Wolfgang Dauner

deutscher Keyboarder und Jazzpianist (1935–2020)
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Wolfgang Dauner (* 30. Dezember 1935 in Stuttgart) ist ein deutscher Keyboarder, Jazzpianist und Filmkomponist.

Wolfgang Dauner mit dem United Jazz and Rock Ensemble November 1992
Datei:Wolfgang Dauner beim MPS Festival 1971 (Heinrich Klaffs Collection 19).jpg
Wolfgang Dauner beim MPS-Festival, 1971

Leben

Wolfgang Dauner hatte bereits als Kind Klavierunterricht und studierte 1958 kurzzeitig Trompete und Komposition an der Musikhochschule Stuttgart. Als Jazzmusiker ist er weitgehend Autodidakt. Nach Aufnahmen bei Joki Freund und in einem Studio-Trio mit unter anderem Kurt Bong gründet er 1963 sein eigenes Klaviertrio mit dem Bassisten Eberhard Weber und dem Schlagzeuger Fred Braceful, das bis Anfang der 1970er bestand. Dauner war damit in europäischen Polls unter den Dauersiegern und bei allen wichtigen Festivals präsent (z. T. mit bizarren Happenings). 1971 entstand aus diesem Trio die Band Et Cetera[1], in der die Musiker – Dauner auch auf dem Moog-Synthesizer – 1972 auch gemeinsam mit Larry Coryell und Jon Hiseman die Übergänge zwischen freiem und Rockjazz erkundeten.

1969 wurde Dauner für 15 Jahre Leiter der Radio Jazz Group Stuttgart, die unter anderem mit Terje Rypdal, Zbigniew Seifert, Jean-Luc Ponty oder Chick Corea beachtliche Rundfunkaufnahmen produzierte. 1975 gründete Dauner, aus seiner Tätigkeit für das Fernsehen heraus, mit anderen europäischen Jazzmusikern das United Jazz and Rock Ensemble. Auch in weiteren Formationen (Duo, Quintett, All-Star-Gruppen wie Old Friends) trat er häufig mit Albert Mangelsdorff auf. 1976 spielte er mit Peter Herbolzheimer auf der ZDF Jazz Gala. Daneben trat er auch mit Charlie Mariano, z. T. auch im Trio gemeinsam mit Dino Saluzzi, auf.

Dauner war in den 1960ern Begleiter wichtiger nordamerikanischer Jazzmusiker (z. B. Benny Bailey, Leo Wright oder Robin Kenyatta) und unterstützte Marika Rökk, Zarah Leander und Lale Andersen auf ihren Tourneen. Seit 1986 war er wiederholt Produzent und musikalischer Leiter bei Konstantin Wecker. Seit den 1970ern arbeitete er an Kinder- und Jugendsendungen für das Fernsehen, wie der Sendung mit der Maus, Päng und 1974 der Serie Glotzmusik, „eine wunderbar witzige und poetische Einführung in die Musik, die ihm den Titel eines ‚Mozarts der Kindermusik‘ eingetragen hat“ (Zitat jazzpages). Er komponiert außerdem für Film, Fernsehen und Hörspiel. Gemeinsam mit Albert Mangelsdorff war er im künstlerischen Beirat der Union Deutscher Jazzmusiker.

Er gilt als kreativer Keyboarder und Komponist, der grenzüberschreitend tätig ist. Bei ihm gibt es keine Trennung zwischen E- und U-Musik, zwischen neuer und alter Welt. Zu seinen Einflüssen zählen Bill Evans, Lennie Tristano, John Coltrane und Sonny Rollins.

Dauner ist verheiratet mit der Kostümbildnerin Randi Bubat, die auch seine Managerin ist.[2] Sein Sohn Florian Dauner spielt als Schlagzeuger unter anderem bei den Fantastischen Vier.

Werke

1968 entstand sein „Psalmus Spei“ für Kirchenchor und Jazz-Ensemble. Seine Jazz-Oper „Der Urschrei“ (für Sinfonieorchester, Sopran, Jazz Quartett und Quadrophonie) wurde 1976 auf dem Berliner Jazzfestival uraufgeführt. „When in Trouble Travel“, eine sinfonische Dichtung für Orchester und Solisten entstand 1992. Dauner hat für viele Fernsehproduktionen Filmmusik geschrieben; als herausragende Produktionen gelten die Neuvertonung von Friedrich Murnaus „Faust“ sowie die Musiken zu Eugène Ionescos „La Vase“ und Harold Pinters „ Romeo und Julia“.

Preise und Auszeichnungen

Dauner erhielt 1979 den Großen Deutschen Schallplattenpreis für sein Soloalbum „Changes“. 1997 wurde ihm der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen, 2005 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er wurde 2003 mit der „German Jazz Trophy – A Life for Jazz“ geehrt, 2006 mit der Bürgermedaille der Stadt Stuttgart. Im Januar 2016 soll Dauner als einer „der vielseitigsten Jazzpianisten und -keyboarder unserer Zeit“ mit einem Sonderpreis des Jazzpreis Baden-Württemberg für sein Lebenswerk und einem Preisträgerkonzert in Stuttgart geehrt werden.[3] 2016 bekam er die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.[4]

Diskografie (Auszug)

  • 1964 Dream Talk (CBS, mit Eberhard Weber und Fred Braceful)
  • 1967 Free Action (MPS), mit Weber, Braceful, Jean-Luc Ponty (viol), Gerd Dudek (ts), Jürgen Karg (ce) und Mani Neumaier (dr)
  • 1969 Rischkas Soul (Global Records; wiederveröffentlicht 1974 als This Is Wolfgang Dauner auf Brain, mit Sigi Schwab, Eberhard Weber, Fred Braceful, Roland Wittich)
  • 1970 Output (ECM, mit Eberhard Weber und Fred Braceful)
  • 1970 Et Cetera – Et Cetera (Global Records, mit Sigi Schwab, Eberhard Weber, Fred Braceful, Roland Wittich)
  • 1970 MUSIC ZOUNDS – MPS-15270 – w.dauner/piano + e.weber/bass + r.wittich/drums [RECORDED VILLINGEN FEBR-1970].
  • 1972 Et Cetera – Knirsch (MPS/BASF) – mit Larry Coryell + Günter Lenz + Jon Hiseman + Fred Braceful + Richard Ketteler
  • 1973 Et Cetera – Live (MPS, mit Jürgen Schmidt-Oehm (viol, fl), Matthias Thurow (b), Fred Bracefull, Lala Kovacev)
  • 1974 Hans Koller/Wolfgang Dauner Kunstkopfindianer (MPS), mit Zbigniew Seifert, Adelhard Roidinger, Janusz Stefański
  • 1978 Changes (Mood, solo)
  • 1984 Solo Piano (Mood)
  • 1988 Zeitläufe (Mood, solo)
  • 2014 Dauner//Dauner (Connector Records, mit Florian Dauner)

Literatur

Film/DVD

  • Dauner Forever! Wolfgang Dauner Jazzmusiker & Komponist, 2010, 52 Min., ein Film von Jean Christophe Blavier, Produktion: moving-angel GmbH, in Zusammenarbeit mit der SWR Erstausstrahlung: 28. Dezember 2010

Einzelnachweise

  1. 1971
  2. zeit.de: Ich hab den Urschrei in mir
  3. Landesjazzpreis Baden-Württemberg: „Sonderpreis für das Lebenswerk“ geht an Wolfgang Dauner
  4. Staufermedaille für Wolfgang Dauner Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 4. Januar 2016, abgerufen am 5. Januar 2016.