Philipp Christoph Graf von Königsmarck (* 4./14. März 1665 in Stade, wahrscheinlich ermordet 1./11. Juli 1694 in Hannover) ist bekannt als der Liebhaber der Kurprinzessin Sophie Dorothea.
Graf Königsmarck, schwedischer Oberst, bekannt geworden durch sein geheimnisvolles Ende, Enkel des schwedischen Feldmarschalls Graf Königsmarck, geboren um 1662, ging früh auf Reisen und fand in Venedig für seine Liebesabenteuer einen Genossen an dem damaligen Kurprinzen August von Sachsen. Mit ihm heimgekehrt, lebte er einige Zeit in Dresden und trat darauf in die Dienste des Kurfürsten Ernst August von Hannover. Hier wurde er von der Kurfürstin Sophie eines Liebesverhältnisses mit Sophia Dorothea von Celle, der Gemahlin des Kurprinzen Georg (spätern Königs Georg I.), bezichtigt und verschwand, wahrscheinlich ermordet, 1. Juli 1694, während die Prinzessin auf Schloss Ahlden gebracht wurde, wo sie 1726 starb. Der von Palmblad herausgegebene "Briefwechsel des Grafen K. und der Prinzessin Sophia Dorothea von Celle" (Leipz. 1847) ist wahrscheinlich vom hannöverschen Hof später gefälscht, um der Familie Königsmarck Beweismittel der Schuld geben zu können. Vgl: Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 3 (2. Aufl., Götting. 1857).
Fontane schildert den Vorgang so:
"Philipp Christoph von Königsmarck, geboren 1662, war seit seinen Kindertagen mit Sophie Dorothea, Erbprinzessin von Braunschweig-Lüneburg, befreundet. Sechzehn Jahr alt, vermählte sich diese mit ihrem Vetter, dem Kurprinzen Georg Ludwig von Hannover, dem späteren Könige Georg I. von England. Die Ehe war nicht glücklich. Philipp Christoph von Königsmarck ging in die Welt und beteiligte sich an verschiedenen Kriegszügen. Von 1688 ab aber erkor er, wenigstens zeitweilig, Hannover als Aufenthaltsort und lebte daselbst mit fürstlichem Aufwande, was ihm sein Reichtum gestattete. Denn er war Erbe von Oheim und Bruder, die, wie schon erzählt, 1686 und 88 vor Argos und Negroponte den Tod fanden. Zu seinem (Philipp Christophs) Hausstande gehörten 29 Diener und 52 Pferde. Seine früheren Beziehungen zur Erbprinzessin wurden wieder aufgenommen und weckten nicht nur die Eifersucht des Kurprinzen, sondern auch den Neid der Gräfin Platen, einer Maitresse des Kurprinzen. Ein Herr von Podewils, kurhannoverscher Feldmarschall, unterließ es nicht, dem Grafen Philipp Christoph die Gefahren seines Verhältnisses zur Prinzessin Sophie Dorothea vorzustellen. Umsonst. Endlich gab Philipp Christoph der immer wieder laut werdenden Warnerstimme nach und traf Vorbereitungen, um in kursächsische Dienste zu treten. Am 1. Juli 1694 begab er sich in das Schloß zu Hannover, um hier von seiner Freundin, der Kurprinzessin, Abschied zu nehmen. Er verließ das Schloß nicht mehr. In einem Korridore traten ihm vier Hellebardiere entgegen, die sich bis dahin hinter einem Schornstein verborgen gehalten hatten, und im Kampf gegen diese gedungenen Leute fiel er. Seine Leiche versenkte man in einen senkrecht durch die ganze Höhe des Schlosses laufenden Kanal und mauerte diesen zu. Zwei der Hellebardiere, Buschmann und Lüders, haben die Tat auf ihrem Sterbebette gebeichtet. Die Gräfin Platen war Anstifterin des Ganzen – der Kurprinz (zur Zeit des Mordes auf Besuch in Berlin) hatte nur schweigend zugestimmt. Das Aufsehen, das die Tat hervorrief, war groß, und die Gräfin Platen wurde Gegenstand allgemeinen Hasses. Ein Volkslied, dem ich einige Strophen entnehme, gab dieser Stimmung Ausdruck.
- Wer geht so spät zu Hofe,
- Da alles längst im Schlaf?
- Im Vorsaal wacht die Zofe –
- Schon naht der schöne Graf.
- Er sprach: »Eh ich nach Frankreich geh,
- Muß ich sie noch umarmen,
- Prinzessin Dorothee.«
- Gräflein, du bist verraten,
- Verraten ist dein Glück,
- Die böse Gräfin Platen
- Ersann ein Bubenstück.
- Du schaltst sie eine Wetterfahn,
- Sie tät dir gern viel Liebes,
- Nun ist's um dich getan.
- Er ging zur ew'gen Ruhe
- Mit vielen Schmerzen ein,
- Doch ward in keine Truhe
- Gebettet sein Gebein.
- Ich weiß nicht, wo er modern mag,
- Doch wird er einst erscheinen
- Am Auferstehungstag.
(Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 5. Kapitel, Plaue von 1839 bis jetzt, Graf Königsmarcksche Zeit)
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Königsmark in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 10, S. 2
Literatur
- Georg Schnath: Der Fall Königsmarck, in: Hannoversche Geschichtsblätter 6, 1953, S. 277-341.