: Atlante orografico delle Alpi. SOIUSA – Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino. 1. Auflage. Priuli & Verlucca, Scarmagno 2005, ISBN 88-8068-273-3 (italienisch, fioridimontagna.it [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 26. Dezember 2016]).
- ↑ Franz Graßler: Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE). Alpenvereins-Jahrbuch. In: DAV, OeAV, AVS (Hrsg.): Berg '84. Band 108, 1984, S. 215–224. Zitiert nach Mathias Zehring: Alpenvereinseinteilung der Ostalpen. In: bergalbum.de. Abgerufen am 26. August 2009.
- ↑ Walther Flaig: Alpenvereinsführer Bregenzerwaldgebirge. 1. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München 1977, ISBN 3-7633-1203-X.
Weblinks
- Umgrenzung des Bregenzerwaldgebirges auf GeoFinder.ch