Adele Sandrock

deutsch-niederländische Schauspielerin (1863-1937)
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Adele Sandrock (* 19. August 1863 in Rotterdam; † 30. August 1937 in Berlin) war eine deutsch-niederländische Schauspielerin.

Adele Sandrock

Anfänge

Adele Sandrock wurde als Adele Feldern-Förster in Rotterdam als jüngste Tochter eines deutschen Kaufmanns sowie der niederländischen Schauspielerin Nans ten Hagen geboren. Sie wuchs mit ihren sieben Geschwistern in Rotterdam und in Berlin auf.

Als junges Mädchen gefiel es ihr in der Schule nicht. Sie liebte wie ihre Mutter das Theater und wurde wegen unentschuldigten Fehlens in der Schule sogar entlassen. 1878 debütierte sie am Berliner Vorstadttheater Urania in der Rolle der Selma in dem Lustspiel Mutter und Sohn von Charlotte Birch-Pfeiffer.

In einem Theater in Berlin lernte sie die Meininger kennen und war von ihrer Spielweise fasziniert. Sie fuhr mit geliehenem Geld nach Meiningen und sprach dort die Rolle der Luise in Schillers Kabale und Liebe vor. Man zeigte sich über ihr Talent begeistert, und sie erhielt einen Dreijahresvertrag. Danach folgen weitere Rollen auf Provinzbühnen (u. a. Moskau, Wiener Neustadt, Budapest). Auch Adolf L'Arronge, Theaterdirektor und Stückeschreiber, war von ihrem Talent angetan.

Wien und Berlin

Der Durchbruch gelang ihr 1889 in der Hauptrolle der Isabella in Der Fall Clémenceau von Alexandre Dumas (Sohn) und Armand d'Artois im Theater an der Wien. Zu ihren Stärken zählten von Anfang an moderne Rollen (Henrik Ibsen, Arthur Schnitzler).

Von 1889 bis 1895 spielte sie am "Deutschen Volkstheater" in Wien. Sie lernte Schnitzler persönlich kennen und unterhielt mit ihm ein Verhältnis. In seinem Stück Der Reigen verwendete er seine Erinnerungen an sie in der Szene mit der Schauspielerin. In Wien wurde Sandrock zum Bühnenstar und sorgte durch ihr turbulentes Privatleben und ihre Vertragsbrüche zu einigen Skandalen. Der Schriftsteller Alexander Roda Roda war vorübergehend ihr Verlobter. Von 1895 bis 1898 war sie wie ihre ältere Schwester Wilhelmine Sandrock am Hofburgtheater tätig und begab sich danach auf eine Europa-Tournee. Von 1902 bis 1905 wirkte sie erneut am Deutschen Volkstheater in Wien, konnte aber an ihre früheren großen Erfolge nicht mehr anknüpfen.

1905 zog sie nach Berlin, wo sie bis 1910 am Deutschen Theater von Max Reinhardt spielte. Seit dieser Zeit gab es einen Knick in ihrer Karriere.

Filmstar

Ab 1911 übernahm sie erste Rollen in Stummfilmen. 1920 feierte sie auf der Bühne erstmals wieder größere Erfolge und spielte vor allem in Komödien (z. B. von Oscar Wilde) mit starkem Pathos die komische Alte, prägte den Typus der starrköpfigen Schwieger- bzw. Großmutter oder der tyrannischen alten Dame. Durch den Tonfilm konnte sie ab 1930 ihr komisches Talent voll ausleben und wurde für die Nachwelt dadurch berühmter als durch ihre erfolgreichen Theaterrollen.

Adele Sandrock blieb zeitlebens unverheiratet und wohnte bis zuletzt zusammen mit ihrer Schwester in Berlin. Todesursache waren die Nachwirkungen eines Unfalls, den sie 1936 erlitten hatte.

Nachruhm

Adele Sandrock ist bis heute jedem Kino- und Theaterfreund ein Begriff geblieben und steht trotz ihres viel früheren Todes in einer Reihe mit anderen großen Volksschaupielern, wie z.B. Heinz Rühmann oder Hans Moser.

Nach Adele Sandrock sind u.a. Straßen (z.B. die Adele-Sandrock-Straße in Berlin) benannt worden. In den 1960er und 1970er Jahren produzierte das Adele-Sandrock-Studio Baden-Baden u.a. literarische Sprechplatten.

Liste der Bühnenrollen

Filmografie

Literatur

  • Jutta Ahlemann (Hrsg.): Adele Sandrock. Geschichten eines Lebens. München 1987. (Autobiographie) ISBN 3-7844-2141-5
  • Claudia Balk, Von Der Sandrock zur Adele. Pathos und Komik: Katalog zur Ausstellung im Deutschen Theatermuseum. München 1997. ISBN 3-00-001617-1
  • Thomas Klein, Komödiantinnen im frühen 20. Jahrhundert: Liesl Karlstadt und Adele Sandrock. Alfeld/Leine 1999. ISBN 3-930258-65-X
  • Oskar Pausch, Rebellakatzenthier und Artilleriehund. Wien 2001. (beschreibt das Verhältnis zwischen Adele Sandrock und ihrem Liebhaber Alexander Roda Roda) ISBN 3-205-99364-0
  • Friedrich Rothe, Arthur Schnitzler und Adele Sandrock. Berlin 1997. ISBN 3-87134-261-0