Russischer Rüstungsexport
Der Russische Rüstungsexport bezeichnet den Außenhandel von Unternehmen und Konsortien aus der Russischen Föderation mit Rüstungsgütern und Kriegswaffen. Russland ist nach den USA (30 Prozent) der weltweit größte Hersteller und Exporteur von Waffen aller Art mit 23 Prozent. Russland hat 2014 nach Angaben von Präsident Wladimir Putin für mehr als 15 Milliarden Dollar Waffen exportiert.[1] Die Hersteller von Waffen sind zum allergrößten Teil im Besitz des Russischen Staates und unterliegen somit unmittelbar der Kontrolle des Kremls.
Entwicklung
Hier das heute hergestellte AK-101
Die russischen Regierungen egal welcher politischen Ausrichtung förderten und fördern den staatlich kontrollierten militärisch-industriellen Komplex des Landes. Wie für die USA sind auch für Russland seine Waffenexporte ein zentrales Mittel seiner Außen- und Sicherheitspolitik. Von 2010 bis 2014 kam es bei den russischen Rüstungsexporten zu einem Zuwachs von 37 Prozent auf einen Anteil von 27 Prozent.[2]
2015 wurden Waffen im Wert von 15 Milliarden Dollar in mehr als 60 Länder exportiert. Laut Putin plant Russland seine Exporte in den asiatisch-pazifischen Raum, nach Afrika, Lateinamerika und in die Karibik auszubauen. Zu den größten Abnehmern russischer Rüstungsgüter gehören derzeit Indien und die Volksrepublik China (Stand 2015). Fast die Hälfte seiner Rüstungserlöse verdient Russland mit dem Verkauf von Kampfflugzeugen.[3] Besonders vor dem Hintergrund der Sanktionen gegen Russland wegen dessen Haltung im Ukrainekrieg sehen Beobachter die Rüstungsindustrie als einen zunehmend wichtigeren Zweig der russischen Wirtschaft neben Öl- und Gasexporten.[1]
Russland nutzt die Verbindungen aus den Zeiten des Warschauer Paktes. Viele russische Waffensysteme werden auch als Lizenzversion in den jeweiligen Ländern selbst hergestellt. Die weltweit verbreitetste russische Waffe, die AK-47 und die Nachfolgemodelle, wird bis heute in Lizenz in etlichen Ländern weltweit hergestellt.
"Grauer Export"
Neben offiziellen Rüstungsexporten, die von der russischen Regierung abgesegnet wurden oder gewollt sind, floriert der Waffenschmuggel in Russland. Mehr als zwei Millionen nicht angemeldete Waffen befinden sich in Russland gemäß den offiziellen Angaben. Der jährliche Zuwachs an entwendeten Waffen erreicht 10 Prozent. Einige Experten behaupten, dass diese Angaben nicht stimmen und die Zahl der nichterfassten Waffen circa zehn Millionen Stück beträgt.
Der illegale oder halb illegale Export von Waffen beträgt 5 bis 15 Prozent des gesamten Waffenexports Russlands. Vor allem Handfeuerwaffen und kleine Raketensysteme werden in Kriegsgebiete verschoben. Aber in Wirklichkeit können die illegalen Waffenlieferungen aus Russland viel größer sein. Und sie werden in die Länder geliefert, gegen die ein Embargo auf Waffenlieferungen verhängt wurde, sowie in Kriegsgebiete.
Einige bekanntgewordene Fälle führten zu internationalen Affären. Der Präsident von Venezuela Hugo Chávez wollte die in Kolumbien tätigen Kämpfer der Terrororganisation FARC mit russischen Waffen beliefern. Die Pläne wurden aber bekannt. Venezuela ist schon lange Abnehmer für russisches Kriegsgerät (siehe unten). Solche Waffensverschiebungen können kaum ohne Russlands Kenntnis durchgeführt werden. Später bekamen Regierungstruppen von Kolumbien die russischen Maschinenpistolen in die Hände, die bei den Bandentruppen und der örtlichen Drogenmafia konfisziert wurden.
Zu einem noch größeren Markt für den illegalen Absatz der russischen Waffen wurden die Länder Afrikas. Die UNO verbietet alle Waffenlieferungen in die Zonen der bewaffneten Konflikte auf diesem Kontinent. Der größte Umschlagpunkt für die russischen Waffen auf dem Weg nach Afrika ist Teneriffa. Diese Lieferungen wurden teilweise als humanitäre Hilfe dargestellt. Ohne die Mitwirkung offizieller Kreise in Russland wäre dies nicht möglich, denn für diese Geschäfte müssen viele Beamte in verschiedenen Ländern bestochen werden. Auf die florierenden Geschäfte und die Route wurden Medien durch die Vorfälle mit dem Schiff Arctic Sea im Sommer 2009 aufmerksam.
Konzerne
Die wichtigsten russischen Rüstungskonzerne sind (in Reihenfolge nach Umsatz)
- Almaz-Antey ist der größte russische Rüstungskonzern und baut vor allem Raketentechnik.
- Rostec, ein staatliches russischer Waffenhersteller. Zu ihm gehört der Waffenhändlers Rosoboronexport, der mit Abstand größte Waffenexporteur Russlands.
- Die Tactical Missiles Corporation, ein Raketenhersteller steigerte seine Verkäufe 2012 um 118 Prozent auf gut 2,2 Milliarden Dollar.
- United Aircraft Corporation, Flugzeuge aller Art.
- Sozvesdie
- Ischmasch baut Fahrzeuge und Waffen
- Konstruktionsbüro für Gerätebau, Entwickelt die modernsten und wirkungsvollsten Raketensysteme, Feuerleittechnik und Komplettsysteme wie das Pantsir-S1
- Jakowlew-Experimental-Konstruktionsbüro (OKB-115) war ein sowjetischer Hersteller von Flugzeugen und Hubschraubern, den bekannten Yak`s, Es wurde 1934 von Alexander Sergejewitsch Jakowlew gegründet. 1992 wurde das Büro privatisiert, in die Yak Aviation Company überführt und seit 2006 gehört Jakowlew russischen Luftfahrtkonsortium OAK.
Einer der weltgrößten Titanhersteller, der russische Konzern Avisma soll nach Medienberichten von Rosoboronexport übernommen werden. 70 Prozent will der Exporteur an dem Konzern übernehmen. Avisma produziert ein Drittel des weltweit verwendeten Titans für militärische und zivile Nutzung.
Empfängerländer
China
Die traditionell enge Zusammenarbeit der Länder Russland und der VR China kommt aus den Zeiten des Kalten Krieges und ging danach ungebrochen weiter. Für die Zahlenmäßig größte Armee der Welt kauft China immer wieder Waffensysteme. 2013 kaufte die Volksrepublik 24 moderne Kampfflugzeuge vom Typ Su-35. China hat früher schon russische Kampfjets vom Typ SU-27 und Su-30 importiert.
Zudem wurden vier Unterseeboote (Umfang von zwei Milliarden US-Dollar) verkauft. Die dieselbetriebenen Unterseeboote der Lada-Klasse gehören zu den modernsten in der russischen Flotte und sollen besonders geräuscharm sein. Zwei von ihnen wurden in China selbst gebaut.
Nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens plante China den Kauf weiterer Waffentechnologie, darunter Raketenabwehrsysteme vom Typ S-400, schwere 117S-Triebwerke, das neueste Transportflugzeug Iljuschin 476 und Il-78M-Tankflugzeuge.[4]
Indien
Nach China ist Indien der größte Abnehmer für Kriegswaffen aus Russland. Auch wenn das Land sich seit 2014 verstärkt sowohl im militärischen als auch im Sicherheitsbereich den Vereinigten Staaten zuwendet, bestehen traditionelle starke Verbindungen zu Russland. In der Sowjetära wurde das Land fast vollständig mit sowjetischen Waffen ausgerüstet. Bezüglich dem größten Empfänger russischer Waffen China bestehen Grenzspannungen bezüglich der Grenze zu Kashmir.[5]
Russland bot Indien allerdings beispielsweise Kamow-Ka-226-Hubschrauber im Gesamtwert von 480 Millionen US-Dollar sowie U-Boote im Gesamtwert von 10,7 Milliarden Dollar an.[6]
Das russische Rüstungsunternehmen Ischmasch vergab 2008 eine Lizenz zur Produktion der AK-103 an ein privates indisches Rüstungsunternehmen.
Syrien
In Syrien befindet sich seit 1971 die einzige russische Marinebasis im Mittelmeer. Vor und während des Syrischen Bürgerkrieges lieferte Russland an das System von Baschar al-Assad Waffen. Vor dem Bürgerkrieg kaufte die Syrische Regierung Luftabwehrsystem aus Russland. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im September 2015 berichtete transportiert Russland mit Antonow-Transportmaschinen AN-124 Militärmaterial nach Syrien. Sie fliegen von Russland den Flugplatz Jableh, einer Küstenstadt 25 Kilometer südlich der Stadt Latakia an. Mehrere Schiffe, unter ihnen das russische Landungsschiff „Nikolaj Filtschenkow“ transportierten Militärmaterial wie Schützenpanzer, Militärlaster und Granatwerfer nach Syrien. Die "Cäsar Kunikow“ wurde ebenfalls mit Militärgütern entsandt. Zudem stellt Russland rund 300 Mann der 810. Brigade der Marineinfanteristen aus Sewastopol auf der annektierten Krim.[7]
Venezuela
Venezuela ist komplett mit russischer beziehungsweise sowjetischer Militärtechnik ausgestattet. Russische Suchoi-T-50-Kampfjets wurden 2008 nach Venezuela geliefert. Auf Kritik aus dem Ausland sagte Präsident Hugo Chavez, Venezuela habe die Suchoi-Jets nur zur Verteidigung des Landes gekauft. In dem Kauf inbegriffen waren ein Training für Piloten und Personal sowie Raketen für die Kampfjets. Die Lieferung war Teil eines Militärabkommens zwischen Russland und Venezuela. Danach sollte Moskau Venezuela in den folgenden Jahren Waffen im Wert von drei Milliarden US-Dollar liefern, darunter auch Panzer und das Raketenwerfersystem Smertsch.[8]
Venezuelas Streitkräfte nutzten lange das FN FAL als Ordonnanzwaffe und ersetzten dieses 2011 durch das AK-103. Venezuela kaufte dazu 100.000 Gewehre von Russland.
Venezuela hat bei Russland Schulden in Höhe von 7,2 Milliarden Dollar für den Kauf von Waffen.
Libyen
Unter dem langjährigen Alleinherrscher Mohammed Al-Gaddafi kaufte Libyen stets russische Waffen. Nachdem das Land 1987 zum letzten Mal russische Waffen in großen Mengen gekauft hatte, kaufte das Land 2004 nochmals ein. Libyen wurde dadurch zum zweitgrößten Waffenhandelspartner Russlands in Nordafrika hinter Algerien. Waffenexporteur Rosoboronexport verkaufte Waffen im Wert von mehr als 2,2 Milliarden Dollar an das Land. Vor allem Fla-Flugabwehrsysteme wurden geliefert. Das System übersteigt den Bedarf für Regionalkonflikte weit. Die Lieferverträge wurden während eines Tripolis-Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin 2004 unterzeichnet. Der Handel beinhaltete, dass Russland Libyen dessen Schulden erlässt, sich Tripolis aber verpflichtet, die Zusammenarbeit mit Russland im militärtechnischen und im Energiebereich auszubauen.
Geliefert wurden die Fla-Raketensysteme S-300PMU-2 für vier Divisionen sowie rund 20 Fla-Raketensysteme Tor-M1 mit kürzerer Reichweite. Außerdem bestellte Libyen zwölf Jagdflugzeuge Su-30MK2, zwölf Jagdflugzeuge MiG-29SMT und ein oder zwei U-Boote des Projekts 636.[9] Inwiefern diese Waffen tatsächlich geliefert wurden, ist nicht weiter bekannt.
Jakowlew Jak-130 wurden im Libyschen Bürgerkrieg 2011 von den Truppen Gaddafis eingesetzt.
Ukraine
Bis zu dem ukrainisch-russischen Konflikt war die Ukraine ein wichtiger Partner der russischen Rüstungsindustrie. Wichtige Werke der russischen Konzerne standen in Russland. Gleichzeitig kaufte das Land russische Waffensysteme, da seine Armee traditionell mit sowjetischer Technik ausgestattet war. Am 17. Juni 2014 beendete die Ukraine ihre militärische Zusammenarbeit mit Russland offiziell. Die Führung in Kiew hatte sich trotz des Krieges in der Ost-Ukraine und trotz der Annexion der Krim mit diesem Schritte lange Zeit gelassen, weil die Verbindungen der beiden Staaten im Waffenbereich sehr intensiv waren. „Die Verbindungen waren in der Sowjetzeit absolut“, zitiert der EU-Observer Guy Anderson von der Beratungsfirma IHS Jane’s Defence Weekly.[10]
Russland hatte das Land auch nach der Unabhängigkeit im Jahre 1991 weiterhin als „Teil seiner nationalen industriellen Versorgungskette“ betrachtet. Mehr als die Hälfte der strategischen Nuklearraketen Russlands verwenden Lenksysteme, die in der Zentral-, Ost- und Südukraine hergestellt wurden. Russische Helikopter, Kriegsschiffe und Kampfjets verwenden ukrainische Motoren. Auch Russlands wirkungsvollste Luft-Luft-Rakete, die AA-11 Archer, verwendet Lenktechnologie aus der Ukraine.
Bis zu dem Konflikt kooperierten die ukrainischen Streitkräfte stark mit russischen Rüstungsfirmen und kauften Ersatzteile für ihre Waffensysteme von russischen Firmen.
Ostukraine
Die prorussischen Volksmilizen verwenden nachweislich von der russischen Armee verwendete Waffen. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um einen klassischen Rüstungsexport, sondern um Militärhilfe Russlands, da die gegründeten "Volksrepubliken" de facto kein Geld haben.
T-72-Panzer in einer von den russischen Streitkräften benutzten Version werden von den Milizen eingesetzt. Zwei Beobachtungsdrohnen der OSZE wurden von (pro)russischen Truppen mittels konzentrierter Mikrowellen, also mit Waffen auf dem neuesten Stand der Technik, zum Absturz gebracht. Im Mai 2015 wurde eine russische IAI-Searcher-Feuerleitdrohne (IAI ist ein israelischer Hersteller) über der Ukraine abgeschossen, die erst zum Jahreswechsel 2013/14 bei den russischen Streitkräften eingeführt worden war. Beobachter gehen davon aus, dass die Systeme von der russischen Armee geliefert wurden und das Personal von russischen Kräften geschult wurde.
Länder der Afrikanischen Union
Die Sowjetunion unterstützte viele Länder Afrikas bei ihren Unabhängigkeitskämpfen mit Waffen. Auch Russland hat geostrategische Interessen in vielen Ländern der AU: Als die USA 2014 Nigeria die Lieferung von Cobra-Hubschraubern verweigerten, stoppte das westafrikanische Land das amerikanische Ausbildungsprogramm für seine Armee und bat Russland um Militärhilfe. Auch wenn die USA, Großbritannien und China noch immer Spitzenreiter der Waffenlieferungen in AU-Länder sind, nimmt der Einfluss Russlands in der Region zu.[11]
Einzelnachweise
- ↑ a b http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/waffen-russische-exporte-uebersteigen-15-milliarden-dollar-a-1015356.html
- ↑ http://www.focus.de/politik/ausland/platz-drei-hinter-usa-und-russland-china-exportiert-erstmals-mehr-waffen-als-deutschland_id_4546736.html
- ↑ http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ruestungsexporte-russland-verkauft-so-viele-waffen-wie-noch-nie-a-916806.html
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/china-kauft-kampfjets-und-u-boote-aus-russland-a-890823.html
- ↑ http://www.worldreview.info/de/content/indiens-verteidigung-weg-von-russland-hin-zur-usa-0
- ↑ http://de.sputniknews.com/german.ruvr.ru/2014_01_28/Jak-130-Deal-bekraftigt-russische-Waffenexport-Plane-in-Asien-6300/
- ↑ http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-baut-basis-fuer-luftschlaege-in-syrien-13799398.html
- ↑ http://www.welt.de/politik/article2272279/Hugo-Chavez-prahlt-mit-russischen-Kampfjets.html
- ↑ http://de.sputniknews.com/militar/20070504/64898229.html
- ↑ http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/08/ukraine-kappt-militaer-zusammenarbeit-mit-russland/
- ↑ http://de.sputniknews.com/politik/20150816/303831818.html