Das Netzwerk Plurale Ökonomik ist ein in Deutschland, Österreich und Schweiz aktiver Dachverband über 30 Initiativen der Bewegung Plurale Ökonomik. Der Verein kitisiert den Zustand von Forschung und Lehre in der Wirtschaftswissenschaft und fördert Reflexion, Selbstkritik und Offenheit in der Volkswirtschaftslehre und anderen Disziplinen, die sich mit der Gesellschaft befassen.[2] Das Netzwerk und seine angeschlossenen Initiativen fördern wissenschaftliche Tagungen zum interdisziplinären Austausch zwischen der prägenden neoklassischen Theorie und heterodoxen Schulen sowie curriculare Lehrveranstaltungen an Hochschulen zu diesen Themen.
Netzwerk Plurale Ökonomik (NWPÖ) | |
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Zweck: | Das Netzwerk Plurale Ökonomik fördert und fordert Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in den Wirtschaftswissenschaften |
Vorsitz: | Lisa Großmann[1], Ulrich Brandt, Christoph Gran, Lino Zeddies, Anna Reisch, Clara Puhlmann |
Gründungsdatum: | 24. November 2007 |
Mitgliederzahl: | 264 Personen 31 assoziierte Gruppen (Stand April 2016) |
Sitz: | Heidelberg |
Website: | [1] |
Die Rechtsform ist der eingetragene Verein, Sitz des Vereins ist Heidelberg.
Geschichte
Im November 2003 gründeten Studenten, Wissenschaftler und Unternehmer aus Deutschland, verstärkt aus Heidelberg, Berlin und Regensburg, den „Arbeitskreis Postautistische Ökonomik“. Dieser diente dem Austausch und der Ausrichtung von Vortragsreihen und Wochenendseminaren.
Am 24. November 2007 wurde der Arbeitskreis als eingetragener Verein mit dem vollständigen Namen „Arbeitskreis Postautistische Ökonomik e. V.“ rechtlich verankert.[3] 2012 beschloss die Mitgliederversammlung die Umbennennung des Vereins zum aktuellen Namen.
Im September 2012 wurde erstmals parallel zur Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) in Göttingen eine „Ergänzungstagung“ organisiert. 50 Referenten, u. a. der Wirtschaftsweise Peter Bofinger, der Finanzmarktforscher Max Otte aber auch der Kabarettist Frank-Markus Barwasser, sprachen über Themen, die auf der Jahrestagung zu wenig oder keinen Raum fanden.[4]
Die Ergänzungstagung mit über 40 Referenten fand 2015 parallel zur VfS-Jahrestagung in Münster erneut statt.[1] Prominente Ökonomen wie Carl Christian von Weizsäcker, der Arbeitsmarktforscher Dennis Snower und der Makroökonom Rüdiger Bachmann sprachen sich für eine stärkere Integration pluralistischer Ansichten in kommende Jahrestagungen nach dem Vorbild der amerikanischen Allied Social Sciences Association aus.[5][6]
Im Mai 2014 veröffentlichte die „International Student Initiative for Pluralist Economics (ISIPE)“, zu der neben dem Netzwerk 40 weitere studentische Gruppen aus 19 Ländern gehören, einen offenen Brief.[7] Die Unterschreiber fordern darin zu theoretischer und methodischer Pluralität sowie Interdisziplinarität auf.[8]
Positionen
Der gemeinsame Nenner aller unter dem Dach des Netzwerks zusammengeschlossenen Initiativen ist der Pluralismus in der Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie akademischen Disziplinen.
Das Netzwerk fordert die Anerkennung, Förderung, Lehre und Anwendung aller Zweige der heterodoxen Ökonomie abseits der neoklassischen Theorie: institutionelle, postkeynesianische, marxistische, ökologische und österreichische sowie sozialistische, feministische und andere sozialwirtschaftliche Ansätze und Theorien.
Das Netzwerk fordert eine Auflockerung der mathematisch-reduktionistischen Modelle. Die einseitige Fokussierung auf quantitative Methoden wird kritisiert. Qualitativen Methoden sollen höhere Anerkennung finden und verstärkt verwendet werden. Eine neue Hermeneutik wird ebenfalls gefordert.
Im März 2016 stellte das Netzwerk eine Untersuchung vor, in der 57 Bachelor-Studiengänge der Volkswirtschaftslehre auf ihre Reflektivität untersucht wurden.[9]
Weblinks
- Homepage des Netzwerks
- Homepage der „International Student Initiative for Pluralism in Economics“ (ISIPE) (englisch)
- Ringvorlesungen des „Arbeitskreis Plurale Ökonomik“ an der Universität Hamburg im Wintersemester 2014/2015 zu verschiedenen Schulen und Denkansätzen: Videogallerie
Einzelnachweise
- ↑ a b Bert Losse: „Wir sind nicht erwünscht“. In: Wirtschaftswoche. 27. August 2015, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Ziele und Aktivitäten. Netzwerk Plurale Ökonomik, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Die Geschichte des Netzwerks. Netzwerk Plurale Ökonomik, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Olaf Storbeck: Kritische Ökonomen unter sich. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 7. September 2012, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Norbert Häring: „Emotionen werden vernachlässigt“. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 9. September 2015, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Johannes Pennekamp: Bachmanns Konferenzgeflüster (5): Was heißt hier Mainstream? In: Wirtschaftsblog der FAZ. 14. September 2015, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Internationaler studentischer Aufruf für eine Plurale Ökonomik. (PDF; 49,7 kB) Netzwerk Plurale Ökonomik, 4. Mai 2014, abgerufen am 1. April 2016.
- ↑ Philip Inman: Economics students call for shakeup of the way their subject is taught. In: theguardian.com. The Guardian, 4. Mai 2014, abgerufen am 1. April 2016 (englisch).
- ↑ Philip Plickert: Universitäten Studenteninitiative beklagt einseitiges VWL-Studium. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. März 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 26. März 2016]).