Hafsiden waren eine Dynastie in Ifriqiya (heutiges Lybien und Tunesien) von 1229 bis 1574.
Bedeutende Hafsiden-Herrscher:
- Abu Zakariyya Yahya I. (1229-1249)
- Muhammad I. al-Mustansir (1249-1277)
- Yahya II. al-Watiq (1277-1279)
- Ibrahim I. (1279-1283)
- Ibn Abi Umara (1283-1284)
- Abu Hafs Umar I. (1284-1295)
- Abu Bakr II. (1318-1346)
- Ishaq II. (1350-1369)
- Abu l-Abbas Ahmad II. (1370-1394)
- Abd al-Aziz II. (1394-1434)
- Uthman (1435-1488)
Nach dem Abfall der Hafsiden von den Almohaden unter Abu Zakariyya Yahya I. (1229-1249), organisierte dieser in Ifriqiya die Verwaltung und baute Tunis zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Reiches aus. Gleichzeitig wurden viele Muslime aus Andalusien aufgenommen, die vor der Reconquista in Kastilien und Aragon auf der Flucht waren. Zakariyyaa Nachfolger Muhammad I. al-Mustansir (1249-1277) nahm den Titel eines Kalifen an.
Im 14. Jahrhundert kam es zum zeitweise Niedergang des Reiches. Zwar gelang es den Hafsiden mehrmals, das Reich der Abdalwadiden von Tlemcen zu unterwerfen, doch wurde ihr Reich zwischen 1347 und 1357 zweimal von den Meriniden aus Marokko erobert. Diese konnten sich allerdings nicht gegen die Beduinen durchsetzen, so dass die Hafsiden ihr Reich zurückgewinnen konnten. Da gleichzeitig Pestepidemien zu einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führten, wurde die Herrschaft der Hafsiden aber weiter geschwächt.
Unter den Hafsiden gewann seit dem 14. Jahrhundert die Piraterie gegen die christliche Seefahrt verstärkt an Bedeutung und wurde als Art Rache wegen der spanischen Reconquista angesehen. Sie erlebte besonders unter Abd al-Aziz II. (1394-1434) einen großen Aufschwung. Die Gewinne wurden für eine umfangreiche Bautätigkeiten und die Förderung von Kunst und Kultur genutzt. Allerdings rief die Piraterie auch Gegenaktionen von Aragon und Venedig hervor, die mehrmals Küstenstädte in Tunesien angriffen. Unter Utman (1435-1488) erreichten die Hafsiden ihren letzten Höhepunkt, indem sie den Karawanenhandel durch die Sahara und mit Ägypten, sowie den Seehandel mit Venedig und Aragon förderten. Danach gewannen die Städte des Ifriqiya-Reiches und die Beduinen weitgehende Unabhängigkeit, sodass die Hafsiden nur noch Tunis und Constantine kontrollierten.
Im 16. Jahrhundert geriet die Dynastie zunehmend in den Machtkampf zwischen Spanien und den von den Osmanen unterstützten Korsaren. Letztere eroberten 1574 Tunis und stürzten die Hafsiden, die zeitweise die spanische Oberhoheit anerkannt hatten.
Siehe auch:
Literatur
- Ulrich Haarmann: Geschichte der Arabischen Welt. C.H. Beck München, 2001
- Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis Verlag, 1972