Das Maschinenfleet ist ein 6,6 km langer künstlicher Wasserlauf in Bremen und bildet die Grenze zwischen dem Blockland im Osten und den Stadtteilen Gröpelingen und Burglesum im Westen. Bevor er als Zuleitung zu Bremens leitungsstärkstem Schöpfwerk seine heutige Bezeichnung bekam, trug er seit seiner Ersterwähnung im Jahr 1374 verwirrenderweise den Namen „der Alte Deich“.
Maschinenfleet zw. Bremer Westen u. Blockland |
Waller Siel und der Graben „Der Alte Deich“
Am 31. Oktober 1374 bestätigten Dekan und Kapitel des Bremer Doms sowie der Bürgermeister und die Ratsherren der Stadt Bremen, eine Vereinbarung von acht flussabwärts am rechten Weserufer, sowie im östlich angrenzenden Marschland an Lesum und Wümme gelegenen Dörfern über Anlage und Unterhaltung des Lesumdeichs zwischen Grambke und Wasserhorst („Neuer Deich“) mit dem Waller Siel und dem an diesem Siel auszuleitenden Entwässerungsgraben namens „Alter Deich“.[1]
Ausdrücklich erwähnt wird, dass das Siel erst anzulegen sei. Auch der Verlauf des Grabens wird beschrieben. Die Anrainer sollen nicht nur ihre Uferabschnitte unterhalten („holen“); sofern das Feld nicht gleich trocknet, müssen sie ihn erst noch „maken“, also zumindest deutlch vertiefen.
Das Waller Siel lag etwa an der Stelle des heutigen Schöpfwerks Wasserhorst und wird in dem Dokument von 1374 nicht ausdrücklich „Waller Siel“ genannt. Aus der Verteilung der Unterhaltungslasten auf die Bauern der acht Dörfer wird deutlich, dass der – damals neue – Lesumdeich mit Siel und leistungsfähigem Entwässerungsgraben ein Gemeinschaftsprojekt der ganzen Region war.
Warum der Graben „der Alte Deich“ genannt wurde, wird nicht klar. Die Anrainer auf beiden Seiten waren an einer guten Entwässerung interessiert. Ein begleitender kleiner Deich, wie ihn Georg Garbade in seiner 1995 geschriebenen Heimatgeschichte des Blocklandes postulierte, hätte die Entwässerung behindert. In der 1798 von C. A. Heineken gezeichneten und herausgegebenen ersten exakten Karte des Bremer Landgebietes ist nichts dergleichen eingetragen. Dass es bis 1374 im Verlauf oder neben dem Gewässer einen solchen Deich gegeben hat, lässt sich nicht ausschließen. Die Anrainer hatten außer der Entwässerung noch einen weiteren Grund, einen nicht mehr benötigten Damm abzutragen; aus Berichten über diverse Deichbrüche wird klar, dass Erdmaterial zur Wiederherstellung der Deiche und zur Erhöhung von Wurten knapp war.
Anfänge aktiver Entwässerung
Die Versandung der Unterweser bereitete nicht allein der Seeschifffahrt von und nach Bremen Schwierigkeiten. Indem sie den Querschnitt des Flusses insgesamt anhob, verschlechterte sie auch die Entwässerungsmöglichkeiten der Marschen an Lesum und unterer Wümme. Nach Deichbrüchen oder starken Niederschlägen standen ausgedehnte Flächen des Blocklandes oft monate-, manchmal jahrelang unter Wasser.
Im Jahr 1610 wurden mehrere Standorte für windbetriebene Schöpfmühlen ausersehen, im Sinne einer dezentralen aktiven Entwässerung. Wie viele davon verwirklicht wurden, ist unklar. Ein Chronist beklagte, sie seien in der Zeit der schwedischen Statthalterschaft über Bremen (d. h. nach dem Friede zu Habenhausen) verfallen. In der Begründung für den Bau einer späteren Schöpfmühle wird eine vorangegangene Verbesserung der Ernten im Bereich der Wetterung (Landfläche zwischen Kuhgraben und der heutigen Semkenfahrt) erwähnt. Die letzte der alten windbetriebenen Pumpen wurde 1770 errichtet, am Dammsiel (Ort ), arbeitete aber nicht effektiv.
Entwässerungsanstalt und Maschinenfleet
Am 10. Spetember 1856 fasste dann der Bremer Senat den Beschluss, das gesamte Gebiet von Blockland und Hollerland mit Dampfkraft zu entwässern. Die Entwässerunsgsanstalt wurde am Waller Siel errichtet, das zu diesem Zweck um einige Meter zurückverlegt wurde. Der zuführende Graben „Alter Deich“ wurde zum Maschinenfleet ausgebaut und durch einen Querkanal mit der Mündung des Waller Fleets in die Kleinen Wümme verbunden. Seither wird das Wasser aus den Marschgebieten östlich der Bremer Düne zum größten Teil durch dieses Maschinenfleet geleitet.
Einige Flächen des Blocklandes hatten vorher so oft und lange unter Wasser gestanden, dass es dort keine Grasnarbe mehr gab. Es brauchte bis zu zehn Jahre konsequenter Entwässerung, bis man sie wieder bewirtschaften konnte.
Durch die Entwässerung senkte dich das Bodenniveau im Blockland in den ersten siebzig Jahren um 10 cm. Mit der Zeit merkte man, dass man nicht nur entwässern durfte. Schon bevor zu den Aufgaben des Deichverbandes auch der Naturschutz gehörte, fing man an, im Winterhalbjahr Hollerland und Blockland Wasser zuzuleiten, damit nicht unerwünschte Inhaltsstoffe aus dem Grundwasser von unten in die Vegetationsschicht gedrückt wurden.
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Schöpfwerk Wasserhorst, Sieltor 1862/64 bis 1987
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Schöpfwerk Wasserhorst, Sockel eines Drehstrom- motors von 1928
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Laufzeug (bewegliche Teile) einer Rohrgehäuse-Schöpfwerkspumpe
Weitere Entwicklung
Schon im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde der Antrieb der Entwässerunsganstalt von Dampfmaschinen auf Elektromotoren umgestellt. Die Motoren und Pumpen, die dann bis in die 1980er Jahre in Betrieb waren, wurden allerdings erst 1928 installiert.
1965 wurde auch am Kuhsiel ein Schöpferk in Betrieb genommen.
1984–1987 wurde an der Mündung des Maschinenfleets wenige Meter östlich der alten Anlagen ein neues Schöpfwerk errichtet, dessen Maschinenräume in den Deichkörper integriert wurden. Reste der Sielanlage aus dem 19. Jahrhundert sind landseits des neuen Deichabschnitts erhalten. Neben einer Mauerecke des Pumpenhauses sind auch Teile der alten Pumpen als frei zugängliches Freiluftmuseum ausgestellt.
Quellen
- Michael Ehrhardt/Landschaftsverband Stade „Des Landes Ufer zu schützen“ – Zur Geschichte der Deiche an der Unterweser, ISBN 978-3-931879-59-4 (Anm.: Karte Abb. 275 auf Seite 700 widerspricht dem Text auf Seite 703 und der Heinecken-Karte von 1798)
- Georg Garbade: Heimatgeschichte des Blocklandes, 1995
- Heinrich Hoops: Die Geschichte des Bremer Blocklandes, 1927
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://brema.suub.uni-bremen.de/content/pageview/26159 Bremisches Urkundenbuch III, Nr. 463 (S.422/423): Bestätigung des Übereinkommens über die Anlage des Waller Siels