Manfred Peschel

Hochschullehrer
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Manfred Peschel (* 12. April 1932 in Olbersdorf; † 26. Februar 2002 in Großschönau (Sachsen)) war ein deutscher Mathematiker, Systemtheoretiker und Kybernetiker sowie Professor für Steuerungs- und Regelungstechnik.

Leben und Wirken

Manfred Peschel studierte von 1951 bis 1957 Mathematik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er im Funkwerk Köpenick in Berlin und anschließend bis 1966 im Rechenzentrum der Humboldt-Universität. 1965 wurde er mit der Arbeit Untersuchungen über den Begriff der Konvexität an der Humboldt-Universität promoviert.

1966 wurde er als ordentlicher Professor auf den Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt berufen. 1970 erfolgte seine Habilitation mit einer Arbeit zur kybernetischen Systemtheorie.

Nach 1970 beschäftigte sich Peschel speziell mit Anwendungen der Theorie unscharfer Mengen in den Ingenieurwissenschaften sowie ab Mitte der 1970er Jahre mit der Modellierung von Wachstumsprozessen sowie der Strukturbildung und Selbstorganisation. Sein besonderes Interesse galt dabei der Modellierung dynamischer Systeme mit Hilfe der Lotka-Volterra-Gleichungen.

1972 erfolgte seine Rückkehr nach Berlin, hier war er von 1973 bis 1986 Leiter des Forschungsbereiches Mathematik und Kybernetik (später: Mathematik und Informatik) der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). Außerdem gehörte er als Vertreter der DDR dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien an. Im IIASA selbst wechselten die aus vielen Ländern der Welt stammenden Wissenschaftler häufig, sodass er in ein globales Kontaktnetzwerk hineingewachsen ist, zu dem aus der DDR auch seine Fachkollegen Horst Strobel (Hochschule für Verkehrswesen, Dresden) und Hans-Joachim Zander (Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse, Bereich Dresden) sowie Klaus Fuchs-Kittowski (Humboldt-Universität zu Berlin) gehörten.

Im Zeitraum 1986 bis 1989 war er am Zentrum für wissenschaftlichen Gerätebau und ab 1989 Bereichsleiter am Institut für Informatik und Rechentechnik (IIR) der AdW. Er war in dieser Zeit zugleich Sprecher des Rates der Institutsvertreter und dessen Vertreter am Runden Tisch der Akademie. Bei der Präsidentenwahl am 17. Mai 1990 gehörte er zu den fünf Wahlkandidaten, und durch das Wahlergebnis wurde der Mediziner Horst Klinkmann bestimmt, der dieses Amt bis 1992 als letzter Präsident der AdW ausübte.[1]

1983 wurde Peschel für seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der kybernetischen Systemtheorie und ihrer Anwendung zur Modellbildung und Optimierung mit dem Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik ausgezeichnet. 1979 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt.[2] Er war Mitglied der Wissenschaftsakademie Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.[3]

Bedeutende Arbeitsgebiete von Peschel waren: Polyoptimierung, Theorie der Suchprozesse, Modellbildung u. a. Er hat ein umfangreiches publizistisches Werk hinterlassen, darunter etwa 60 Fachbücher.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Akademiehistorisches: Akademiepräsident Professor Dr. Horst Klinkmann im Gespräch, aufgezeichnet am 4. und 12. Juni 1991 von Herbert Wöltge. In: Herbert Wöltke (Hrsg.): Kolloquium "Kooperieren, Vernetzen, Umsetzen" am 14. Juli 2015 in Rostock-Warnemünde, Schirmherrschaft Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern; Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, zu Ehren von Horst Klinkmann aus Anlass seines 80. Geburtstages. Sitzungsberichte Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 127, Jg. 2016, S. 114-115 und 136. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2016, S. 111-137, ISBN 978-3-86464-133-6.
  2. Mitglieder der Vorgängerakademien. Manfred Peschel. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 26. Mai 2015.
  3. Lothar Budach: Manfred Peschel (Nachruf). In: LEIBNIZ INTERN, Mitteilungen der Leibniz-Sozietät (Nr. 14). 15. August 2002, S. 8.