Karolinger Verlag

Verlag
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Der Karolinger Verlag ist ein 1980 von Peter Weiß und Jean-Jacques Langendorf in Wien gegründeter Verlag.

Geschichte

Der Verlag wurde 1980 unter dem Namen L'Age d'Homme – Karolinger gegründet. Es war eine finanzielle Kooperation mit einem frankophonen, von Vladimir Dimitrijević mitbegründeten und geleiteten Verlag L'Âge d'Homme. Seit Beendigung der Zusammenarbeit heißt der Verlag Karolinger.

Verlagsprogramm

Das Programm des Verlags mit dem Motto „Nil commune“ ist weit gespannt und sieht sich auf „Quertreiber zur jeweils herrschenden Meinung“ sowie „Verweigerer des Zeitgeistes“ spezialisiert, mit einem Schwerpunkt auf französischer Literatur.[1] So erschienen u.a. deutsche Übersetzungen der Werke von Louis-Ferdinand Céline und Jules Renard sowie von Nicolás Gómez Dávila, die damit dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht wurden.

Die weiteren Schwerpunkte neben Geschichte, Politik und Metapolitik werden durch verschiedene Reihen bestimmt:

  • Die Reihe ROMANICA umfasst bedeutende Titel der französischen Literatur (wie beispielsweise Céline und Renard)
  • In der Reihe DER OSTEN werden Autoren aus dem europäischen und außereuropäischen Osten publiziert.
  • Die Reihe Die Bibliothek von R*** besteht aus wiederentdeckten geistesgeschichtlich relevanten Werken, die Wirkung auf die deutsche und europäische Geistesgeschichte hatten und haben. Sie umfasst z. B. späte Mystik, militärische Geistesgeschichte oder Hausväterliteratur des 18. Jahrhunderts.
  • In der Reihe Bibliothek der Reaction werden Quellentexte mit dem Schwerpunkt der europäischen Restauration verlegt, z. B. Werke von Donoso Cortés, Metternich, de Maistre oder Bloy.

Bis zum Jahr 2004 hatte der Karolinger Verlag 77 Titel veröffentlicht.[1][2]

Kontroversen

Laut Darstellung des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) soll der Karolinger Verlag 10 % am W3-Verlag halten, der Eigentümer der Wochenzeitung Zur Zeit des FPÖ-Funktionärs Andreas Mölzer war.[3] Gemäß einer anderen Darstellung handelte es sich dabei um ein Privatdarlehen in Höhe von 10.000 Schilling an den Privatmann Mölzer.[1]

Im Zusammenhang mit der von ihr scharf kritisierten Vergabe des Georg-Büchner-Preises 2007 an Martin Mosebach bezeichnete die Literaturkritikerin Sigrid Löffler den Verlag als „Dunkelmännerverlag“. Dieser Begriff wurde von Michael Klonovsky aufgegriffen, der Löffler daraufhin „logopädische Lynchlaune“ vorwarf .[4] Auch das DÖW meinte das Verlagsprogramme könne eine „gewisse Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut erkennen lassen“.[5]

Bettina Stadlbauer (SPÖ) und andere stellten als Reaktion auf Peter Weiß' Berufung in den Universitätsrat der Kunstuniversität Linz 2003 durch die österreichische Regierung eine kleine Anfrage, da im Karolinger Verlag „Schriften von deklarierten Antidemokraten“ veröffentlicht würden.[6]

Einzelnachweise

  1. a b c Hannes Hintermeier, Gerechtes Denken ist langweilig, FAZ vom 30. April 2004, S. 52.
  2. Siehe dazu auch die Autorenliste auf der Website des Verlags.
  3. Heribert Schiedel: "Österreich neu regieren": Steuergeld für Vorfeldorgan des Rechtsextremismus. DÖW: Wien, November 2001.
  4. Liane von Billerbeck: "Das hat etwas Perverses", Deutschlandradio vom 5. Oktober 2007.
    Michael Klonovsky: Pfui aufs Einstecktuch!, Focus vom 15. Oktober 2007 und die ähnlich lautende Kritik („auf Dunkelmänner spezialisiert“) in Sigrid Löffler: Klartext - Als man zum Kitsch noch "Horreur" sagte, Cicero vom 7. Juli 2009.
  5. OÖNachrichten: Bedenken zu Uni-Rat-Vorschlag. 25. Februar 2003, S. 6
  6. Anfrage der Abgeordneten Bettina Stadibauer und Genossinnen, 141/J XXII. GP, 26. Februar 2003.