Lebensweltorientierte Soziale Arbeit

Theoriekonzept
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Abgeleitet aus dem Lebensweltbegriff der Soziologie (Edmund Husserl, Alfred Schütz aber auch Jürgen Habermas) wurde für die soziale Arbeit der Begriff der Lebensweltorientierung von Hans Thiersch geprägt.

Lebensweltorientierung ist der zentrale Begriff in Thierschs Konzept einer "lebensweltorientierten Sozialen Arbeit", mit dem Thiersch versucht, das Wesen eines professionellen sozialpädagogischen Selbstverständnisses und einer Struktur institutionalisierter Hilfen zu bestimmen. Lebensweltorientierung meint, in Abkehr von klassischen - medizinisch geprägten (Anamnese, Diagnose, Therapie) - Hilfeformen, die individuellen sozialen Probleme der Betroffenen in deren Alltag in den Blick zu nehmen sowie den Selbstdeutungen und Problembewältigungsversuchen der Betroffenen mit Respekt und Takt, aber auch mit wohlwollend-kritischer Provokation im Zielhorizont eines "gelingenderen Alltags" zu begegnen. Solchermaßen verstandene und strukturierte "lebensweltorientierte" Hilfe ist zunächst in die sozialen Strukturen auf personaler/lokaler Ebene eingebettet, mischt sich aber auch - in gleichsam anwaltlicher Funktion für die betroffenen Menschen - in die sozialpolitische Gestaltung der soziale Probleme mitbedingenden gesellschaftlichen Rahmenverhältnisse ein.

Der genannte Respekt vor fremden Lebensentwürfen und deren Akzeptanz erschweren eine Standardisierung der Arbeitsabläufe in der sozialen Arbeit. Von den Fachkräften wird ein hohes Maß an kritisch-reflexiver Bewertung ihrer Arbeit und ihrer Rolle in der Lebenswelt der Betroffenen erwartet.

Als Entwicklungs- und Strukturmaximen "lebensweltorientierter" Sozialer Arbeit führt Thiersch Prävention, Alltagsorientierung, Partizipation, Regionalisierung/Dezentralisierung und Integration an.


Literatur