Irak

Staat in Westasien
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zur zeit Flagge des Iraks Flagge von 1991 (zur Zeit noch Flagge des Iraks) Wappen des Irak Flagge des Irak Entwurf 2004

Flagge des Irak Entwurf 2004

(Details) (Details)

Wahlspruch: Allahu Akbar
arab.: "Gott ist groß"

Amtssprache Arabisch, Kurdisch
Hauptstadt Bagdad
Staatsform Protektorat
Übergangspräsident Ghazi al Jawar
Ministerpräsident Iyad Allawi
Zivilverwalter der USA L. Paul Bremer
Fläche 437.072 km²
Einwohnerzahl 24.001.816 (2002)
Bevölkerungsdichte 55 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 3. Oktober 1932
Währung Irakischer Dinar
Zeitzone UTC + 3
Nationalhymne Ardul-Furataini Watan
Kfz-Kennzeichen IRQ
Internet-TLD .iq
Vorwahl +964
Lage des Irak auf der Erde
Karte des Irak

Irak (arabisch: العراق, Al-'Iraq) liegt im westlichen Asien, nördlich der Arabischen Halbinsel. Er umfasst das fruchtbare Zweistromland (Mesopotamien) zwischen dem südwärts fließenden Euphrat und Tigris, sowie angrenzende Berg- und Wüstenregionen.

Der Irak grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei, Iran und den Persischen Golf. Die Hauptstadt Bagdad liegt im Zentrum des Landes. Weitere Großstädte sind Basra und Mossul.

Seit dem Sturz der Regierung von Saddam Hussein (April 2003) steht der Irak unter Besatzung und kann derzeit nicht als souverän angesehen werden. Jedoch geht ein Teil der Macht am 30. Juni 2004 an eine Übergangsregierung.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Iraks

Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien; hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer, Babylon, Assyrien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird.

Unter den Achämeniden gehörte das Land zu Alt-Persien und wurde 331 v. Chr. vom Nordgriechen Alexander d. Gr. erobert. 141 v. Chr. kam Mesopotamien zum Parther-Reich, ab etwa 250 an die Sassaniden. Im 7. Jahrhundert, nach dem Tod Mohammeds, bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes (656); Bagdad wurde 762 Hauptstadt des abbasidischen Kalifats (bis 1258).

Ab 1055 eroberten die Seldschuken das Land, 1258 die Mongolen (Ilchane), was einen Niedergang von Wirtschaft und Kultur brachte. 1401 wurde Bagdad durch Timur Lenk verwüstet. 1534 fiel das Gebiet des Zweistromlandes an das Osmanische Reich.

Während des 1. Weltkrieges marschierten britische Truppen ein und besetzten 1917 Bagdad. 1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen Bagdad, Mosul und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Der Völkerbund sanktionierte diese Maßnahme und übertrug Großbritannien das Mandat über Irak. Die Rechte am Erdöl des Landes teilten Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und die USA (je 23,75%) unter sich auf; 5% gingen an ein privates Unternehmen. Die irakische Regierung erhielt nichts. Dieser Zustand dauerte bis 1958, als nationalistische Offiziere die seit 1932 bestehende Monarchie stürzten (Faisal II. 1935-1958).

Die in Syrien gegründete sozialistische Baath-Partei erlangte 1968 die Kontrolle über das Land und verstaatlichte die Erdölindustrie. Unter Anlehnung an den Ostblock errichtete sie ein die Menschenrechte verletzendes Regime, besonders nachdem Saddam Hussein 1979 an die Macht gelangt war. In den 1980er Jahren war der Irak in einen langen Krieg mit dem Nachbarstaat Iran verwickelt (Erster Golfkrieg, der erst 1988 ein Ende fand. Mehrmals setzte die Regierung Giftgas ein, auch gegen irakische Aufstände.

Nach der Besetzung Kuwaits durch Irak (1990) und der folgenden Zurücktreibung durch internationale Truppen wurde das Land mit UNO-Sanktionen belegt und ignorierte verschiedene Resolutionen betr. Massenvernichtungswaffen und Raketen, was zu internationaler Isolierung und Verarmung des Volkes führte. Am 8. November 2002 beschloss der UNO-Sicherheitsrat eine neue Resolution 1441 mit "ernsthaften Konsequenzen"; im März und April 2003 besetzten die USA und Großbritannien das Land und stürzten die Diktatur von Saddam Hussein.

Politik

Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach dem dritten Golfkrieg sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionäre Kommandorat nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse zwischen der westlichen Besatzung, Zivilverwaltung bzw. Irakischer Regierungsrat noch nicht endgültig etabliert.

Nach ersten Planungen sollte der ehemalige US-General Jay Garner, der 1991 die kurdische Schutzzone eingerichtet hatte, den Vorsitz einer vorläufigen Regierung im Irak übernehmen. Wenige Wochen nach seiner Etablierung änderte man jedoch die Strategie: US-Präsident George W. Bush benannte am 6. Mai 2003 L. Paul Bremer III zum Zivilverwalter. Der algerische UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi vermittelte zwischen verschiedenen Parteien für eine irakische Übergangsregierung, die am 1. Juni 2004 entstand und mit 30. Juni die Macht übernehmen soll. Ende 2005 sind Wahlen vorgesehen.

Verschiedene Strömungen und Milizen opponieren gegen die Anwesenheit der Besatzungstruppen. Immer wieder kommt es zu Anschlägen gegen Soldaten, die im Aufbau befindliche irakische Polizei, sowie zunehmend auch gegen zivile Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie Unbeteiligte. Die aktuelle politische Lage ist von Unsicherheit bestimmt.

Beim Aschura-Fest am 2. März 2004 kam es zu der bisher schlimmsten Anschlagserie seit dem Sturz des alten Regimes. Es gab 271 Tote und 393 Verletzte, die meisten waren schiitische Gläubige, für die Kerbala ein Wallfahrtsort ist. Es wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am 4. März 2004 erhob die USA den Vorwurf, der Terrorist Abu Mussab el Sarkawi sei Drahtzieher der Anschläge.

Übergangsverfassung

In der Zwischenzeit geht die Diskussion um eine neue Verfassung weiter. Als erster Schritt wurde am 8. März 2004 von den 25 Mitgliedern des Regierungsrates eine Übergangsverfassung feierlich unterzeichnet. Nach anfänglichen Einwänden und einer Verschiebung des Termins, wurde dann aber der Vetrag ohne Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf verabschiedet.

Die Übergangsverfassung regelt die Geschicke des Staates, der Mitglied der UNO ist, ab der geplanten Machtübergabe am 30. Juni 2004 und soll bis zur Parlamentswahl (spätestens Anfang 2005) gelten. Im Text verankert sind die Freiheits- und Bürgerrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sowie die Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten. Der Text bekennt sich zu Demokratie, Pluralismus und Föderalismus. Der Islam ist offizielle Staatsreligion. Spätestens bis zum 15. Oktober 2005 sollen die Iraker über die endgültige Verfassung ihres Landes entscheiden.

Geographie und Klima

 
Satellitenaufnahme mit eingezeichneten Landesgrenzen

Im Nordosten befindet sich eine ca. 3.000 m hohe Bergkette. Diese Kette gehört zum alpinen Gebirgszug, der sich vom Balkan aus ostwärts in die Türkei, den nördlichen Irak und Iran und dann weiter nach Afghanistan erstreckt.

Die Temperaturen schwanken zwischen 50°C im Sommer und etwa dem Nullpunkt im Januar. Frost ist möglich, insbesondere im Bergland. Regen fällt etwa 10 bis 18 cm im Jahr: Ein großer Teil des Iraks besteht aus Wüste bzw. Steppe. Hauptregenmonate sind Dezember bis April. Die an den Golf angrenzenden Gebiete sind etwas feuchter.

Irak wird von zwei wichtigen Flüssen durchzogen, dem Euphrat und dem Tigris. Sie kommen vom Nordwesten aus Syrien bzw. der Türkei und durchqueren das Land bis in den Südosten. Bei al-Qurnah im Süden des Iraks fließen Tigris und Euphrat zusammen. Sie bilden dort den 193 Kilometer langen Schatt el Arab, dieser mündet in den persischen Golf. Euphrat und Tigris sind im Grunde die Lebensadern des Landes, die Becken sind sehr fruchtbar.

Im Südosten des Landes ragt die Halbinsel Fao zwischen dem Iran und Kuwait in den Persischen Golf und stellt damit den einzigen Zugang Iraks zum Meer dar.

Orient

Der Irak gehört zum Orient. Zum Kulturerdteil Orient werden gewöhnlich die Länder Nordafrikas und Südwestasiens gezählt. Sie liegen überwiegend im Bereich des Subtropischen Trockengürtels der Alten Welt.Im Sommerhalbjahr sorgt hier ein aus Nordost wehender Wind, der Nordostpassat, für lange Trockenheit und glühende Hitze. Die Feuchtigkeit des Winterhalbjahres wird vor allem durch Westwind verursacht. In dieser Zeit können auch Fröste auftreten. In den Hochländern und Gebirgen fällt Schnee. Insgesamt nehmen die Jahresniederschläge von Westen nach Osten rasch ab.

Bevölkerung

Irak hat nach eigenen Angaben ca. 23 Mio Einwohner. Die zentralen Provinzen Bagdad und Babylon sind am dichtesten besiedelt. Etwa 80 % der Bevölkerung sind Araber, 16 % Kurden. Weitere Bevölkerungsgruppen sind Assyrer, Armenier (beide großteils Christen), Turkomanen und Türken. Über 95 % der Bevölkerung ist muslimisch. Davon sind rund 60 Prozent Schiiten und 40 % Sunniten. Zwischen beiden Konfessionen kommt es immer wieder zu Konflikten: Die Sunniten stellten seit Jahrzehnten die Regierungsfraktion, der schiitische Süden bildet eine starke Oppositionsgruppe.

Zwischen den beiden Hauptrichtungen des Islam haben sich zahlreiche altorientalische Splitterreligionen erhalten (Jezidi, Mandäer, Sabäer). Es gibt vereinzelte Angehörige orientalisch-christlichen Glaubens: Chaldäisch-katholische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens, Gregorianer, römische und syrische Katholiken, armenische Christen, Altsyrisch-Orthodoxe usw. (insg. 3 % der Gesamtbevölkerung). In Irak leben außerdem noch schätzungsweise 2.500 Juden und im Südosten 20.000 - 50.000 Marsch-Araber.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft des Iraks

Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Erdölförderung. Irak ist Gründungsmitglied der am 14. September 1960 gegründeten OPEC und hat nach Saudi-Arabien die größten erkundeten Erdölvorräte (113 Mrd. Barrel). Man schätzt, dass sich die gesamten Vorräte auf bis zu 250 Mrd. Barrel belaufen könnten. 2001 wurden fast 98 Millionen Tonnen gefördert.

Die Vereinten Nationen haben am 22. März 2003 die Sanktionen gegen Irak aufgehoben. Die USA und Großbritannien haben sich bis zur Einsetzung einer Regierung als Besatzungsmächte anerkannt und behalten als solche auch die Vollmachten zur Verteilung der Gewinne aus der Förderung der irakischen Erdölreserven ein. Die geplante Privatisierung der bis dahin staatlichen Erdölindustrie zugunsten amerikanischer Konzerne, wird von vielen Irakern kritisch angesehen, so würde etwa das Öl in die Hände von wenigen Menschen fallen, die zu Milliardären werden, die dazu keine Iraker sind, während das Land selbst davon kaum etwas hätte.

Die EU hat am 5. März 2004 für das laufende Jahr 160 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe zugesagt. Das Geld soll vor allem in das Bildungswesen, die Wasserversorgung und die medizinischen Einrichtungen investiert werden.

Literatur

  • Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001, ISBN 3534141180