Columbarium (Cochem)

denkmalgeschütztes Gebäude in Cochem
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Carl Joseph Friedrichs (alternativ auch Johann Carl Friedrichs, Charles Joseph Friedrichs oder Charles Fredericks) (* 16. Juni 1831 in Cochem; † um 1897 ebenda) war ein deutscher Buchdrucker, Autor und Goldgräber.

Leben und Karriere

 
Columbarium des Carl Josef Friedrichs aus Cond, erbaut im Jahre 1889

Carl Joseph Friedrichs wuchs als zweites von vier Kindern in Cochem-Cond auf. Seine Eltern waren Peter Friedrichs genannt „Zehntschultes“ und Maria Margaretha Schubert genannt „Schuwer“. Beide stammten aus Cond, wo sie am 24. Januar 1826 heirateten. Schon sein Urgroßvater (er war Küfergeselle und kam ursprünglich aus Ediger) sowie sein Großvater arbeiteten in Cond als Zehnteinnehmer, so kam es dann, dass C.J.F. auch „Zehntschultes Karl“ genannt wurde.

Im März 1842 erkrankte die Mutter des Carl Joseph, der selbst krank zu Hause war und nicht zur Schule gehen konnte. Zur medizinischen Behandlung führte ein Arzt der Dr. B. aus Cochem, einen „Aderlass“ bei der Mutter durch. Jedoch verstarb sie nach drei Tagen. Als der Vater, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Feld arbeitete, nach Hause kam und man ihm die Nachricht vom Tod seiner Frau überbrachte, soll dieser einen Schlaganfall erlitten haben. Von da an war der Vater links halbseitig gelähmt, konnte kaum noch gehen und nicht mehr arbeiten. Acht Jahre später, am 11. März 1850, verstarb auch der Vater im Alter von 50 Jahren an den Folgen des Schlaganfalls.

Da aber die Eltern mittellos geblieben waren, Felder und Land waren stark verschuldet, auch sonst war kein Vermögen vorhanden, so kam es dann, dass er und seine drei Brüder Peter (* 1828), Johann (1833–1895) und Theodor (* 1838), eine neue Heimstätte brauchten. Zwar lebten noch Geschwister der Großeltern in Cochem, diese kümmerten sich jedoch nicht um die Kinder.

Schließlich nahm ihn eine Tante in Cochem auf. Sein Großonkel Andries betrieb in Cochem in der Herrenstraße das Gasthaus Zum schwarzen Bären, das er zwischenzeitlich an seinen Schwiegersohn, den Ehemann der Tante übergeben hatte. Im Alter von 14 Jahren arbeitete er dort als Hausknecht und erledigte alle anfallenden Arbeiten wie z.B. Ställe reinigen, Schuhe putzen und den Gästen die Kleider reinigen. In der an das Gasthaus angegliederten Sommerwirtschaft, die sich in der Schloßstraße unterhalb des alten Gymnasiums befand, gab es 2 Kegelbahnen, in denen er meist von 17 bis 2 Uhr nachts die Kegel aufstellen musste. Zeitgleich besuchte er noch eine Schule, für die auch Hausaufgaben zu machen waren, so dass ihm das Leben sehr schwer fiel und es ihm nicht gut ging.

Im März 1846 begann er dann eine Lehre in der Buchdruckerei Wieprecht in Cochem, die sich ebenfalls in der Herrenstraße im Hause des Schiffers Hein befand, jedoch ohne diese dort zu beenden. Der Grund war möglicherweise, dass er auch hier wieder viele Hausarbeiten neben seinem Lehrberuf zu verrichten hatte.

 
Mahnhand

Zwar konnte er sich in diesen Jahren der Revolution durch das Drucken von Flugblättern Trinkgelder erarbeiten, da er wieder oft bis nachts arbeitete, aber dennoch wechselte er nach Wittlich, um dort in der Druckerei des Friedrich Wilhelm Knopp seine Lehre zu beenden. Knopp war von Beruf Buchbinder und stammte ursprünglich aus Treis. Sein monatlicher Lohn betrug 2 Taler, zudem genoss C.J.F. freie Kost und Logis. Hier ereignete sich ein Zwischenfall, der in seinem Buch „Aufzeichnungen aus meinem Leben“ erklärt ist. Sein Meister verklagte ihn daraufhin auf 50 Taler Schadensersatz. Carl Joseph Friedrichs verließ Wittlich und ging zunächst nach Trier, dann nach Frankreich, bis er schließlich auch Europa über Havre verließ und nach Amerika auswanderte. In Amerika fand er bald lukrative Arbeit bei mehreren deutschsprachigen Zeitungen, er zog es jedoch bald schon vor mit Gleichgesinnten durch die Weststaaten zu ziehen. Später wurde er in Montana in Diamond City als Goldgräber aktiv, hatte großes Glück und fand zwei lohnende Goldadern mit Namen Cement Gulch und die sogenannte Montana Bar im Montana Gulch. Seine Erträge brachte er immer zu einer vertrauenswürdigen Bank, der National Merchants Bank in Helena, so dass er es schließlich zu einem ansehnlichen Reichtum brachte. Mit zunehmendem Alter bekam er dann rheumatische Beschwerden, die ihn möglicherweise dazu veranlassten wieder in die Heimat zurückzukehren.

Kurz vor der Abreise nach Deutschland im Jahre 1866 machte er dann eine zufällige Bekanntschaft mit einem jungen Mann, der ebenfalls aus Cochem stammte. Der Vater des jungen Mannes betrieb in Cochem in der Endertstraße eine Weinhandlung. Schließlich kam es dazu, dass Friedrichs von diesem jungen Mann um ein kleines Darlehen gebeten wurde. Das Darlehen wurde gegen Ausstellung eines Schuldscheines gewährt. Später jedoch am 10. Februar 1867 weigerte sich der Schuldner die angefallenen Zinsen in Höhe von 242,87 1/2 USD einzulösen. Zurück in Cochem ging Friedrichs zum Vater des Sohnes, um über die Einlösung des Schuldscheines zu sprechen. Jedoch entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Im Juli 1867 verlobte er sich mit dessen jüngster Tochter Betty und heiratete sie schließlich am 26. September 1867 in Cochem. Zurück in Deutschland kam es zur Verurteilung des C.J.F. vor dem Koblenzer Landgericht zu 125 Talern in dem Widerrufungsprozess um 50 Taler Schadensersatz, die sein damaliger Lehrherr Knopp aus der Druckerei in Wittlich von ihm forderte.

Carl Joseph Friedrichs hatte zusammen mit seiner Ehefrau Betty Hirsch (1850–1924), die er am 26. September 1867 in Cochem heiratete, vier Kinder, davon mindestens zwei Söhne. In einem Brief den er im Juni 1868 schrieb, kündigt er die Geburt des in vier Monaten zu erwartenden ersten Kindes an. Ein Sohn mit Namen Alfons wurde dann am 10. Oktober 1868 in Meiningen geboren. In Meiningen besaß er von 1873 bis mindestens 1876 ein großes Anwesen in der Bernhardstraße 14, genau gegenüber vom Meininger Theater. Seine Frau Betty heiratete nach der Scheidung, als letzter Wohnort wurde Wollishofen am Zürichsee angegeben, ein zweites Mal im Jahre 1882 in Cochem.

Neuere Recherchen deuten daraufhin, dass der Turm im Obererweg, dessen Dach früher eine Mahnhand zierte, nicht wegen eines Schuldenstreits, sondern wahrscheinlich als Mahnung an den zweiten Ehemann gedacht war. Dieser besaß einem Eintrag in den Grundbüchern aus dem Jahre 1888 zufolge, ganz in der Nähe ein Grundstück, am unteren Ende des Fahlsbachs an der Moselstraße gelegen. Der Vater der Ehefrau wohnte in der Endertstraße, war mit 40.000 Talern selbst vermögend. Einen Schuldenstreit gab es "ausschließlich" mit dem älteren Bruder Ferdinand (1838–1918), dessen Wohnsitz 1880 Butte City, Deer Lodge in Montana war. Sein Beruf wurde als Juwelier angegeben. Einen Schuldenprozess hat es nachweislich nicht gegeben, den diesen hätte der Kreditgeber C.J.F. gegen den Kreditnehmer F.H. alle 5 Jahre in den Vereinigten Staaten anstreben müssen.

Zitat des C.J.F. aus seinem eigenen Buch hierzu: Hätte ich die Forderung aufrecht erhalten wollen, so musste ich ihn alle fünf Jahre verklagen und ein Urteil gegen ihn bekommen; ich wollte aber nicht die Wurst nach der Speckseite werfen, indem ich Geld nach Amerika für Advokaten und Richter schickte.

Eine Inschrift auf der Vorderseite des Turmes zeigt in großen Buchstaben folgende Worte: COLUMBARIUM ERBAUT 1889 VON C.J.FRIEDRICHS COND.

 
Elternhaus des Carl Joseph Friedrichs aus Cond in der Zehnthausstraße 60

Später verschenkte Carl Josef Friedrichs sein Elternhaus in Cond in der Zehnthausstraße 60 an die Stadt Cochem, die es als städtisches Wohnhaus für bedürftige Personen nutzte. An der Hauswand befand sich über viele Jahre eine Inschrift mit den Worten: Friedrichs Haus. Geschenkt von C.J.Friedrichs aus Cond 1894. Die Steintafel wurde jedoch später von den neuen Eigentümern, die das Haus zwischenzeitlich von der Stadt Cochem erworben hatten, abmontiert, da sie aufgrund von Witterungseinflüssen nur noch schwer lesbar war.

Die Mahnhand

Die Mahnhand selbst besteht aus Bronzeblech, ist ca. 1,10 Meter groß und 0,7 Meter breit. Angefertigt haben soll sie im Auftrag von C.J.F. ein Mann aus Müllenbach, mit Namen Schängel bzw. Jean Landherr. In den 1930er Jahren wurde die Mahnhand die auch unter dem Namen Schwurhand bekannt ist, abgenommen, da die Befestigung wohl in keinem guten Zustand mehr war. Verwahrt wurde sie im Hause Landherr in Cochem an der Moselstraße. Als man den Schwurhandturm seinerzeit öffnete, die Zugangstür war stets verschlossen geblieben, fand man auch eine lebensgroße weiße Christusfigur aus Carrara-Marmor. Der Eigentümer schenkte sie der Gemeinde Cond, die diese Christusfigur in der Kriegergedächtniskapelle, im ehemaligen Kirchturm der St. Remacluskirche in Cond aufstellte. In der Mahnhand selbst fand man einige Dokumente die den Verlauf dieser Geschichte beschreiben, jedoch ist der heutige Verbleib der Unterlagen nicht mehr nachzuvollziehen. Als das Grundstück, mit dem darauf befindlichen Turm in den 1960er Jahren ein weiteres mal veräußert wurde, nahm der neue Eigentümer die Dachkonstruktion, da sie in keinem guten Zustand mehr war, ab. Heute ist die Mahnhand als Dauerausstellungsobjekt in Cochem, im Bistro am Markt ausgestellt. Zuvor wurde sie an vielen weiteren Orten in Cochem ausgestellt.

Kinder

Carl Joseph Friedrichs hatte vier Kinder davon mindestens zwei Söhne. Der erste Sohn war der spätere Reg. Med. Rat Dr. Alfons Friedrichs, geb. am 10. Oktober 1868 in Meiningen. Der zweite Sohn war Theodor Friedrichs, von ihm ist kein Geburtsdatum bekannt. Ein Grundbucheintrag aus dem Jahre 1897 bestätigt den Übergang des Grundstücks mit dem darauf befindlichen Columbarium an den Sohn von Carl Joseph Friedrichs, Theodor Friedrichs. Als Wohnort und Beruf des Sohnes wird Bildhauer zu London angegeben.

 
Christusfigur aus dem Columbarium in der Kriegergedächtnis Kapelle in Cond

Literatur

 
Geburtsurkunde
  • Carl Joseph Friedrichs (Hrsg.): Aufzeichnungen aus meinem Leben. Erster Band, Frankfurt am Main 1886.
  • Neuendorf/Knevel: Die Geschichte vom Cochemer Kolumbarium. In: Cochemer Stadtbote. 1974.
  • M. Heinz Bremm: Conder Familien. In: Dorfgemeinschaft Pumpenfest e. V. Cochem-Cond an der Mosel (Hrsg.): Leben am Fluß, Cond an der Mosel in der Vergangenheit und Gegenwart. Cochem-Cond 2010, S. 485–495.
  • Alfons Friderichs (Hrsg.): Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3, S. 116.
  • Markus Friderichs: Die Schwurhand in Cochem-Sehl, Du sollst kein falsches Zeugnis geben. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 2016. S. 159–160.
  • M. Heinz Bremm: Stammfolge der Familie Fri(e)d(e)richs.
  • Walter Gattow: Die Schwurhand von Cochem. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 1987. S. 104–106.
  • Peter Ickenroth: Die Schwurhand. Schreibmaschinenmanuskript. Cochem 2013.
  • Heinz F. Friederichs: Aus der Jugendzeit des Johann Carl Friedrichs zu Cochem-Cond. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 1994. S. 254–255.
  • M. Heinz Bremm: Falsche Anwendung hatte schlimme Folgen. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 2014. S. 14–16.
 
Columbarium mit der Mahnhand von C.J.Friedrichs aus dem Jahr 1889 in Cochem
  • Hermann Jung: Die Schwurhand von Cochem. Eine wahre Ostergeschichte von der Mosel. In: Mittag. Nr. 72/1932.
  • Angelika Schleindl: Spuren der Vergangenheit, Stammbaum der Familie Hirsch auf Seite 200. 1996 Rhein-Mosel-Verlag, ISBN 978-3929745351
  • Kelly Flynn, Mike Collins: Goldpans, Guns, & Grit. Diamond City from territorial gold rush to montana ghost town. 2006, ISBN 1-4243-0285-4, S. 61–82.
  • Charles Joseph Friedrichs reminiscence 1886: 17 seitiges Manuskript in englischer Sprache aus seinem Buch Aufzeichnungen aus meinem Leben.

Persönliche Briefe

Persönliche Briefe an seinen Freund und Bankier, den Gründer und Präsidenten der Merchant’s National Bank von Helena (Montana), Lewis Henry Hershfield, aus dem Montana Historical Society Research Center. Briefe aus dem Jahr 1866 (12), 1867 (5) und 1868 (1).