Paravan

Produzent von Behindertenfahrzeugen
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Die Paravan GmbH ist ein Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Pfronstetten, das behindertengerechte Fahrzeuge, digitale Lenk- und Bremssysteme und Rollstühle entwickelt und herstellt.

Paravan GmbH (Paravan Mobilitätspark)

Rechtsform GmbH
Sitz Pfronstetten-Aichelau
Leitung Roland Arnold
Mitarbeiterzahl 140 (Stand: 06/2013)
Umsatz ca. 18 Mio. € (2012)[1]
Website PARAVAN

Geschichte

Der Geschäftsführer Roland Arnold gründete das Unternehmen im Jahr 1989 mit der Einführung eines Reifenfachbetriebes, den er als Ein-Mann-Betrieb begann. Durch ein Schlüsselerlebnis begann er, Fahrzeuge für Behinderte zu bauen.

Seit 1997 baut das Unternehmen mit zunehmendem geschäftlichen Erfolg und konsequenter Strategie Fahrzeuge der Marken Lancia, Volkswagen und Hyundai als auch anderer Hersteller zu behindertengerechten Fahrzeugen um. Der Name des Unternehmens entstand aus den Begriffen „Paraplegiker“ und „Van“. Zum heutigen Zeitpunkt ist Paravan ein auf Behindertenfahrzeugtechnologie und Drive-by-Wire Technology spezialisiertes Unternehmen.

2011 beteiligte sich die Würth-Gruppe an Paravan.[2]

Seit dem Jahr 2012 baut die Paravan GmbH in Kooperation mit dem oberschwäbischen Reisemobilhersteller, der HYMER AG mit Sitz in Bad Waldsee, das behindertengerechte Reisemobil "Paravano". Die Vorstellung dieses Reisemobiles für körpereingeschränkte Menschen war auf dem Caravan Salon 2012 in Düsseldorf.

Im Jahr 2013 wurde Norbert Haug verpflichtet. Er soll das Globalisierungsprogramm der Paravan Technology Group koordinieren.[3]

In 2015 wurde die Mehrheitsübernahme von 51 % an Paravan durch Würth gemeldet. Der Gründer und ehemalige Inhaber Roland Arnold ist weiterhin als Geschäftsführer eingesetzt.[4]

Space Drive

Paravan hat mit Space Drive ein Fahrzeugbetriebssystem auf technologischer Basis des Drive-by-Wire bzw. X-by-Wire oder Steer-by-Wire mit Straßenverkehrszulassung entwickelt.[5][6][7][8] Digitale (CAN/FlexRay/LIN) oder analoge Eingabesignale (Joystick, Lenkrad) des Fahrers werden in Echtzeit mit Fahrzeugdaten verarbeitet und an Servomotoren weitergegeben. Diese steuern die Primärfunktionen Gas, Bremse und Lenkung, wodurch mechanische Verbindungen wie Pedale und Lenksäule wegfallen können.

Funktionalität

Aktive Multi-Redundanz der beteiligten Komponenten, einschließlich der Kabelsätze, sichert das System vor einem Ausfall. Jeder Aktuator (z.B. Servomotoren) wird von einem Steuergerät (Space Drive Headmodul) - mit mehreren Prozessoren - gesteuert und kontrolliert. Sämtliche Signale werden dreifach (multichannel) in das Headmodul übertragen. Jeder Datentransfer wird von einer Logikschaltung (CPLD) überwacht und verifiziert.[9]

Das Betriebssystem erlaubt dem Fahrer, das Fahrzeug über unterschiedliche Eingabesignale zu steuern. Zu den Signalgebern (Input Devices) gehören Joystick, Funkfernsteuerung, GPS, Laptop, Smartphone oder Apps. Zusätzliche Sensoren ermöglichen teil-, hoch- und vollautomatisiertes Fahren.

Einsatzmöglichkeiten

Einsatzmöglichkeiten finden sich im Automotiv-Bereich, in der Agrartechnik, bei Baumaschinen und Nutzfahrzeugen, in Kommunalfahrzeugen, auf Speditionshöfen sowie im Fahrzeugsonder- und Prototypenbau. Weitere Einsatzfelder sind die Behindertenmobilität sowie die Verteidigungsindustrie.[10][11][12]

Mit Geländefahrzeugen wird das kombinierte konventionelle und digitale Fahren für riskante Einsätze, z. B. in kontaminierten oder verminten Gebieten, getestet. Der Fahrer lenkt das Fahrzeug von außen per Funkfernbedienung. In Erprobung ist das teilautomatisierte Manövrieren von Lkw, z. B. beim Fahren an Rampen oder Verladen auf die Eisenbahn. Per Tastendruck lässt sich das System in Millisekunden deaktivieren, worauf der Fahrer wieder ins Lenkrad greifen kann. Zudem ist die Bedienung des Fahrzeugs von zwei unterschiedlichen Steuerständen/Positionen aus möglich, durch eine mehrfache Anbindung von Input Devices (Eingabesignalen) am System im Fahrzeug („zweite Lenkmöglichkeit im Fahrzeug“).

Seit 2003 sind Space-Drive-Systeme in behindertengerechten Fahrzeugumbauten im Einsatz und ermöglichen körperlich schwerstbehinderten Menschen das eigenständige Autofahren.

Beteiligungen am Unternehmen

2011:

Die Adolf Würth GmbH & Co.KG (Künzelsau) übernimmt einen Minderheitsanteil von 25,1 % an der Paravan GmbH.

2015:

Die Würth-Gruppe übernimmt den Mehrheitsanteil von 51 % an der Paravan GmbH. Der Gründer und ehemalige Inhaber Roland Arnold ist weiterhin als Geschäftsführer eingesetzt.

Standorte

  • Hauptsitz, Verwaltung und Fahrschule Pfronstetten-Aichelau
  • Kompetenzzentrum und Fahrschule im Aktiv Reha Center HD Heidelberg
  • Niederlassung NRW Paderborn
  • Kompetenzzentrum Hamburg (im Autohaus B&K) Hamburg
  • Kompetenzzentrum Freiburg (im Autohaus BMW-Märtin) Freiburg i. Br.

Einzelnachweise

  1. IHK Reutlingen
  2. autohaus.de: Würth beteiligt sich an Paravan
  3. Im Oktober 2013 wurde bekannt gegeben, dass Norbert Haug künftig das Globalisierungsprogramm der Paravan Technology Group, einem Spezialanbieter für behindertengerechnten Fahrzeugumbauten aus Aichelau, leiten wird.[1], Offizielle Pressemitteilung der Paravan GmbH vom 17. Oktober 2013.
  4. Paravan schlüpft unter Würth-Dach Südwest Presse, 17. Juli 2015
  5. Deutsche Handwerkszeitung Juni 2011
  6. Innovationspreis der deutschen Wirtschaft (Memento vom 3. Oktober 2012 im Internet Archive) Nominierung der Finalisten 2010
  7. § 19 Erteilung und Wirksamkeit der Betriebserlaubnis StVZO
  8. Industriepreis 2012
  9. Prüfbericht TÜV Süd (Memento vom 7. März 2014 im Internet Archive)
  10. Wozu noch auf die Straße schauen? die Zeit, 28. Februar 2014
  11. Smart-Roadster-Prototyp von Paravan und TU München abgerufen am 26. Februar 2014
  12. Nutzfahrzeug mit Joystick-Steuerung Mähfahrzeug von Holder