Walter Scherf (* 11. November 1920 in Mainz) ist ein deutscher Kinder- und Jugendliteratur- sowie Märchenforscher.
Werdegang
Zwischen 1946 und 1949 studiert Scherf Physik, Mineralogie und Musikwissenschaft an der Universität Göttingen. Zur selben Zeit gründet und leitet er Jugendgruppen, wird 1949 sogar Bundesführer der deutschen Jungenschaft. Sein Fahrtenname ist tejo. In dieser Zeit schrieb er Lieder (z.B.Die Regenfrau) bzw. Melodien für Lieder seiner Freunde(z.B.Genug gewandert,Hier wächst kein Ahorn).Produkte dieser Zeit finden sich im Turm A, im von ihm im Selbstverlag herausgebrachten Liederbuch "Unser Schiff" und in "72 Lieder des Bulgarischen Volkes". In diese Zeit schrieb auch "Das große Lagerbuch", das in bündischen Gruppen ein Klassiker ist. Im Anschluss an sein Studium arbeitet er als Setzer, Zeitschriften-Redakteur, Lektor sowie als Verlagsleiter, bis er 1957 Direktor der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) in München wird. Daneben ist er auch als Übersetzer aus dem Englischen tätig. Seine bekannteste Übersetzung ist "Der kleine Hobbit" (englischer Originaltitel: The Hobbit or There and Back Again) von J. R. R. Tolkien. Außerdem schreibt er viele bekannte Lieder der heutigen Bündischen Jugend, zum Beispiel "Die Regenfrau", "Hier wächst kein Ahorn" und "Summt der Regen".
Nach seiner Pensionierung im Jahre 1982 setzt er sein – in den 1960-er Jahren begonnenes Studium der Pädagogik, der Psychologie und der Volkskunde an der Universität München fort und promoviert hier 1986 mit der Arbeit Fantasma und Dramaturgie (Die Herausforderung des Dämons. Form und Funktion grausiger Märchen. München 1987). Danach ist er Lehrbeauftragter für Volks-Erzählforschung in Innsbruck und München (bis 2001).
Preise und Auszeichnungen
- 1994 Europäischer Märchenpreis der Märchen-Stiftung Walter Kahn
Publikationen
- Kindermärchen in dieser Zeit? Die psychologischen Seiten der Volksmärchen und ihr erzieherischer Wert. München 1961 (Das Podium).
- Politische Bildung durch das Jugendbuch? Bestandsaufnahme zu einem aktuellen Thema. München [u.a.] 1963 (Harms pädagogische Reihe; 51: Schriften zur politischen Bildung).
- Strukturanalyse der Kinder- und Jugendliteratur. Bauelemente und ihre psychologische Funktion. Bad Heilbrunn 1978 (Schriften des Arbeitskreises für Jugendliteratur).
- Bedeutung und Funktion des Märchens. München 1982 (Internationale Jugendbibliothek München: Papers and information materials/N.s.; 12).
- Fünfundzwanzig Jahre Direktor der Internationalen Jugendbibliothek. Ausschnitte aus seinen Lebenserinnerungen. München 1982.
- Räuber und Landsknechte im Spiegel ihrer Lieder. München 1982 (Internationale Jugendbibliothek München: Papers and information materials/NS; 14).
- Lexikon der Zaubermärchen. Stuttgart 1982 (Kröners Taschenbuchausgabe; 472).
- Die Herausforderung des Dämons. Form und Funktion grausiger Kindermärchen ; eine volkskundliche und tiefenpsychologische Darstellung der Struktur, Motivik und Rezeption von 27 untereinander verwandten Erzähltypen. München u.a. 1987.
- Das Märchenlexikon. 2 Bände. München 1995.
- "Flüchtig wie Rauch"; Verlag der Jugendbewegung
- "Lautlos wandert der Große Bär",Verlag der Jugendbewegung
- "Unser Schiff",Verlag der Jugendbewegung
- Die Märchenjurte- tejo erzählt (CD 70 min)
Literatur
- Helge Gerndt; Kristin Wardetzky (Hgg.): Die Kunst des Erzählens. Festschrift für Walter Scherf. Potsdam 2002. (Schriftenreihe des Wilhelm-Fraenger-Instituts Band 3)
- Helge Gerndt: Scherf, Walter. In: Enzyklopädie des Märchens Bd. 11 (2004), Sp. 1367-1372.
- Karl von den Driesch:"Entwicklungen-Fernweh und Großfahrten Bündischer Jugend in der Nachkriegszeit", Baunach 1996, ISBN 3-88778-200-3
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Scherf, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kinder- und Jugendliteratur- sowie Märchenforscher |
GEBURTSDATUM | 11. November 1920 |
GEBURTSORT | Mainz |