Zeit der Völkerwanderung (380 - 568) und der ersten Slawen (ca. 471 - 623)
In der Nordslowakei existierte etwa zwischen 360 und 440 die sog. Nordkarpatische Gruppe der Kultur von Przeworsk, die wahrscheinlich in der Mittelslowakei mit den Wandalen und im Osten mit den Sarmaten identisch war.
In der Südslowakei wurde 375 der letzte der zahlreichen Römisch-Quadischen Kriege, die sich seit Jahrhunderten in der Slowakei abspielten, durch eine römische Invasion der Slowakei und einen anschließenden Friedensabschluss beendet. Nach diesem Jahr betraten römische Legionen den slowakischen Boden nie mehr. Die meisten der in der Südslowakei lebenden Quaden verließen nach etwa 400 Jahren zusammen mit den (seit 165 in der Ostslowakei und seit 360 in der Nordslowakei ansässigen) Wandalen dieses Gebiet. In der südlichen Ostslowakei lebten die Jazygen (1. Jh. - 380). Zwischen 380 und 455 lebten die Hunnen im heutigen Westungarn und in der Südslowakei. Die Skiren waren nachweislich auch in der Slowakei, bestimmte Goten auch, ihre genaue Zuordnung ist jedoch nicht möglich. Die Gepiden lebten in der südlichen Ostslowakei zwischen 455 und 567. Die Heruler waren in der Westslowakei und in Südmähren 471 - 526 ansässig. Die Langobarden lebten etwa 500 bis 540 an der March (bis einschließlich Bratislava).
Nach 471 kam vom Norden auch die erste Hauptwelle der Slawen in die Nordslowakei - der Vorfahren des heutigen Staatsvolkes der Slowakei. Die Slawen verbreiteten sich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in der gesamten Slowakei vom Norden und vom Süden und leben hier bis heute.
Die Awaren siedelten sich im heutigen Ungarn nach 568 an. Nach 595 begannen sie, die benachbarten Slawen in der Südslowakei zu unterwerfen, was 623 zur Entstehung des Reiches von Samo führte.
Reich des Samo (623 - 658)
Hauptartikel: Samo
658 - Ende des 8. Jahrhunderts
Die Siedlungen aus der Zeit des Reiches des Samo nach dem Tod von Samo in 658 sind zum Teil mit jenen aus der Zeit des späteren Neutraer Fürstentums und Mährischen Fürstentums (siehe weiter) identisch. Die von Samo verjagten Awaren kehrten in die Südslowakei zurück und lebten dort offenbar in Symbiose mit den Slawen.
Neutraer Fürstentum und Mährisches Fürstentum (Ende des 8. Jahrhunderts - 833)
Hauptartikel: Neutraer Fürstentum
In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts erreichten die gesamte Slowakei und das benachbarte Mähren einen zivilisatorischen Wendepunkt. Es enstanden dort zahlreiche Burgstätten und zwei Fürstentümer: das Mährische Fürstentum (ursprünglich im heutigen südöstlichen Mähren und in den angrenzenden slowakischen Gebieten) sowie das Neutraer Fürstentum (ursprünglich in der West- und Mittelslowakei und Teilen des Nordungarns). Ersteres wird 822 zum ersten Mal erwähnt, sein Zentrum hieß Morava (dt. Mähren, vielleicht heutiges Mikulčice) und sein Fürst war seit etwa 830 Mojmir I. Das Zentrum des zweiten hieß Nitrava (später Nitra, dt. Neutra), es wird zum ersten Mal 828 (siehe unten) erwähnt und sein Fürst war seit etwa 825 Pribina(Privina). Die beiden Fürstentümer entstanden im Zusammenhang mit dem Kampf der Slawen und des Fränkischen Reiches gegen die im heutigen Ungarn und den angrenzenden Gebieten immer noch angesiedelten Awaren. Die Awaren wurden in diesem Krieg vernichtend geschlagen und gingen anfangs des 9. Jahrhunderts unter. In der Slowakei lebten die letzten Awaren in der Umgebung der heutigen Stadt Komárno.
Anfangs des 9. Jahrhunderts expandierte das Neutraer Fürstentum, sodass es wohl auch die heutige westliche Karpato-Ukraine umfasste. Die größten Zentren waren Nitra, Bratislava (einschließlich der heutigen Stadteile Devín, Devínska Nová Ves), Pobedim, Brekov, Zemplín, sowie Feldebrö im heutigen Ungarn. Gleichzeitig ermöglichte der Sieg über die Awaren eine neue Christianisierungswelle in der Slowakei und in Mähren. 828 wurde in Nitra/Neutra, dem Sitz des Fürsten Pribina, die erste bekannte christliche Kirche der West- und Ostslawen geweiht. Ein Jahr später teilte Ludwig der Deutsche das Gebiet der heutigen Slowakei und des heutigen Mährens dem Bistum von Passau als sein Christianisierungsgebiet zu. Diese Gebiete waren jedoch zum Teil bereits vorher christianisiert.
Großmähren (833 - 907)
Hauptartikel: Großmähren, Neutraer Fürstentum, Plattensee-Fürstentum, Kyrill und Method in Großmähren
833 vertrieb der im Mährischen Fürstentum herrschende Fürst Mojmir I seinen Nachbarn Pribina aus dem Neutraer Fürstentum und vereinigte beide Fürstentümer. Damit entstand das Großmähren. Pribina ist zum Fürsten des Plattensee-Fürstentums im heutigen südwestlichen Ungarn geworden. Das Neutraer Fürstentum wurde zu einem Lehnfürstentum innerhalb Großmährens, in dem die Thronanwärter des herrschenden Mojmiriden-Geschlechts als Fürsten regierten. Für die slawische (und slowakische) Literatur und Kultur war die großmährische Mission der Slawenapostel Cyrill und Method wichtig (siehe Kyrill und Method in Großmähren). Angriffe der damals noch nomadischen Ungarn zerstörten dann 907 nach den drei Schlachten von Bratislava (Pressburg) die Zentralmacht Großmährens.
Die damaligen slawischen Quellen bezeichnen die Bewohner Großmährens als Slověne (Slawen). Dies war höchstwahrscheinlich die ursprüngliche Eigenbezeichnung aller slawischen Stämme - der Name ist u.a. auch aus dem Gebiet des heutigen Ungarn, Slowenien, Slawonien, Russland (in der Umgebung von Nowgorod) und Pommern (vgl. die um 1900 ausgestorbenen Slowinzen) bekannt. Von ihm abgeleitet sind die Eigenbezeichnungen der Slowaken und der Slowenen.
Zwischen Ungarn, Polen und Böhmen (907 - 1030)
In den 20er Jahren des 10. Jahrhunderts machte Lél (Lehel), einer der ungarischen Stammesführer (die Ungarn bestanden damals noch aus zahlreichen Stämmen), Nitra/Neutra und die südwestliche Slowakei (d.h. das Tiefland ) zu seinem Sitz. Der Rest der Slowakei zerfiel für Jahrhunderte - bis er sukzessive vom 11. bis zum Anfang des 14. Hurhundert von den Ungarn erobert wurde -in kleine um bestimmte Burgstätten situierte slawische/slowakische Fürstentümer. Der Kern der heutigen Slowakei (die Gebiete bis zu den Flüssen Waag und Hornád) wurde aber bereits um 1100 von Ungarn erobert. Bis 1108 (siehe unten) wurde die Slowakei (das Neutraer Fürstentum) als ein spezielles Gebiet innerhalb Ungarns betrachtet. So deckte sich auch das Gebiet des um 1000 errichteten ungarischen Erzbistums von Esztergom/Gran mit dem Gebiet des Neutraer Fürstentums.
Die gesamte Funktionsweise Großmährens (Einteilung in Komitate, kirchliche Struktur, das Militär usw. ) wurde mangels eigener Vorbilder von den Ungarn, ähnlich wie von den Staaten Böhmen und Polen, übernommen. Die Ungarn übernahmen zudem mangels eigener Begriffe nach der ungarischen Akademie der Wissenschaften etwa 1200 Wörter aus dem Slowakischen und 1000 andere Wörter slawischer Herkunft. Die slowakischen Adeligen aus der Zeit Großmährens (v. a. die Poznan (Adelsgeschlecht)s und Hunt (Adelsgeschlecht)s) spielten in der Frühgeschichte Ungarns eine wichtige Rolle. Der wichtigste ungarische Herrscher von Neutra war Michael (971 - 995), der so mächtig wurde, dass ihn der damalige ungarische "Großfürst" Geza ermorden ließ. Auch Geza und sein Sohn Stephan I.(Ungarn)(Vajk) waren beide zuerst die Fürsten des Neutraer Fürstentums, bevor sie anschließend zu Herrschern des gesamten Ungarns wurden. Weitere Details siehe unter Neutraer Fürstentum.
Es ist auch wahrscheinlich das die Nord(west?)slowakei am Anfang des 10. Jahrhunderts unter dem Einfluss der so genannten Weißen Kroaten stand. Dann herrschte im 11. Jahrhundert polnischer Einfluss in den nordslowakischen Landschaften Arwa (Orava) und Zips, zumal die Zips im 11. Jahrhundert dem Krakauer Bischof unterstand und die gesamte Slowakei bis zur Donau 1000 - 1030 vorübergehend von Polen annektiert wurde. Es gibt auch umstrittene Hinweise darauf, dass die Ostslowakei irgendwann in der Mitte des 11. Jahrhunderts zur Kiewer Rus gehörte (siehe auch Geschichte der Karpato-Ukraine), und dass die Westslowakei etwa 955-975 /oder 999 unter böhmischer Oberhoheit stand.
Die im 8. Jahrhundert begonnene slowakische Ethnogenese war nach 955 abgeschlossen, als die Ungarn bei Lechfeld geschlagen wurden und beschlossen definitiv im heutigen Ungarn sesshaft zu werden, wodurch die slawische Bevölkerung dieses Gebietes in die heutigen Slowaken, Slowenen, Kroaten usw. aufgespalten wurde.
Teil von Ungarn
Hoch- und Spätmittelalter (1030 - 1526)
Hauptartikel: Die Slowakei im Hoch- und Spätmittelalter (1030-1526), Ethnische Entwicklung der Slowakei
Der seit dem 11. Jahrhundert intensiv betriebene Bergbau und die vor allem seit dem 13. Jahrhundert (nach dem großen Mongoleneinfall von 1241/1242) angekommenen deutschen Siedler machten aus der Slowakei im Mittelalter, aber auch noch bis ins 18. Jahrhundert, das wohlhabendste Gebiet des Ungarischen Königreichs. Um 1400 erreichte die Gold- bzw. Silbergewinnung in der Slowakei 40% bzw. 30% der gesamten damaligen Weltproduktion. Auch die ersten mittelalterlichen Städte des Königreichs entstanden ab dem 13. Jahrhundert überwiegend auf dem Gebiet der heutigen Slowakei.
Das 11. und 12. Jahrhundert waren eine Zeit von Auseinandersetzungen zwischen Ungarn einerseits und Deutschland und/oder Böhmen andererseits, die sich oft in der Slowakei abspielten. Politisch entstand auf dem Gebiet der heutigen Slowakei 1048 das Neutraer Grenzherzogtum (Ducatus) (1048 - 1108). Es wurde von ungarischen Thronanwärtern regiert. Mit seiner Auflösung 1108 kam es zu einer vollständigen Eingliederung der Slowakei (genauer gesagt zumindest der bereits von Ungarn eroberten Gebiete der Slowakei) in das ungarische Königreich, die bis 1918 andauerte. Details siehe unter Neutraer Fürstentum.
Um das Jahr 1300 herum wurde die Slowakei de-facto von den Adeligen Mattäus Csák III von Trentschin (Čák, Chak, Chaak, Czak) in der West- und Mittelslowakei und Omodej (Amadeus, Amadé) von Aba in der Ostslowakei regiert.
1419 - 1437 musste Sigismund von Luxemburg auch in der Slowakei gegen die tschechischen Hussiten kämpfen. 1440- 1453 besetzte der tschechische Adelige Johann Giskra (Ján Jiskra) die Slowakei im Zuge der Thronkämpfe im Königreich Ungarn für die Habsburger. 1445 - 1467 folgten kämpfe der Herrscher Ungarns gegen die post-hussitischen rebellischen Bratríci in der Slowakei. 1467 entstand in Bratislava/Pressburg die erste Universität auf dem Gebiet der Slowakei und damals die einzige Universität im Königreich.
Die Regierung der Jagiello-Könige (1490-1526) war durch Anarchie im gesamten Königreich gekennzeichnet, die dann letzten Endes zur Katastrophe von Mohács im Jahre 1526 führte.
Anti-habsburgische Aufstände und Kriege gegen die Türken (1526-1711)
Hauptartikel: Die Slowakei in der Neuzeit (1526 -1711)
Nach der Schlacht von Mohács (1526),in der die Osmanen (Türken) gewannen, und einem anschließenden Bürgerkrieg (1526-1538) zerfiel das Königreich Ungarn in drei Teile:
- (1)Das habsburgische "Königliche Ungarn" (faktisch eine habsburgische Provinz): die heutige Slowakei (bis auf türkische Gebiete in der südlichsten Mittelslowakei) + ein kleiner Teil des nordöstlichen heutigen Ungarns + Burgenland + West-Kroatien. Es waren alles Gebiete die fast ausschließlich von Nicht-Magyaren (Deutschen und Slawen) bewohnt wurden.
- (2) Siebenbürgen im heutigen West-Rumänien (in der Folge zeitweise bis zur Ostslowakei ausgeweitet), das ein türkischer Vasall und später die Ausgangsbasis für die anti-habsburgischen Aufstände (siehe weiter) in der Slowakei war
- (3) Die türkische Provinz im heutigen Ungarn, die ein direkter Bestandteil des Osmanischen Reiches war.
Obwohl die Slowakei formal Bestandteil von Ungarn blieb, gingen am Anfang des 16. Jahrhunderts mit der türkischen Eroberung des heutigen Ungarns mehr als 400 Jahre magyarisch geprägter Politik zu Ende und es setzte sich vom Haus Habsburg bestimmte Politik durch. Bratislava/Pressburg wurde zur Haupt- und Krönungsstadt Ungarns (1536) und Trnava/Tyrnau zum Sitz des Erzbischofs (1541).
Außerdem setzte sich nach 1521 in der Slowakei die Reformation durch. Im 17. Jahrhundert setzte aber eine sehr erfolgreiche Gegenreformation ein, die aus der weitgehend protestantischen Slowakei langsam wieder ein weitgehend katholisches Land machte.
Parallel zum fast ununterbrochenen Kampf gegen die Osmanen (Türken) (1520 - 1686), die auch Teile der südlichen Mittelslowakei eroberten und in der restlichen Slowakei plünderten, folgten 1604 - 1711 mehrere anti-habsburgische Aufstände, nämlich der Aufstand von Stephan Bocskay (1604-1606), der Aufstand von Gabriel Bethlen (1619-1626), der Aufstand von Georg Rákóczi I. (1644-1645), die Verschwörung Wesselenyis (1664-1671), der erste Kuruzzenfeldzug (1672), der Kuruzzen- Partisanenkrieg (1672-1678), der Aufstand von Emmerich Thököly (1678- 1687/1688) und der Aufstand von Franz Rákóczi II. (der "Kuruzzenkrieg", 1703-1711). Gemeinsame Charakteristika der Aufstände waren, dass sie gegen die Habsburger, gegen die Gegenreformation und gegen Wiener Zentralismus gerichtet waren, und dass sie in der Regel von den Osmanen (Türken) unterstützt wurden. Jeder von ihnen hatte aber darüber hinaus auch ganz spezifische Ursachen. Bis auf den Kuruzzenkrieg und die Verschwörung Wesselenyis spielten sie sich fast ausschließlich auf dem Gebiet der heutigen Slowakei ab uns begannnen in Siebenbürgen. Ihre Anführer waren oft zugleich Fürsten von Siebenbürgen.
Aufklärung (1711 - 1848)
Allgemeine Entwicklungen
Nach fast 200 Jahren antitürkischer Kämpfe (1520 - 1686) und antihabsburgischer Aufstände (1604-1711) in der Slowakei, bedeutete der Frieden von Sathmar/Satu Mare (1711) den Beginn einer langen Friedensperiode. Diese ermöglichte eine deutliche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Konsolidierung. Etwa 92% der Last des Wiederaufbaus des Königreichs Ungarn mussten die Städte und die Hörigen in der Slowakei tragen. Die Slowaken bevölkerten die entvölkerten Gebiete im Süden (seit 1690), in der Slowakei lebten 50% der Gesamtbevölkerung des Königreichs Ungarn, das slowakische Wirtschaftspotential war um 1400% (!) höher als das des von den Türken wieder gewonnenen Restungarns und 70% der Handwerker und Kaufleute Ungarns waren in der Slowakei ansässig.
Gerade als am Ende des 18. Jahrhunderts Bratislava/Pressburg die größte Stadt im Königreich Ungarn geworden war, verlegte Kaiser Joseph II 1784 die ungarischen Zentralbehörden nach Buda/Ofen verlegt. Krönungen fanden aber in Bratislava noch bis 1830 und Sitzungen des Landtags bis 1848 statt. Die Bedeutung der Slowakei nahm in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich ab.
Die 1789 ausgebrochene Französische Revolution hatte auch Auswirkungen in der Slowakei und im restlichen Ungarn. 1794 entstand unter ihrem Einfluss die so genannte Bewegung der Jakobiner des Königreichs Ungarn (= Verschwörung von Ignác Martinovič). Es waren etwa 200 Personen im ganzen Land beteiligt, darunter auch sehr viele Slowaken. Ihr Ziel war die Schaffung einer demokratischen Republik nach französischem Vorbild, die Abschaffung der Monarchie und die Umwandlung Ungarns in eine Föderation bestehend aus den Provinzen Ungarn, Slowakei, Illyrien und Wallachei. Die Verschwörung wurde aber verraten. Auch die Napoleonischen Kriege berührten die Slowakei: Durchzug russischer Truppen (1789-1800), Besetzung von Bratislava/Pressburg durch napoleonische Truppen (November 1805; Dezember 1805 mit Unterzeichnung des (vierten) Friedens von Pressburg nach der Schlacht von Austerlitz; 1809 mit Unterzeichnung eines Waffenstillstands durch Napoleon und Sprengung der Burg Devín/Theben). Das Königreich Ungarn verlor in den Napoleonischen Kriegen insgesamt 120000 Soldaten, von denen ein großer Teil auch aus der Slowakei stammte. Der Kaiser rief 1812-1825 den Landtag von Bratislava/Pressburg nicht ein, da dieser seine finanziellen Forderungen nach dem Staatsbankrott der Österreichischen Monarchie (1811) nicht erfüllen wollte. 1815 fanden viele Verhandlungen im Rahmen des Wiener Kongresses auch im benachbarten Bratislava/Pressburg statt.
Im Mai 1831 breitete sich in der Ostslowakei die Pest aus Galizien aus. Die anschließenden Hygienemaßnahmen der Behörden haben bei der unwissenden und hungernden Bevölkerung im Sommer den Ostslowakischen Bauernaufstand (auch Choleraaufstand genannt) ausgelöst, an dem 40 000 Aufständische beteiligt waren.
Während am Anfang des 17. Jahrhunderts etwa 90% der Bevölkerung der Slowakei protestantisch war, wendete sich im 18. Jahrhundert (nach 1711) das Blatt und die Protestanten wurden (bis heute) langsam zu einer Minderheit. Im katholischen Bereich nahm Kaiser Joseph II den Bischöfen das Recht, Priester zu erziehen, und richtete stattdessen staatliche Generalseminare ein. Eines davon wurde 1783 in Bratislava/Pressburg errichtet und spielte eine wichtige Rolle bei der nationalen Bewegung der Slowaken (siehe weiter).
Wirtschaft
Die zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts brachten eine wichtige Neuerung - die Manufakturen (seit 1722, größere Vebreitung erst 1784). Die Anfänge der industriellen Revolution (Industrialisierung), und damit auch die ersten Fabriken, in der Slowakei reichen zwar bis in die 20er und 30er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, die meisten Fabriken entstanden aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Das 18. Jahrhundert wird auch als das Goldene Zeitalter des slowakischen Bergbaus bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurde der jahrhundertelange Abbau von Edelmetallen, deren Menge nach jahrhundertelanger Ausbeutung langsam aufgebraucht wurde, durch den Abbau von Eisenerz ersetzt. Das Slowakische Erzgebirge wurde zum Hauptgebiet der Eisenerzförderung im Königreich. 1831 wurden in der Slowakei 78% der Roheisen- und 64% der Gußeisenproduktion des Königreichs Ungarn produziert.
Die wichtigsten Industriezentren der Slowakei waren Bratislava/Pressburg und Košice/Kaschau. Nachdem die Zentralbehörden 1784 von Bratislava/Pressburg nach Buda/Ofen verschoben worden waren, wurde Bratislava/Pressburg im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Buda/Ofen in seiner Rolle als wichtigstes Wirtschafts- und Industriezentrum des Königreichs abgelöst.
Erst 1840 wurde zwischen Bratislava/Pressburg und dem Vorort Svätý Jur die erste (Pferde)Eisenbahnlinie im Königreich Ungarn eröffnet. 1848 folgte die Verbindung Bratislava/Pressburg-Wien (zugleich die erste Dampfeisenbahnlinie in der Slowakei) und 1850 Bratislava/Pressburg-Pest.
Kultur und Sprache
Im Kultur- und Sprachbereich wurde 1714 der größte slowakische Gelehrte des 18. Jahrhunderts, Matej Bel (Bél Mátyás, Matthias Bél), Rektor des 1607 gegründeten Evangelischen Lyzeums in Bratislava/Pressburg. 1735 entstand in Banská Štiavnica/Schemnitz eine Bergbauschule, aus der 1762 die berühmte erste Bergbauhochschule der Welt entstand. 1819 wurde der Slowake Kardinal Alexander Rudnay der Erzbischof von Esztergom/Gran. Er förderte unter anderem die slowakische religiöse Literatur und krönte 1830 den letzten König, der in Bratislava/Pressburg gekrönt wurde.
Ungarische nationale Bewegung (Anfänge der Magyarisierung)
1784 wurde im Rahmen der Zentralismusbestrebungen Josephs II. Deutsch (statt Latein) als Amtssprache und Unterrichtssprache im Königreich Ungarn eingeführt (1790 aufgehoben). Die Folge war ein zunehmender magyarischer Nationalismus. 1790 und 1792 wurden vom Landtag die ersten Gesetze zur Förderung der ungarischen Sprache auf Kosten der anderen im Königreich verwendeten Sprachen verabschiedet. Damit begann die Magyarierung der nicht-magyarischen Bevölkerung des Königreichs, die dann im 19. Jahrhundert sukzessive zunahm. Die Magyaren (=ethnische Ungarn), vor allem deren Adel, fingen an sich als das einzige Staatsvolk im Königreich Ungarn zu betrachten, in dem sie jedoch 1780 nur 28% der Bevölkerung ausmachten. Seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts gab es aber bereits eindeutige und offene Bestrebungen das Königreich in einen Staat mit Ungarisch als der einzigen Sprache umzuwandeln. Es gab Adelige, die eine allmähliche Assimilierung der Nicht-Magyaren Ungarns erreichen wollten (mittlerer Adel unter der Führung von István Széchenyi), aber auch solche, die einen magyarischen Nationalstaat radikal schaffen wollten (niederer Adel unter der Führung von Lajos Kossuth). In den 30er Jahren setzte sich die radikale Gruppierung durch. In den 40er Jahren wandte sich diese vor allem gegen die Slowaken. In den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, vor allem 1844, wurde Latein, das etwa 1000 Jahre als Amtssprache im Königreich verwendet worden war, sukzessive durch die ungarische Sprache ersetzt, was natürlich auf heftigen Widerstand der Nicht-Magyaren stieß.
Slowakische nationale Bewegung (Nationale Wiedergeburt der Slowaken )
Hauptartikel: Nationale Wiedergeburt der Slowaken
Bei den Slowaken nahm im 18. Jahrhundert das Nationalbewusstsein deutlich zu und - ähnlich wie bei den Magyaren und anderen Nationen dieser Region - begann unter Joseph II. (1780-1790) unter dem Einfluss der Aufklärung der Prozess der Formierung der modernen slowakischen Nation (auch die Nationale Wiedergeburt genannt). Dieser Prozess (1780 - 1848/1867) wird üblicherweise in drei Phasen (Generationen, 1780-1820, 1820-1835, 1835-1848) eingeteilt. Er mündete 1843 in der Kodifizierung der heutigen Form der slowakischen Schriftsprache durch Ľudovít Štúr und in der Beteiligung der Slowaken in der Revolution 1848/1849 zusammen mit Wien gegen die Magyaren.
1848 - 1918
kommt noch
Erste tschechoslowakische Republik
Hauptartikel: Geschichte der Tschechoslowakei
1918 schloss sich die Slowakei mit den vorher von Österreich beherrschten tschechischen Ländern Böhmen und Mähren zur Tschechoslowakei zusammen.
Erste slowakische Republik
Kurz vor der Errichtung des "Protektorates Böhmen und Mähren" durch das 'Dritte Reich' wurde sie formell unabhängig, unter Präsident Jozef Tiso. Der Staat stand unter starkem Einfluss Deutschlands und seine südlichen Gebiete mit ungarischer Mehrheit wurden zusammen mit der östlich gelegenen Karpato-Ukraine von Ungarn besetzt (siehe Wiener Schiedsspruch). 1944 wurde der nationalsozialistische Genozid in Folge des Slowakischen Nationalaufstandes systematisch auf sie ausgedehnt.
Dritte und vierte tschechoslowakische Republik
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Karpato-Ukraine wurde von der Sowjetunion besetzt.
Zweite slowakische Republik
Regierung Mečiar
Die heutige Slowakei entstand am 1. Januar 1993 durch eine auf friedlichem Wege erfolgte staatliche Trennung von den tschechischen Landesteilen. Viele empfanden den Regierungsstil von Vladimír Mečiar als eigensinnig und chauvinistisch (insbesondere gegenüber der ungarischen Minderheit).
Bis 1998 weigerte sich Mečiar, mit russischer Unterstützung, den Energiesektor des Landes zu privatisieren, und wurde deshalb von der EU als "Diktator" bekämpft. Es wurden Handelssperren mit vormals wichtigen Handelspartenern wie Jugoslawien, Syrien und Libyen verhängt. 1998 erhielt Mečiars Partei mit 27% die meisten Stimmen, konnte jedoch keine Koalition zur Mehrheit führen, so wurde Mikuláš Dzurinda Premierminister.
Annäherung an den Westen
In der Amtszeit Mikuláš Dzurindas und des Präsidenten Rudolf Schuster stabilisierte sich das Land politisch und es wurde mehr für ausländische Investoren geöffnet. Die Wirtschaft verzeichnet seit 1994 ein ununterbrochenes, meist relativ starkes, Wachstum. Die Arbeitslosenquote lag ende 2001 bei 19,8%, es ist seitdem ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Bei den Wahlen 2002 zeigten die EU und die USA offen ihre Antipathie gegenüber Mečiars Partei indem sie die anderen Parteien finanziell unterstützen. Ausserdem drohte man, bei einem Sieg Mečiars hätte die Slowakei keine Chance auf einen EU-Beitritt.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 erreichte Mečiar im ersten Wahlgang die meisten Stimmen, verlor aber die Stichwahl gegen seinen ehemaligen Parteifreund Ivan Gašparovič.
Seit dem 29. März 2004 ist die Slowakei Mitglied der NATO und wurde am 1. Mai 2004 in die Europäische Union aufgenommen.
Siehe auch
Literatur
- Stanislav J. Kirschbaum: A history of Slovakia - the struggle for survival, New York 1995
- Roland Schönfeld: Slowakei - vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 2000
- J.Bartl, V. Čičaj, M. Kohútová, R. Letz, V. Letz, D. Škvarna: Lexikon der Slowakischen Geschichte, Bratislava 2002, ISBN 8-0080-2035-0