Charles Bukowski

US-amerikanischer Dichter und Schriftsteller
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Henry Charles Bukowski jr. (* 16. August 1920 in Andernach als Heinrich Karl Bukowski, † 9. März 1994 in San Pedro/Los Angeles), war ein US-amerikanischer Dichter und Schriftsteller. Er veröffentlichte zwischen 1960 und den frühen 90er Jahren über vierzig Bücher mit Gedichten und Prosa.

Leben

Als Heinrich Karl Bukowski und Sohn eines US-Soldaten polnischer Herkunft namens Henry Bukowski und der Deutschen Katharina Fett in Andernach am Rhein, Deutschland, geboren, zog er mit seinen Eltern 1922 nach Los Angeles, Kalifornien.

Er gab Anton Tschechow, Ernest Hemingway, John Fante und Louis-Ferdinand Céline („Reise ans Ende der Nacht“) als literarische Vorbilder an und hatte ein Faible für klassische Musik (Lieblingskomponisten Gustav Mahler und Jean Sibelius).

Bukowskis Kindheit war sehr schwierig. Sein Vater war Milchlieferant, und die Familie lebte in zeitweise sehr armen Verhältnissen. Regelmäßig betrog der Vater die Mutter mit anderen Frauen, betrank sich und ließ seine Wut durch Gewalt am Sohn aus. In die Pubertät gekommen litt Bukowski zudem an starker Akne und hatte am ganzen Körper Pusteln, die ihn sogar ein Jahr die Schule aussetzen ließen. Nach der Schule studierte Bukowski zunächst Journalismus am Los Angeles City College und versuchte sich bereits in jungen Jahren – zunächst ohne großen Erfolg – als Schriftsteller. Viele Jahre lang lebte er wenig sesshaft, machte zahllose Jobs, saß für kurze Zeit im Gefängnis (wegen Trunkenheit) und in der Psychiatrie. Stationen dieser Wanderjahre waren unter anderem New Orleans, Miami Beach, New York, Atlanta, Chicago und Philadelphia. 1943 wurde er gemustert und als physisch und mental untauglich für den Militärdienst eingestuft.

1947 kehrte Bukowski nach Los Angeles zurück und lernte Jane Conney Baker kennen, mit der bis Anfang der 50er Jahre zusammenlebte. 1952 heuerte er für etwa zwei Jahre bei der amerikanischen Postbehörde als Briefzusteller an. 1955 wurde er wegen einer Magenblutung, die beinahe tödlich verlaufen wäre, ins Krankenhaus eingeliefert. Nach seiner Entlassung begann er Gedichte zu schreiben. 1957 heiratete er Barbara Frye, von der er sich 1959 wieder scheiden ließ. Barbara Frye, die aus einer vermögenden Familie stammte, war selbst Schriftstellerin und zugleich Herausgeberin eines kleinen, alternativen Literaturmagazins namens Harlequin. Ende der 50er heuerte Bukowski wieder bei der Post an, diesmal im Innendienst. Er arbeitete elf Jahre als Briefsortierer. Seine Erlebnisse als Angestellter des U.S. Postal Service verarbeitete Bukowski in seinem ersten Roman, „Der Mann mit der Ledertasche“ (Originaltitel: „Post Office“). Im Januar 1962 starb Jane Conney Baker, laut Bukowski infolge ihres übermäßigen Alkoholkonsums.

1962 brachte die Literurzeitschrift „The Outsider“ eine Sondernummer über Bukowski und verlieh ihm den Titel „Outsider des Jahres“. Die Verleger von „The Outsider“ Louise und John Webb brachten 1963 auch Bukowskis ersten großen Gedichtband heraus („It Catches My Heart in Its Hand“). In der Zeit als Briefsortierer fing Charles Bukowski zudem an, wöchentliche Kolumnen für die Alternativzeitung „Open City“ in Los Angeles zu schreiben. Ein Teil der Kurzgeschichten erschien später in Buchform („Notes of A Dirty Old Man“).

1965 wurde Bukowski Vater seiner Tochter Marina Louise Bukowski. Mit der Mutter des Mädchens, Frances Smith, lebte Bukowski zwar zusammen, sie waren aber nie verheiratet. In einem Interview mit der Zeitung „Long Beach Press-Telegramm“ im Jahre 2000 äußert sich Marina (jetzt Marina Bukowski Stone) sehr positiv über Bukowski und beschreibt ihn als einen liebevollen Vater.

1969 gab Bukowski den Postjob auf und versuchte ausschließlich von seiner Tätigkeit als Schriftsteller zu leben. Ermöglicht wurde ihm dies unter anderem durch eine regelmäßige Zuwendung seines damaligen amerikanischen Verlegers John Martin von Black Sparrow Press.

Anfang der 70er Jahre hatte Bukowski eine stürmische Affäre mit der Bildhauerin Linda King. Die Beziehung zog sich über mehrere Jahre, wobei es zu mehrfachen Trennungen mit anschließender Versöhnung kam. Die zum Teil schmerzhaften Erfahrungen dieser Beziehung verarbeite Bukowski in mehreren Kapiteln seines Romans "Das Liebesleben der Hyäne" (Originaltitel: „Women“). 1985 heiratete Bukowski Linda Lee Beighle. Die beiden waren seit 1977 ein Paar und lebten, mit einigen Unterbrechungen, von 1978 bis zu Bukowskis Lebensende zusammen.

Charles Bukowski verstarb im Alter von 73 Jahren im März 1994 in Los Angeles an Leukämie.

Werke

Bukowskis Geschichten sind häufig teilautobiografisch, wenngleich meistens satirisch überhöht. Angesichts seiner Biografie wundert es nicht, dass es häufig um Menschen geht, die sich auf der Schattenseite des „American Way of Life“ durchs Leben schlagen. Seine Protagonisten sind Kleinkriminelle, Säufer, Obdachlose, Huren und er selbst – in Form seines literarischen Alter Egos Henry Chinaski (genannt Hank).

Bukowski schreibt in einer harten, direkten Sprache, und er spart in seinen Geschichten die schmuddeligen Aspekte des menschlichen Lebens keineswegs aus. Insbesondere seine Dialoge sind exzellent beobachtet und auf höchstem Niveau geschrieben. Kritiker nannten ihn auch den Schreibweltmeister im Schwergewicht.

Den intimsten Einblick in seine Kindheit und Jugend gibt das Buch „Das Schlimmste kommt noch oder fast eine Jugend“. Den Originaltitel „Ham on Rye“ wählte Bukowski in Anlehnung an den Titel Catcher in the Rye von J.D. Salinger.

Bukowski gilt vielen als Mythos und Kult und war insbesondere in Europa sehr erfolgreich. Allein in Deutschland verkaufte er mehr als 4 Millionen Bücher. Schon zu seinen Lebzeiten hat er das Bild vom saufenden und krakeelenden Genie nach Kräften gefördert. Legendär ist zum Beispiel die Lesung in der Hamburger Markthalle Ende der 1970er Jahre, bei der ein Kühlschrank auf der Bühne stehen musste, damit der Alkoholnachschub nicht abriss.

In dem Roman „Pulp“ (dt. „Ausgeträumt“), den er während seiner letzten schweren Krebserkrankung beendete, verlässt er den Bereich des autobiografischen Schreibens, obwohl er auf der Ebene des personalen Erzählers bleibt. Erzählt wird die Geschichte des Privatdetektivs Nick Belane, der den Tod in der Figur einer schönen Frau findet. Autobiografische Züge sind in diesem letzten Roman nur noch in symbolischer Form und stark verfremdet zu finden.

Die meisten deutschen Übersetzungen stammen von Carl Weissner, mit dem Bukowski eine enge Freundschaft verband.

Filme

Ganz normal verrückt (Ordinary Madness)

Italienische Bukowski-Verfilmung von Marco Ferreri aus dem Jahre 1981 mit Ben Gazzara (als Hank Chinaski) und Ornella Muti in den Hauptrollen. Basierend auf dem Buch „Erections, Ejaculations, Exhibitions and General Tales of Ordinary Madness“ von 1972.

Barfly

Der Film von Barbet Schroeder aus dem Jahr 1987 mit Mickey Rourke in der Rolle des Hank Chinaski. Bukowski schrieb das Drehbuch in Zusammenarbeit mit Barbet Schroeder bereits Anfang der 80er Jahre. Die Realisierung zog sich aber mehrere Jahre hin, da Schroeder zunächst keine Geldgeber finden konnte. Laut Bukowski hatten auch Sean Penn und Madonna ein großes Interesse an den beiden Hauptrollen. Die beiden waren in den 80er verheiratet und besuchten Bukowski mehrfach in seinem Haus in San Pedro. Zu der Zusammenarbeit kam es aber nicht, da die beiden einen anderen Regisseur wollten. Bukowski jedoch fühlte sich Barbet Schroeder gegenüber in der Pflicht.

In dem Buch „Hollywood“ erzählt Bukowski von seinen Erfahrungen mit der Filmindustrie und davon, wie er sich selbst als jungen Mann auf der Leinwand wiedersieht. Das Buch schildert auf einer verfremdeten Ebene die Produktion von „Barfly“ aus Bukowskis Sicht. Er selbst ist in dem Film als Statist zu sehen und spielt einen Trinker (sich selbst), der an einem Tresen in einer Bar sitzt und Faye Dunaway (Hauptdarstellerin neben Mickey Rourke) nachschaut, die hinter ihm vorbei geht.

Factotum

Der norwegische Regisseur Bent Hamer verfilmte Bukowskis Roman „Factotum“ mit Matt Dillon als Hank Chinaski und Lili Taylor in den Hauptrollen. Der Film kam am 8. Dezember 2005 in die Kinos und zeigt das Alter ego Bukowskis.

Bukowski: Born Into This

Ein Dokumentarfilm von John Dullaghan. Der Film lief ab 2004 in amerikanischen Kinos und ist mittlerweile als DVD erhätlich. Dullaghan arbeitete für diesen Film auch mit Bukowskis Witwe Linda zusammen. Darin äußern sich Sean Penn, Tom Waits, Bono und viele weitere Weggefährten und Freunde über Bukowski.

Literatur

  • Charles Bukowski & div. Autoren: BUK - Von und über Charles Bukowski (1984), Maro Verlag, ISBN 3-87512-090-6
  • Horst Schmidt: "it's good to be back" - ein Outsider und seine deutschen Leser / Die Rezeption Charles Bukowskis im deutschen Sprachgebiet (1988), Maro Verlag, ISBN 3-87512-141-4
  • Neeli Cherkovski, Dt. von Gerhard Bekmann: Das Leben des Charles Bukowski (1996), Maro Verlag, ISBN 3-87512-235-6

deutschsprachige Veröffentlichungen

  • Aufzeichnungen eines Außenseiters (1970), Essays, veröffentlicht in Open City
  • Der Mann mit der Ledertasche (1974), Roman
  • Gedichte die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang (1975), Gedichte
  • Kaputt in Hollywood (1976), Kurzgeschichten, u. a. veröffentlicht in Open City
  • Faktotum (1977), Roman
  • Das ausbruchsichere Paradies. Stories vom verschütteten Leben (1977), Erzählungen
  • Fuck Machine (1977), Erzählungen
  • Flinke Killer (1977), Gedichte
  • Das Leben und Sterben in Uncle Sams Hotel (1977), (Kurzgeschichten)
  • Pittsburgh Phil & Co. (1977), erste sieben Erzählungen aus Das ausbruchsichere Paradies
  • Ein Profi (1977), zweiter Teil der Erzählungen aus Das ausbruchsichere Paradies
  • Western Avenue. Gedichte aus über 20 Jahren (1979), Gedichte
  • Das Liebesleben der Hyäne (1980), Roman
  • Die Ochsentour (1980), Erinnerungen an seinen Deutschlandbesuch
  • Pacific Telephone - 51 Gedichte (1982) Gedichte
  • Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend (1983), Roman
  • Gedichte vom südlichen Ende der Couch (1984), Gedichte
  • Eintritt frei - Gedichte 1955-1968 (1984), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Der größte Verlierer der Welt - Gedichte 1968-1972 (1979), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Diesseits und jenseits vom Mittelstreifen - Gedichte 1972-1977 (1984), Gedichte aus der dt. Ausgabe Western Avenue
  • Hot Water Music (1985), Erzählungen
  • Der lange Job (1985), Stories und Gedichte, Comics von Mathias Schultheiss
  • Nicht mit sechzig, Honey (1986), Gedichte
  • Die letzte Generation (1988), Gedichteauswahl aus War All the Time
  • Hollywood (1990), Roman über die Dreharbeiten von Barfly
  • Die schönste Frau in der ganzen Stadt (1991), Zusammfassung von Der lange Job und Ein Reader
  • Roter Mercedes (Gedichte 1984-1986)
  • BUK (1989) Von und über Charles Bukowski
  • Jeder zahlt drauf (1993), (Kurzgeschichten)
  • Terpentin on the rocks (1991) Gedichte
  • Schlechte Verlierer (1991) Erzählungen
  • Die Girls im grünen Hotel (1982) Gedichte
  • Kamikaze-Träume (1984) Gedichte
  • Auf dem Stahlroß ins Nirwana (1996) Gedichte
  • Umsonst ist der Tod (1999) Gedichte 1992-1993
  • Ausgeträumt (1995) Roman
  • Der Andere (1995) Erzählung
  • Schreie vom Balkon- Briefe (Deutsche Übersetzung von Carl Weissner 2005)
  • Den Göttern kommt das große Kotzen (Deutsche Übersetzung von Carl Weissner 2006)

Bibliographie (englische Veröffentlichungen)

  • Flower, Fist and Bestial Wail (1960)
  • Longshot Pomes for Broke Players (1962)
  • Run with the Hunted (1962)
  • It Catches My Heart in Its Hand (1963)
  • Crucifix in a Deathhand (1965)
  • Cold Dogs in the Courtyard (1965)
  • Confessions of a Man Insane Enough to Live with Beasts (1965)
  • All the Assholes in the World and Mine (1966)
  • The Curtains Are Waving... (1967)
  • Poems Written Before Jumping out of an 8 Story Window (1968)
  • At Terror Street and Agony Way (1968)
  • A Bukowski Sampler (1969)
  • Notes of a Dirty Old Man (1969)
  • Days Run Away Like Wild Horses Over the Hills (1969)
  • Fire Station (1970)
  • Post Office (1971)
  • Another Academy (1970)
  • Anthology of LA Poets (1972)
  • Mockingbird, Wish Me Luck (1972)
  • Erections, Ejaculations, Exhibitions and General Tales of Ordinary Madness (1972)
  • South of No North (1973)
  • Burning in Water Drowning in Flame: Selected Poems 1955-1973 (1974)
  • Factotum (1975)
  • Scarlet (1976)
  • Love is a Dog from Hell (1977)
  • Women (1978)
  • You Kissed Lilly (1978)
  • Play the Piano Drunk Like a Percussion Instrument Until the Fingers Begin to Bleed a Bit (1979)
  • Shakespeare Never Did This (1979)
  • Dangling in the Tournefortia (1981)
  • Ham on Rye (1982)
  • Hot Water Music (1983)
  • Bring Me Your Love (1983)
  • There's No Business (1984)
  • War All the Time: Poems 1981-1984 (1984)
  • You Get So Alone at Times It Just Makes Sense (1986)
  • The Movie Barfly (1987)
  • A Visitor Complains of My Disenfranchise (1987)
  • Roominghouse Madrigals: Early Selected Poems 1946-1966 (1988)
  • Hollywood (1989)
  • Septuagenarian Stew: Stories and Poems (1990)
  • People Poems (1991)
  • Bluebird (1991)
  • In the Shadow of the Rose (1991)
  • Three Poems (1992)
  • Last Night of the Earth Poems (1992)
  • Run with the Hunted: A Charles Bukowski Reader (1993)
  • Screams from the Balcony: Selected Letters 1960-1970 (1993)
  • Pulp (1994)
  • Shakespeare Never Did This (Augmented Edition) (1995)

Herausgeberschaft

  • Terpentin on the rocks - Die besten Gedichte aus der amerikanischen Alternativpresse 1966-1977 (1978), zusammen mit Carl Weissner