Blitzmethoden
Bei der Blitzlichtfotografie setzt sich die Lichtmenge meist aus einem Anteil des vorhandenen Umgebungslichts und einem Anteil vom Blitz zusammen. Die jeweiligen Lichtmengen werden dabei, abgesehen von den Reflektionseigenschaften des Motivs, von der am Objektiv eingestellten Blende, der Belichtungszeit, der Blitzdauer und -stärke bestimmt.
Durch unterschiedliche Blitzmethoden können verschiedene Effekte und Stimmungen im Foto erreicht werden.
Blitzphasen
Grundsätzlich läuft die eigentliche Belichtung des Bildes in folgenden Phasen ab:
- Einstellen der Blende am Objektiv
- Öffnen des Kameraverschlusses
- Sammeln des Lichtes aus unterschiedlichen Quellen
- Schließen des Kameraverschlusses
Blitzleitzahl
Die Blitzkeitzahl (LZ) gibt die maximale Lichtemission sprich die Leistung eines Blitzgerätes an. Sie wird i.d.R. für eine Empfindlichkeit von ISO 100 und einer Brennweite von 50 mm angegeben.
Aus der Leitzahl kann man mit untenstehender Formel die Blende für eine bestimmte Motiventfernung errechnen:
Leitzahl (LZ) = Blende x Entfernung
Beispiel: Bei einer Leitzahl von 28 und einer eingestellten Blende von 4, kann der Blitz eine maximale Reichweite von 8 Metern erreichen. In der Fotokamera integrierte Blitzgeräte haben normalerweise eine Leitzahl von 8-18. Die Kompaktblitzgeräte haben i.d.R. eine LZ von 20-48 und Stabblitzgeräte von 45-60. Studioblitze sind noch stärker, wobei bei denen die Leistung üblicherweise in Wattsekunden (Ws) angegeben wird.
Blitzmethoden
Blitz auf den 1. Vorhang
Dies ist die älteste Blitzmethode und funktioniert prinzipiell mit jeder Kombination aus Blitzgerät und Kamera, sofern überhaupt eine Möglichkeit zur Synchronisation vorhanden ist. Der Blitz wird direkt nach dem Öffnen des Verschlusses gezündet. Die Lichtmenge wird entweder von der Kamera oder von einem im Blitzgerät integrierten Sensor gemessen und der Blitz nach ausreichender Belichtung abgeschaltet. Die Technik ist aber auch mit ungeregelten Blitzgeräten einsetzbar. Die Leuchtzeit des Blitzes ist in der Regel wesentlich kürzer als die Offenzeit das Verschlusses. Bei schnell bewegten Motiven und nennenswertem Umgebungslicht entstehen oft unnatürlich wirkende Bewegungsunschärfen, da das vom Blitz scharf umrissene Motiv gewissermaßen am Anfang der Bewegung steht.
Blitz auf den 2. Vorhang (Rear-Blitz)
Nach dem Öffnen des Verschlusses wird zunächst das vorhandene Licht eingefangen. Der Blitz wird erst kurz vor Ende der Belichtungszeit gezündet. Diese Technik ist nur mit abgestimmten Systemblitzen bzw. in die Kamera eingebauten Blitzen zuverlässig einsetzbar, da die Steuerelektronik die maximale Leuchtzeit des Blitzgeräts berücksichtigen muß. Diese Technik ergibt bei bewegten Motiven meist eine natürlichere Darstellung.
Langsam- oder Slow-Blitz
Diese Blitzvariante kann mit beiden vorherigen Synchronisationsverfahren eingesetzt werden. Die Belichtung wird dabei vom gegebenen Umgebungslicht bestimmt, der Blitz dient in der Regel nur als Aufheller oder aber zum Einfrieren eines bestimmten Punkts einer Bewegung. Das Blitzgerät wird dabei oft mit reduzierter Leistung/Helligkeit eingesetzt, damit das vorhandene Licht zur Geltung kommt. Da mit langen Belichtungszeiten gearbeitet wird, werden bewegte Motive häufig stark verwischt dargestellt.
Stroboskop-Blitz
Der Ablauf entspricht wieder dem Blitzen auf den 1. Vorhang. Der Blitz wird aber während der Belichtungszeit mehrfach gezündet. Ein bewegtes Objekt in einem (fast) dunklen Raum oder zumindest dunklem Hintergrund wird dabei in mehreren Phasen belichtet und diese Phasen dadurch auf dem Bild festgehalten. (siehe auch Stroboskop)
Streifenblitz
Der Streifenblitz wird meistens in (fast) dunklen Räumen eingesetzt um auf dem zu fotografierenden Objekt eine Muster aus hellen und dunklen Streifen zu erzeugen. Diese Streifen mit starkem Kontrast ermöglichen dem Autofokus der Kamera auch bei schwacher Beleuchtung die Entfernung zum Objekt genau einzustellen.
Entfesseltes Blitzen
Meist werden Blitzlichtgeräte dicht am oder auf dem Fotoapparat befestigt oder sind in die Kamera integriert. Durch die frontale Beleuchtung wirken Motive meist flach und unnatürlich. Darüber hinaus werden nahe Motivteile häufig überbelichtet, entferntere versacken in den Schatten und es tritt der berüchtigte Rote-Augen-Effekt ein. Vergrößert man den Abstand zwischen Fotoapparat und Blitzgerät, so erreicht man auf einfache Weise eine etwas natürlichere Ausleuchtung. Durch den Einsatz von mehreren Blitzgeräten mit oder ohne zusätzliche Reflektoren ist der Aufwand beliebig steigerbar, sind aber auch perfekte Ergebnisse möglich, denen man die Blitztechnik nicht ansieht.
Beim entfesselten Blitzen werden die entfernten Blitzgeräte heute meist nicht mehr durch Steuerkabel ausgelöst, die unhandlich sind und Stolperfallen darstellen. Stattdessen werden Slaves eingesetzt, die z. B. durch den am Fotoapparat angeschlossenen Master-Blitz ausgelöst werden (siehe auch Entfesselter Blitz).
Der Einsatz mehrerer Blitzgeräte erfordert meist einen zusätzlichen Blitzbelichtungsmesser.
Kurzzeitsynchronisation
Manche modernen Kameras und Blitzgeräte erlauben eine quasikontinuierliche Blitzbeleuchtung, bei der der Blitz mit sehr hoher Frequenz während der gesamten Verschlußöffnungszeit gezündet wird und praktisch wie ein Scheinwerfer oder eine Fotolampe wirkt. Die Belichtungszeit wird bei diesem Verfahren vom Verschluß bestimmt, die Intensität des Blitzes von der Kamera gesteuert. Dabei kann der Blitz insbesondere auch mit kürzeren Verschlusszeiten als der vorgegeben X-Synchronzeit benutzt werden. Diese Blitzmethode hat Vorteile beim Aufhellblitzen in sehr heller Umgebung und erlaubt beispielsweise das Einstellen einer relativ weit offenen Blende.
Literatur
- Philipp, Jürgen: Blitzpraxis analog und digital. Grundlagen der Beleuchtung. vfv Verlag, 2002. - ISBN 3-88955-132-7
Weblinks
- Blitztechniken (Foto-net.de)
Siehe auch: Indirektes Blitzen