Schiff

größeres Wasserfahrzeug
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Passagierschiff Queen Mary 2
Boote

Funktion

Ein Schiff ist jedes größere Wasserfahrzeug (Abgrenzung zum Boot bei Boot), das nach dem Archimedischen Prinzip schwimmt.

Schiffe werden auf Werften gebaut (siehe Schiffbau). Nach Fertigstellung des Rumpfes wird das Schiff mit dem Stapellauf zu Wasser gelassen, erst dann erfolgt die endgültige Ausrüstung. Die erste Fahrt eines Schiffes wird als Jungfernfahrt bezeichnet. Die Reparatur von Schiffen erfolgt insbesondere in Trockendocks und Schwimmdocks.

Schiffe sind das wichtigste Transportmittel sowohl für Massengut als auch für Stückgut. Letzteres wird heute vor allen in Containern auf Containerschiffen transportiert. Die größten Schiffe sind Öl-Tankschiffe, die bis über 560.000 tdw (Schiffsladekapazität in englischen "tons"; 1 ton = 1,016 t) DW (engl. deadweight = Tragfähigkeit) oder ca. 100.000 Bruttoregistertonnen messen können. Die Passagierschifffahrt steht seit den 60er Jahren zunehmend der Konkurrenz des Flugverkehrs gegenüber und verlagert sich vom reinen Transportmittel mehr zum Bereich der Erlebnisreisen.

Bei entsprechender Bauweise können Schiffe eine hohe Lebensdauer erreichen. Eines der höchsten bekannten Lebensalter erreichte das englische Schiff "Besty Canes". Es existierte bereits 1688 als König Wilhelms III. Yacht und erlitt 1827 Schiffbruch. Sie wurde nachweislich 139 Jahre alt. 113 Jahre erreichte die englische "Royal William", die am 16. März 1700 auslief und 1813 demontiert wurde. Im November 2004 wird die "Cutty Sark" 135 Jahre alt. Sie ist der einzige verbliebene Klipper und befindet sich im Trockendock zu Greenwich, London, England. 28 Jahre älter ist die "Charles W. Morgan" von 1841. Sie ist das einzig erhaltene Walfangsegelschiff, benannt nach Charles Waln Morgan, ihrem Haupteigner. Ursprünglich als Vollschiff in New Bedford, MA (Massachusetts), aus Holz erbaut, wurde sie 1867 zur Bark umgeriggt und stand 80 Jahre in Dienst. Heute ist sie als Museumsschiff in Mystic, CT (Connecticut}, USA, zu besichtigen. Rekordhalter ist die englische HMS VICTORY (Stapellauf 1765), Admiral Lord Nelsons Flaggschiff mit 239 Jahren (2004), gefolgt von der Fregatte USS CONSTITUTION in Boston, MA, USA, von 1797 mit 207 Jahren (2004).

Es wurden auch, selten, Orden und Auszeichnungen für Schiffe vergeben. Dem Kanonenboot "Iltis" wurde das "Pour le Mérite" von Kaiser Wilhelm II. (1900) wegen seines Einsatzes während des Boxeraufstandes verliehen. Das "Eiserne Kreuz" erhielten die "Meteor" 1870, die "Emden" und die "U9" im Ersten Weltkrieg.

Geschichte

Die ersten Boote (Floß, Einbaum, Kanu, Kajak) wurden durch Menschenkraft oder Gewässerströmung bewegt.

 
Ägyptisches Schiff (um 1422-1411 v. Chr.)
  • Zu den frühesten bekannten Schiffbauern gehören die Phönizier. Die Ägypter waren die ersten, die größere Schiffe bauten. Die Schiffe wurden aus kurzen vernähten Planken gefertigt und verfügten noch über keinen Kiel. Für Stabilität sorgte ein längs gespanntes Seil. Neben Wind und Strömung diente das Paddel als Vortriebsmittel.
  • Die Weiterentwicklung des Segels führte zum seefähigem Segelschiff, das weitere Reisen erlaubte, die sowohl dem Handel als auch kriegerischen Zwecken dienten. Dabei spielte sich die Seefahrt meist - aufgrund der rudimentären Navigationsmöglichkeiten - in der Nähe der Küste ab. Als besonders tüchtige Seefahrer taten sich frühzeitig die Phönizier hervor.
  • Im Mittelmeer der Antike gab es im Prinzip zwei Typen von Schiffen: Schmale, schnelle Kriegsschiffe, die im Gefecht gerudert wurden und die großen Einfluss auf die politische Dominanz bestimmter Staaten/Reiche hatten, sowie bauchige Handelsschiffe, die selten gerudert wurden und die fast den kompletten Handelstransport abwickelten und enorme Bedeutung für die Versorgung hatten (z.b. Getreidetransport von Nordafrika nach Rom)
  • Die Traditionen des antiken Schiffbaus lebten zuletzt noch bei den Byzantinern weiter, die Verbindung mit steigendem arabischem Einfluss schuf die typischen Elemente des mittelalterlichen Schiffbaus im Mittelmeer, wie das Lateinersegel und die Kraweelbeplankung
  • Römische und mittelalterliche Lastschiffe für die Binnenschifffahrt, werden auch als Prahme bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Flachbodenschiffe die im weit verzweigten Flusssystem zum Transport schwerer Lasten zum Einsatz kamen.
  • Die Wikingerschiffe haben sich unabhängig davon in Nordeuropa entwickelt und waren im frühen Mittelalter die schnellsten Verkehrsmittel der Welt. So konnten die Wikinger auf ihren Raubzügen oft Städte ohne Vorwarnung angreifen.
  • Typisch für die Hansezeit war die Hansekogge, ein mehr oder weniger bauchiges Segelschiff, das das zentrale Instrument des Fernhandels wurde. Es basierte auf den Wikingerschiffen, mit denen es das große Rahsegel und die Klinkerbeplankung gemein hatte. Neu war das mittig angeordnete Heckruder zur Steuerung.
  • Zur gleichen Zeit entwickelten die Chinesen unter Admiral Zheng He extrem große Segelschiffe, mit denen sie große Flotten ausrüsteten und weite Expeditionen im Westpazifik und im Indischen Ozean unternahmen.
  • Das spätmittelalterliche Europa, und dort besonders Portugal, kombinierten nordeuropäische und mediterrane Elemente zur Karavelle, aus der sich später die größere Karacke entwickelte. Mit diesen Schiffen unternahmen die ersten europäischen Entdecker (Ferdinand Magellan, Christoph Kolumbus, Vasco da Gama) ihre Reisen.
  • Die Kolonisierung der Welt erforderte große hochseefähige Transportschiffe, um Menschen und Güter zwischen den Kontinenten zu transportieren. Außerdem ermöglichten Neuerung in der Bewaffnung und deren Aufstellung den Bau von Kriegsschiffen mit Batteriedecks. Die daraus resultierende Entwicklung der Galeone im 16. Jahrhundert markiert den Beginn der Neuzeit im Schiffbau.
  • Mit der Entwicklung einer verbesserten Takelage und der Verbreitung des Besansegels, sowie einer fast industriemäßigen Werftorganisation bestimmten nach- und nebeneinander die Seemächte Portugal, Spanien, die Vereinigten Provinzen der Niederlande sowie England und Frankreich die Macht- und Handelspolitik in Übersee bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Am Grundtyp des hochseefähigen Vollschiffs waren lange keine wesentlichen Verbesserungen erfolgt.
  • Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurden auch die ersten maschinell angetriebenen Schiffe entworfen (Dampfschiff). Diese waren im wesentliche Segelschiffe mit einem Hilfsantrieb, der zum Antrieb bei Windstille oder zum manövrieren im Hafen diente. Erst mit der Erfindung der Schiffsschraube, die die ineffizienten Schaufelräder Mitte des 19. Jahrhunderts ablöste, hatte die neue Technologie das Potential, den Segelantrieb zu verdrängen.
  • Eine weitere große Neuerung des Industriezeitalters war die Einführung von Eisen und später Stahl als Werkstoff im Schiffbau, der das Holz nach und nach verdrängte. Alle neuen Technologien wurden aufgrund der hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten primär für den militärischen Bereich entwickelt und eingeführt. Diese Entwicklung ging besonders in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts extrem rasant voran, wo sich in wenigen Jahrzehnten der Übergang vom Segelkriegsschiff zum Schlachtschiff vollzog.
  • Im zivilen Bereich ermöglichte darüber hinaus die wissenschaftliche Entwicklung von Schiffsrümpfen und Takelagen als letzte Blüte der Handelssegelschiffe den Bau von effizienten Transportschiffen, den so genannten Klippern, meist Vollschiffen mit bis zu 4 Masten, die im harten Wettbewerb gegeneinander Tee, Wolle oder Guano nach Europa oder Nordamerika transportierten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Segelschiff dann vollständig vom maschinengetriebenen Schiff abgelöst.
  • Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich der Dieselmotor als Schiffsantrieb durch und das vorher allgegenwärtige Stückgutfrachtschiff wurde durch Containerschiffe ersetzt, die Entwicklung von Kühlschiffen ermöglichte auch den Transport verderblicher Güter um die Welt.
  • Im Kriegsschiffbau verschwand das Schlachtschiff vollständig und wurde durch den Flugzeugträger ersetzt, Schiffsartillerie und Panzerung spielen eine untergeordnete Rolle, Raketen und Flugkörper sind die bevorzugten Waffensysteme. Elektronische Kriegsführung und der Einsatz atomreaktorgetriebener U-Boote schufen neue Dimensionen der Seekriegsführung.
  • Die Erfindung von Radar, Funkpeilung und GPS im 20. Jahrhundert erleichtert die Navigation erheblich.

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit von Schiffen wird gemeinhin in Knoten (kn) angegeben. Ein Knoten entspricht einer Seemeile (sm) pro Stunde.

Die Geschwindigkeit wurde ursprünglich gemessen mit einem Log (Messgerät), das an einer Logleine über Bord geworfen wurde. Die Leine hatte in festen Abständen (üblicherweise alle ca. 7 m) Knoten.

Der Messende zählte die Knoten, während sie ihm durch die Hand glitten. Die Zahl der gemessenen Knoten je Zeiteinheit (Messdauer waren ca. 14 Sekunden) ergab dann die Geschwindigkeit in Seemeilen pro Stunde. Daher rührt auch der Begriff "Knoten" als Maßeinheit für die Schiffsgeschwindigkeit.

Modernere Bauformen des Logs messen die Geschwindigkeit über die Umdrehungsgeschwindigkeit eines nachgeschleppten Propellers (Patentlog), eines am Schiffsboden befestigten Impellers oder mittels eines Staurohrs (Staudrucklog, Rohrlog).

Die maximale Geschwindigkeit eines Schiffes wird wesentlich von der Rumpfgeschwindigkeit bestimmt. Diese ist nichts anderes als die Ausbreitungsgeschwindigkeit des vom Schiff selbst erzeugten aus Bug- und Heckwelle bestehenden Wellensystems. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in Wasser steigt mit ihrer Wellenlänge. Das Schiff ist also zwischen seiner Bug- und Heckwelle "gefangen".

Bei Schiffen mit normalem Verdränger-Rumpf lässt sich die Geschwindigkeit auch mit erhöhter Motorleistung nicht über die Rumpfgeschwindigkeit steigern. Diese wird bestimmt durch die Länge, mit der das Schiff im Wasser liegt.

Höhere Geschwindigkeiten lassen sich mit Schiffen mit einem Gleiter-Rumpf erzielen. Dabei wird durch die Motorleistung der Widerstand der Bugwelle überwunden, der Bug des Schiffes steigt dabei an.

Auch moderne Verdrängerschiffe erreichen bei raumem Wind unter Segel Geschwindigkeiten, die geringfügig über der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit liegen können. Grund hierfür sind die modernen, glatten, lang gestreckten Rümpfe, die teilweise kaum noch Bugwellen erzeugen.

Da die Geschwindigkeit außerdem noch erheblich von Wind und Strömung sowie der variierenden Beladung (durch Treibstoffverbrauch) abhängt, wird die Schiffsgeschwindigkeit häufig in größeren Einheiten als der Stundengeschwindigkeit angegeben.

Ein Etmal ist die von einem Schiff an einem Tag von 12.00 Uhr bis zum nächsten Tag um 12:00 Uhr zurückgelegte Wegstrecke. Das Etmal wird gemeinhin in Seemeilen (sm) angegeben.
In den Zeiten, als die Passagierschifffahrt das alleinige Übersee-Massenverkehrsmittel war, wurde dem schnellsten Passagierdampfer jeweils das symbolische Blaue Band, später ein Pokal, zuerkannt. Maßstab war die Durchschnittsgeschwindigkeit während einer kompletten Atlantiküberquerung von einem europäischen zu einem nordamerikanischen Hafen.

Exemplarische Geschwindigkeiten einiger Schiffe und Boote:

Geschwindigkeit Schiff
6,7 Knoten Raddampfer Sirius, 1838, Großbritannien
kurzzeitig 11 Knoten Rennruderboot (Achter; siehe Rudern)
ca. 15 Knoten Flying-P-Liner Potosi, 1902, Deutschland
ca. 18 Knoten Klipper um 1870
18,5 Knoten Flying-P-Liner Preußen, 1904, Deutschland
über 20 Knoten Wettkampf-Segelyacht
ca. 27 Knoten Containerschiff, 2004
ca. 25-28 Knoten (unter Wasser) U-Boot
ca. 28-32 Knoten (unter Wasser) AtomU-Boot
34,5 Knoten Passagierschiff United States, 1952, USA
41,28 Knoten Doppelrumpf-Fähre Cat Link V, 1998, Dänemark
ca. 48 Knoten Tragflächenboot

Rekordboote siehe Geschwindigkeitsweltrekord auf dem Wasser

Schiffsbestand in Deutschland

Im Jahr 2000 gab es in der Bundesrepublik Deutschland

  • 3752 Binnenschiffe:
    • 1333 Motorschiffe
    • 1236 Leichter, Kähne und Schuten
    • 450 Schub- und Schleppschiffe
    • 733 Passagierschiffe
  • 689 Seeschiffe (Handelsschiffe mit mehr als 100 Bruttoraumzahl (BRZ)):
    • 520 Trockenfrachter
    • 131 Passagierschiffe
    • 38 Tanker

Schiffstypen

 
Containerschiff trifft Segler

Es gibt zahlreiche Schiffstypen.

nach Einsatzgebiet

Nach dem Einsatzgebiet unterscheidet man

nach Verwendungszweck

 
Schiff der Wasserschutzpolizei Konstanz auf dem Bodensee

Nach dem Verwendungszweck unterscheidet man

nach Antrieb

Man kann Schiffe nach dem Antrieb generell dadurch unterscheiden, ob sie durch Wind und/oder Muskelkraft angetrieben werden ODER durch eine Maschine.

Schiffe aus besonderem Material

Nach Rumpfbau

Nach dem Schiffsrumpf unterscheidet man:

Datei:Wrack gr.jpg
Schiffswrack an der Küste Albaniens bei Durres

Berühmte Schiffe

Segelschiffe

Datei:German Battleship Bismarck bow view.jpg
Bismarck

Dampf- und Motorschiffe

Besonderheiten bei der Seefahrt

Besonders dramatische Schiffsunfälle

Siehe auch: Katastrophen der Seefahrt

Berechnungen zu Schiffbau und Schifffahrt

Siehe auch

Wikiquote: Schiff – Zitate

Schiffsklasse Wasserfahrzeug

Wiktionary: Schiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Schiff – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien