Ráth (Erdwerk)

ein eine kleine Siedlung umgebendes frühmittelalterliches, kreisrundes Erdwerk
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In der Archäologie bezeichnet Rath (irisch ráth oder lios) ein eisenzeitliches oder älteres irisches Erdwerk. Raths sind oft kreisrund oder oval (daher engl. Ringfort genannt) und von unterschiedlicher Größe. Durchmesser von 20 m sind häufig, sie können aber auch 100 m weit sein (2005 bei Derry in Nordirland ausgegraben) und im Einzelfall auch zum Quadrat (Rath von Corliss) abweichen. Sie werden auch "Fairy fort" (Feenburg) genannt, was auf eine religiöse Bedeutung als Temene hinweist.

Baumbestandener Rath bei Rostrevor im County Down Nordirland
Rath Ballygrot an der Helen’s Bay County Down - rechts oben im Wald
Modern genutzter Rath bei Clanabogan County Tyrone Nordirland
Rath at Cavanacaw, typisch in Aussehen und Lage
Rath – Bildmitte – im Luftbild

Beschreibung

Ein typischer Rath hat etwa 35 m Durchmesser und ist von einem vier Meter breiten und zwei Meter hohem Erdwall mit Graben umgeben. Ein Damm unterbricht den Graben und führt zu einer Lücke im Wall. Da Raths vielfach in schwachen Hanglagen errichtet wurden, fällt das innere Gelände oft in Richtung des Eingangs ab. Zu den inneren Merkmalen können Souterrains gehören und Spuren von Häusern, die als leichte Erhöhungen sichtbar sind. In Irland wurden zwischen 1930 und 2005 etwa 280 dieser Ringforts ausgegraben.

Zu den Varianten des Rath gehören Anlagen mit multiplen Wällen und Gräben (Dunglady im County Londonderry, Lisnagade und Lisnavaragh im County Down) und einige wenige mit förmlichen Anpassungen an die Morphologie der Landschaft. Raths treten mitunter in Gruppen auf oder sie tangieren sich. Damit und mit den multiplen Umwallungen zeigen sie Eigenschaften, die auch bei Duns, Henges und Steinkreisen zu beobachten sind.

Eine der Varianten hat einen innen liegenden Graben, der im Innenraum eine einen Meter oder weniger hohe Plattform bestehen lässt. Eine andere Variante ist der erhabene Rath, ein Hügel von bis zu vier Meter Höhe im Inneren. Er wurde als eine Art Motte geschaffen, die ohne Ausgrabung schwer von den späteren cambro-normannischen Anlagen zu unterscheiden ist. Einige Raths tragen die anglisierte Bezeichnung "Fort" im Namen. Tullaghoge Fort im County Tyrone ist ein Rath, der im 11. Jahrhundert Inaugurationsplatz der Cenél nEógain (der späteren O’Neills) war. Hier residierten die O’Hagans, die mit den O’Cahans die Inaugurationen durchführten.

M. Stout veröffentlichte die dendrochronologischen Daten von 114 Ringforts und einiger mit ihnen in Verbindung stehender Crannógs und Souterrains. Erste Ringforts entstehen in der Bronzezeit. Der Schwerpunkt liegt allerdings zwischen 600 und 1000 n. Chr. Ihr Bau endet etwa um 1300 n. Chr. Die Daten für Crannógs liegen zwischen 550 und 750 n. Chr.

Der Rath Laoghaire, der Rath of the Synods und der Rath Meave sind die berühmten Raths of Tara.

Namen

Ähnlich wie beim Dun (z.B. in Dunguaire Castle), der steinernen Version des Rath, haben eine Reihe irischen Orte den Begriff „Rath“ oder den gleichbedeuten Begriff „Lis“ (Lisnagade Rath, Lisnavaragh Rath) als Präfix im Namen:

Nordirland
Republik Irland
  • auch Doppelungen von „Lis“ und „doon“ (bei Lisdoonvarna) oder „caher“ und „doon“ (Doon = Dun) (bei Caherdooneerish) kommen vor.

Literatur

  • M. Stout: The Irish ringfort. Dublin 2000, ISBN 1-85182-582-7.
  • Dep. of the Environment of Northern Ireland: Historic Monuments of Northern Ireland. Belfast 1987, ISBN 0-337-08180-8.