Sihltalbahn
Die Sihltalbahn (SiTB) ist eine ehemalige Bahngesellschaft in der Stadt Zürich in der Schweiz. Sie ist seit 1973 Teil der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU), welche die 17 km lange SiTB-Strecke von Zürich Selnau durch das Sihltal nach Sihlbrugg Station und die 1 km lange Verbindungsstrecke zwischen Zürich Giesshübel und Zürich Wiedikon betreibt.

Die Sihltalbahn ist eine normalspurige Adhäsionsbahn mit zwei direkten Anschlüssen an das Schienennetz der Schweizerischen Bundesbahnen. Sie ist seit 1990 als S-Bahnlinie S4 ins Netz der S-Bahn Zürich integriert und wird von der SZU wieder unter dem Namen Sihltalbahn vermarktet.
Geschichte
Streckendaten | ||
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Streckenlänge | 17.39 km | |
Spurweite | 1435 mm | |
Stromsystem | 15'000 V 16.7 Hz ~ | |
Zahnstange | keine | |
Stationen | ||
Zürich HB | 396 m ü.M. | -1.23 km |
Zürich Selnau | 398 m ü.M. | -0.19 km |
* Zürich Selnau | 413 m ü.M. | 0.00 km |
Zürich Giesshübel | 418 m ü.M. | 1.16 km |
Zürich Saalsporthalle | m ü.M. | 1.88 km |
Zürich Brunau | m ü.M. | 2.70 km |
Zürich Manegg | m ü.M. | 4.18 km |
Zürich Leimbach | m ü.M. | 4.76 km |
Sood-Oberleimbach | m ü.M. | 6.43 km |
Adliswil | m ü.M. | 7.32 km |
Sihlau | m ü.M. | 8.32 km |
Wildpark-Höfli | m ü.M. | 9.50 km |
Langnau-Gattikon | m ü.M. | 10.71 km |
Sihlwald | m ü.M. | 13.23 km |
Sihlbrugg | m ü.M. | 17.39 km |
* siehe Erläuterung der Streckendaten | ||
Stationen | ||
Zürich Giesshübel | 418 m ü.M. | 0.00 km |
Zürich Wiedikon | 405 m ü.M. | 1.08 km |
Die Sihltalbahn (SiTB) nahm am 3. August 1892 ihren Betrieb zwischen ihrem Ausgangspunkt Giesshübel in der damaligen Gemeinde Wiedikon und Sihlwald in der Gemeinde Horgen auf. Der Güterverkehr endete in Giesshübel und wurde dort umgeschlagen oder über die am 1. Dezember 1892 eröffnete Verbindungsstrecke Giesshübel–Wiedikon an die Schweizerische Nordostbahn (NOB) weitergegeben. Die Personenzüge dagegen benutzten die bereits 1875 eröffnete Strecke Giesshübel–Selnau der benachbarten Uetlibergbahn (UeB), die zur gemeinsamen Doppelspurstrecke ausgebaut wurde.
Fünf Jahre später, am 1. Juni 1897, eröffnete die NOB ihre Zufahrtsstrecken zur Gotthardbahn, diese Gelegenheit nutzte auch die SiTB und verlängerte ihre Strecke von Sihlwald, der Sihl entlang, nach Sihlbrugg. In diesem bis heute kaum besiedelten Teil des Kantons Zürich entstand eine zweite Verknüpfung zwischen der SiTB und der NOB, wodurch seither zwischen Wiedikon und Sihlbrugg zwei praktisch gleich lange Bahnstrecken existieren. Um das Bahnhofgebäude das auf dem Gebiet der Gemeinde Horgen liegt, entstand eine einstellige Anzahl Häuser, die zusammen mit dem Bahnhof die Ortschaft Sihlbrugg Station bilden.
1924 wurde die Bahn, wie die Schweizerischen Bundesbahnen mit 15 kV 16 2/3 Hz Wechselstrom elektrifiziert. Da die Sihltalbahn auf den selben Gleisen wie die Uetlibergbahn zwischen Selnau und Giesshübel verkehrt, wurden die Stromabnehmer und die Fahrleitung der mit Gleichstrom betriebenen Uetlibergbahn seitlich um 130 cm versetzt.
Mit der Tieferlegung der linksufrigen Seebahn wurde 1927 auch die Verbindungsstrecke Giesshübel–Wiedikon elektrifiziert und in einen Tunnel verlegt. Der Tunnel mündet im Bahnhof Wiedikon unter dem Reiterbahnhof ins Gleis 3.
Sihltal Zürich Uetliberg Bahn
Bereits 1932 erhielt die Sihltalbahn den Betrieb und die Verwaltung der Bahngesellschaft Zürich–Uetliberg (BZUe) von der Stadt Zürich übertragen und besorgte über 40 Jahre lang zuverlässig neben ihrem eigenem Betrieb auch den der Uetlibergbahn, ehe sie am 1. Januar 1973 mit dieser fusionierte. Dabei übernahm die Sihltalbahn die Aktienmehrheit an der Uetlibergbahn und änderte ihren Namen in Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU).
Auf den Betrieb der Bahnen, hatte die Fusion keine Wirkung, da sich neben dem Stromsystem auch die Zug- und Kuppelvorrichtungen unterscheiden und daher Fahrzeuge nicht untereinander austauschbar sind. Mit der Fusion änderte man allerdings sukzessive die Aufschriften auf den Fahrzeugen, welche danach jahrelang einheitlich mit SZU angeschrieben waren. In den 1990ern überdachte man das einheitliche Logo und führte die alten Bezeichnungen Uetlibergbahn und Sihltalbahn wieder ein, welche heute wieder in dieser Form auf den Fahrzeugen angebracht sind.
Streckenausbau
Der Einführung der S-Bahn Zürich und die Infrastrukturausbauten boten auch der SZU die einmalige Gelegenheit die (unterirdische) Verlängerung der beiden SZU-Linien von Selnau bis zum Hauptbahnhof zu verwirklichen.
Als Tagbautunnel in der rechten Hälfte des Sihlbetts erstellt – die linke Hälfte ist für die Sihltiefstrasse (A3/A1 Stadtautobahn) bestimmt – führt die doppelspurige Strecke unter dem Selnau-Areal durch, in den Sihltunnel, wo sich die neue Station Selnau befindet, bis in die unterirdische SZU-Station unter dem Shopville, südlich des Hauptbahnhofs. Gemeinsam mit der Einführung der S-Bahn Zürich 1990 wurde auch die SZU-Streckenverlängerung eröffnet, der provisorische, oberirdische Bahnhof Selnau aufgehoben und das Areal nach 115 Jahren wieder an die Stadt zurückgegeben.
Die Tunnelstrecke behebt teilweise einen Missstand aus der Zeit der Elektrifikation – während zwischen Giesshübel und Selnau sich weiterhin nur Züge der Sihltalbahn kreuzen können, können dies zwischen Selnau und dem Hauptbahnhof nur die Züge der Uetlibergbahn.
Erläuterung der Streckendaten
Dadurch dass der alte Bahnhof Selnau der Streckennullpunkt war, ist die neue Station Selnau inzwischen "vor" diesem. Die Strecke ist in Wahrheit allerdings nicht negativ beschriftet, sondern der neue "Nullpunkt" im Hauptbahnhof ist als Kilometer 90.00 definiert, Selnau ist Kilometer 91.04 und Kilometer 91.23 ist der alte Streckennullpunkt.
Infrastruktur
Der Bahnhof Giesshübel war seit Gründung der Sihltalbahn auch der Sitz der Bahngesellschaft, durch die Fusion zur SZU wurde er zu deren Hauptsitz. Neben einer relativ umfangreichen Anlage für den Güterverkehr, die bis heute von SBB Cargo bedient wird, befindet sich am Bahnhof auch die Werkstätte und das Depot beider SZU-Linien.
Bis in die 1990er-Jahre wurde ein Teil des Rollmaterials auf Abstellgleisen im Bahnhof Selnau abgestellt, mit dem Abbruch des Bahnhofs und der Rückgabe des Areals an die Stadt Zürich verschwanden diese Abstellplätze. Als Ersatz wurde am Bahnhof Giesshübel eine Remise für die Uetlibergbahn erstellt, wo heute sämtliche Fahrzeuge abgestellt werden. Für die Sihltalbahn dagegen wurde beim Bahnhof Langnau-Gattikon eine neue, offene Abstellanlage erstellt.
Rollmaterial
- Elektrolokomotiven
- SZU Re 456 542–545 (1993)
- SZU Re 456 546–547 (1987), ehemals Re 4/4 46–47
- BDe 576 592 (1968), ehemals BDe 4/4 92
- BDe 576 594–596 (1971), ehemals BDe 4/4 94–96
- Bt 971–973 (1976)
- Bt 984–987 (1986)
- Bt 992, 993, 995 (1963)
- Doppelstockwagen
- B 271–276 (1992)
- Personenwagen
- BD 281–285 (1990)
- B 291–293 (1963)
Ausrangiertes Rollmaterial
- BDe 4/4 93 (?), 1996 an Steiermärkische Landesbahn verkauft
- Bt 997–998 (ca. 1962), etwa 2002 an Mittelthurgaubahn resp. Thurbo für Seehäsle verkauft
Literatur
- Hans Waldburger / Hans Tempelmann: Die Sihltalbahn. 100 Jahre von der Dampfbahn zur modernen S-Bahn-Linie. Minirex AG, Luzern 1992, ISBN 3-907014-06-5