Euerbach ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 4′ N, 10° 8′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Schweinfurt | |
Höhe: | 238 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,4 km2 | |
Einwohner: | 2911 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 167 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97502 | |
Vorwahl: | 09726 | |
Kfz-Kennzeichen: | SW, GEO | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 78 128 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 97502 Euerbach | |
Website: | www.euerbach.de | |
Bürgermeister: | Arthur Arnold | |
Lage der Gemeinde Euerbach im Landkreis Schweinfurt | ||
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Geographie
Gemeindegliederung
Die drei Ortsteile sind[2]:
- Euerbach
- Sömmersdorf
- Obbach
Dazu noch die Einöde
- Reichthalshof
Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Sulzthal, Poppenhausen, Niederwerrn, Geldersheim und Wasserlosen.
Geschichte
Chronik von Euerbach
Euerbach, einst Urbach, später Ewerbach oder Ewersbach genannt, wurde 777 nach Christus zum ersten Male schriftlich erwähnt. Doch auch schon vorher hatte es in der Gegend um Euerbach Siedlungen gegeben, was Funde von Bandkeramiken aus der Jungsteinzeit (um 3500 vor Christus) beweisen.
Die Bevölkerung Euerbachs schloss sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts gänzlich der evangelischen Konfession an. Zeugnisse des frühen Glaubens sind der im Jahre 1251 erbaute 40 m hohe Turm der heutigen evangelischen Kirche St. Cosmas und Damian (siehe Zeichnung von 1974 - weiter unten unter Weblinks) und die aus demselben Jahrhundert stammende Krypta. Der Chor der Kirche wurde im Laufe des 14. Jahrhunderts errichtet, die Sakristei im Jahre 1531. Selbst die Glocken (1478, 1524 und Mitte des 16. Jahrhunderts), die Kanzel (1546) und der Taufstein (1574) haben ein stattliches Alter.
Etwa aus derselben Zeit stammen auch das ehemalige Rathaus (1537), die Weihersbrunnenlinde (1569), die einem Brand zum Opfer fiel, und das Untere Schloss (1592). Rathaus und Weihersbrunnenlinde hatte Euerbach seinem damaligen Herrscher und Eigentümer Heinrich von Bibra zu verdanken. Das Schloss errichtete einer der Herren von Steinau. Es ging später in den Besitz der Herren von Münster über, daher auch die Bezeichnungen Oberes Schloss (Bibra-Schloss) und Unteres Schloss (Steinausches bzw. Münster-Schloss).
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Euerbach nahezu total zerstört, danach an derselben Stelle wieder aufgebaut.[3]
1711 wurde die bestehende Kirche (heute evangelische Kirche) zur Simultankirche erklärt, d. h., es wurden dort Gottesdienste für beide Konfessionen abgehalten. Dies führte immer wieder zum Streit. Erst 1740 schlichteten ihn die Herren von Münster erst 1740 endgültig, indem sie eine katholische Schlosskirche bauen ließen, deren Pläne von Balthasar Neumann stammen. Ihr Turm ist 29 Meter hoch, die Glocken stammen aus dem Jahre 1793. Zwei Jahre nach dem Bau der katholischen Kirche wurde ein Kirchenschiff an die schon bestehende Kirche angebaut.
Aus derselben Zeit stammt der Pavillon des Oberen Schlosses, der als Sommerhaus der Herren von Bibra diente und auch von Balthasar Neumann erbaut worden sein soll.
Euerbach besitzt seit Mitte 1672 einen Judenfriedhof der jüdischen Gemeinde. Bis 1940 wurden dort Beisetzungen vorgenommen. Der Friedhof liegt ca. einen Kilometer außerhalb (westlich) von Euerbach und enthält über 1170 Grabstätten.
Heute hat Euerbach mit den eingemeindeten Dörfern Obbach und Sömmersdorf über 3100 Einwohner und ist der ersten schriftlichen Erwähnung zufolge ca. 1230 Jahre alt. Es besitzt drei Kirchen, von denen die neueste 1970 fertiggestellt wurde. Die evangelische Kirche wurde von 1970 bis 1974 renoviert, ebenso das alte Rathaus. Außerdem sind noch der Pavillon, das Obere Schloss und eine der alten Mühlen erhalten. Die Obere Mühle, das Untere Schloss und die Weihersbrunnenlinde existieren allerdings nicht mehr. Die Obere Mühle wurde 1968 von ihrem Besitzer abgerissen und an ihrer Stelle wurde ein modernes Wohnhaus errichtet. Das Untere Schloss musste ebenfalls 1968 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die Linde wurde 1972 gefällt, da sie völlig ausgebrannt war.
Erhalten geblieben ist den Euerbachern allerdings ihr Spitzname. Ihn erhielten sie, als im Jahre 1683 Lorenz Ludwig von Münster, Herr auf Schloss Euerbach, bei der Belagerung von Wien eine Türkenstandarte erbeutete. Sie wurde zunächst im Schloss ausgestellt und dann an das Kriegsmuseum in München verkauft, wo sie noch heute zu besichtigen ist. Daher werden die Euerbacher auch heute noch von den Einwohnern der umliegenden Dörfer die Türken genannt.
Eingemeindungen
Am 1. Mai 1978 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Obbach und Sömmersdorf eingegliedert.[4]
Einwohnerentwicklung
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat (ohne Bürgermeister) 16 Mitglieder:
- CSU 4 Sitze
- SPD 3 Sitze
- Wählergemeinschaft Sömmersdorf 4 Sitze
- Freie Wählergemeinschaft 5 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 2. März 2008)
Städtepartnerschaften
Eine Partnerschaft besteht mit der französischen Gemeinde Cambremer.
Interkommunale Allianz
Die Gemeinde Euerbach ist Mitglied in der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
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Euerbach Ev. Kirche St. Cosmas und Damian
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Euerbach Kath. Kirche St. Michael
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Euerbach Kirchenburg
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Euerbach Ziehbrunnen des Heinrich von Bibra von 1571
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Obach Ev. Kirche und Schloss
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Sömmersdof Kath. Kirche Johannes d. T.
Euerbach
- Evangelisch-lutherische Kirche St. Cosmas und St. Damian, mit der Krypta von 1251 das älteste Gebäude der Gemeinde, steht inmitten einer teilweise erhaltenen Gadenanlage einer Kirchenburg
- Römisch-katholische Kirche St. Michael von Balthasar Neumann 1739–1942 erbaut
- Altes Rathaus von 1537
- Jüdischer Friedhof, 1672 eingeweiht
- Weihersbrunnen von 1569 und Bibraischer Ziehbrunnen von 1571
Obbach
- Die Synagoge der jüdischen Gemeinde Obbach wurde in der Zeit um 1850 errichtet. Damals lebten mehr als 200 Juden in Obbach – dies entsprach 30 % der Gesamtbevölkerung. Die Synagoge – ein Gebäude aus unverputzten Sandsteinquadern – wurde beim Novemberpogrom am 10. November 1938 von SA-Männern angezündet und bis auf die Grundmauern niedergebrannt.[5]
Sömmersdorf
- Bildstöcke
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Prozessionsaltar Steingrube
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Prozessionsaltar Zinnstraße
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Kreuzschlepper Raiffeisenstraße
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Bildstock Röderstück
Baudenkmäler
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit 1933 finden die fränkischen Passionsspiele in einer von hohen Waldbäumen umgebenen Freilichtanlage in Sömmersdorf statt. Seit 1968 gibt es Aufführungen im Fünfjahresrhythmus in den Monaten Juni bis September, das nächste Mal im Jahre 2018 [6] [7]. In der Spielzeit 2013 besuchten 34.000 Gäste die Passionsfestspiele[8]. In den Spielzeiten davor im Jahr 2008 gab es 30.000 Gäste und ca. 400 Mitwirkende und im Jahr 2003 bei 16 Auftritten 30.000 Besucher und 450 Mitwirkende.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die B 303 mit den Bedarfsumleitungen U 55 und U 62 für die A 7 geht durch Euerbach. Die Staatsstraße St 2290 endet in Euerbach. Außerdem führt die A 71 seit 2006 direkt an Euerbach vorbei.
Weblinks
- Offizielle Seite der Gemeinde
- Passionsspiele Sömmersdorf
- Wappen von Euerbach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
- ↑ http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?anzeige=voll&modus=automat&tempus=+20111114/204441&attr=OBJ&val=1755
- ↑ Adolf Schipper: Die Familien der Gemeinde Euerbach 1649–1901. Nürnberg 2008 (Fränkische Ahnen, 6). ISBN 978-3-929865-45-5.
- ↑ a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 753.
- ↑ Gedenktafel am Ortsausgang Richtung Greßthal
- ↑ „Am 18. August 2013 ging die sehr erfolgreiche Spielsaison 2013 zu Ende.“ auf www.passionsspiele-soemmersdorf.de (Zugriff am 19. April 2014)
- ↑ Webseite der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf
- ↑ Am „18. August 2013 ging die sehr erfolgreiche Spielsaison 2013 zu Ende.“ auf www.passionsspiele-soemmersdorf.de (Zugriff am 19. April 2014)
- ↑ Schweinfurter Tagblatt vom 7. Mai 2008: Fränkische Passionsspiele 2008 in Sömmersdorf