Geschichte
Begriff Geschichte
Allgemein
Geschichte im allgemeinen Sinn meint die ständige Entwicklung und Anpassung gesellschaftlich organisierter Lebewesen an ihre Umwelt. Im engeren Sinn bezieht sie sich auf die Entwicklung des Menschen und der Menschheit. Auch bei der Erde, bei Natur und Universum sprechen wir von Geschichte, Erdgeschichte, Naturgeschichte. Doch nur ein kleines Teilgebiet dieser Gesamtgeschichte ist Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Bei genauer Betrachtung gibt es folgende vier Bereiche zu unterscheiden:
- Die Entstehung des Universums: Sie wird von Astronomen, Astrophysikern, Mathematikern und Philosophen betrachtet. (Urknall, Kosmologie)
- Damit ist die Geschichte der Menschen gemeint, denn hier setzt Entwicklung ein, die nicht nur genetisch und von Ähnlichem, sondern auch kulturell bedingt ist: Handeln u. Traditionen verändern. Der Mensch greift bewusst in die Veränderung seiner Umwelt ein, um diese seinen Bedürfnissen anzupassen. Diese Geschichte ist Gegenstand von Archäologie, Ethnologie und Geografie.
- Die Geschichte seit Erfindung von Schrift, von Zeichen mit Bedeutung, denn hier hat sich Bewusstsein manifestiert und braucht nicht mehr bloß erraten und erschlossen zu werden. Außerdem wird hier die Tradition überpersönlich, weil hier sekundäre Kommunikation einsetzt - sprich auf Schriftzeichen gegründete Überlieferung. - Denn es lässt sich auch über Bildsprache, die keine Bilderschrift ist, kommunizieren. Frühe Formen sind unter anderem die Höhlenmalerei, die Tätowierungen der Ureinwohner in der Südsee, die Keilschrift und die Hieroglyphen. Hieroglyphen jedoch besitzen bereits eine syllabarische Bedeutung, das heißt, sie ist bereits eine Silbenschrift. Diese Schriftarten sind nichtalphabetische Schriftsysteme. Die alphabetischen Schriftsysteme mit Buchstaben als Bedeutungszeichen sind die jüngeren.
- Die Geschichte, die sich selbst als Geschichte versteht, die der Mensch sich anverwandelt hat, erzählbare Geschichte.
Im engeren Sinne ist nur Geschichte in diesem vierten engsten Bereich Gegenstand der Geschichtswissenschaft, doch haben sich Geschichtsschreiber und Historiker schon immer auch für Geschichte im weiteren Sinne interessiert. Auch wird in historischen Kompendien meist auch dieser weitere Bereich mit behandelt, obwohl Historiker bei der wissenschaftlichen Erschließung dieser Fragen mit ihrer Methode nichts beitragen können.
Geschichte als Begriff der Geschichtswissenschaft
Geschichte im Sinne der Geschichtswissenschaft meint das in menschlichen Kulturen Geschehene. Geschichte in diesem Sinn ist etwas dem Menschen Eigenes; der Begriff wird jedoch häufig auch erweitert verwendet, um die Zeit vor dem Auftreten des Menschen bzw. vor der Entwicklung des Geschichtsbewusstseins darzustellen, insbesondere also die Naturgeschichte, dabei speziell die Erdgeschichte, die Vorgeschichte und andere Forschungsgebiete. (vgl. dazu Geschichtlichkeit)
Zu scheiden von diesem Begriff von Geschichte ist Geschichte als Überlieferung, Erforschung und Darstellung in ihrer zeitlichen oder sachlichen Aufeinanderfolge (vgl. Geschichtsschreibung). Die Geschichtserkenntnis gründet sich auf Überreste und Tradition. (vgl. Geschichtswissenschaft).
Solche Erkenntnis ist allerdings nie objektiv, sondern abhängig von der historischen Situation, der Perspektive des Betrachtenden. Eine bestimmte Perspektive gegen andere Perspektiven durchzusetzen (aber auch der Versuch, Multiperspektivität zu ermöglichen) ist Sache der Geschichtspolitik.
Dagegen hat sich Geschichtsdidaktik die Aufgabe gestellt, den Zugang zu den wichtigsten Bereichen von Geschichte zu erleichtern und ein mehrdimensionales Geschichtsbewusstsein zu ermöglichen.
Der Geschichtsunterricht ist der Versuch der praktischen Umsetzung von Geschichtsdidaktik.
Einen Zugriff auf Geschichte von den verschiedenen Geschichtsräumen und Nationalgeschichten aus ermöglicht das Portal:Geschichte. Einen Zugriff auf spezifische Sachbereiche der Geschichte ermöglichen die verschiedenen Disziplinen der Geschichtswissenschaft.
Definitionsversuche
Über Geschichte gibt es sowohl aus der Philosophie als auch der Geschichtswissenschaft eine Reihe von allgemeinen Definitionsversuchen. Beispielhaft nur diese:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Geschichte ist „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“ – „die Entfaltung der Natur Gottes in einem besonderen, bestimmten Element“
Wilhelm von Humboldt: „Das Ziel der Geschichte kann nur die Verwirklichung der durch die Menschheit darzustellenden Idee sein.“
Johann Gustav Droysen: „Was in ihr täglich geschieht, wird von keinem Verständigen als Geschichte getan oder gewollt. Erst eine gewisse Art, das Geschehene nachmals zu betrachten, macht aus Geschäften Geschichte".
Karl Jaspers: „Wir sprechen zwar von Geschichte der Natur und von Geschichte der Menschen. Beiden gemeinsam ist ein unumkehrbarer Prozess der Zeit. Aber beide sind in Sinn und Wesen verschieden. Die Geschichte der Natur ist ihrer selbst nicht bewusst. Sie ist ein bloßes Geschehen, das sich nicht weiß, sondern von dem erst der Mensch weiß. Bewusstsein und Absicht ist nicht ein Faktor dieses Geschehens. Es ist daher eine Verführung unseres in Kategorien der Natur gewohnten Denkens, die Geschichte selber noch nach Analogie von Naturgeschehen zu betrachten.“
Golo Mann: „Immer hat Geschichte zwei Komponenten: das, was geschehen ist, und den, der das Geschehene von seinem Orte in der Zeit sieht und zu verstehen sucht. Nicht nur korrigieren neue sachliche Erkenntnisse die alten; der Erkennende selber wandelt sich. Die Vergangenheit lebt; sie schwankt im Lichte neuer Erfahrungen und Fragestellungen.“
Zur Aufgabe der Geschichtsschreibung: Leopold von Ranke: „Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beigemessen; so hoher Ämter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: er will bloß sagen, wie es eigentlich gewesen.“
Davon ließen sich ungezählte weitere anführen. Hier offenbart sich das Problem einer allgemein verbindlichen Definition, was Geschichte denn sei. Sämtliche hier aufgeführten Definitionen von Geschichte deuten auf etwas Wesentliches hin. Sie sind jedoch alle von einer gewissen subjektiven Sicht derer durchdrungen, welche sie aufstellen. Das ist insoweit auch kaum anders denkbar, als diese Gelehrten jeweils von einer anderen Geschichtsperspektive aus urteilen. Außerdem muss sich bei der Frage nach der Definition der Geschichte unweigerlich die Frage nach den Aufgaben der Geschichtsschreibung anschließen. Sehr schnell offenbart sich dabei, dass die Geschichtsschreibung auch von der Politik und damit von politischen Interessen abhängt. Sehr deutlich tritt das an der Nationalgeschichte zutage. Da diese wiederum immer einem Wandel unterworfen war, ist und bleiben wird, ändern sich entsprechend die politischen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Geschichtsschreibung. So stellt sich nämlich das Problem der historischen Wahrheit. Es gibt nicht eine historische Wahrheit, sondern nur Interpretation der Quellen aus der jeweiligen Perspektive (Ort, Zeit, Interesse, Freund/Feind …). (Im Jahr 5000 wird man - gleichen Quellenstand vorausgesetzt - ein anderes Bild von Geschichte haben als wir heute. Wir können nicht heute schon sagen, es sei falsch.)
wissenschaftliche Betrachtungsweisen
- Geschichte kann einerseits wissenschaftlich erforscht werden, andererseits ist die Darstellung der Ergebnisse und Zusammenhänge als eine künstlerische Tätigkeit zu betrachten: Der Historiker soll dem Leser auf eine nachvollziehbare, objektive und überzeugende Weise den Gang der Ereignisse sowie deren Ursachen und Wirkungen darlegen. Die Geschichtsphilosophie versucht, den Gang der Handlungen in einen übergeordneten Zusammenhang, ein Geschichtsbild, zu bringen. Dies ist vorwiegend der Ansatz der Geisteswissenschaften.
- Die Erforschung der Geschichte der Natur oder die Erdgeschichte wird selbstverständlich auch von der Naturwissenschaft betrieben. Hierbei geht es hauptsächlich darum, die Naturgeschichte beziehungsweise die Geschichte der Erde nachvollziehbar zu machen auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnismethoden.
- Einen weiteren Ansatz verfolgt die Historio-Metrie welche versucht zeitliche Geschehnisse in einer metrischen Übersicht darzustellen.
künstlerische Betrachtungsweisen
- Indem die Darstellung der Geschichte auch als eine künstlerische Aufgabe betrachtet werden kann, kommt es umgekehrt zur künstlerischen bzw. literarischen Verarbeitung von geschichtlichen Themen, ohne dass vordergründig ein wissenschaftliches Erkenntnisinteresse besteht. Zum Beispiel das Drama Wallenstein von Friedrich von Schiller oder der Torquato Tasso von Johann Wolfgang von Goethe sind literarische Werke auf der Grundlage des historischen Stoffes, ohne zugleich als Geschichtswerke verstanden werden zu können.
- Neben den literarischen Betrachtungsweisen von Geschichte manifestieren diese sich auch in der Bildenden Kunst wie z.B. in der Malerei und Graphik. Diese Betrachtungsweisen setzen ein hohes Maß von individuellem Geschichtsbewusstsein des Künstlers voraus und eine ausgeprägte Fähigkeit, sich kritisch mit Geschichte auseinanderzusetzen.
ICh bin gescheit ihr seit dumm--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)--81.217.46.15 18:33, 31. Mär 2006 (CEST)
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Zitate
- Jedesmal, wenn ein Mensch über Vergangenes berichtet, und sei er auch ein Geschichtsschreiber, haben wir in Betracht zu ziehen, was er unabsichtlich aus der Gegenwart oder aus dazwischenliegenden Zeiten in die Vergangenheit zurückversetzt, sodass er das Bild derselben fälscht. - Sigmund Freud
- Those who cannot remember the past are condemned to repeat it. (Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.) George Santayana
- Die geschichtliche Wirklichkeit ist oft wie die Elster, die an einem Ort schreit und am anderen ihre Eier legt. - José Ortega y Gasset (Aufbau und Zerfall Spaniens)
- Geschichte ist Lüge, auf die man sich geeinigt hat. - Napoleon Bonaparte
- Keine Atempause - Geschichte wird gemacht - es geht voran - die Musikgruppe Fehlfarben 1982
- Eine Reihe zufälliger Ereignisse, die besser nicht stattgefunden hätten. - anonym
Siehe auch
Literatur
- Marc Bloch: Apologie der Geschichte oder Vom Beruf des Historikers. München 1987 (1. Aufl. 1949)
- Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. Hrsg. v. Jacob Oeri, Berlin/Stuttgart 1905.
- Manfred Mai: Weltgeschichte. 2002. 240 S. ISBN 3-446-20191-2
- Neil Grant: Weltgeschichte. Young Oxford. 2000. 191 S. ISBN 3-407-75305-5
- Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2003
- Weltgeschichte : 1. Die Anfänge der Menschheit und frühe Hochkulturen 2. Antike Welten. 3. Um Glaube und Herrschaft. 4. Wege in die Moderne. 5. Aufbruch der Massen. 6. Schrecken der Kriege.(= Brockhaus Die Bibliothek) 1997 - 1999. Je 704 S. ISBN 3-7653-7400-8
- Der große Ploetz - Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte; Daten, Fakten, Zusammenhänge, ersch. in diversen Sonderausgaben, u.a. bei zweitausendeins, ISBN 3-86150-412-X
- Erich Bayer und Frank Wende (Hrsg.): Wörterbuch der Geschichte. 5. Auflage, Stuttgart 1995.
- Jörg Baberowski: Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault. München 2005.
- Pietro Rossi (Hrsg.): Theorie der modernen Geschichtsschreibung. Frankfurt/M. 1987
Weblinks
- Fachkatalog zur Geschichtswissenschaft
- Lotse - Fachbereich Geschichte
- Wissenskanon Geschichte - Überblick über wichtige Ereignisse und Epochen der Geschichte
- http://www.vl-geschichte.de
- http://www.clio-online.de
- http://www.historiker.de/
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/
- http://www.historicum.net
- SUSAS Netzwerk für Wissensweitergabe - Geschichte
- didaktisch aufbereitete Geschichtsdarstellung mit Links
- Ralf Arndt - kommentierte Links
- Epochenüberblicke mit Links
- Links, TV-/Radiotipps, Ausstellungen zur Frühen Neuzeit