Anjou ist der Name einer Grafschaft (ca.880), eines Herzogtums (1360) und einer Provinz Frankreichs mit dem Zentrum der Stadt Angers im unteren Loiretal mit 8.975 km². Anjou entspricht im wesentlichen dem heutigen Département Maine-et-Loire.
Anjou (lat. Andegavum) wurde einst von den Andegaven bewohnt und von den Römern unterworfen.
Entscheidend für den Aufstieg von Anjou zur mächtigsten Grafschaft in Westfrankreich wurde die Herrschaft von Fulk Nerra (987-1040). Fulk Nerra schuf in Anjou ein Netzwerk aus zahlreichen Burgen, die in Abständen von etwa 30 km in der gesamten Grafschaft erbaut wurden. Sämtliche Burgen bestanden aus Steinen, was in der damaligen Zeit eine Besonderheit darstellte. Unter dem Schutz dieser Wehrbauten konnten die Grafen von Anjou ihre Machtposition ausbauen.
Der Titel Graf von Anjou ging in späterer Zeit auf verschiedene Dynastien über. Die erste waren die Angevins (angevin Adjektiv, von Anjou) aus dem 12. Jahrhundert oder Plantagenets. Besitztümer und Titel der Grafschaft Anjou gingen durch eine Schwester des letzten männlichen Sprößlings der alten Grafenfamilie an das Haus Gatinais über, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenets, angehörte. Er hinterließ Anjou und die Normandie 1151 seinem ältern Sohn, Heinrich, der 1154 als Heinrich II. den Thron von England bestieg und das Angevinische Reich begründete. Seine Nachkommen regierten bis 1485 in England. Anjou ging schon 1204 unter Johann ohne Land mit der Normandie und fast allen britischen Besitzungen in Frankreich an Philipp II. August verloren.
Der Titel Graf von Anjou wurde vom König Ludwig IX. 1246 wieder für seinen jüngeren Bruder Karl I. verwendet, dem späteren König von Neapel und Sizilien. 1282 wurde die Anjou jedoch durch einen Volksaufstand aus Palermo vertrieben ("Sizilianische Vesper").
Seine Enkelin Margarete brachte die Grafschaft Anjou ihrem Gemahl Karl von Valois, dem Bruder Philipps IV. von Frankreich, zu, und dieser erhob sie 1297 zur Pairie. Margaretes und Karls Sohn ward 1328 als Philipp VI. König von Frankreich, wodurch die Linie Valois auf den französischen Thron gelangte und zugleich Anjou wieder mit der Krone vereinigt wurde.
König Johann II. erhob es zu einem Herzogtum und gab es seinem zweiten Sohn, der als Ludwig I. 1382 König von Neapel und Stammvater des jüngeren Hauses Anjou daselbst wurde. Allerdings konnte sich diese jüngere Linie in Neapel nicht halten. Das Herzogtum gehörte nun diesen Titularkönigen von Neapel, bis es nach dem Tod Renés II. (1480) von Ludwig XI. faktisch in Besitz genommen und für immer mit der französischen Krone vereinigt wurde. Seitdem führte gewöhnlich ein Prinz von Frankreich den Titel eines Herzogs von Anjou.
Auch Polen und Ungarn hatten während des 14. Jahrhunderts Könige aus der jüngeren Linie Anjou.
Die Frau Heinrichs VI. von England, Margarete von Anjou, entstammte dieser Grafschaft.
Anjou in Québec ist auch der Name einer Stadt und eines Bezirkes in Kanada