Wallfahrtskirche Zur schmerzhaften Mutter Gottes (Bödingen)

Kirchengebäude in Hennef (Sieg)
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Die Wallfahrtskirche Zur schmerzhaften Mutter Gottes ist ein seit 1989 denkmalgeschütztes römisch-katholisches Kirchengebäude in Hennef-Bödingen. Sie ist eine von 5 Kirchen im Pfarrverbund Hennef-Ost und gehört zum Erzbistum Köln. 1408 war der Bau des Gotteshaus vollendet und wurde der Allerseligsten Jungfrau Maria und den Heiligen Drei Königen geweiht. Das Gebäude ist seit 1834 Pfarrkirche der Pfarrgemeinde Zur Schmerzhaften Mutter und liegt direkt neben dem Kloster Bödingen weithin sichtbar auf dem ersten Höhenzug des Nutscheid. Die spätgotische Basilika besteht aus zwei Teilen: der ältere Teil mit einem geosteten dreischiffigen Langhaus und einbezogenem Westturm sowie dem neueren Teil – ergänzt zwischen 1480 und 1500 – mit dem Querhaus und einem neuen Chor im Osten.

Zur schmerzhaften Mutter Bödingen
Bödingen, Kirche - Pfarrhaus
Innenansicht
Marien-Altar von 1750

Geschichte

Legende

Um 1350 hat der einfache Arbeiter Christian von Lauthausen nach einer Marienerscheinung in einer Kölner Werkstatt das Vesperbild der "Mater dolorosa" schnitzen lassen und es in einem Bildstock neben seiner Klause aufgestellt. Er wollte dort eine Kapelle bauen. Der Pastor von Geistingen, Pfarrer Peter Meisenbach, unterstützte Christian v. Lauthausen beim Bau dieser Kapelle. Dies gelang aber nicht, weil die Mauern über Nacht immer wieder einstürzten. Da hatte er eine leuchtende Erscheinung der Mutter Gottes, die ihm befahl, seinen Maulesel zu beladen und diesem zu folgen. Dort, wo der Maulesel in der Wildnis stehen blieb, sollte er dann eine Kirche bauen.

Wallfahrtskirche und Kloster

Pfarrer Meisenbach aus Geistingen begann 1397 mit dem Bau einer großen Wallfahrtskirche, die dem wachsenden Pilgerstrom zu diesem Ort gerecht wurde. Die Kirche entstand zu Ehren des Gnadenbildes der Mater Dolorosa. 1408 wurde die Kirche der Schmerzhaften Mutter und den Hl. drei Königen geweiht. Es handelt sich um den ältesten Wallfahrtsort der Schmerzhaften Mutter in Deutschland. 1417 starben beide Erbauer der Kirche, Christian von Lauthausen ebenso wie Peter Meisenbach am 17.9.1417 und wurden dort beigesetzt. Nach der Einführung des Kompassionsfestes wurde 1424 das Kloster Bödingen der Augustiner-Chorherren gegründet, um die nochmals gestiegene Anzahl von Pilgern betreuen zu können. Um die klösterlichen Stiftsgottesdienste von den Wallfahrten besser trennen zu können, wurde die Kirche 1480–1500 um ein Querhaus und um einen Chor erweitert. In diesem Kloster wirkte der berühmte Klosterreformer Johannes Busch (1399–1480) als Diakon. Seit Aufhebung des Stiftes ist sie katholische Pfarrkirche.

Beschreibung

Architektur

 
Schlusssteine im südlichen Seitenschiff

Der Eindruck des Außenbaus wird bestimmt durch das Zusammenwirken des viergeschossigen Westturmes und des Chores mit zehneckigem Zeltdach. Die Kirche ist eine dreischiffige gotische Pfeilerbasilika mit eingezogenem Turm, der im Mauerwerk 24 m und bis zur Helmspitze 43,5 m hoch ist. Fünfseitig schließen die Kreuzarme ab. Das Chorhaus entstand 1480–1500 anstelle einer kleineren Choranlage. Das Traufgesims dieses Chorhauses liegt ca. 0,7 m höher als das des Querschiffes während die Sockelhöhe gleich ist. Das spitze Chordach war ursprünglich höher, seine Höhe wurde bei der großen Renovierung 1884 aus Kostengründen um 6 m vermindert.

Die Basilika ist aus Bruchstein gemauert und nach Osten ausgerichtet. Sie hat vier Joche mit niedrigem Obergaden. Im Chor befindet sich ein Glasfenster mit einer Kreuzigungsdarstellung, auch der Stifter Erzbischof Hermann von Hessen (1450–1508) wird im Bild gezeigt.[1] Im Mittel- und den beiden Seitenschiffen bietet die Kirche 230 Personen Platz. Seit der Renovierung von 1960–1967 sind im Inneren die Steine der tragenden Elemente – vor allem der Pfeiler, Bögen und Rippen – sichtbar.

Die Gesamtlänge beträgt 35,3 m, die Seitenschiffe haben eine lichte Weite von 3,70 m und das Mittelschiff ist 5,50 m breit. Abweichend von üblichen gotischen Architekturen hat das Querschiff eine andere Breite als das Mittelschiff nämlich 4,45 m. Das Mittelschiff setzt sich aus 4 Jochen zusammen, von denen nur das westliche eine quadratische Grundform hat. Die Vierung hingegen hat einen Trapez-förmigen Grundriss. Dadurch wird die Aufweitung vom schmaleren Mittelschiff in den breiteren Chorraum möglich.

Außer dem Schlussstein im Chor, der einen geöffneten Pinienzapfen darstellt, sind alle anderen Schlusssteine mit Blattornamenten verziert. Im südlichen Seitenschiff unterscheiden sich jedoch drei Schlusssteine in den Kreuzrippen dadurch, dass sie zusätzlich Gesichter zeigen. Sie gehören zur Originalausstattung und sind somit über 600 Jahre alt. Es darf angenommen werden, dass diese unfreundlich wirkenden groben Darstellungen wohl als Bedrohung von oben zu sehen sind, gegen die die Gottesmutter die Betenden schützen soll. Warum nur diese drei Schlusssteine ein solches Gesicht zeigen, ist ungeklärt, besonders da die Pietà erst im 16. Jhd. im südlichen Querhaus ihren Platz fand.

Orgel

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Die Schulte-Orgel

Geschichte

Eine Orgel ist bereits im frühen 17 Jhd. auf dem Fundationsbild zu sehen. Das Instrument befand sich im nördlichen Querschiff hoch aufgehängt als sogenannte "Schwalbennestorgel", die über ein eigenes Treppentürmchen erreichbar war.

Im Jahr 1847 wird von der Revision einer Orgel durch Eberhard Kraft aus Poppelsdorf berichtet, die die Königliche Regierung in Auftrag gab. Das Ergebnis war, dass sich das Instrument besonders durch Holzwurmbefall in einem sehr schlechten Zustand befand.

Im Jahr 1912 hat der Orgelbauer Johannes Klais (Fa. Klais, Bonn[2]) aus Bonn eine neue Orgel geliefert (Opus 479), die zweigeteilt auf der damals noch vorhandenen Westempore aufgestellt wurde. Der Spieltisch war frei auf der rechten Emporenseite aufgestellt und verfügte über zwei Manuale, Pedal und ursprünglich 13 Register. Ergänzt wurde später eine Trompete 8'.

Im Jahr 1963 verschwand die Empore im Rahmen der Kirchenrenovierung und die Orgel wurde wieder im nördlichen Querschiff aufgestellt. Diese Orgel wurde vom Orgelbauer Peter Busch aus Troisdorf zu großen Teilen aus der alten Klais-Orgel aufgebaut. Es wurde ein Gehäuse in Kastenform, in dem die beiden Windladen übereinander gesetzt wurden und aus der Trompete 8' eine Trompete 4' wurde.

Heute

Die heutige Orgel am Haupteingang wurde 1997 von der Firma Orgelbau Schulte erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[3]

Geläut

Glocken

 
Glocke von 1757 über dem Chor

77 Treppenstufen führen in die in ca. 20 m Höhe gelegene Glockenstube im dritten Geschoss des Westturmes. Dort befinden sich drei der insgesamt vier Glocken aus Bronze von 1397, 1398, 1470. Die vierte Glocke von 1757 hängt über dem Chor.

Glocke
I
II
III
IV
Name Maria Johannes der Evangelist - Maria
Glockengießer Ailf von Wippervorde Gerhard Duisterwalt, Cöln Henricus Rosengarden, Cöln Henricus Ross, Cöln
Gussjahr 1470 1397 1398 1757
Metall Bronze Bronze Bronze Bronze
Durchmesser [mm] 1430 1252 919 788
Schlagringstärke [mm] 119(111/110) 88(81/82) 67(65/60) 74(63)
Gewicht ca. [kg] 1740 1200 450 350
Proportion (Dm/Sr) 1:12,0 1:14,3 1:13,7 1:10,6
Schlagton/Nominal es’+4 (D) es’-3 (F) a’+4 es’’±0
Konstruktion Überschwere Rippe Leichte Rippe Mittelschwere Rippe Überschwere Rippe
Schwingdauer [s] 2,4 2,25 2,0 -
Geläut der Glocken I - III zum Hochamt (im Vordergrund II, Mitte III und rechts I)
  • Die älteste Glocke (genannt die Mittagsglocke) trägt die Inschrift HOC VAS ORNATUM JOANNES EVANGELISTA NOMINATUM. ANNO DOMINI MCCCXCVII GERARDUS DUISTERWALT ME FECIT.
  • Die jüngste Glocke hängt nicht im Turm sondern über dem Chor und trägt die dreizeilige Inschrift: MARIA HEISCHE ICH, ZU CHOR LEUTE ICH, DAS UNGEWITTER VERTREIBE ICH. - CONFLATA CAMPANA HAEC CONSECRATA SVB PRAELATO HENRICO KLEIN. - HENRICUS ROSS COLON. ME FACIT 1757.
  • Die kleinste Glocke von 1398 trägt die Inschrift IN HONORE BEATAR VIRGINIS MARIAE HINRICUS ROSENGARDEN ME FECIT ANNO DOMINI MCCCXCVIII, V. SEPTEMBRIS. Sie trägt ein kleines Reliefbild, das einen Ritter zu Pferde darstellt, der mit einem Lanzenstoss einen Drachen tötet.
  • Die größte Glocke von 1470 trägt die Inschrift MARIA HEICCHEN (SO) ICH, IN EIR GOTZ LUEDDEN ICH, AL UNGEWEDDER VERTREIBEN ICH. ANNO DOMINI MCCCCLXX. Sie ist eine Meisterleistung gotischer Glockengusskunst und in Klangvolumen und Singtemperatur weit über dem Durchschnitt der meisten mittelalterlichen Glocken liegend. Sie wurde im letzten Krieg beschlagnahmt, kehrte aber 1947 unter dem Glöckner August Pütz unversehrt an ihren Einsatzort zurück.

Pilgerzeichen

 
Pilgerzeichen an der Glocke von 1470

Die große Marien-Glocke von 1470 weist eine Besonderheit auf: sie trägt ein nachgewiesenes Pilgerzeichen, das sich noch in einem sehr gutem Zustand befindet. Pilgerzeichen sind kleine Metallgüsse, die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in Wallfahrtsorten an Pilger verkauft wurden. Auf ihnen ist der oder die jeweils verehrte Heilige, in diesem Fall die Gottesmutter Maria abgebildet. Jedes Pilgerzeichens ist mit einem bestimmten Herkunftsort verbunden.

Dieses Zeichen zeigt eine rechteckige Grundform mit drei bekrönenden Türmchen. Im mittleren Turm sitzt darunter ein rundes Spiegelrähmchen und weiter darunter eine gotische Spitzbogenarkade. Darin sitzt die gekrönte Gottesmutter mit dem nach links liegenden Leichnam Christi mit je einem Adorant kniend auf jeder Seite. Das Bild wird links und rechts von zwei halbhohen kreuzblumen-bekrönten Fialen begrenzt und misst 80 * 57 mm.

Stiftungstafeln

 
Epitaph Wilhelms von Nesselrode († 1474)
 
Stiftungsurkunde Bertrams von Nesselrode († 1541)

Im rechten – also südlichen – Seitenschiff gibt es zwei steinerne Stiftungsurkunden. Die beiden rechteckigen Tafeln sind in die Wand eingelassen und komplett mit einer Inschrift in gotischen Buchstaben bedeckt (Minuskel), die teilweise rot und gelb hervorgehoben sind. In den vier Ecken tragen sie Wappen, u. A. das der Nesselrode (Adelsgeschlecht): ein rotes Wappenschild, mit einem nach oben und unten zeigenden doppelten silbernen Zinnenkranz.

Die größere Tafel ist ein Epitaph und befindet sich heute rechts vom Südportal. Sie misst 190 mal 98 cm und ist die ältere der beiden Tafeln, datiert auf 1479. 1962 wurde sie im Rahmen der Instandsetzung der Kirche aus dem nördlichen in das südliche Kirchenschiff verbracht. Sie wurde von Bertram von Nesselrode († 1510) für seinen Vater Wilhelm von Nesselrode Herr zum Stein († 15. April 1474) in Auftrag gegeben.[4] Wilhelm von Nesselrode wurde im Grablege der Nesselrode in der Kirchengruft im Mittelschiff beigesetzt.

Oben rechts ist ein Wappen mit einem Löwen mit dem Kopf im Profil zu sehen, bei dem es sich um das Grafschaft-Wappen handelt. Ein weiteres Wappen unten rechts zeigt ebenfalls einen Löwen jedoch mit dem Kopf en face, bei dem es sich um das Wappen der Grafschaft Sayn handelt. Das Wappen unten links ist teilweise zerstört: es ist das Dreirautenwappen von Stein[5]


Der Text lautet:

1 in dem jare uns heren MCCCCLXXIIII des XV dags inden aprille starff der strenge here

2 wilhelm van nesselroede ritter here zom steyne dem got genade der selve eyne

3 ewige memorie vur syn synre aldere beider synre huysfrauen inde synre nakomen

4 selen selcheit bestediget hait in dese gotzhuse nemlich durch dat gantze jare zo allen

5 maeyenden memorie inde alle jars eyns up den dach synre gracht jairgetzyde myt alle preist

6 meyssen vigylien inde commendacien zu doyn: dar zo he umb dat sulchs zo ewige gedechtniys

7 vollbracht werd, gegeven de Hoff zo Hasewynkel. Mit IIII overlensche Gulden, zwa Ayme wyn,

8 die man up Zyt bynen den Maynden, as man die Memorie inde Jairgetzide heldt, verdoyn sall,

9 als den Priestern II Firdel wyns inde den conversen Yederen I Poit wyns; item noch zwa Aymen

10 wyns, de man ewelich zu der Consercradie des wirdigen hilligen Sacramentz up allen

11 elteren urberen Sall; item desen gegenwordigen elter hait Her Bertram van Nesselroede,

12 Ritter, Here zo Erensteyn, Her Wilhelms Son unde Margrete, syn Huysvraue, bestediget

13 myt eynre degeliger ewiger myssen mit dryn byrnende Kertzen bynen der Missen inde dryn

14 Lampen mit oley byrnende Dach und Nacht ewelich; item den Hoff zor Heyden

15 ind 15 overlensche Gulden us dem Hove zo Menden, dem Got genedich sy.


Die kleinere Tafel befindet sich links vom Südportal und ist mit 136 mal 78 cm die jüngere Tafel, datiert auf den 25. Juli 1540. Sie wurde ebenfalls von einem Bertram von Nesselrode († 15. Februar 1541) in Auftrag gegeben, der jedoch nicht derselbe ist wie der Auftraggeber der größeren Platte, sondern der Ur-Enkel des o.g. Wilhelm von Nesselrode Herr zum Stein. Sie trägt in den Ecken oben links und rechts das Wappen der Nesselrode. Das rechte dieser Wappen ist nicht richtig: es handelt sich um die Übermalung eines zerstörten Wappens - es wird das Wappen seiner Frau Margarete von Etzbach gewesen sein. Unten links befindet sich ein Wappen mit einem springenden Hirsch, das Wappen der (Stief-)Mutter Bertrams, Eva von Oetgenbach und unten rechts das Wappen der Merode, der Familie von Margaretes Mutter.[6] Diese Tafel ist eine Stiftungsurkunde und kein Epitaph, denn das Todesdatum fehlt.


Der Text lautet:

1 im jair ons here MVc und XL de XXV. dach des maintz july hait d

2 Erentveste und frome bertram van Nesselroide erffait zo bell

3 amptman zo Lulstorp diesem gotzhuse gegeven vunffzich golt guldē

4 erfflicher renten syner und syner vur alderen zo heil und troist

5 dair vur sullen prior und cōvent dis gotzhuys al jairs up dach sins

6 abstervens syn jairgezide mit missen vigilie cōmendatie geluchte uń

7 anderen goden wercken halden und II golt gulden den huys armen

8 spenden dair zo alle mayntz gelycher maissen syn memorie halden

9 und eder mails anderthalvē golt guldē umb gotz wyllen

10 gevē vur sȳ siner huisfrauē uń alderē selē selicheit zo ewigē dagē


Diese beiden Urkunden führten 1803 dazu, dass Bödingen 1834 zur Pfarre wurde und Kirche und Klostergebäude erhalten blieben. Bei der Säkularisation fielen ab 1803 Kirchengüter an den Staat und wurden verkauft oder im Fall von Gebäuden auch abgerissen. Für Bödingen jedoch erkannte der preußische Staat die beiden steinernen Urkunden als gültigen Vertrag an, in dem geistliche Leistungen "zo ewigen Dagen" - also für immer - mit Einkünften aus Höfen und anderem Geld zu erbringen sind.[7]

Fenster

Die Fenster sind im Wesentlichen von dem Glasmaler Paul Weigmann zwischen 1967 und 1972 in der Glasmalerei Oidtmann (Linnich) angefertigt worden. Sie stellen dar:

Ort Beschreibung
Westfenster (über der Orgel) Alle kommen zur Anbetung des Lammes (oben im Rundfenster) inmitten des himmlischen Jerusalems. Maria, die den Kopf der Schlange zertritt, schart sich um die Auferstehenden, die dem Lamm huldigen.
Fenster über dem Südportal Das Abendmahl
Fenster über dem Nordportal Hl. Franz von Sales mit seinem Buch Philothea
nördliches Seitenschiff über dem Beichtstuhl im Maßwerk Die Taube des Heiligen Geistes über den Wassern
südliches Querschiff Christian von Lauthausen, kniend vor dem Gnadenbild in einem Bildstock, an der Stelle der Marienerscheinung im Forst des alten Bödingens (heute Altenbödingen).
südliches Querschiff Geistliche Herrscher (v.r.n.l): Papst Martin V., Dietrich von Moers (Erzbischof von Köln), Wilhelm Spies (Abt von Siegburg), Johannes Meiner (Propst von Bonn).
südliches Querschiff Der 15. Prior des Bödinger St. Augustinus-Stiftes, Balthasar von Sollingen. Er hat das Fundationsbild 1621 nach einem von 1500 bis dahin existierenden älteren Bild abmalen lassen. Im Hintergrund drei Augustiner Chorherren, die am Lettner-Altar die Einweihungsmesse zelebrieren.
südliches Querschiff Ausschnitt aus dem Fundationsbild, wo die Pilger und Wallfahrer dargestellt sind.
Chor (Mitte) Das mittlere Chorfenster ist von einem Meister der Kölner Malerschule um 1508 hergestellt worden und zeigt Maria und Johannes unter dem Kreuz, zu Jesu Füßen die Hl. Maria Magdalena. Darunter links kniend: Hermann von Hessen (1450–1508), Erzbischof von Köln (Stifter des Fensters), hinter ihm St. Petrus als Patron des Erzbistums; Wappen des Erzstifts Köln; rechts die Hl. Elisabeth von Thüringen, die Patronin von Hessen. Paul Weigmann hat einige moderne Ergänzungen angebracht.

Alle Fenster sind in Antikglas, Blei und Schwarzlot ausgeführt.

Glasmalereien:

Weitere Ausstattung

Jacobuskreuz

 
Jacobuskreuz von 1487

Am 27. September 2015 wurde ein Pilgerkreuz, das sogenannte Jacobuskreuz, in der Taufkapelle der Kirche eingesegnet. Im Jahre 1485 starb der aus Aachen stammende 8. Prior des Bödinger Augustiner-Chorherren-Klosters, Pater Jacobus von der Heggen, der den Beinamen "de Aquis" (aus Aachen) trug. Er war ein Freund von Pilgern aus Holland, die einmal jährlich den weiten Fußweg nach Bödingen zur Schmerzensmutter auf sich nahmen. 1487, zwei Jahre nach dem Tode des Priors, stifteten diese Pilger bei einem erneuten Besuch ein Steinkreuz und stellten es am Pilgerweg auf. Das Kreuz stand möglicherweise zunächst in der Nähe der Kirche in Bödingen, in den unterschiedlichsten Schriften sind jedoch 4 weitere Standorte erwähnt. Ob der letzte Standort 1981 in der Siegenhardt von Seligenthal der ursprüngliche Standort war, lässt sich daher nicht nachweisen. Das Steinkreuz besteht aus Drachenfels-Trachyt (der auch beim Kölner Dom verwendet wurde) und hat die Form eines lateinischen Balkenkreuzes. Es trägt oben das Bild eines Kelches und darunter die Aufschrift:


Jacobus de Aquis
Prior in Boedinge(n)
1487


Die "4" ist als unten offene, halbe 8 geschrieben, eine im Mittelalter gebräuchliche Schreibweise, woraus später die heute übliche 4 entstanden ist.

Gnadenaltar

Das Gnaden- oder Vesperbild - die Pietà - wird heute im barocken Gnadenaltar von 1750 aufbewahrt. Es befindet sich in einer verglasten Nische aus grünem Stuckmarmor, die wie ein Tabernakel wirkt. Der Altar selbst besteht aus Lahn- und Stuckmarmor, Säulen- und Pfeilerbasen und -kapitelle sind aus Kalkstein. Das Gnadenbild selbst ist unter einem Gewand aus kostbarer Seide, so dass nur Gesicht und Hände der Schmerzensmutter zu sehen sind. Auf ihrem Schoss liegt ein auffällig kleiner Christus und zwar so, dass die linke Hand Mariens ihn nicht unterfängt, sondern nur über ein Band mit ihm verbunden war. Sicher ist die Herkunft der hölzernen Figur in ihrem ältesten Teil, der Figur der sitzenden Madonna, aus dem 14. Jh. Der Korpus des kleinen Christus musste 1922 erneuert werden, da das Original gestohlen worden war. 1439 wurde das Gnadenbild vom Hochaltar auf einen beim Aufgang in das Chor eigens errichteten Altar (Lettner-Altar) gebracht, so dass nun zwei Altäre hintereinander standen. Dabei war der Hochaltar den Chorherren vorbehalten, der Lettner-Altar hingegen war für die "Leute" also die Gemeinde bestimmt. 1630 wurde der Lettner abgerissen und das Gnadenbild kam auf den Seitenaltar im Südlichen Kreuzschiff. Zwei Stufen aus rotem Marmor wurden im Rahmen der Kirchenrestaurierung 1961 voreilig entfernt und durch eine Stufe - aus Kostengründen aus schwarzem Marmor - ersetzt.

Gemälde

 
Fundationsbild von 1621
 
Beweinungsgruppe von 1450

Neben etlichen Gemälden im Inneren der Kirche, hängt das bedeutendste Ölgemälde im Pfarrhaus neben der katholischen Bücherei und kann dort während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Es ist das sogenannte "Fundationsbild" also das Stiftungsbild, gemalt in der Frühen Neuzeit 1621 nach - aber nicht über - einer älteren Vorlage. Es misst 1,5 mal 2,7 m und ist damit das größte Gemälde in der Kirche. In seiner Darstellung ist es dreigeteilt wie ein Flügelaltar, im Mittelbild wird die Einweihung des neuen Chores dargestellt. Deutlich erkennbar ist die Lettnerwand (der Lettner) mit dem Laien- oder Lettner-Altar sowie die Schwalbennestorgel. Links und rechts davor stehend sind weltliche und geistliche Würdenträger dargestellt. Unten kniet der Stifter mit seinem Wappen und der Inschrift:


AD SUI SUAEQUE FAMILIAE MEMORIAM D. P. BALTHASAR SOLLINGEN DE COLONIA, XV. PRIOR HUIUS DOMUS, PRESENTEM FUNDATIONIS TABULAM AD EXEMPLAR ANTIQUM F. F. ANNO DOMINI MDCXXI, VII. AUGUSTI.

Übersetzt: Zu seinem und seiner Familie Gedenken hat der Pater Balthasar Sollingen aus Köln, der 15. Prior dieses Hauses, das gegenwärtige Fundationsbild nach einem alten Original am 7. August 1621 anfertigen lassen.


Im linken Bildteil ist der Stifter des Gnadenbildes, Christian von Lauthausen, im Walde betend vor der Pietà zu sehen. Zudem ist die Außenansicht der Kirche, die Sieg, Kloster Merten, Haus Attenbach und die Burg Blankenberg dargestellt. Dies ist eine der ältesten Abbildungen von Blankenberg. Im Hintergrund ist das Siebengebirge mit der Löwenburg zu erkennen. Im rechten Bildteil befinden sich etliche Pilger auf ihrem Weg nach Bödingen, wobei sie auf einem Steg die Bröl überqueren. Im Hintergrund ist eine alte Ansicht von Siegburg mit der Abtei Michaelsberg zu sehen, am Horizont den Rhein mit den Städten Köln und Bonn, dazwischen die Siegmündung. Köln ist gekennzeichnet durch den unfertigen Südturm des Kölner Doms und dem darauf befindlichen Baukran! Unterhalb von Siegburg liegt Gut Zissendorf, auf gleicher Höhe rechts Happerschoß mit der ursprünglichen Kirche, darüber Seligenthal.

Im Mittelschiff stehen Männer in zwei Reihen - in der linken Reihe von hinten nach vorne die Geistlichen: Papst Martin V, der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers, Wilhelm Spies von Büllesheim als Abt von Siegburg sowie Johannes Meiner als Propst des Casius-Stifts in Bonn. In der rechten Reihe ebenfalls von hinten nach vorne die Weltlichen: Kaiser Sigismund und die Herzöge Wilhelm, Adolf und Robert von Berg. Adolf hält die Bödinger Stifterurkunde in seiner Hand.

Steinscher Altar

 
Steinscher Altar von 1600

Im südlichen Seitenschiff, neben dem Aufgang zum Westturm, befindet sich seit 1977 der sogenannte Steinsche Altar: ein Marmorepitaph, welchen Wilhelm von Nesselrode, Kanzler des Herzogtums Jülich-Berg und Amtmann zu Blankenberg (Ur-Ur-Ur-Enkel des o.g. Wilhelm von Nesselrode Herr zum Stein) im Jahre 1600 zum Gedenken an seine am 8. Juni 1599 verstorbene Gattin Frau von Nesselrode-Ehreshoven, Baronin Elisabeth von Schwarzenberg, gestiftet hat. Die Figur der Verstorbenen ist aus weißem Marmor kniend vor einem Kruzifix (20. Jh.) dargestellt. Die mittlere schwarze Schieferplatte wird von 16 Wappen auf rotem Marmor eingerahmt. Acht Wappen sind noch im Originalzustand und acht sind nachgebildet, dazu gehört auch das Wappen derer von Nesselrode (vierte von unten auf der linken Seite). Im Aufsatz zeigt ein Relief die Auferweckung des Lazarus, unten schildert eine Inschrift die Tugenden der Verstorbenen. Ursprünglich befand sich das Grabmal im nördlichen Seitenschiff. Elisabeth von Schwarzenberg wurde in der Familiengruft der Nesselrode unter dem Mittelschiff beigesetzt.

Reliquien

 
Reliquien des Hl. Gereon

Seit 2011 befinden sich ein Reliquienkästchen in der Kirche, das während der Kirchenführungen besichtigt werden kann. Es enthält die Reliquien des Hl. Gereon und seiner Genossen, die 1425 Herzog Adolf VII. von Jülich und Berg (1408-1437) aus seiner Burg in Düsseldorf nach Bödingen brachte.

Beweinungsgruppe

Die "Beweinungsgruppe" ist eine Holzplastik, hergestellt um 1450, die bis zum 2. Weltkrieg in einer Halberger Kapelle unterhalb von Bödingen aufgestellt war und anschließend dem Redemptoristen-Kloster in Hennef-Geistingen vermacht wurde. Nach dessen Auflösung 2006 wurde die Plastik von Studenten der FH Köln im Rahmen einer Diplom- und Doktor-Arbeit aufwändig restauriert. Seit 2011 steht sie gut sichtbar am Pfeiler rechts vor der Orgel auf einer Stein-Stele. Die Plastik stellt in der Mitte die betende Maria dar, rechts kniet Maria Magdalena die Hände Jesu fassend und links befindet sich Johannes, den Kopf und Oberkörper Jesu haltend. So hat Maria die Hände frei und kann ihren Sohn los- bzw. ziehen lassen. Der tote Christus liegt wie beim Kreuz der Querbalken auf dem Schoss seiner Mutter, die selber wie ein Thron aus der Gruppe herausragt. Dies ist die älteste bekannte Plastik einer solchen Beweinungs-Darstellung!

Verkündigungsfresko

 
Verkündigungsfresko von 1500

Als letzter Rest der mittelalterlichen Ausmalung der Kirche ist das sogenannte "Verkündigungsfresko" an der Ostseite des nördlichen Seitenschiffes erhalten. Es stammt aus der Entstehungszeit des Querschiffes um 1500 vermutlich von einem Kölner Künstler geschaffen. Das Fresko stellt die Verkündigung des Herrn an Maria dar und hat im Laufe der Zeit mehrere Änderungen erfahren. Vermutlich 1884 wurde es im Rahmen der neugotischen Kirchenausmalung vollständig mit Ölfarbe übermalt und dabei stark verändert. 1988 wurde das Freko restauriert aber im Stil von 1884 belassen. Mit 158 x 148 cm ist es das drittgrößte Gemälde nach dem Fundationsbild und einem Ölgemälde mit dem Titel "Jesus begegnet seiner Mutter" im Pfarrhaus.

Der Betrachter schaut dreidimensional in einen Raum hinein. Dieser Eindruck von Raumtiefe wird zeichnerisch durch vordere und hintere Elemente erzeugt und zusätzlich durch die Einbeziehung der schrägen Fensterbank unter und über dem Fresko verstärkt. So entstand also eine Raumillusion durch das einmalige Zusammenspiel von Architektur und Malerei.

Genau wie das Fundationsbild ist auch dieses Wandgemälde durch drei Bögen auf zwei Säulen in drei Abschnitte unterteilt:

  • links überbringt der Engel Gabriel seine Botschaft "Ave Maria Gratia Plena" (Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade)
  • in der Mitte steht eine Lilie als Symbol für Marias jungfräuliche Reinheit und Gottvater sendet aus einer Wolke den Hl. Geist in Gestalt einer Taube
  • rechts steht Maria in einem blauen Gewand in demütiger Haltung, die gleichzeitig fragend/überrascht und annehmend ist

Zusammenhängend bilden diese drei Teile den Raum, in dem sich der Engel und Maria aufhalten und der typisch für eine solche Verkündigungsszene ist.

Literatur

  • Anton Henze: Rheinlande und Westfalen: Baudenkmäler. 5. Auflage. Reclam, Stuttgart 1975, ISBN 3-15-008401-6. (Reclams Kunstführer Deutschland. Band 3)
  • Rheinische Kunststätten, Heft 119. 3., neu bearbeitete Auflage. 1990, ISBN 3-88094-659-0
  • Edmund Renard: Die Kunstdenkmaeler der Rheinprovinz. Band 5: Siegkreis. Düsseldorf 1907. Druck und Verlag von L. Schwann
  • Leonie Gräfin von Nesselrode: Das Gedächtnis des Wilhelm von Nesselrode in Bödingen und Ehrenstein Rheinlandia Verlag Klaus Walterscheid, Siegburg 2013, ISBN 978-3-981604-11-5
  • Gabriel Busch: Bödingen ist eine Wallfahrt wert Reckinger Siegburg 1981
  • P. Mauritius Mittler OSB: Das Bödinger Memorienbuch, Respublica-Verlag Siegburg, 1971
Commons: Zur schmerzhaften Mutter Gottes (Bödingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rheinlande und Westfalen: Baudenkmäler. 5. Auflage. Reclam, Stuttgart 1975, ISBN 3-15-008401-6, S. 82-83.
  2. http://www.orgelbau-klais.com/_klais/bilder/pdf/Opusliste.pdf
  3. Nähere Informationen zur Orgel
  4. RHEINISCHE KUNSTSTÄTTEN, Heft 119. 3., neu bearbeitete Auflage. 1990, ISBN 3-88094-659-0, S. 25
  5. Leonie Gräfin von Nesselrode: Das Gedächtnis des Wilhelm von Nesselrode in Bödingen und Ehrenstein, S. 56, Rheinlandia Verlag Klaus Walterscheid, Siegburg 2013, ISBN 978-3-981604-11-5
  6. http://wiki-de.genealogy.net/Herrschaft_Ehrenstein
  7. RHEINISCHE KUNSTSTÄTTEN, Heft 119. 3., neu bearbeitete Auflage. 1990, ISBN 3-88094-659-0, S. 26-27

Koordinaten: 50° 46′ 55,8″ N, 7° 20′ 26,4″ O