Ogyain Chinlai Dojê (auch: Ogyen Trinley Dorje, Orgyen Trinley Dorje, Urgyen Trinley Dorje, etc.; Tibetisch in Wylie-Transliteration: o rgyan ‘phrin las rdo rje; * 26. Juni 1985) gilt als der 17. Karmapa, das Oberhaupt der Karma-Kagyü-Sekte des tibetischen Buddhismus. Sein Status ist allerdings umstritten. Chinlai Tayai Dojê erhebt ebenfalls Anspruch darauf, der 17. Karmapa zu sein.
Biografie
Ogyain Chinlai Dojê wurde 1985 als Sohn tibetischer Nomaden im Regierungsbezirk Qamdo im Autonomen Gebiet Tibet der Volksrepublik China geboren. Er verbrachte als Kind vier Jahre in einem Kloster.
1992 wurde Ogyain Chinlai Dojê von Mönchen aus dem Curpu-Kloster zum 17. Karmapa erklärt. Der Dalai Lama, Tai Situpa und die chinesische Regierung anerkannten ihn als Reinkarnation. Ogyain Chinlai Dojê zog ins Curpu-Kloster (mtshur phu) und seine Tonsur-Zeremonie fand im Jokang-Tempel in Lhasa statt. Am 27. September 1992 fand vor 20.000 Mönchen und Pilgern die Inthronisierung im Curpu-Kloster statt.
1994 besuchte Ogyain Chinlai Dojê die wichtigsten Klöster und Tempel Tibets, darunter den Potala und den Jokang in Lhasa, Zhaxilhünbo, Zhaibung, Sêra und Gandain; danach reiste er auf Einladung der Regierung nach Beijing, wo er u.a. Jiang Zemin und Li Peng traf und den Feiern zum 45. Gründungstag der Volksrepublik China teilnahm. Er besuchte buddhistische Tempel in Beijing und Umgebung und reiste zum Wutai Shan sowie nach Shanghai, Nanjing und Chengdu.
Über Ogyain Chinlai Dojês zweite Reise nach Beijing und ein Zusammentreffen mit dem von der chinesischen Regierung anerkannten Reinkarnation des Panchen Lama, Qoigyi Jabo Gyaincain Norbu, im Jahr 1999 wurde in den chinesischen Medien besonders ausführlich berichtet. Ende Dezember 1999 verließ er zusammen mit einer Gruppe Mönche das Kloster Curpu und erreichte Anfang Januar 2000 Indien.
Zunächst herrschte Verwirrung über seine Flucht. Chinesische Medien berichteten, Ogyain Chinlai Dojê habe einen Brief hinterlassen und erklärt, er hätte die Reise unternommen um Ritualgegenstände zu beschaffen. Am 5. Januar kam er in Dharamsala an und traf den 14. Dalai Lama.
Anfang 2001 gewährte ihm die indische Regierung den Status eines Flüchtlings und Ogyain Chinlai Dojê begab sich auf eine Pilgerreise zu verschiedenen buddhistischen Stätten in Indien.
Kontroverse
Die Identität des 17. Karmapa ist umstritten. Der Sharmapa, der vielen Anhängern der Karma-Kagyü-Sekte als zweithöchster Lama gilt, anerkennt nicht Ogyain Chinlai Dojê, sondern Chinlai Tayai Dojê (‘phrin las mtha’ yas rdo rje) als den 17. Karmapa.
Weblinks
- His Holiness the Seventeenth Gyalwa Karmapa, Ogyen Trinley Dorje (kagyu.org)
- Tenzin Zega: Lama's flight embarrasses Beijing (BBC, 7. Januar 2000)
- Michael Fathers: Thunder Out of China One of Tibet's holiest figures flees Beijing's control and slips across the border to be with the Dalai Lama (Time Asia, 17. Januar 2000)
- Brahma Chellaney: But What if Beijing Stage-Managed This Surprise? (International Herald Tribune, 12. Januar 2000)