Das Kurganvolk war ein Hirtenvolk, das zwischen 5000 v. Chr. und 2200 v. Chr. an Wolga, Don und Dnjepr ansässig war und heute meist als das Urvolk der Indogermanen (Indoeuropäer) angesehen wird.
Die Bezeichnung "Kurganvolk" oder Kurgankultur wurde dieser südrussischen Steppenkultur zum ersten Mal von der litauisch-amerikanischen Archäologin Marija Gimbutas verliehen, weil das auffälligste Merkmal der Kultur die riesigen Kurgane waren, in denen sie ihre Toten mit zahlreichen Grabbeigaben bestatteten. Von vielen Archäologen wird der Begriff eines "Kurganvolks" jedoch abgelehnt, da er den kulturellen Verschiedenheiten und Entwicklungen innerhalb eines weiträumigen Gebietes während einer Dauer von 2000 Jahren nicht gerecht wird.
Die Träger der Kurgankultur waren wahrscheinlich die ersten die das Pferd als Reittier nutzten, sowie die ersten Nutzer des Streitwagens. In einer Reihe von Gräbern fanden sich Wagen als Grabbeigaben. Ihr bevorzugtes Werkzeug (und gelegentlich auch Waffe) war die Axt aus Stein oder Kupfer.
Die Kurganleute zogen zwischen 4400 v. Chr. und 2200 v. Chr. in mehreren Schüben west-, süd- und ostwärts und besiedelten so große Teile Europas und Teile des westlichen Asien, wo sie sich mit der Vorbevölkerung mischten. Eine dieser Auswanderungswellen der Kurgankultur bildeten die sog. Streitaxtleute, die in Teilen Osteuropas, Mitteleuropas und Skandinaviens einfielen.
Diskussion
Diese sogenannte Kurgantheorie wird von einigen Wissenschaftlern abgelehnt. Nach Meinung der sog. Immobilisten sind größere Wanderungsbewegungen, vor allem kriegerischer Natur, generell auszuschließen. Manche hängen der computergestützten Anatolienthese an, nach der sich die indoeuropäische Sprache schon um 6000 v. Chr. zusammen mit dem Ackerbau von Anatolien aus friedlich in Europa ausgebreitet hat. Die Anatolienthese wurde ab den 70er Jahren vor allem von Colin Renfrew ausgearbeitet und erregte viel Aufsehen, wird aber inzwischen vom überwiegenden Teil der Forschung abgelehnt.
Literatur
- "Die Indoeuropäer" von Reinhard Schmoeckel, ISBN 3404641620
- "In Search of the Indo-Europeans: Language, Archaeology and Myth" von J. P. Mallory, ISBN 0500276161
- "Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas" von Marija Gimbutas, in "Archeolingua", series minor 6. Budapest 1994, auch als Buch ISBN 3851241711
- "The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe: Selected Articles Form 1952 to 1993" von Marija Gimbutas u.a., ISBN 0941694569
Weblinks
- Mehr zur Kurgan-Kultur (engl.)