Flip-Flops ist eine modische Bezeichnung für Badesandalen mit Zehensteg und Schrägriemenbefestigung.

Historisches
Flip-Flops zählen zur Gruppe der Zehenstegsandalen. Zehenstegsandalen gibt es seit Jahrtausenden; sie gelten als eine der Sandalenurformen des alten Ägypten. Auch bei den Japanern sind diese, dort Zori genannten Sandalen, seit Jahrhunderten die klassische Fußbekleidung; auch die Badesandalen mit Zehensteg aus Gummi gibt es seit mehreren Jahrzehnten.
Die seit einigen Jahren in Mode gekommenen und jetzt Flip-Flops getauften Zehenstegsandalen aus Kunststoff stammen von der Triathletin Stefanie Schulze, die die Marke flip-flop beim Patentamt 1997 anmeldete und nach ersten Anlaufschwierigkeiten allein von dieser Marke jährlich über 200.000 Paar verkauft. Im Gegensatz zu Deutschland ist der Begriff flip-flop in angelsächsischen Ländern keine geschützte Marke, sondern seit den 60er Jahren ein beschreibender Begriff für diese Art Schuhe.
Zu einem der ersten Hersteller von Schuhen dieser Art dürfte die brasilianische Marke 'Havaianas' gehören: Nach eigener Aussage erfanden sie am 14.06.1962, inspiriert von den japanischen Zori diesen Typ, aber eben produziert aus Naturkautschuk. Bisher wurden in Brasilien rd. 2,2 Mrd. Paare davon produziert.
Abgrenzung und Bauweise
Fälschlicherweise werden manchmal Zehenstegsandalen aus Leder oder mit einem Korkfußbett (Birkenstock) als Flip-Flops bezeichnet. Das ist nicht richtig. Flip-Flops sind durch die simple Bauweise und das wasserunempfindliche Kunststoffmaterial charakterisiert und stellen nur eine Untergruppe der Zehenstegsandalen dar.
Die Halteriemen werden einfach durch Löcher im zumeist einlagigen Boden gesteckt. Boden und Riemen bestehen normalerweise aus zwei verschiedenen Kunststoffen, wobei der Boden manchmal eine Dämpfungsfunktion (aus geschäumtem EVA) hat und ein bis zwei Zentimeter stark ist.
Die Herstellung geschieht fast ausschließlich in Asien (Vietnam, China) wodurch die Fertigungskosten für ein Paar Flip-Flops inklusive Material im Centbereich liegen. Insofern sind Flip-Flops eine extrem billige Fußbekleidung.
Material und Gefahren
Flip-Flops werden aus Kunststoffen (PVC/PVDC/chlorierten Kunststoffen) hergestellt. Um diese normalerweise harten und spröden Materialien weich und biegsam zu machen, werden sie mit Weichmachern (Phthalaten) behandelt. Wie Ökotest feststellte, gelangen diese Weichmacher durch Schweiß gelöst in die Haut und den Körper, wo sie Leber und Nieren sowie das Hormon- und Immunsystem schädigen können.
Flip-Flops bieten dem Fuß nur ungenügend Halt und meist zu wenig Dämpfung, und die künstlichen Materialien haben keine Atmungsaktivität, wodurch die Gefahr steigt, trotz vordergründig luftiger Sandale an Fußpilz zu erkranken. Der Fernsehsender "Pro 7" untersuchte in seiner Sendung "Galileo" mit "Simi Motion" die Auswirkungen von Flip-Flops auf das Gangmuster des Trägers (siehe Weblink weiter unten) und kam zu dem Ergebnis: "Auf Grund dieser Ergebnisse sollten Flip-Flops eher als modisches Accessoire betrachtet werden und nicht auf Dauer getragen werden. Sehr viel besser sind Schuhe, die den Fuß in seiner natürlichen Haltung und Bewegung unterstützen."
In erster Linie handelt es sich also bei Flip-Flops um Modeschuhe, die nicht den üblicherweise an Schuhen zu stellenden funktionellen Anforderungen (Schutz, Führung und Stütze) genügen. Zwar haben auch andere Sandalentypen beispielsweise hinsichtlich des Schutzes Einschränkungen, doch bedingt die Kombination aus Einfachstbauweise und Billigmaterialien bei Flip-Flops dies in besonderer Weise. Insofern sollten Flip-Flops nur zeitweise und nicht zu häufig getragen werden.
Flip-Flops sind, wie auch andere sehr locker am Fuß sitzende Schuhe, wenig geeignet, um damit ein Kraftfahrzeug sicher zu fahren, in Deutschland auch nicht zugelassen. Wird durch das locker sitzende Schuhwerk die Fahrtüchtigkeit wesentlich beeinträchtigt, gilt dies als Verstoß gegen § 23 StVO und wird nach Nr. 108 des Bußgeldkataloges mit 50,00 EUR Geldstrafe und 3 Punkten im Verkehrszentralregister geahndet.
Verwendung
Der niedrige Ladenpreis und das extrem geringe Gewicht der verwendeten Kunststoffe sind vermutlich der Grund, weshalb Flip-Flops weit weg von ihrem ursprünglichen Bestimmungszweck, dem Schutz des Fußes gegen Fußpilz in öffentlichen Bädern und dem mechanischen Schutz der Fußsohle am Strand, seit der Jahrtausendwende vermehrt, und fast ausschließlich von (vornehmlich jungen) Frauen, im Alltag als sommerliche Freizeitsandale getragen werden. Frauen, so ist vielfach zu lesen, schätzen an dieser Fußbekleidung den sehr niedrigen Preis, der es ermöglicht, sich viele verschiedenfarbige Paare davon anzuschaffen und dadurch die Fußbekleidung immer modisch optimal mit der restlichen Kleidung abzustimmen.
Seit dieser Sandalentyp in Massen produziert wird, sieht man Flip-Flops vermehrt auch an den Füßen sehr armer Menschen in vielen klimatisch warmen Teilen der Welt. Unter funktionellen (Schutz), orthopädischen (Stütze und Führung) und hygienischen (Transpiration, Hautschutz) Gesichtspunkten (siehe oben) ist dieser Sandalentyp nicht als normale Alltagsfußbekleidung geeignet, sondern sollte nur zu seinem eigentlichen Einsatzzweck als Badeschuh Verwendung finden.
Weil Flip-Flops in der nahezu ausschließlich weiblichen Käuferzielgruppe (Teens und Twens) starke Verbreitung fand, wurden die Modelle zunehmend optisch differenziert. Das geschieht sowohl durch Bedrucken der Sohle (auf der dem Fuß zugewandten Seite) als auch durch Verzierungen der Y-Riemen mit Perlen, Strass und anderem Schuhschmuck, wodurch dieses Sandalenmodell von der Zielgruppe auch zum Ausgehen am Abend (als billiger Abendschuh-Ersatz) verwendet wird.
Namensursprung
Woher die Bezeichnung für diesen Sandalentyp ursprünglich stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Ansätze einer Erklärung, doch ist keine davon als gesichert anzusehen (unter anderem gibt es auch eine oben erwähnte Marke dieses Namens). Früher wurden Badesandalen auch als Dianette bezeichnet, dieser Ausdruck ist mit dem Aufkommen der Bezeichnung Flip-Flops innerhalb weniger Jahre nahezu vollständig verschwunden.
Literatur
- Angela Pattison und Nigel Cawthorne: Schuhe. Moden & Designs im 20. Jahrhundert. Bassermann, Niedernhausen, 1998, 160 S., ISBN: 3-8094-0655-2
- Helge Sternke: Alles über Herrenschuhe. Nicolai, Berlin, 2006, 560 S., 450 Abb., ISBN 3-89479-252-3.
Siehe auch
Badeschuh, Gymnastiksandale (Berkilette), Sandale, Zori