Junkersdorf ist ein Stadtteil im linksrheinischen Westen von Köln, im Stadtbezirk Lindenthal.
![]() Stadtteil 306 von Köln | |
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Koordinaten | 50° 55′ 55″ N, 6° 51′ 26″ O |
Fläche | 7,38 km² |
Einwohner | 13.408 (31. Dez. 2014) |
Bevölkerungsdichte | 1817 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Jan. 1975 |
Postleitzahl | 50858 |
Vorwahl | 0221 02234 (Marsdorf, Horbell) |
Stadtbezirk | Lindenthal (3) |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | ![]() ![]() |
Bundesstraße | ![]() ![]() |
Stadtbahnlinien | 1 7 |
Buslinien | 141 143 144 |
Quelle: Einwohner 2021. (PDF) Kölner Stadtteilinformationen |
Lage
Junkersdorf grenzt im Osten an die Stadtteile Müngersdorf und Lindenthal. Im Süden wird Junkersdorf durch die Bundesstraße 264 begrenzt. Im Westen befindet sich die Bundesautobahn 1 bzw. die Fontanestraße (Grenze zu Weiden) und die Ortschaft Weiden. Im Norden von Junkersdorf verläuft die Bundesstraße 55.
Gliederung
Dem Stadtteil Junkersdorf und damit Köln wurden zum 1. Januar 1975 durch das Köln-Gesetz zugeschlagen die Wohnplätze:
- Marsdorf (von Frechen)
- Horbell: Das Gut wurde erstmals im 14. Jh. bezeugt. Heutiger Bau 1713[1] (von Hürth)
Beide haben nur eine geringe Einwohnerzahl. Frechen verlor aber mit dem Einzelhandelsschwerpunkt Marsdorf einen großen Anteil an Gewerbesteuern.
Archäologie
Nahe der Aachener Straße wurde in den 1940er und -50er Jahren unter der Leitung von Fritz Fremersdorf ein großes frühmittelalterliches Gräberfeld vollständig ausgegraben. Es umfasst 514 Gräber der Zeit zwischen etwa 440 und 700 n. Chr.[2] Dies lässt auf eine Anzahl von etwa 110–120 gleichzeitig lebenden Menschen schließen und somit auf eine für diese Zeit große Siedlung. Ein kleineres Gräberfeld ähnlicher Zeit, das unter dem Namen Köln-Müngersdorf bekannt ist, liegt nur etwa einen Kilometer östlich entfernt.
Geschichte
Der Name Junkersdorf wurde im Jahre 962 erstmals urkundlich erwähnt, als der damalige Kölner Erzbischof Bruno dem Damenstift St. Cäcilia zu Köln Land in „Guntheresthorb“ schenkte. In dieser Zeit wurde die Ansiedlung als dem Kölngau zugehörig bezeichnet. 1223 erfolgte die erste Erwähnung der alten St. Pankratiuskirche. Am Anfang des 15. Jahrhunderts gingen die Herrscherbefugnisse auf das Kölner Antoniterkloster über. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die durch ihre Höfe geprägte „Herrlichkeit Junkersdorf“[3] eine freie Herrschaft im Erzstift Köln, die erst nach der französischen Inbesitznahme nach 1794 beendet wurde. Die kirchlichen Besitztümer gingen zu diesem Zeitpunkt auf den Französischen Staat über. Im Gebiet des Stadtteils sind auch heute noch diverse Höfe aus dieser Zeit erhalten. Junkersdorf wurde ein Teil der Mairie Lövenich im Kanton Weiden, der Teil des Arrondissements Köln im Rur-Departement war. Nach 1815 kam Junkersdorf zu Preußen und gehörte zur Gemeinde Lövenich im Landkreis Köln. 1975 wurde Junkersdorf in die Stadt Köln eingemeindet.
Kultur und Freizeit
Bauten
Am Ende der 1920er Jahre wurden in Junkersdorf vornehme Einfamilienhäuser im Bauhaus-Stil gebaut. In den anschließenden 1930er Jahren wurde der Äußere Kölner Grüngürtel angelegt, somit wurden auch die Junkersdorfer Felder für exklusives Wohnen in grüner Umgebung interessant. Dort entstanden einige gartenstadtartige Siedlungen.
An der Dürener Straße entstand 1936 die nach dem Hunnenkönig benannte Attila Etzelkaserne. In der Zeit von etwa Ende 1944 bis 1946 wurden polnische Zwangsarbeiter in der Etzelkaserne gesammelt, um auf den Rücktransport in ihre Heimat vorbereitet zu werden. Zeitweise war das Lager mit ca. 2500 Personen völlig überbelegt. Die Fahrzeughallen waren zeitweise auch Schlafstätten. In den Mannschaftsräumen wohnten je vier Familien, in jeder Ecke eine. Die einzelnen Familien schirmten sich nur unzureichend durch geschickte Aufstellung der Etagenbetten ab. Die Sanitären Anlagen waren jeweils am Ende des Flures. Das Lager wurde von den Engländern verwaltet. Die Bewohner des Lagers wurden von den Engländern zentral verpflegt. Sie wurden intensiv medizinisch betreut, das begann mit Entlausungsmaßnahmen bis hin zu Vitamingaben und Impfaktionen. Schwere Erkrankungen wurden in einem deutschen Krankenhaus in Bonn versorgt. Dabei konnte es geschehen, dass Kinder nach längerem Krankenhausaufenthalt die polnische Sprache fast vergessen hatten und Deutsch sprachen. Deutsch zu sprechen war aber im Lager verboten, ebenso Kontakte nach außerhalb des Lagers.
Im Lager gab es eine große Schule, Sportstätten und eine Notkirche, in der regelmäßig polnischer Gottesdienst stattfand. Wie viel Wert auf die religiöse Betreuung gelegt wurde, mag dadurch verdeutlicht werden, dass es ein speziell für die polnischen Lager am Niederrhein und in Westfalen in polnischer Sprache gedrucktes Gebet- und Gesangbuch gab. Das „Nihil Obstat“ wurde am 15. Mai 1945 von D. Bernard Walczak, O. S. B., erteilt, das „Imprimatur“ am 19. Mai 1945 durch Jos. van der Meersch, Vic. gen.. Der Druck erfolgte in Kempen am Niederrhein. Anschließend bezogen belgische Streitkräfte die Anlage und nannten sie Haelen. Für die Soldaten und deren Angehörige entstand in den 1950er-Jahren die Belgier-Siedlung. Nachdem die Belgier im Jahre 1996 die Kaserne aufgegeben haben, ist auf dem Gelände eine neue Siedlung, die den Namen Stadtwaldviertel Junkersdorf trägt, entstanden.
Vereine
In Junkersdorf sind insbesondere folgende Vereine aktiv: JRC Junkersdorfer-Reit-Club, FC Junkersdorf, Große Junkersdorfer Karnevalsgesellschaft von 1973 e. V., Maigesellschaft Junkersdorf e. V. und SKG Junkersdorf e. V. (Sportkegeln). Die drei letztgenannten Vereine bilden gemeinsam die Dorfgemeinschaft Junkersdorf. Der erste Ski-Club Junkersdorf e. V. wurde im Jahre 2010 gegründet. Der 1924 gegründete Kölner Ski-Klub e. V. hat seinen Vereinssitz seit 1980 ebenfalls in Junkersdorf.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
An der Aachener Straße befand sich bis zum Umzug von RTL Television im Juni 2010 die RTL-Zentrale. Zu Marsdorf gehört ein großflächiges Gewerbegebiet, in dem unter anderem die Motorsportabteilung und der Formel-1-Rennstall des Automobilherstellers Toyota angesiedelt waren.
Verkehr
Junkersdorf liegt sehr verkehrsgünstig. In Junkersdorf kreuzen sich die beiden Autobahnen A 1 und A 4 am Autobahnkreuz Köln-West. Durch den Norden von Junkersdorf verläuft die Bundesstraße 55 (Aachener Straße) mit der Straßenbahn Linie 1. Durch den Süden verläuft die B 264 (Dürener Straße). Südlich des Ortes verläuft eine Güterbahnstrecke, die westlich von Frechen kommt.
Bekannte Einwohner
Aktuelle Einwohner
- Hannes Löhr (* 1942) ehemaliger Fußballtrainer und -spieler, Rekordtorschütze des 1. FC Köln
- Ron Sommer (* 1949), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG
- Alexander von der Groeben (* 1955), Judoka und Sportreporter
- Ulrike von der Groeben (* 1957), Moderatorin
- Karl-Erivan Haub (* 1960), Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Tengelmann
- Uwe Hübner (* 1961), Fernseh- und Radiomoderator
- Barbara Eligmann (* 1963), Moderatorin
- Britta von Lojewski (* 1963), Journalistin und Fernsehmoderatorin
- Frauke Ludowig (* 1964), Moderatorin
- Susanne Kronzucker (* 1965), Nachrichtensprecherin
- Peter Stöger (* 1966), ehemaliger österreichischer Fußballnationalspieler und gegenwärtig Trainer des 1. FC Köln
- Mirja Boes (* 1971), Schauspielerin und Sängerin
- Matthias Lehmann (* 1983), Fußballspieler des 1. FC Köln
- Timo Horn (* 1993), Fußballspieler des 1. FC Köln
Verstorbene ehemalige Einwohner
- Klaus Bednarz (1942–2015), ehemaliger Fernseh- und Auslandskorrespondent
- Wilhelm Schneider-Clauß (1862–1949), Mundartdichter
- Ildefons Herwegen (1874–1946), Abt in Maria Laach, Namenspatron einer Grundschule in Junkersdorf
- Willy Schneider (1905–1989), Sänger von Heimat- und Karnevalsliedern
- Wilhelm Capitaine (1871–1948), Priester, Pädagoge und Schriftsteller
- Johannes Löhr (1942-2016), Spieler, Trainer, Manager und Kölner Fußball-Urgestein
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Der Landkreis Köln, Düsseldorf 1897, Nachdruck Düsseldorf 1983, ISBN 3-590-32118-0, S. 135–138
- ↑ Peter La Baume: Das fränkische Gräberfeld von Junkersdorf bei Köln. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit Serie B Band 5. Gebr. Mann, Berlin 1967. - Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinische Ausgrabungen 34. Rheinland-Verlag, Köln 1989, S. 183–191.
- ↑ Christoph P. Selbach, Reiner Selbach: Junkersdorfer Höfe. Eine Übersicht über die Entwicklung Junkersdorfs am Beispiel der landwirtschaftlichen Höfe rund um die alte Dorfkirche in Köln-Junkersdorf mit Bezug auf eine Landkarte aus dem Jahre 1777. (PDF; 2,1 MB) S. 4, abgerufen am 30. Oktober 2008.