Anthroposophische Gesellschaft
Die Anthroposophische Gesellschaft (AG) entstand, nachdem sich Rudolf Steiner, der Generalsekrtär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft seit 1911 geweigert hatte, den von der Präsidentin der Adyar-TG Annie Besant verordneten Kurs, den Inder Jiddu Krishnamurti zum neuen Christus zu machen, zu folgen. Die formelle Gründung erfolgte anlässlich der 1. Generalversammlung vom 2. und 3. Februar 1913 in Berlin, ihrem zukünftigen Sitz, indem sich die deutsche Sektion der Adyar-TG in AG umbenannte und fortan alle Beziehungen zu Besant abbrach.
Geschichte
Der „vorsorglichen“ Gründung der „AG“ folgte eine kurze, bewegte Zeit der Auseinandersetzung mit der Theosophischen Gesellschaft, welche am 7. März 1913 in den offiziellen Entzug der Stiftungsurkunde einmündete (Steiner konnte den indischen Jungen Jiddu Krishnamurti nicht als „Weltlehrer“ und Reinkarnation Christi anerkennen und lehnte den zu diesem Zweck gegründeten Order of the Star in the East ab). Damit war nicht nur faktisch, sondern auch de jure die Trennung vollzogen. Der Entzug des Namens „Deutsche Theosophische Gesellschaft“ bedeutete nicht nur den Hinauswurf einer Sektion, sondern das Ende der deutschen Sektion überhaupt. Damit endet auch die Funktion Rudolf Steiners als Generalsekretär der „Deutschen Theosophischen Gesellschaft“ (DTG), mitzubegründen geholfen hatte und in die er 1902 eingetreten war.
Das Gros der Mitglieder der DTG folgte Steiner in die „Anthroposophische Gesellschaft“. Daraufhin autorisierte die Führerin der „Theosophische Gesellschaft“ (TG), Annie Besant, ihren Vertrauten in Deutschland, Hübbe Schleiden, eine neue Sektion in Deutschland zu gründen.
Schon zu theosophischen Zeiten war das Bedürfnis aufgekommen, für die Bewegung ein Zentrum zu bauen, das sowohl den jährlich stattfindenden Kongressen dienen, als auch für künstlerische Darbietungen geeignet sein sollte. Es wurde immer mehr als unzulänglicher Notbehelf empfunden, dass die Mysteriendichtungen[1] Steiners in gemieteten Theatern aufgeführt werden mussten. Während der Festspiele im August 1910 wurde unter der Ägide von Marie von Sivers und Mieta Waller eine theosophisch-künstlerische Stiftung errichtet, einmal zur Sicherstellung der Spiele, zum anderen aber auch auf weitere Sicht als Beitrag zur Errichtung eines eigenen Baues. Als Ort wurde von vornherein München ins Auge gefasst, das immer mehr zum Mittelpunkt der künstlerischen Wirksamkeit Steiners geworden war. Im Frühjahr 1911 begründete eine Anzahl von Persönlichkeiten, zur Förderung des Bauvorhabens, den Johannesbau-Verein. Der Name bezog sich auf die Gestalt des Johannes Thomasius in den Mysteriendramen. Steiner fungierte als Künstler, Beauftragter und Ratgeber, gehörte aber dem Verein nicht als Mitglied an. Mit Carl Schmid-Curtius wurde ein Vertrag für die Ausarbeitung der Baupläne geschlossen, und bereits im Mai 1911 wurde in München ein Baugelände, nahe der Erlöserkirche, erworben. Mit der Baueingabe erwuchs dem Projekt von verschiedenen Seiten her heftiger Widerstand.
Im Laufe des Jahres 1912 zeichnete sich immer mehr ab, dass eine offizielle Trennung der anthroposophischen Bewegung von der Theosophischen Gesellschaft unumgänglich wurde. 1912 hielt in vielen europäischen Städten 161 Vorträge.
Anlässlich seiner Vortragsreihe über „Das Markus-Evangelium“ in Basel, vom 15.September bis 2.Oktober, gastierten Steiner und von Sievers im Sommersitz der Basler Familie Grosheintz-Laval in Dornach. Hier besaß das Ehepaar das Haus Brodbeck. Da Grosheintz von den Schwierigkeiten des Münchner Baus wusste, bot er Rudolf Steiner das Gelände an. Nachdem im Februar 1913 das Münchner Bauvorhaben abermals abgelehnt worden war, beschloss der Johannesbau-Verein das Angebot Grosheintz' anzunehmen, zog von München nach Dornach und konstituierte sich neu. Da das Gelände für das geplante Bauvorhaben nicht ausreichte, sprangen 3 weitere Schweizer Freunde, Alfred Gysi, Marie Hirter-Weber und Marie Schieb, ein, um das erforderliche Baugelände zur Verfügung zu stellen. Am 20.September 1913 fand die Grundsteinlegung statt.
Während der Bauzeit reiste Steiner in ganz Europa herum und hielt eine ganze Reihe von Vorträgen für die Arbeiterschaft am Johannesbau. Als am 28. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach mussten infolge der Mobilmachung und des Krieges zahlreiche Mitarbeiter Dornach und die Schweiz verlassen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Aus: Das Wirken Rudolf Steiners / Novalis Verlag /ISBN 3-7214-0107-7; die Gründung des Bauvereins und das Bauvorhaben in München, Seite 38.