Alexandr Porfirjewitsch Borodin, russ. Александр Порфирьевич Бородин (* 12. November 1834 in Sankt Petersburg; † 27. Februar 1887 in Sankt Petersburg) war sowohl ein bedeutender russischer Komponist, als auch Chemiker und Mediziner. Alexander Borodin war der uneheliche Sohn des georgischen Fürsten Luka Stepanowitsch Gedjanow (1772-1840) und dessen 24-jähriger Mätresse Awdotja Konstantinowna Antonowa. Da er noch anderweitig verheiratet war, ließ er das Kind als den Sohn seines Dieners Porfiri Borodin registrieren. Der Vater, ein pensionierter Leutnant der russischen Armee, führte seine Herkunft auf die Herrscherfamilie Gedevanishvili des früheren georgischen Königreichs Imeretien zurück. Kurz vor seinem Tod hat er sich zu seinem Sohn bekannt.
Borodin wuchs bei seiner Mutter in St. Petersburg auf. Dort erhielt er eine gute und umfassende Ausbildung. Er erwies sich als ausserordentlich talentiert und erlernte neben den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch, auch das Spiel auf dem Klavier, der Flöte und dem Cello. Im Jahre 1863 heiratete Borodin die Russin Jekaterina Protopopowa, eine brilliante junge Pianistin. Sie lernten sich in Deutschland kennen und verliebten sich auf einer gemeinsamen Reise nach Baden-Baden, wo sie sich auch verlobten. Sie hatten 3 Töchter.
Gegen Ende seines Lebens litt Borodin vermehrt an den Folgen einer Cholerainfektion und an Herzbeschwerden. Am 27. Februar 1887 nahm er dennoch an einem Ball seiner Akademie teil, wo er inmitten der Festlichkeiten an einer Herzattacke vertarb. Er wurde auf dem Tichwin-Friedhof des Alexander-Newski-Klosters, in St. Petersburg (Russland) beigesetzt.
Borodin der Naturwissenschaftler
1850 begann er seine Ausbildung an der Militärakademie für Medizin und Chirurgie in St. Petersburg, wo er bald seine lebenslange Leidenschaft für die experimentelle Chemie entdeckte. 1858 promovierte er an der selben Akademie zum Doktor der Medizin. In seiner Promotionsarbeit befasste er sich mit Untersuchungen der chemischen und toxikologischen Eigenschaften der Phosphor- und Arsensäuren. Nach seiner Promotion war er für ein Jahr Hauschirurg in einem Militärhospital, anschließend verließ er Rußland um sich in Westeuropa wissenschaftlich fortzubilden. Im Jahre 1862 erhielt er eine Professur an der Akademie in St. Petersburg, wo er sich fortan seinen chemischen Studien widmete.
Als Chemiker erforschte er organische Reaktionen und Verbindungen. Er entwickelte eine wichtige Labormethode zur analytischen Harnstoffbestimmung in der Medizin. Für die organische Chemie bis heute bedeutend sind seine späteren Forschungen an der o.g. Militärakademie, die im Jahre 1861 zur Etablierung der Synthese der fluororganischen Verbindungen führten. Von großer Bedeutung sind auch seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Polymerisation und Kondensation der Aldehyde, sowie die fundamentale Entdeckung der Aldol-Addition im Jahre 1872. Weitere wichtige Meilensteine seiner Forscherkarriere sind die nach ihm benannte "Borodinsche Silberdecarboxylierung" und die "Hunsdiecker-Borodin-Reaktion".
Borodin der Komponist
Weltweit bekannt wurde Borodin weniger als Wissenschaftler, sondern als Komponist. Wie Borodin es schaffte neben seiner Brotarbeit an der Akademie noch Zeit für die Musik zu finden bleibt ein Rätsel. 1864 jedoch kam er mit Mili Balakirew zusammen und durch diesen lernte er Zesar Kjui, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow kennen. Auf diese Weise wurde er letztes Mitglied der nationalrussischen "Gruppe der Fünf", deren epischer romantischer Musikstil sich am ehesten mit dem Richard Wagners vergleichen lässt. Im Jahre 1869 wurde Borodin's erste Symphonie, dirigiert von Balakirew aufgeführt. Im selben Jahr begann Borodin mit der Arbeit an seiner heroischen Oper "Fürst Igor", mit den berühmten "Polowezer Tänzen". Dieses Werk, das häufig als sein bedeutendstes angesehen wird, blieb bis zu seinem Tode unvollendet, was wohl auf Borodins immense Arbeitsbelastung als Forscher zurückzuführen ist. "Fürst Igor" wurde später von Alexander Glasunow und Nikolai Rimsky-Korsakow vollendet und orchestriert. Ebenso unvollendet blieb eine dritte Symphonie, zu deren posthumen Vollendung wiederum Glasunow beitrug.
Die Premiere seiner zweiten Symphonie war zunächst ein Fehlschlag, aber als Franz Liszt 1880 in Deutschland eine weitere Aufführung arrangierte, kam Borodin auch außerhalb von Russland zu einigem Ruhm.
Borodin selbst bezeichnete Musik als "Zeitvertreib, als eine Erholung von ernsteren Beschäftigungen", womit er wohl seine Arbeit als Wissenschaftler meinte.
Werke
- Sinfonie in Es-Dur (1.)
- Sinfonie in H-Moll (2.)
- unvollendete 3. Sinfonie
- Sinfonische Dichtung "Steppenskizze aus Mittelasien"
- Oper "Fürst Igor" (auch 'Prinz' Igor genannt) (1887)
- Streichquartette
- Lieder