Unter Oktoberrevolution versteht man die Machtübernahme der russischen kommunistischen Bolschewiki im Jahre 1917 gegen die aus der Februarrevolution hervorgegangene Übergangsregierung der sozialdemokratischen Menschewiki unter Kerenski. Die Machtübernahme bildete den Ausgangspunkt auf dem Weg Russlands zum Versuch einen sozialistischen Staat (RSFSR/Sowjetunion) aufzubauen. Die Oktoberrevolution war keine klassische Revolution im eigentlichen Sinn, da sie nicht direkt vom Volk ausging, weshalb man eher von einer politischen Revolution spricht.
Folgen
Die Oktoberrevolution sicherte den Bolschewiki um Lenin und Trotzki zunächst nur die Macht in Petersburg und bildet deshalb nur einen Schritt auf dem langen Weg der Kommunisten zur Herrschaft in ganz Russland. Immerhin war der wichtigste Gegner, die Regierung Kerenski, gestürzt. Was nun folgte, waren lange und grausame Jahre des Bürgerkrieges und des Kriegskommunismus. Der Bürgerkrieg wurde durch den Aufstand von Teilen der russischen, (zaristischen - „tschechische Kompagnie“) Armee ausgelöst, dem sich fast die gesamte westliche Welt mit regulären und freiwilligen Truppen anschloss, so dass sich von Anbeginn eine notwendige Militärmacht herausbildete und vielleicht auch die Entmachtung der Räte mit begünstigte. Die sozialen Probleme des Landes wurden in dieser Zeit, bedingt durch die internationale Isolierung und den Bürgerkrieg gegen die „Weißen“ nur unzureichend gelöst. Allerdings erfüllte sich sehr schnell eine der Hauptforderungen der Revolutionäre, es gelang dem neuen Regime unter dem Volkskommissar für äußere Angelegenheiten Trotzki, Frieden mit Deutschland zu schließen. Während der Zeit des Bürgerkrieges führte die neue Regierung jedoch auch Kriege gegen Polen, Finnland und Lettland.
Durch den „Kriegskommunismus“ wurde auch die Macht der Sowjets, Räte oft geschmälert und einige „Führungspersönlichkeiten“ sicherten sich Privilegien. Was an einem Punkt sich zu dem Kronstädter Matrosenaufstand (die „Elite-Truppe“ der Revolution und des Bürgerkrieges) zuspitzte, welche wieder die früheren Rätebeschlüsse etablieren wollten, und ihre Führung aus Kronstadt verjagten. Doch durch die übermächtige „rote Armee“ wurde dieser Versuch, die Werte der Revolution zu retten, niedergeschlagen und es etablierte sich die Machtstruktur eines Kriegskommunismus.
Siehe auch
Literatur
- In der bibliographischen Datenbank RussGUS werden zu den Themen Oktoberrevolution und Bürgerkrieg mehr als 1000 Publikationen nachgewiesen (Suchen unter Formularsuche / Sachnotationen: 12.3.4.2* )
- Karl Held, Das Lebenswerk des Michail Gorbatschow - Die Zerstörung der Sowjetunion (Von der Oktoberrevolution zur Perestroika), München 1992, ISBN 3929211009
- Arthur Lehning: Anarchismus und Marxismus in der russischen Revolution. Karin Kramer Verlag, Berlin 1971.
- John Reed, Ten days that shook the World, USA 1919; dt. Zehn Tage, die die Welt erschütterten, Berlin 1957
- Maximilien Rubel (Hrsg.): Karl Marx und Friedrich Engels zur russischen Revolution. Hanser Verlag, Wien u. München 1972. Ullstein 1984.
- Maurice Brinton: Die Bolschewiki und die Arbeiterkontrolle. Der Staat und die Konterrevolution. Verlag Association, Hamburg 1976. ISBN 3-88032-045-4
- Alexander Berkman: Der bolschewistische Mythos. Tagebuch aus der russischen Revolution. Edition AV, Frankfurt 2004. ISBN 3-936049-31-9
- Rudolf Naef: "Russische Revolution und Bolschewismus 1917/18 in anarchistischer Sicht". Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2005. ISBN 3-936049-54-8.
- Manfred Hildermeier, Russische Revolution. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-596-15352-2
- George Orwell: Farm der Tiere: Ein Märchen. Diogenes Verlag, Januar 2002, ISBN 3257201184 behandelt als Fabel die Oktoberrevolution und die weitere Geschichte Russlands bis in den Zweiten Weltkrieg hinein
- Isaak Steinberg: "Gewalt und Terror in der Revolution. Das Schicksal der Erniedrigten und Beleidigten in der russischen Revolution" (geschrieben von einem linken Sozialrevolutionär zwischen 1920-23)Karin Kramer Verlag, Berlin 1981.