
Die Schlacht von Borodino (fr: Bataille de la Moskowa, ru Бородинское сражение) war die große Schlacht während des napoleonischen Rußlandfeldzuges.
Das Dorf Borodino liegt an der alten Straße von Smolensk nach Moskau, wird durchflossen von der Kolotscha, einem Nebenfluss der Moskwa, welche 125 km weiter östlich durch Moskau fließt.
Die Beteiligten
Die Schlacht von Borodino (russisch Бородино) fand am 7. September 1812 statt. Nachdem die russischen Truppen nach einer Niederlage vor Smolensk am 17. August die Stadt niedergebrannt hatten, stellten sie sich bei Borodino der Grande Armée Napoleon Bonapartes und dessen Zwangverbündeten.
Der russische Oberbefehlshaber, Marschall Barclay de Tolly, hatte seine Armeen bis dahin immer rechtzeitig größeren Schlachten entzogen, wurde aber nun von Zar Alexander seines Kommandos enthoben, nachdem man am russischen Hofe vom Zaren immer öfter verlangt hatte, mit den Rückzugsbewegungen aufzuhören und alles daran zu setzen, die alte Hauptstadt Moskau vor den Franzosen zu retten.
Aufstellung der Truppen
Marschall Kutusow, der Nachfolger Barclays, verfügte über etwa 120.000 Mann Infanterie und Kavallerie, 15.000 Milizen und Bauern (nur mit Lanzen bewaffnet)und 640 Kanonen. Das unübersichtliche, stark bewaldete und mit Gestrüpp bewachsene Gelände ausnutzend, welches dazu noch mit Schluchten und Höhenrücken durchzogen war, hatte Kutusow seine Truppen südlich und nördlich von Borodino aufgestellt.
Am rechten Flügel, also im Norden, hielt Barclay mit 75.000 Mann eine Anhöhe, welche, durch Schanzen verstärkt, von den Franzosen die GROSSE SCHANZE genannt wurde. Dahinter kam eine Senke, daran anschließend waren weitere Schanzen aufgeworfen, von den Franzosen die DREI PFEILE genannt. Diese waren besetzt von 30.000 Mann unter Fürst Bagration. Nach links, beziehungsweise Süden schloss sich das stark bewaldete Gelände oberhalb des Dorfes Utitza an, welches Tutschkow hielt.
Die Armee Napoleons hatte eine Stärke von ca. 133.000 Mann Infanterie, 28.000 Mann Kavallerie und 587 Kanonen. Es war die zu der damaligen Zeit am besten ausgerüstete und, vor allem am besten geführte Armee. Der Großteil der Offiziere hatte schon in ganz Europa gekämpft, vom Tajo bis zur Elbe, vom St. Bernhard bis zu den Hügeln Kalabriens. Sie legten für diese große Schlacht ihre Paradeuniformen an, damit man sie besser sehen konnte, wenn sie ihre Heldentaten vollbrachten. Die Offiziere lasen ihren Truppen die Proklamation vor, die Napoleon am Abend zuvor verfasst hatte. Sie enthielt sinngemäß das Versprechen, wenn man tapfer kämpfe und hier siege, würde man sichere Winterquartiere haben und bald nach Hause kommen.
Napoleons Schlachtplan sah vor, dass sein Stiefsohn Eugène Beauharnais, mit dem rechten Flügel nördlich der Straße nach Moskau stehend, zunächst einen Ablenkungsangriff gegen das Dorf Borodino zu führen hatte. Napoleon wollte die Russen glauben machen, dies wäre der Hauptstoß, mit dem Ziel der Umfassung ihres rechten Flügels. Den eigentlichen Angriff sollte aber etwas später in der Mitte Marschall Davout gegen Fürst Bagration vortragen, während die Kavallerie des polnischen Fürsten Poniatowski den linken Flügel der Russen umgehen sollte, um Poniatowski in den Rücken zu fallen.
Die Schlacht
Um 5:30 Uhr befahl Napoleon seinen Batterien, das Feuer zu eröffnen. Prinz Eugene griff sofort Borodino an, während Marschall Davout und Marschall Ney mit der Infanterie gegen die DREI PFEILE vorgingen, von denen herab die Russen mit Kartätschen in die französischen Linien feuerten.
- Davout wurde das Pferd weggeschossen und er wurde bewusstlos.
- Napoleon ersetzte ihn durch Rapp.
- Nachdem auch dieser vom Pferd gestürzt war, wurde er durch Dessaix ersetzt, welcher aber auch nach kurzem getroffen wurde.
- Dies soll nur ein Beispiel sein für die außergewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht.
Marschall Ney hatte unterdessen die südliche Geschützstellung genommen und hielt sie gegen die Gegenangriffe der Russen. Napoleon schickte ihm Unterstützung durch Joachim Murat an der Spitze der Kavallerie.
Napoleon wurde durch die Hartnäckigkeit der Russen überrascht, welche auch auf verlorenem Posten noch weiterkämpften, während sich in den vergangenen Jahren Österreicher und Preußen unter solchen Umständen ergeben hatten oder sich zurückzogen. Dies erfolgte aus den Erfahrungen der Russen mit den Türken, welche die Angewohnheit hatten, sofort alle Gefangenen niederzumachen. Napoleon sagte über die russischen Infanteristen: „Sie sind Festungen, die man mit Kanonen zerstören muss.“ Ein größeres Lob konnte man zu dieser Zeit vom Herrscher über Europa kaum bekommen.
Um 10:00 Uhr hatten die Ereignisse den ursprünglichen Plan Napoleons überholt. Eugene hatte Borodino genommen und nahm von dort aus die GROSSE SCHANZE unter Feuer, während Poniatowski zwar den russischen linken Flügel zerschlagen hatte - General Tutschkow war gefallen und Fürst Bagration lag schwer verwundet im Sterben - aber in dem dichten Buschwerk auf der Anhöhe dahinter kam er unter schweres Feuer der Russen und es war ihm nicht möglich, die DREI PFEILE zu umgehen.
Somit war die Schlacht nur noch durch Artillerieduelle und Frontalangriffe weiterzuführen, im Kampf Mann gegen Mann, was auch geschah.
Gemeiner des Kürassierregiments Astrachan
Kurz nach 10:00 Uhr erhielt Napoleon eine Nachricht von Ney, der darum bat, dass ihm die ganze Reserve, das heißt die Kaiserliche Garde, zu den DREI PFEILEN gesandt werde, um dort den entscheidenden Durchbruch durch die russische Mitte zu erzwingen. An sich war dieser Vorschlag vernünftig und der einzig mögliche Weg, diese Schlacht mit einem Sieg zu beenden, da die Truppen von Ney und Murat sich zwar hervorragend geschlagen hatten, aber erschöpft waren und dringend verstärkt werden mussten. Noch während Napoleon überlegte, ob er diesem Vorschlag entsprechen sollte, kam jedoch eine Meldung vom linken Flügel. Kutusow hatte seine aus Kosaken bestehende Kavalleriereserve gegen Eugene eingesetzt und diesen in die Verteidigung gedrängt. Marschall Bessières, der Kommandeur der Garde, fragte seinen Kaiser: „Wollen Sie 2.600 km von Paris ihre letzten Reserven riskieren?“. So half er Ney nur eingeschränkt, indem er noch mehr Geschütze auf die DREI PFEILE feuern ließ, bis es schließlich insgesamt 400 waren. Außerdem schickte er ihm eine frische Division unter General Friant zur Hilfe, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte.
Im Zentrum der Schlacht lagen die Toten so hoch übereinander, dass es den Russen fast nicht mehr möglich war, zu feuern, weil die Berge von Gefallenen und Verwundeten ihr Schussfeld beeinträchtigten.
Am späten Nachmittag griffen Ney und Eugène erneut, diesmal konzentrisch aus verschiedenen Richtungen, die GROSSE SCHANZE an und nahmen sie schließlich. Sie drehten die feindlichen Geschütze um und feuerten hinter den Russen her. Napoleon, vorsichtig geworden angesichts des Widerstandes der Russen, erlaubte ihnen jedoch nicht die Verfolgung des Gegners. In der Abenddämmerung zogen die Russen in guter Ordnung in Richtung Moskau ab.
Die Verluste
Dominique Jean Larrey, der Oberfeldscher musste während der Schlacht und in den darauf folgenden Stunden 200 Arme und Beine amputieren. Die Verluste bei Borodino betrugen auf russischer Seite 44.000 Tote und Verwundete. Nur 2000 Mann wurden gefangen genommen. Die Franzosen verloren 33.000 Mann.
Das Fazit
In zahlenmäßiger Hinsicht und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass nun der Weg nach Moskau für Napoleon offen war, kann man die Schlacht durchaus als Sieg der Franzosen werten. Es war allerdings nicht der überlegene Sieg, den Napoleon angestrebt hatte und der den Gegner vielleicht dazu bewegt hätte, mit ihm zu verhandeln. Auch hatte ihn dieser Sieg allein 43 Generale gekostet - darunter Auguste Caulaincourt und Montbrun - und persönlich war es für Napoleon die schrecklichste Schlacht, die er je geschlagen hatte.
Eine ausführliche und realitätsnahe Beschreibung dieser Schlacht sowie der Schlacht an der Beresina findet sich in Tolstois Roman "Krieg und Frieden".
Auch andere russische Künstler wie Tschaikowski und Puschkin haben sich mit dem Thema befasst.
Im Jahre 1912, zum 100. Jahrestag der Schlacht von Borodino, wurde ein monumentales Panoramagemälde geschaffen und 1962 in einem eigens errichteten Rundbau am Kutusowski-Prospekt in Moskau ausgestellt.