Die Dreieinigkeitskirche ist eine frühbarocke säulenlose Saalkirche in der Altstadt von Regensburg, die von 1627 bis 1631 nach Plänen von Hanns Carl erbaut wurde. Sie ist eine der ersten evangelisch-lutherischen Kirchenneubauten in Bayern.
Geschichte
Nach Einführung der Reformation in Regensburg im Jahr 1552 dienten den Protestanten die Oswaldkirche und die Neupfarrkirche als gottesdienstliche Versammlungsorte. Zudem stand seit 1563 die Dominikanerkirche St. Blasius als Simultankirche zur Verfügung. Nachdem 1626 die Dominikaner die gemeinsame Nutzung ihrer Kirche durch den Reichshofrat untersagen ließen und nur bis 1628 eine Übergangszeit gewährten, beschloss die Evangelische Kirche im Februar 1627 einen Neubau.[1] Der Kirchenbau war durch eine finanzielle Entschädigung der Dominikaner möglich geworden. Außerdem hatte sich die evangelische Gemeinde sehr stark vergrößert, weil viele aus Böhmen und Österreich vertriebene Protestanten in Regensburg Zuflucht gefunden hatten. Auch diese Exulanten unterstützten den Bau der Kirche mit erheblichen Mitteln.
Die Grundsteinlegung der Dreieinigkeitskirche (damaliger Name: Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit) erfolgte mitten im Dreißigjährigen Krieges am 4. Juli 1627. Der Bau konnte bereits am 5. Dezember 1631 kurz vor der Einnahme Regensburgs durch die Schweden und der Rückeroberung der Stadt durch ein kaiserliches Heer fertiggestellt werden. Der Nürnberger Architekt Hanns Carl errichtete die Kirche als säulenlosen Saalbau mit umlaufenden Holzemporen.
Die Sakristei wurde im Jahr 1755 an den Südturm angebaut. Die Orgel wurde 1758 vom Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth eingebaut. Sie wurde 1892 von einer Orgel mit zwei Manualen und 32 Registern des Nürnberger Orgelbauers Johannes Strebel und 1966 durch einen Neubau von Detlef Kleuker abgelöst. 1790 entstand ein abgeschlossenes Oratorium, von dem aus die Fürstin Erbprinzessin Therese von Thurn und Taxis, die Ehefrau des Prinzipalkommissars Karl Alexander von Thurn und Taxis, dem Gottesdienst folgen konnte.[1] Sie stammte aus dem Fürstenhaus Mecklenburg-Strelitz und war nach ihrer Heirat protestantisch geblieben.
In den Jahren 2008 bis 2013 wurde die Kirche außen und innen für 3,5 Millionen Euro grundlegend saniert. Davon trugen die Evangelisch-Lutherische Kirche Bayern die Hälfte und die Kirchengemeinde 250.000 Euro. Der Freistaat Bayern übernahm 1,3 Millionen Euro der Sanierungskosten, die Stiftung KiBa und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligten sich mit 400.000 Euro an der Finanzierung.[2]
Die Dreieinigkeitskirche ist Hauptaufführungsort der Regensburger Kantorei.
Architektur
Der geostete Saalbau hat ein Langhaus mit Satteldach, einen eingezogenen Chor und zwei Chorflankentürme. Das verputzte Mauerwerk weist Eckquaderung mit verzahntem Bossenwerk auf. Der Dachstuhl, das Gestühl und die Inneneinrichtung sind noch weitgehend im Originalzustand erhalten.
Die Mauern des Langhauses sind in zwei Zonen gegliedert. In die untere Zone unterhalb der Emporen sind Rundfenster mit profilierten Umrahmungen eingelassen, darüber belichten große zweibahnige Rundbogenfenster den Innenraum, mittig in den Langseiten über den Portalen jeweils ein weiteres Rundfenster. Die Kirche wird im Süden, Westen und Norden durch Säulenportale erschlossen.[3] Zwei mächtige Freisäulen flankieren die Portale, auf deren reich profilierten Kämpfern ein profilierter Rundbogen mit Fase ruht. An der Westseite wird der Architrav von einer Tafel mit Voluten bekrönt. An den Langseiten umschließt ein gesprengter Giebel das Regensburger Wappen: zwei schräg gekreuzte Schlüssel. Im Inneren öffnet ein großer rundbogiger Chorbogen den Chor zum Schiff.
Die Flankentürme sind im unteren, aufgemauerten Teil viergeschossig. Der Südturm blieb aufgrund der Kriegswirren unvollendet und verfügt nur über drei Geschosse, die von einem Pyramidendach abgeschlossen werden. Die beiden quaderförmigen Untergeschosse auf quadratischem Grundriss werden durch ein Gesimsband gegliedert. Darüber erheben sich beim Nordturm zwei oktogonale Obergeschosse, beim Südturm ein oktonales Geschoss. Das untere hat abgetreppte spitzbogige Schallarkaden für das Geläut, das obere eine umlaufendes Balustrade. Der zweigeschossige Helmaufbau des Nordturms hat offene Laternen mit Welscher Haube, die von einem vergoldeten Turmknauf, einer Wetterfahne und einem Kreuz bekrönt wird.
Der knapp 70 m[4] hohe Turm der Kirche ist im Sommer als einziger Kirchturm im Stadtgebiet von Regensburg begehbar. Von ihm aus eröffnet sich ein Rundblick über die Dachlandschaft von Regensburg und zu den Donauhängen bis hin zur Walhalla.
Ausstattung
Der schlicht gestaltete Innenraum wird von einer mächtigen Tonne abgeschlossen. Georg Vest aus Creußen schuf die Stuckdecke, die reich mit geometrischen Ornamenten verziert ist und spätmittelalterliche Traditionen aufgreift.[5] Die Rippen erinnern an ein Sterngewölbe. Zentral in der Decke des Langhauses ist eine Sonne mit vergoldeten Strahlen und den Worten „Sanctae Trinitati Sanctum“ (ein Heiligtum für die heilige Dreieinigkeit) angebracht. Ein profiliertes Gesims wird von Konsolen getragen. Auch die Tonne im Chor wird durch Stuckrippen aus Pappmaché verziert, die von Konsolen mit Engelköpfen gestützt werden.[3]
Die dreiseitig umlaufende Empore ruht auf Konsolen ohne stützende Pfeiler und Säulen. Im Westen ist eine zweite Empore als Aufstellungsort für die Orgel eingebaut. Auf der Westempore ist die Dauerausstellung „Die Dreieinigkeitskirche und das evangelische Regensburg“ zu sehen.[5]
Georg Jakob Wolff und Georg Stellenberger schufen den Altar. Das Altarbild mit der Abendmahlsszene und die Predella mit dem Taufbild stammen von Johann Paul Schwendtner. Das zentrale Gemälde wird von zwei korinthischen Säulen flankiert. Über dem Altarbild ist ein Wappen angebracht, das von einem gesprengten Giebel mit einem Engel abgeschlossen wird, der eine Krone und einen Palmenzweig in seinen Händen hält. Der Schalldeckel der Kanzel von 1631 ist reich mit kleinen Engelfiguren auf Konsolen, Putten, gesprengten Giebeln und vergoldetem Schnitzwerk verziert.[1] Eine große Engelfigur hält zwei Eisenstangen, an denen der Schalldeckel befestigt ist.
Das hölzerne Gestühl stammt aus der Erbauungszeit und ist für die verschiedenen gesellschaftlichen Stände unterschiedlich gestaltet. Im Chor ist es mit Schnitzwerk im Knorpelstil verziert und war ursprünglich für den Stadtrat vorgesehen. Für die Mitglieder des Magistrats und die Abgeordneten des Reichstags wurden 1755 eigene Oratorien gebaut. Das Oratorium für Therese zu Mecklenburg aus dem Jahr 1790 ist unterhalb der Orgelempore eingebaut und fügt sich in die Holzkonstruktion ein.
Über dem Eingang zur Sakristei sind zwei Gemälde der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchton aufgehängt. Zwei Gemälde aus dem Ende des 17. Jahrhunderts in der Nordostecke des Langhauses zeigen den büßenden Hieronymus und eine Halbfigur Christi.[5]
Von der Barockorgel von Franz Jakob Späth aus dem Jahr 1758 sind lediglich der Prospekt und einige Pfeifen erhalten. 1966 schuf Detlef Kleuker eine neue Orgel mit 44 Registern, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilten. Das Innenwerk ist seit 2009 ausgebaut und soll bis 2017 durch einen Neubau von Hendrik Ahrend ersetzt werden. Die neue „Bach-Orgel“ wird wie die Späth-Orgel um 30 Register auf zwei Manualen und Pedal verfügen und speziell für die Darstellung von Orgelwerken Johann Sebastian Bachs konzipiert sein.[6]
Bei der Heirat des katholischen Prinzen Alexander von Thurn und Taxis mit der protestantischen Therese zu Mecklenburg (1789) wurde vereinbart, dass in der protestantischen Dreieinigkeitskirche ein Oratorium für sie eingebaut würde. Der Einbau bewirkte eine Starke bauliche Veränderung der Kirche.
Geläut
Das Geläut besteht aus zwei Glocken: Im Nordturm befindet sich die kleinere Glocke, die von Georg Schelchshorn im Jahr 1629 in Regensburg gegossen wurde und auf dem Ton c1 erklingt. Der Südturm beherbergt die große Glocke. Sie erklingt auf dem Ton a0 und wurde 1951 von Georg Hofweber, ebenfalls in Regensburg, gegossen.
Gesandtenfriedhof
Östlich und südlich der Kirche befindet sich der sogenannte Gesandtenfriedhof, auf dem ausschließlich adelige, protestantische Gesandte zum Immerwährenden Reichstag zu Regensburg und ihre Familienangehörigen begraben wurden, die während ihres Aufenthaltes in Regensburg gestorben sind. Für den Zeitraum 1640 bis 1790 sind fast hundert Begräbnisse namentlich nachweisbar. Die barocken Grabmäler und Inschriften einiger besonders berühmter und reicher Gesandter sind erhalten bzw. dokumentiert.[7]
Freiherr Hans Ulrich von Schaffgotsch, kaiserlicher General und Gefolgsmann Wallensteins während des Dreißigjährigen Krieges, der auf dem Regensburger Haidplatz enthauptet wurde, ist am 25. Juli 1635 auf dem Friedhof der Kirche beerdigt worden. Der Grabstein ging aber bereits vor 1700 verloren.
Literatur
- Karl Möseneder: Die Dreieinigkeitskirche in Regensburg. Ein protestantischer Kirchenbau. In: Martin Luther. Eine Spiritualität und ihre Folgen. Vortragsreihe der Universität Regensburg Lutherjahr 1983. (= Schriftenreihe der Universität Regensburg 9). Mittelbayerische Druckerei- und Verlags-Gesellschaft, Regensburg 1992, S. 171–192.
- Peter Morsbach: Evang.-Luth. Dreieinigkeitskirche Regensburg. Selbstverlag, Regensburg 2005, ISBN 3-937527-08-7.
- Wolfgang Pfeiffer: Evangelische Dreifaltigkeitskirche Regensburg (= Kleine Kunstführer 874). Schnell & Steiner, München 1967.
- Reinold Wex: Die Dreieinigkeitskirche in Regensburg. In: Ordnung und Unfriede. Raumprobleme des protestantischen Kirchenbaus im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland. Jonas-Verlag für Kunst und Literatur, Marburg 1984, ISBN 3-922561-23-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Homepage der Kirchengemeinde: Zur Geschichte der Dreieinigkeitskirche, abgerufen am 14. April 2014.
- ↑ Mittelbayerische vom 21. August 2014: Dreieinigkeitskirche bald offen, abgerufen am 16. April 2014.
- ↑ a b Beschreibung auf der Seite des Deutschen Denkmalschutzes
- ↑ Die „KiBa-Kirche des Monats April“ in Regensburg wird wiederhergestellt Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 3. April 2013, abgerufen am 9. Februar 2016
- ↑ a b c Ev.-luth. Kirche in Bayern: Dreieinigkeitskirche Regensburg ( vom 16. April 2014 im Internet Archive), abgerufen im Internet-Archiv am 9. Februar 2016.
- ↑ Mittelbayerische vom 12. April 2014: Ostfriese baut die neue Bach-Orgel, abgerufen am 14. April 2014.
- ↑ Begräbnisverzeichnis der Gesandten pdf 381KB
Koordinaten: 49° 1′ 6″ N, 12° 5′ 30″ O