Geschichte der Stadt Zürich

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Das ist die Geschichte der Stadt Zürich im Gegensatz zur Geschichte des Kantons Zürich (siehe dort Kap. 5).

Altertum

Schon vor der Eroberung Helvetiens durch die Römer (15 v. Chr.) bestand in Zürich eine kleine keltische Siedlung. Darauf hin deutet schon der Name des Ortes zur Römerzeit, Turicum: Dieses Wort ist aus der lateinischen Sprache heraus nicht verständlich, muss also zwingend schon vor der Ankunft der Römer existiert haben.

Zur Römerzeit war Zürich ein Vicus von etwa 250 Einwohnern mit einer Zollstation, da der Ort an der Römerstraße von Windisch Richtung Chur die Grenzstation zwischen Gallien und Rätien bildete. Im vierten Jahrhundert wurde ein Kastell errichtet, dessen Überreste noch auf dem Lindenhof zu sehen sind. 401 wurde das Kastell von der römischen Besatzung verlassen und die nächsten Jahrhunderte von Zürich liegen im Dunkeln.

Von der Pfalz zur Reichsstadt

Im 7. Jahrhundert wurde die Gegend von der Alemannischen Herzogssippe beherrscht, und kam ans karolingische Königshaus, als Karl der Große 773 Hildegard aus dieser Herzogssippe heiratete. Karl der Große selbst ist, trotz der mit ihm verbundenen Legenden, nie in Zürich gewesen.

Bei der Reichsteilung von Verdun 843 fiel Zürich an Ludwig den Deutschen, der in der Südwestecke seines Reiches mehrere Stützpunkte schuf. In Zürich baute er auf dem Lindenhof eine Pfalz am Ostrand des römischen Kastells. Zugleich gründete er 853 ein Nonnenkloster, das er mit reichen Länderein bedachte. Diese Stiftung diente der Versorgung seiner Töchter Hildegard und Berta - der Legende nach wegen ihrer Frömmigkeit, aber sicher hatte das auch den Vorteil, ihre Heirat und spätere Erbstreitigkeiten zu verhindern.

Ludwigs Sohn, Karl der Dicke ließ 874 für die Klosterfrauen eine Klosteranlage mit einer stattlichen Kirche, dem heutigen Fraumünster, errichten. Er war mehrfach in Zürich, und die Legenden, die man in Zürich von Karl dem Großen erzählt, beziehen sich vermutlich auf ihn.

Die Königs- und Kaiserbesuche in der Pfalz nahmen zu: im 11. Jahrhundert war jeder König mehrfach in Zürich, das die südlichste schwäbische Königspfalz war und an dem immer häufiger benutzten Weg lag, der von Deutschland über die Bündner Pässe nach Süden führte. Das Zürich des Hochmittelalters war eine typische Kirchenburgenstadt mit Marktsiedlung, die aus drei Zentren bestand, um die sich kleine Siedlungen gruppierten: die Pfalz auf dem Lindenhof mit Sankt Peter, der ältesten Kirche, das Fraumünsterkloster, und das Grossmünster mit seinem Chorherrenstift auf der anderen Seite der Limmat.

Vom 12. Jahrhundert an entwickelte sich auf der Grossmünsterseite eine Stadterweiterung.

1218 wurde Zürich Reichsstadt und hatte eine offizielle Stadtbehörde mit Siegel, aber es war nicht einfach für die neue Reichsstadt, sich gegen die mächtige Äbtissin des Fraumünsters und den umliegenden Hochadel durchzusetzen. Im folgenden Jahrhundert wurde die erste Stadtmauer gebaut, innerhalb derer sich die neuen Bettelorden mit dem Predigerkloster der Dominikaner, dem Barfüsserkloster der Franziskaner, dem Augustinerkloster und dem Dominikanerinnenkloster Oetenbach ansiedelten. Im Gegensatz zum vornehmen und mächtigen Fraumünster waren diese Orden bei der Bevölkerung sehr beliebt. In der Stadt vermehrten sich auch die turmartigen Steinhäuser vornehmer Bürgerfamilien und auswärtiger Adliger, von denen einige bis heute erhalten sind. Hier wurde vornehme Geselligkeit gepflegt, und hier entstand auch die berühmte Manessische Liedersammlung. Um 1300 hatte Zürich zwischen 8'000 und 9'000 Einwohner. Die Bevölkerung bestand aus dem alten Stadtadel, den aufkommenden Fernkaufleuten und den rechtlosen Handwerkern.


Die Zunftverfassung und der Beitritt zur Eidgenossenschaft

1291 kam es zu einer Machtverschiebung im Rat, die Mehrheit war jetzt bei den Fernkaufleuten. Das neue Kaufmannspatriarchat handelte mit Italien, Deutschland, und Osteuropa und manipulierte Preise, Währung und Stadtfinanzen in eigenem Interesse und zum Nachteil der ortsansässigen Handwerker, denen es jedoch verboten war, sich in Zünften zu organisieren. Die innenpolitischen Spannungen wuchsen, bis es zur Brun'schen Zunftrevolution kam. Unter der Führung des Ritters und Ratsmitglieds Rudolf Brun stürmten die Handwerker das Rathaus. Die einflussreichsten Ratsherren wurden verbannt, und es kam zur Verfassung von 1336, nach der Adel und Kaufleute auf der einen und Zünfte der Handwerker auf der andern Seite paritätisch im Rat vertreten waren, unter diktatorischer Führung des Bürgermeisters auf Lebenszeit, Rudolf Brun.

Diese politische Lösung hatte aber auch Probleme im Gefolge: die verbannten Ratsherren setzten sich im österreichischen Rapperswil, am oberen Ende des Zürichsees fest, das die Handelsstrasse nach Italien kontrollierte - die empfindlichste Stelle von Zürich. Ein ständiger Kleinkrieg mit Gefahr der Eskalation folgte. Dazu verlor die Stadt 1348/49 die Hälfte ihrer Einwohner durch die Pest - aus dieser Notsituation heraus verbündete sich Zürich 1351 mit den Eidgenossen, obwohl es kulturell mit den wilden Bergbauern nicht viel gemeinsam hatte. Vorteil für Zürich war die unbestreitbare Kampfkraft der Innerschweizer und ihre Kontrolle über den Gotthard - Vorteil für die Innerschweizer war die sicherere Versorgung mit Lebensmitteln aus dem Unterland.

Reformation

Zürich war Mittelpunkt der Schweizer Reformation, die von Huldrych Zwingli [1] vorangetrieben wurde. Außerdem war Zürich der Ausgangspunkt der Täuferbewegung.

Die Republik Zürich, Aufklärung und Rokoko

Das Liberale Zürich

Nach der Begründung der modernen Schweiz 1848 bewarb sich Zürich neben Bern und Luzern darum, Hauptstadt des neuen Staatswesens zu werden. Neben der Lage als Verkehrsknotenpunkt wurden damals v.a. das wunderliebliche Seeufer und die wohlthuend kosmopolitische Denkungsart der Bewohner hervorgehoben. Doch bewirkte der schon damals spürbare Anti-Zürich-Reflex der Inner- und Ostschweizer sowie die Vorliebe der Welschschweizer, dass Zürich gegen Bern keine Chance hatte.

Die Schweizer Großstadt