Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City

Terroranschlag in Oklahoma City 1995
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Der Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Oklahoma, am 19. April 1995 (englisch Oklahoma City Bombing) war einer der schwersten Terroranschläge in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Bei der Detonation eines mit Sprengstoff beladenen Lastwagens kamen 168 Menschen ums Leben. Das achtstöckige Alfred P. Murrah Federal Building hatte bis zu seiner nahezu vollständigen Zerstörung als Sitz mehrerer Behörden der Bundesregierung gedient. Im ersten Stock befand sich auch ein Kindergarten; insgesamt starben 19 Kinder. Am Platz des Gebäudes wurde eine Gedenkstätte, das Oklahoma City National Memorial, errichtet.

Das Murrah Federal Building nach dem Anschlag
Tote (rot) und Verletzte nach Stockwerk

Attentat

Die Bombe war ein 2,4 Tonnen schwerer, aus Ammoniumnitrat (Mineraldünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoffzusatz) selbst hergestellter Sprengsatz (ANNM, der in derselben Stadt beim Unternehmen SEC auch kommerziell hergestellt wird), der in einen Van geladen worden war. Sie detonierte um 9:02 Uhr Ortszeit vor dem Gebäude. Die Kraft der Explosion beschädigte über 300 Gebäude in der Innenstadt Oklahoma Citys und verletzte über 800 Personen. Die Explosion spürte man noch in 1,5 Kilometern Entfernung.

Am Anschlagsort wurde eine Fahrzeugachse gefunden, die keinem der beschädigten Fahrzeuge zuzuordnen war. Über die eingeschlagene Fahrzeugnummer konnte das zugehörige Fahrzeug ermittelt werden; es handelte sich um einen gelben 1993er Ford-Transporter, der unter dem Namen Robert Kling bei der Autovermietung Ryder gemietet worden war. Ein großes Aufgebot des FBI konnte einen Motelbesitzer ausfindig machen, der sich daran erinnerte, wie jemand mit einem solchen Transporter unter dem Namen Timothy McVeigh bei ihm abgestiegen war. Die Fahndung nach McVeigh ergab sofort, dass dieser etwa eine Stunde nach dem Anschlag bei einer Verkehrskontrolle wegen eines fehlenden Nummernschildes und Waffenbesitzes festgenommen worden und noch in Haft war.

Täter

Timothy McVeigh, ein damals 26-jähriger Veteran aus dem Zweiten Golfkrieg, verübte den Anschlag mit seinen beiden Mittätern Terry Nichols und Michael Fortier.

Das Motiv für die Tat ist nicht vollständig geklärt. Die Wahl eines Regierungsgebäudes als Ziel und das Umfeld der Attentäter lassen auf einen regierungsfeindlichen Hintergrund schließen. Offenbar wurde auch das Datum symbolisch gewählt; es war der zweite Jahrestag der Räumung des Anwesens der Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Vermutet wird auch die Nachahmung eines in den Turner-Tagebüchern, einer rechtsextremen, rassistischen Hetzschrift, beschriebenen Anschlags gegen die Institutionen der Vereinigten Staaten.

Zeitweilig kursierten in den USA Verschwörungstheorien, nach denen der Ku-Klux-Clan, islamistische Terroristen, die Irish Republican Army und der im Bundesstaat Oklahoma wohnende Deutsche Andreas Strassmeir, Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Günter Straßmeir (CDU), in das Attentat involviert gewesen sein sollten. Obwohl es keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung anderer Personen gab, wurde die These mit Strassmeir durch McVeighs Verteidiger unterstützt, um ihren Mandanten nur als Handlanger zu inszenieren und seine Schuld dadurch geringer erscheinen zu lassen.[1][2]

Nichols erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe zuzüglich sechs Jahren wegen Verschwörung zum Einsatz einer Massenvernichtungswaffe und fahrlässiger Tötung in acht Fällen.[3] Fortier, der als Zeuge ausgesagt hatte, erhielt zwölf Jahre Freiheitsentzug.

Timothy McVeigh wurde von einem Bundesgericht zum Tode verurteilt und am 11. Juni 2001 mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Er hinterließ einen handschriftlichen Brief, in dem er das Gedicht Invictus des englischen Dichters William Ernest Henley zitiert.

Gedenken

 
Oklahoma City National Memorial

Die Ruine des Alfred P. Murrah Federal Building wurde im Mai 1995 vollständig gesprengt. An seiner Stelle befindet sich heute das Oklahoma City National Memorial, eine Gedenkstätte der Architekten Hans und Torrey Butzer und Sven Berg. Sie besteht aus zwei stilisierten Toren, die die Uhrzeiten „9:01“ und „9:03“ tragen und einen rechteckigen, flachen See flankieren. Seitlich stehen 168 Stühle zugewandt, je einer für jedes Todesopfer des Anschlags.

Im Jahr 2004 wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet, bei dem besondere architektonische (Stahlplatten als Druckhemmer, splitterfreies Glas) und taktische Maßnahmen (keine unmittelbaren Zufahrtswege) einen vergleichbaren Anschlag verhindern sollen.

Rezeption

Von scheinbaren Einzeltäterschaften und unaufgeklärten Verschwörungstheorien in Anschlägen auf Regierungsgebäude handelt der fiktionale Spielfilm Arlington Road. Sein Stoff beruht teils auf dem Anschlag in Oklahoma, ohne jedoch auf das tatsächliche Ereignis Bezug zu nehmen.

Siehe auch

Commons: Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bert Gamerschlag: Stranger from Germany. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1997 (online).
  2. Bert Gamerschlag, Clemens Höges: Ich bin ein Rebell. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1997 (online).
  3. Tom Kenworthy: Nichols Gets Life Sentence. In: The Washington Post, 5. Juni 1998.

Koordinaten: 35° 28′ 23″ N, 97° 31′ 1″ W