Das Wipptal ist ein in Nord-Süd-Richtung verlaufendes Tal in den zentralen Ostalpen im österreichischen Nordtirol und italienischen Südtirol. Es bildet hydrogeographisch keine Einheit: Die Nordhälfte wird von der Sill und weiter über das Flusssystem der Donau zum Schwarzen Meer hin entwässert, die Südhälfte vom Eisack und weiter über das Flusssystem der Etsch zur Adria. In seine zwei Hälften geteilt wird das Wipptal vom Brennerpass.
Wipptal
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Blick nach Norden ins Wipptal bei Sterzing | ||
Lage | Nordtirol, Südtirol | |
Gewässer | Sill; Eisack | |
Gebirge | Stubaier Alpen, Sarntaler Alpen, Tuxer Alpen, Zillertaler Alpen | |
Geographische Lage | 47° 0′ 12″ N, 11° 30′ 27″ O | |
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Höhe | 570 bis 1370 m ü. A. | |
Länge | ca. 70 |
Geographie
Das Wipptal verläuft von Innsbruck entlang der Sill Richtung Süden, überschreitet am Brenner (1370 m ü. A.) den Alpenhauptkamm (daher findet sich vereinzelt auch die nicht einheimische Bezeichnung Brennertal) und führt in Südtirol entlang des Eisacks über Sterzing bis nach Franzensfeste. Im Norden mündet es in das Unterinntal, im Süden setzt es sich als Eisacktal fort. Das Wipptal trennt die Stubaier und Sarntaler Alpen im Westen von den Tuxer und Zillertaler Alpen im Osten. Der Südtiroler Abschnitt wird italienisch Alta Valle Isarco („Oberes Eisacktal“) genannt. Für den Abschnitt nördlich des Brenners wird gelegentlich die Bezeichnung Silltal verwendet.
Geschichte
Das Wipptal war lange Zeit innerhalb des Bistums Brixen und der Grafschaft Tirol eine kulturgeographische und politische Einheit. Die heutige Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien über den Brennerpass entstand erst infolge des Ersten Weltkriegs durch den Friedensvertrag von St. Germain im Jahr 1919.
Name
Die Bezeichnung des Tales geht vermutlich auf eine keltische Bezeichnung zurück, nach der die römische Siedlung Vipitenum benannt wurde. Die heutige Stadt Sterzing wurde im Frühmittelalter etwas entfernt der erloschenen alten Siedlung als bajuwarische Neugründung angelegt (-ing-Name). Der italienische Nationalist Ettore Tolomei legte im Zuge der Italianisierung in seinem Prontuario für die heutige Stadt die italienische Bezeichnung Vipiteno fest.
Verkehr
Das Wipptal ist wegen der geringen Höhe des Brennerpasses seit Jahrtausenden eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verkehrsachsen durch die Alpen. Bereits in der Römerzeit verband die Via Raetia die Provinz Rätien mit Norditalien. Heute verlaufen hier die Brennerstraße bzw. Brennerstaatsstraße, die 1867 eröffnete Brennerbahn und die Brennerautobahn mit ihrem markantesten Bauwerk, der Europabrücke. Die Brennerautobahn (A13 nördlich des Brenners, A22 südlich davon) ist die wichtigste und meistbefahrene Nord-Süd-Querung der Alpen und liegt auf der Strecke München-Verona. Die Bewohner des Wipptales klagen seit Jahren über die Verkehrsbelastung, insbesondere durch die Straße. Der in Bau befindliche Brennerbasistunnel – eine Bahntrasse für Personen- und Güterverkehr – soll hier lokal zu einer Entlastung führen.
Gemeinden
Von Norden nach Süden liegen die folgenden Gemeinden im Wipptal:
- Patsch
- Ellbögen
- Pfons
- Mühlbachl
- Matrei am Brenner
- Steinach am Brenner
- Gries am Brenner
- Brenner
- Sterzing
- Freienfeld
- Franzensfeste
In Seitentälern liegen:
Ein großes Seitental des Wipptals ist das Stubaital, welches bei Schönberg im Stubaital nach Südwesten abzweigt. Auch die Gemeinden Natters und Mutters werden zum Stubaital gezählt, obwohl sie westlich oberhalb des Wipptales liegen.
Die in Südtirol gelegenen Gemeinden bilden mit den Gemeinden einiger Seitentäler die Bezirksgemeinschaft Wipptal. Die Nordtiroler Gemeinden des Wipptales und seiner Seitentäler (mit Ausnahme von Patsch und des Stubaitals) bilden den Planungsverband Wipptal.
Literatur
- Gerhard Stürzlinger: Durchs wilde Wipptal. Wandern zwischen Innsbruck und Mauls. Zürich: Rotpunktverlag 2001, ISBN 3-85869-197-6
- Hermann Holzmann: Wipptaler Heimatsagen [= Österreichische Volkskultur. Forschungen zur Volkskunde, Band 2]. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1948.