Joséphine de Beauharnais

Ehefrau Napoleons und Kaiserin der Franzosen
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Joséphine de Beauharnais (* 23. Juni 1763 in Trois-Ilets, Martinique; † 29. Mai 1814 in Rueil-Malmaison) war Kaiserin von Frankreich.

Joséphine de Beauharnais

Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie (Josephine war der Kosename Napoléons für sie) kam als älteste Tochter des Marineoffiziers Joseph-Gaspard de Tascher (1735-1790) und Rose-Claire des Vergers de Sannois (1736-1807) zur Welt und verbrachte ihre Kindheit auf der elterlichen Zuckerrohrplantage auf Martinique. Ab 1773 besuchte sie das Mädchenpensionat Dames de la Providence in Fort-Royal (Fort-de-France) und heiratete 1779 den französischen Armeeoffizier Alexandre, Vicomte de Beauharnais, der 1794 während der Terrorherrschaft der Französischen Revolution guillotiniert wurde. Eigentlich sollte Joséphines drei Jahre jüngere Schwester Catherine-Désirée Alexandre heiraten, doch sie starb an Tuberkulose und die dritte Schwester, Marie Franςoise war erst 11 Jahre alt. Nach einigem Zögern - mit 15 Jahren ist ihm Joséphine zu alt - akzeptiert Beauharnais auch diese Gemahlin. Das Paar hatte zwei Kinder, Eugène (1781-1824) und Hortense (1783-1837). Die Ehe verlief alles andere als glücklich, da eine innerliche Kontaktaufnahme nie gelang und es zu einer psychischen und physischen Entfremdung kam, die so weit ging, dass Alexandre Joséphine sogar unterstellte, die gemeinsame Tochter sei ein Kuckuckskind (übrigens wird dass Hortense später auch mit ihrem Ehemann passieren). 1785 beschließt das Ehepaar mit beiderseitigen Einverständnis die Trennung. Die nunmehr 22-jährige beginnt ein verschwendungssüchtiges Leben in der Pariser Gesellschaft. Trotz eines monatlichen Einkommens von 11.000 Livres ist sie hoch verschuldet und hat sich diverser Gläubiger zu erwehren.

Nach der Hinrichtung ihres Gatten wurde Josephine ebenfalls verhaftet und sollte vor dem Revolutionstribunal erscheinen, als die Katastrophe vom 9. Thermidor eintrat. Auf Verwenden der als Notre-Dame de Thermidor bekannten Thérésa Cabarrus, der späteren Gattin Jean-Lambert Talliens, die sie im Gefängnis kennen gelernt hatte, wurde sie von Tallien befreit und erhielt durch ihn einen Teil ihrer konfiszierten Güter zurück.

Als Witwe lernte Joséphine de Beauharnais den General Napoléon Bonaparte kennen, den sie am 9. März 1796 heiratete. Diese Ehe war jedoch, von ihrer Seite, alles andere als eine Liebesheirat. Vielmehr entschloss sie sich auf Drängen ihres damaligen Liebhabers, Paul Barras, ihn zu heiraten, da sie sich bewusst war, ihre Blütezeit schon überschritten zu haben. Napoléon war leidenschaftlich in die sechs Jahre ältere Joséphine verliebt, jedoch dachte sie nicht im geringsten daran, ihren luxuriösen Lebensstil - und ihre diversen Liebhaber - nach ihrer Heirat aufzugeben. Ihr – und den Beziehungen, die sie zu ranghohen Politikern der Republik unterhielt – ist es teilweise zu verdanken, dass Napoleon Kommandierender General der Italienarmee wurde und dass in den Kolonien die Sklaverei aufgehoben wurde. Am 21. April 1799 erwirbt Joséphine das Schlossgut Malmaison nahe Paris. Diese Beziehungen führten andererseits dazu, dass die Ehe 1799 fast geschieden wurde. Es kommt jedoch zu einer Aussprache, in der Joséphine die offizielle Trennung von ihrem politisch einflussreichen Ehemann verhindern kann. Tatsächlich erweist sie sich durch ihre Kontakte zu Vertretern des Ancien Régime, der Revolution sowie zur Direktoriumsgesellschaft als wertvolle Unterstützung im Napoleonischen Staatsstreich am 18. Brumaire (09.11.1799).

Aufgrund ihres Lebenslaufes, der Elemente der alten Aristokratie mit denen der Revolution vereint, ist sie in der Lage, ihrem Mann eine gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen, die letzterer aufgrund seiner Herkunft und Laufbahn aus eigener Kraft nicht erreichen kann. Napoleon profitiert vom gesellschaftlichen Status seiner Frau. Im Gegenzug begleicht er bereitwillig ihre immensen Schulden. Die politisch desinteressierte Joséphine wirkt über die Konsulatszeit hinaus nicht aktiv auf die Politik ihres Mannes ein.

Joséphine de Beauharnais (Gemälde von François Gerard)

Napoleon krönte sie 1804 in der Kirche Notre-Dame in Paris zur Kaiserin, sehr zum Unwillen seiner Familie, besonders seiner Mutter Lätitia, die der Krönung am 2. Dezember 1804 (deshalb) nicht beiwohnte.

In den folgenden Jahren erweist sich die Kinderlosigkeit ihrer Ehe jedoch als zunehmend problematisch, denn spätestens durch die Umwandlung in ein erbliches Kaisertum war ein männlicher Erbe nötig. Napoléons Brüder hatten zu dem Zeitpunkt noch keine Söhne (außer Louis, der mit Joséphines Tochter Hortense verheiratet war und nicht wollte, dass seine Söhne sein Erbrecht bedrohen) und die Söhne seiner Schwestern würden keine Bonaparte-Dynastie fortsetzten, sondern eine neue gründen. Joséphine war der Ernst dieser Situation durchaus bewusst, deshalb versuchte sie stets Napoléon weis zu machen, dass es ja durchaus möglich wäre, dass er der Grund für die Kinderlosigkeit wäre, schließlich hatte Joséphine ja bereits zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe. Damit setzte sie jedoch eine Entwicklung in Gang, die ihr selbst am meisten missfiel: Napoléon versuchte, seine Zeugungsfähigkeit durch diverse Affären zu beweisen. Schließlich wurde seine polnische Geliebte Maria Walewska 1809 von ihm schwanger und erbrachte ihm so den Beweis seiner Zeugungsfähigkeit. Eine zweite Mätresse, Eleonore Denuelle de la Plaigne (1787-1868), bekam ebenfalls ein Kind von ihm.

Als deutlich wurde, dass Joséphine dem Kaiser keine Kinder mehr gebären würde, willigte sie in die Scheidung ein, damit er sich wiederverheiraten konnte, um doch noch den erhofften Erben und Thronfolger zu bekommen. Die Scheidung vom 10. Januar 1810 war die erste, die unter dem Code Napoléon ausgesprochen wurde. Joséphine zieht sich mit dem Titel und der Hofhaltung einer Kaiserin nach Malmaison zurück. Ihre verschwenderischen Ausgaben übersteigen ihre jährlichen Einnahmen von drei Millionen Livres aus der Staatskasse bei weitem.

Ihre letzten Jahre verbrachte sie auf Schloss Malmaison bei Paris, das sie 1799 gekauft hatte. Nach dem militärischen Zusammenbruch des Kaiserreiches und der erzwungenen Abdankung Napoleons am 06. April 1814 empfängt sie ohne Bedenken dessen Gegner, wie etwa den russischen Zar Alexander I. (1777-1825). Joséphine de Beauharnais verstirbt am 29. Mai 1814 in Malmaison. Als offizielle Todesursache werden die Folgen einer Unterkühlung, die sie sich bei einem Spaziergang mit Alexander I. zugezogen hatte, angegeben. Ihre sterblichen Überreste werden in der Kirche von Rueil in der Nähe von Paris verwahrt. Das Grab ihrer Tochter Horténse befindet sich ebenfalls dort.

Durch die Tochter ihres Sohnes, Joséphine von Leuchtenberg, Ehefrau von König Oskar I. von Schweden, zählt sie zu den Vorfahren der regierenden Dynastien in Belgien, Dänemark, Griechenland, Luxemburg, Liechtenstein, Norwegen und Schweden. Kinderlos blieben die Ehen ihrer Enkel mit der Königin von Portugal und dem Kaiser von Brasilien.