Birth Control (englisch für Geburtenkontrolle) ist eine deutsche Rockband, die maßgeblich den Krautrock begründet hat.
Birth Control formiert sich Mitte 1968 in Berlin aus zwei Bands, den Earls und den Gents. Die Gründungsmitglieder waren:
Bernd Koschmidder (Bass), Reinhold Sobotta (Orgel), Rolf Gurra (Saxophon und Gesang), Fritz „Little Lord“ Gröger (Gesang), Klaus Orso und Reiner Borchert (Gitarre) und Hugo Egon Balder (Schlagzeug).
Der Name ist das Resultat der Sucht der Mitglieder nach dem Radiosender AFN. Es war die Zeit der Anti-Baby-Pille und der Abtreibungsdebatten. Papst Paul VI. hatte seine Encyclica humanae vitae kurz zuvor veröffentlicht. Und da ständig von Geburtenkontrolle geredet wurde und auf AFN eben auf Englisch, war der Name "Birth Control" geboren.
Werdegang
Birth Control profiliert sich als Coverband und erhält bald ein Engagement in Beirut. Doch bevor sie losfahren können, vollziehen sich die ersten Personalwechsel, denen im Laufe der Zeit noch viele folgen sollten. Orso beginnt sein Studium und Balder darf nicht mehr mitmachen. Er war kurz zuvor mit Koschmidder in einen schweren Autounfall verwickelt, als sie im Auftrag der Band unterwegs waren, was für seine Eltern der Grund für das Verbot von Balders Engagement war. Am Schlagzeug folgt Bernd Noske und für Orso springt Alzheimer ein. Der Auftritt ist gerettet und so verbringt die Band das erste Viertel des Jahres 1969 im Libanon. Im Anschluss daran steigen Borchert, der im Libanon blieb, und Alzheimer aus. Später folgt auch noch Little Lord (der an Körpergröße etwas klein Geratene bezeichnete sich selbst als Deutschlands kleinster Beatsänger). Neu hinzu kommt Bruno Frenzel an der Gitarre.
Die Band tingelt durch Deutschland und verbraucht alles Geld ihrer Gagen für Instrumentenmiete und Autokosten. In Wien produzieren sie ihre erste Single. Bevor sie sich Ende des Jahres an die Produktion ihrer ersten LP machen, steigt auch Rolf Gurra ersatzlos aus und Bernd Noske, der Schlagzeuger, übernimmt den Part des Gesangs. Inzwischen hat BC solch eine Bekanntheit erreicht, dass sie als einzige deutsche Band zum Super Concert 70 in der Deutschlandhalle in Berlin eingeladen werden, auf dem Größen wie Jimi Hendrix, Ten Years After oder Procol Harum spielen. Zudem wirken sie in zwei Filmen mit, einer Vampirkömödie und in Ingrid Steegers erstem Film Ich, ein Groupie.
Ihre erste LP erscheint in ungewöhnlichem Cover: einer runden Dose, die einer Anti-Baby Pillenschachtel gleicht. Es folgen Tourneen im deutschsprachigen Raum und 1971 das zweite Album, das wieder für Furore sorgt ob seines Covers. Diesmal war der Papst mit einem ein Baby fressendes Monster abgebildet. Das englische Cover sorgt für einen Verpackungsstreik, denn auf ihm waren Kondome abgebildet. Zugleich ist dies aber beste Publicity, so dass Birth Control zu ihren ersten Konzerten in England eingeladen werden, und so als erste deutsche Band im berühmten Londoner Marquee Club auftreten. Auf England folgt ein Konzert in Cannes, der Bekannheitsgrad wächst über die Grenzen Deutschland und immer öfter wird BC als beste deutsche Live Band bezeichnet. Eine Amerikatournee platzt, als bekannt wird, dass Birth Control in unbekannten Städten und noch weniger bekannten Clubs für wenig Geld spielen sollen.
1972 wird zum absoluten Durchbruch für Birth Control: das Album Hoodoo Man erscheint bei der neuen Plattenfirma CBS und stellt einen Meilenstein deutscher Rockgeschichte dar. Fortan spielen Birth Control vor ausverkauften Häusern, touren durch Europa und sind Hauptacts auf Veranstaltungen. Der absolute Megahit wird Gamma Ray, der in den 1990er Jahren auch die Technoszene erobern wird. 1973 zieht die Band als WG in ein Haus in Laichendorf bei Frankfurt am Main.
Das Personenkarussell dreht sich weiter und Sobotta steigt aus. Neue kommen und gehen. Es folgen weitere Platten und Tourneen. 1975 geschieht ein folgenschwerer Unfall: Bruno Frenzel erhält auf der Bühne einen schweren Stromschlag, der ihn fast das Leben kostet. Er kann bald wieder auftreten und die Band schwebt weiter auf der Erfolgswelle. Weiter dreht sich das Personenkarussell, was mit der Zeit auch Einfluss auf die Qualität von BC hat. Ende der 1970er Jahre sinken die Verkaufszahlen und die Kritiken über ihre Platten steigen. 1983 dann kommt das Aus: Bruno Frenzel stirbt an den Spätfolgen des Stromschlags, die Band verliert somit ihren Hauptkomponisten und -texter. Noske löst die Band auf.
1993, zehn Jahre später, vereint Noske alte und neue Mitglieder und belebt Birth Control wieder. Auf einem Open-Air-Konzert gelingt das Comeback und fortan tourt die Band wieder. Neben den alten Aufnahmen, die nach und nach als CDs erscheinen, produziert die Band auch neue Alben, hat aber vor allem dank der alten Hits, wieder großen Zulauf.
Die Musik von Birth Control ist kraftvoller, handgemachter Rock. Die Band fällt vor allem durch ihre Liveauftritte auf. Kennzeichnend sind überlange Stücke und die Solo-Einlagen der einzelnen Instrumente.
Diskographie
- 1970 Birth Control
- 1971 Operation
- 1972 Believe in the Pill (Best of …) und Hoodoo Man
- 1973 Knock Knock. Who’s There, Rebirth und Goldrock
- 1974 Live
- 1975 Plastic People
- 1976 Backdoor Possibilities
- 1977 Live, The Best Of und Innercrease
- 1978 The Best Of (Vol. 2), Titanic und Rock on Brain
- 1979 Live 79
- 1980 Count on Dracula
- 1981 Deal Done at Night
- 1982 Bäng
- 1989 Gamma Ray (Special Mix)
- 1990 The Very Best Of
- 1994 Condomium
- 1995 Two Worlds
- 1996 Jungle Life und Definitive Collection
- 1998 Getting There und Crazy Nights (Studio Session)
- 2000 Live Abortion und Live in Laichendorf
- 2003 Alsatian
Weblink
- http://www.birth-control.de Homepage in Deutsch und Englisch