Gualtiero Jacopetti (* 4. September 1919 in Barga, Provinz Lucca, Toskana, Italien) war ein italienischer Regisseur von Dokumentarfilmen. Er gilt gemeinsam mit Franco Prosperi als Begründer des Mondo Genres.
Ein Mondo-Film besteht zumeist aus einem bunten Reigen dokumentarischer und nachgestellter Szenen von Sitten und Gebräuchen von Naturvölkern. Allerdings stand dabei weniger die Bekanntmachung fremder Kulturen im Vordergrund, sondern mehr das Bedürfnis, den europäischen Zuschauern möglichst eklige und grausame, zwischendurch auch kuriose Szenen zu präsentieren. Jacopetti und sein Koregisseur Franco E. Prosperi reisten dafür in Gebiete, die Anfang der 60er-Jahre Otto Normalverbraucher völlig unbekannt waren, gern auch auf die Schlachtfelder der Kolonialkriege. So hält sich zum Beispiel hartnäckig die Behauptung, dass die afrikanische Truppe des deutschen Söldners "Kongo-Müller" gegen eine Alkoholspende dazu veranlasst worden sei, einige Gefangene "kameragerecht" zu massakrieren. Obwohl Jacopetti dies stets abgestritten hat, bekam er Einreiseverbot für einige Länder der damaligen Dritten Welt. Jacopettis Filme waren gleichzeitig Kassenschlager – wie auch öffentliche Ärgernisse. Besonders Africa Addio, dessen Aufführung in Berlin durch Studentenproteste verhindert wurde.
Jacopettis Filme erfahren derzeit eine Neubewertung. Zunächst muss er gegen seine Nachahmer überwiegend italienischer Provenienz abgegrenzt werden. Diese hängten sich an seinen ersten Erfolg Mondo Cane (sinngemäß: Die Welt – und wie sie auf den Hund kommt) an, präsentierten jedoch nur "Perversitätenrevuen" – wobei Schlachthausszenen, Hinrichtungen, Steinigungen oder Tierquälereien fast obligatorisch waren (so zum Beispiel auch in den äußerst umstrittenen Filmen der Serie Gesichter des Todes, die in Deutschland allesamt indiziert und zum Teil auch bundesweit beschlagnahmt nach § 131 StGB sind). Jacopetti dagegen soll sich eher als Moralist verstanden haben, der die Verkommenheit der Weißen und der Schwarzen zeigte, um die Zuschauer aufzurütteln. Mondo Cane wurde mittels greller Schnittmontagen und provozierender Gegenüberstellungen präsentiert, die sich an die damaligen Avantgarde-Filme anlehnten. Die Filmmusik von Riz Ortolani zu Mondo Cane wurde sogar für den Oscar nominiert.
Jacopettis Filme
- The Godfathers of Mondo (2003) (Dokumentation)
- Mondo Candido (1975)
- Addio Onkel Tom (1971)
- Africa Addio (1966)
- Mondo Pazzo (Mondo Cane 2)
- Alle Frauen dieser Welt (1961)
- Mondo Cane (1962)
- Europa bei Nacht (1960) (Story)
- Il Mondo di notte (1959) (Kommentar)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Jacopetti, Gualtiero |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Regisseur von Dokumentarfilmen |
GEBURTSDATUM | 4. September 1919 |
GEBURTSORT | Barga, Lucca |