Jacob Rodrigues Péreire (* 1715, † 1780) aus einer Familie portugiesisch-spanischer Juden stammend, spielte eine wichtige Rolle in den Auseinandersetzungen um die Niederlassungsrechte im französischen Bordeaux zwischen Avignoner und portugiesichen Juden um 1750.
Zusammen mit Isaac Pinto wurde Péreire zu König Louis XV entsandt, um diesem die Beeinträchtigungen der portugiesischen Juden durch die Ansiedlung der Avignoner Juden darzulegen. In der Folge wurde 1760 die Ausweisung der bisher "tolerierten" deutschen und Avignoner Juden verfügt, da sich gemäß dem Gesetz von 1394 keine Juden in Frankreich niederlassen durften. Die portugiesischen Juden als getaufte "Neue Christen" wurden von dieser Verfügung jedoch nicht berührt. Die schriftliche königliche Zustimmung zu dieser Verfügung erhielt Péreire am 13. Mai 1763, obgleich sie nie umgesetzt wurde.
Die portugiesischen Juden in Bordeaux bemühten sich sehr um das Wohlwollen des Königs, spendeten 1766 1000 Livres für die Erlösung französischer Christen aus marokkanischer Sklaverei, stellten sich darüberhinaus 1773 mit besonderer Dispens zweier Jerusalemer Rabbis am Sabbat als Soldaten zur Verfügung, um Aufstände in der Stadt niederzuschlagen. Im Juni 1776 erhielt Jacob Rodrigues Péreire ein Patent von Louis XVI, das den Juden von Bordeaux erlaubte, nicht nur in Guienne, sondern in jedem Teil von Frankreich zu siedeln und Handel im ganzen Königreich zu treiben.
Daneben gilt Péreire als der erste Lehrer von tauben Schülern in Frankreich. Pereire bot an seiner Schule in Bordeaux zwei "Bildungswege" an: den ärmeren und zahlreicheren Schülern gab er einen 15-monatigen Kurs, der die lebensnotwendigen Fähigkeiten vermitteln sollte. Die wohlhabenderen und intelligenteren Schüler blieben vier bis fünf Jahre und bekamen eine bessere Bildung.
Péreires Methoden stützten sich im Ansatz auf die Aufzeichnungen von Juan Pablo Bonet, er entwickelte daneben ein schnelleres phonetisches Fingeralphabet, das die Laute der Sprache besser veranschaulichte. Ansonsten ließ Pereire über seine Methoden nichts bekannt werden. Sein Motto soll gewesen sein: "Es wird keine Taubstummen mehr geben, sondern nur noch Taube, die sprechen können".
Péreires Schüler sollen noch über beträchtliche Hörreste verfügt haben und einige wurden unter Pereires Methoden recht erfolgreich und bekannt, so auch der zuvor schon von dem tauben Mönch Etienne de Fay (1669 - 1749) unterrichtete Azy d’Etavigny, dem Pereire noch das Sprechen beibrachte und ihn dann 1749 am Hof von Paris als Beleg für die Wirksamkeit seiner Methoden erfolgreich vorführte.
Pereire erreichte dennoch nicht die Bekanntheit und den Erfolg den noch zu seinen Lebzeiten der Abbé de l'Epée mit seinen gebärdensprachlich orientierten Methoden hatte.
Siehe auch: Geschichte der Gehörlosen