Cannabis als Rauschmittel

Verwendung von Produkten der weiblichen Hanfpflanze als Rauschmittel
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Cannabis ist der Sammelbegriff für die aus Hanf (Cannabis Sativa L., Cannabis Indica), einem Verwandten des Hopfens, hergestellten Drogen. Die berauschende Wirkung wird vor allem von den Cannaboiden wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD) verursacht, die bestimmte Rezeptoren in der Großhirnrinde stimulieren.

Die bekanntesten Verwendungsformen sind Marihuana, also getrocknete Blütenstände, Haschisch, gepresste Harze der Hanfpflanze, die meistens geraucht oder in Fett gelöst gegessen werden, oder das ätherische Haschöl, das verdampft eingeatmet oder gegessen, bzw. getrunken wird. In Medikamentenform wird meist reines THC verwendet. Synthetisch kann lediglich die delta-8-THC-Form, produziert werden, weil synthetisches delta-9-THC zu instabil ist. Es weist nur ungefähr 70% der Wirksamkeit der natürlichen Form auf.

Je nach Art der Anwendung liegt der Wirkungseintritt bei 1-10 Minuten beim Inhalieren und 30-300 Minuten bei oraler Aufnahme. Die Wirkung hält bis zu 12 Stunden an und beginnt mit einem High, das unter anderem durch Euphorie, Redseligkeit, Entspannung oder kindisches Gelächter geprägt ist. Ebenfalls können leichte Wahrnehmungsveränderungen bei Farben, Formen oder Tönen auftreten. Diese Phase ist durch das THC geprägt, welches eine kürzere Wirkdauer, als das CBD besitzt. Wenn es nachlässt, tritt die sedierende CBD-Wirkung in den Vordergrund.

Gesetzliche Regelungen

In Deutschland ist laut Betäubungsmittelgesetz der Besitz von Pflanzenteilen und Saatgut strafbar, es gibt jedoch weite Bestrebungen aus vielerlei Richtungen, dieses Gesetz zu ändern. In Österreich ist laut Suchtmittelgesetz nur der Besitz von Saatgut nicht strafbar. In Kanada und den Niederlanden wird Cannabis seit 2003 zur medizinischen Verwendung staatlich kontolliert an bedürftige Patienten abgegeben, ohne dass diese Angst vor einer Verfolgung durch die Justiz haben müssen.

Zur Geschichte der Anwendung

Obwohl Hanf seit etwa 5000 Jahren, zuerst in China, zur Fasergewinnung angebaut wurde, finden sich erste Berichte über die Anwendung der Inhaltsstoffe zu medizinischen oder rituellen Zwecken erst in indischer Literatur vor etwa 2400 Jahren. Hier werden schwach konzentrierte Wirkstoffe (Bhang, Ganja) als gesellschaftlich akzeptabel angesehen, stärkere Drogen (Haschish) jedoch abgelehnt. Medizinische Literatur dieser Zeit beschreibt auch Anwendungen in der Epilepsie und bei Schmerzen.

Mit der Ankunft von Hanf in Europa im 17. Jahrhundert setzten zwei Betrachtungsweisen ein: In Frankreich wurden die bewusstseinsverändernden Eigenschaften der Inhaltsstoffe, insbesondere in literarischen Kreisen (Alexander Dumas Der Graf von Monte Christo, Fitzhugh Ludlow The Hasheesh Eater) betont, während in England medizinische Anwendungen (W. B. O'Shanghnessy: Beruhigungsmittel, Anfallslinderung, Krampflinderung) im Vordergrund standen.

Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in wässeriger Lösung, ein leicht verfügbares Medikament. Zusammen mit der Prohibition in den USA wurde jedoch auch Cannabis als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen, und in einer internationalen Genfer Konvention im Jahre 1925 zu einer illegalen Droge erklärt. Diese gesetzliche Stellung haftet Cannabis seither an, obwohl es keine allgemein akzeptierten medizinisch Studien zu seiner Gefährlichkeit gibt.

Folgen für die Gesundheit

In der Diskussion um die Legalisierung des Cannabiskonsums ist das Gefährdungspotential für den Langzeitkonsumenten von Bedeutung.

Auswirkungen auf das Gehirn

Aufgrund der Wirkung des THC auf das Gehirn wurde es auf mögliche bleibende Veränderungen in Struktur oder Funktion untersucht. Dabei wurden keine (etwa durch Computertomographie sichtbare) Veränderungen erkannt. Allerdings hat eine Untersuchung ergeben, dass der Konsum durch Jugendliche einen Einfluß auf die Entwicklung des Gehirns haben kann; es wurde bei Menschen, die vor einem Alter von 17 Jahren Cannabis benutzten, ein veringertes Hirnvolumen sowie ein erhöhtes Verhältnis von weisser zu grauer Hirnmasse festgestellt. (W. Wilson et al., Journal of Addictive Deseases, 19, 1-22 (2000))

Daneben wurde festgestellt, dass Langzeitkonsumenten eine verminderte Durchblutung der Großhirnrinde aufweisen. (Volkow et al., Psychatry Research: Neuroimaging, 67, 29-38 (1996); Block et al., NeuroReport, 11, 749-753 (2000))

Konsumformen

inhalativ
aerosolspray
verbrennen (rauchen)
Chillum
Joint
Pfeife
Wasserpfeife
Hooka
Shisha (orientalisch)
verdampfen (vaporisieren)
Glaskugel
Vaporizer
oral
essen
Butter
Gebäck
Schokolade
trinken
alkoholischer Extrakt
Kakao
Tee
Pflanzenextrakt oder THC in Reinform als Medikament

Gesundheitsbelastung: oral/aerosolspray < vaporisieren <<< rauchen

Während Rauchen die Atmungsorgane und den Magen stark belasten kann, birgt Vaporisieren nur ein geringes Risiko und bei oralem Konsum, bzw. als Aerosolspray konnte bisher keines nachgewiesen werden.

Cannabis als Medizin

Die heilenden Eigenschaften der Cannabis-Pflanze werden bereits seit Jahrtausenden vielseitig in der Medizin genutzt. Besonders in der asiatischen Medizin geniesst sie bis heute großes Ansehen. Sie kann bei vielen verschiedenen akuten und chronischen Krankheiten zur Heilung oder Linderung der Symptome eingesetzt werden, wobei ganz oder teilweise auf andere Medikamente verzichtet werden kann. Vor allem AIDS- und Krebspatienten schätzen die schmerzlindernde und appetitanregende Wirkung, sowie Linderung der schweren Nebenwirkungen der Chemotherapie und aggressiver Medikamente.

Wirkspektrum

  • antibakteriell
  • antiemetisch (brechreizhemmend)
  • antiepileptisch
  • antiviral
  • appetitanregend
  • bronchienerweiternd
  • entkrampfend
  • entzündungshemmend
  • fiebersenkend
  • gefühlsintensivierend
  • gerinnungshemmend
  • juckreizhemmend
  • kommunikationsfördernd
  • stimmungsaufhellend
  • schmerzstillend
  • schlaffördernd
  • temperatursteigernd
  • tumorhemmend

Anwendungsgebiete

Nebenwirkungen

  • Euphorie
  • Kopfschmerzen
  • Rauschzustände
  • Schwindel
  • Tachykardie (beschleunigter Puls)
  • trockene Schleimhäute

selten:

Nicht anwenden

Anwendung in der alternativen Medizin

Eine gesundheitsschädigende Wirkung von Cannabis bei gelegentlichem Konsum konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Wird Cannabis jedoch geraucht, kann es zur Beeinträchtigung der Atemwege bis hin zu chronischer Bronchitis oder Lungenentztündung kommen. Die Beimischung von Tabak verstärkt diese Risiken in besonderem Maße. Während der Rauch von Cannabis nur 1/15 der Atemwege (die oberen Bronchien) belastet, sind es bei Tabak die restlichen 14/15. Zusätzlich wird das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Im Gegensatz zu Tabak enthält der Rauch keine radioaktiven Bestandteile.

siehe auch: Droge, Hinweis Gesundheitsthemen, Hinweis Rechtsthemen