Karl IV. (* 14. Mai 1316 in Prag, † 29. November 1378 in Prag) war römisch-deutscher Kaiser aus dem Geschlecht der Luxemburger von 1346 bis 1378.
Geschichte
Karl IV., getauft auf den Namen Wenzel, war der Sohn von Johann von Luxemburg (auch bekannt als Johann der Blinde), Königs von Böhmen (1311-1346), und seiner dem Přemyslidengeschlecht entstammenden Gattin Elisabeth, der Tochter des Königs Wenzel II. Přemysl. Als 1344 das Prager Bistum zum Erzbistum befördert wurde, begann Karl mit der Errichtung des gotischen St. Veitsdoms (katedrála sv. Víta, Václava und Vojtěcha).
Karl erhielt seine Erziehung am französischen Hof, wo der französische König ihm auch seinen Taufnamen gab. Mit seinem Vater Johan hielt er sich einige Zeit in Italien auf. Er wurde schließlich als Gegenkönig zu Ludwig dem Bayern aufgestellt und am 26. November 1346 in Bonn zum König gekrönt. Ludwig der Bayer starb bald darauf, so dass Karl nun uneingeschränkt herrschen konnte. 1348 gründete er die erste mitteleuropäische Universität, die Karls-Universität (Karlova univerzita). Karl heiratete am 4. März 1349 in Bacharach Anna von der Pfalz, Tochter von Rudolf II. (Pfalz), deutsche und bömische Königin. Ihr einziges gemeinsames Kind war Wenzel (* 17. Januar 1350 - † 30. Dezember 1351).
Als Karl IV. wurde der König von Böhmen 1355 vom Papst zum Kaiser gekrönt. So wurde Prag Haupt- und Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches.
Während der Pestpogrome in Deutschland sicherte sich Karl 1349 vertraglich Gelder aus dem Besitz ermordeter Juden zu. Obwohl er in seinem Herrschaftsbereich die Juden effektiv schützen konnte, wirft dieses Ereignis viele Fragen bezüglich Karls Charakter auf.
Politik
Obwohl er der letzte Herrscher war, der sich in Arles zum König von Burgund krönen ließ, zielte seine Politik weniger auf die Restauration einer Universalmonarchie als vielmehr auf die Vermehrung seiner Hausmacht ab. Es wurde die böhmische Oberhoheit für Schlesien und die Lausitz erreicht. Die Hochzeit seines Sohnes Sigismund mit der Erbin König Ludwig I. von Ungarn sicherte den Luxemburgern auch dieses Königreich. Der erhoffte Erwerb Polens gelang jedoch nicht. Um seine Hausmacht zu stärken, scheute sich Karl nicht, Reichsgüter zu verpfänden oder gar Reichsrechte aufzugeben, wie im Westen Burgund.
Seine Italienpolitik war im Großen und Ganzen uneffektiv. Karl gab sich mit der Kaiserkrone zufrieden und mischte sich nicht weiter in die italienischen Angelegenheiten ein.
Karls Verpfändungspolitik war teils durch seine chronischen Geldmangel begründet, jedoch auch durch seine dynastische Politik. Denn nun war jeder nachfolgende König auf seine Hausmacht angewiesen und die des Hauses Luxemburg war nun fast unangreifbar geworden.
Der wohl wichtigste Schritt in seiner Regierung war die Verabschiedung der Goldenen Bulle 1356. Sie regelte unter anderem das Wahlverfahren des deutschen Königs und setzte die Anzahl und Namen der Kurfürsten fest. So wurde sie zum "Grundgesetz" des Reichs bis zu seinem Untergang 1806.
Seine Residenzstadt Prag wurde von ihm zu einem der wichtigsten geistigen und kulturellen Zentren seiner Zeit ausgebaut. Seine Kanzlei war vorbildlich für die spätere Weiterentwicklung der deutschen Sprache.
Forschungsmeinung
Karl IV. wird oft als der größte römisch-deutsche Kaiser des Spätmittelalters betrachtet. Unstrittig ist, dass Karl hoch intelligent und ein hervorragender Diplomat war. Allerdings werfen gerade die Judenmorde (die teils in der Literatur nur beiläufig genannt werden) einen Schatten auf seinen Charakter, der auch nicht dem ritterlichen Charakter seines Vaters Johann und seines Großvaters Heinrich VII. zu ähneln scheint. Karl war Diplomat, dabei oft skrupellos und wirkte dabei teils verschlagen.
Negativ angerechnet wurde ihm unter anderem die Verpfändungspolitik, wodurch sich das Kaisertum zu einem reinen Hausmachtskönigtum entwickelte. In Italien war er zudem nicht bereit, die politische Lage vor Ort zu regeln. Sein Italienzug, bei dem er sich nach der Kaisekrönung sofort wieder nach Norden aufmachte, wurde von Zeitgenossen sehr kritisch gesehen (Petrarca und Villani). In der modernen Forschung wird er jedoch dafür gelobt, sich nicht in die italienischen Verhältnisse verwickeln zu lassen, wie noch sein Großvater Heinrich VII.. Seine Regierungszeit wurde als der letzte Höhepunkt des alten Reichs im Mittelalter empfunden.
Vertreter der positiven Sicht Karls sind u.a.: F. Seibt, P. Moraw und teilweise J. Hoensch. Teils sehr kritisch, dabei auch höchst differenziert, betrachtet ihn H. Thomas.
Siehe auch: Liste der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches , Liste der Herzöge und Könige von Böhmen
Literatur
- Ferdinand Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa, Frankfurt am Main 2003 (Nachdruck der Ausgabe von 1978). Teils jedoch etwas romantisierend.
- Heinz Thomas: Deutsche Geschichte des Spätmittelalters, Stuttgart 1983. Beste Gesamtdarstellung des deutschen Spätmittelalters.
- Karl (deutsche Kaiser: K. IV.), in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888, Bd.9, S.515.
Vorgänger | Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches | Nachfolger |
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Ludwig der Bayer | Herrscher des Heiligen Römischen Reichs | Wenzel von Luxemburg |