Diskussion:Faserland

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Ich glaube nicht, dass man behaupten kann, der Hauptdarsteller in Faserland ist homosexuell veranlagt nur weil er das Grab von Thomas Mann besuchen will. Dies passiert viel mehr - so wie fast alles in dem Roman - aus einer Laune heraus, geradezu willkürlich. In diese Stelle etwas hineinzuinterpretieren halte ich für mehr als übertrieben und auch für gefährlich. Meiner Meinung nach ist die einzige Stelle im gesamten Buch in der für den Hauptdarsteller eine Tabugrenze überschritten wird die, in der er Nigel beim Gruppensex mit dem afrikanischen Modell und den anderen beiden Männern stört. Erstaunlicherweise geht dem sonst so lockeren und bewusst alle Tabus brechenden Protagonisten genau dieser Bruch der Normen zu weit. Ich glaube also, dass sein Verhältnis zu Sexualität wesentlich anders bestimmt ist und nicht durch eine latente Homosexualität.

"brennt ein Feuerwerk der Symbolik ab" Mag sachlich richtig sein, entspricht aber absolut nicht dem vorherrschenden Sprachgebrauch einer Enzyklopädie. 84.143.248.33 20:46, 26. Mär 2006 (CEST)


Der Hauptdarsteller in Faserland erzählt freimütig von seinen Problemen und z.B. auch von seinen sexuellen Fantasien, die viel mit Urin zu tun haben. Trotzdem hat er erkennbar mehr Probleme als er sich selbst eingestehen will. Obwohl er Alkoholiker ist, gibt er es nicht zu. Sein größtes Problem aber ist, daß er, genau wie die anderen Protagonisten in dem Roman, keine Beziehung eingehen kann. So wird der Kontakt zur Bekannten Karin abgebrochen, kurz bevor es zu sexuellen Handlungen kommt. Er wundert sich nur, wie die jungen Mädchen so freizügig von Ihren Gedanken erzählen können, wo seine Gesellschaft in ihrer Kampfhaltung nichts mehr von sich preisgibt. Auch auf die Beziehungen zu seinen männlichen Bekannten kann er sich nicht einlassen. Dabei gibt es schon Anzeichen für eine latente Homosexualität. Z.B.: 1. das er so stark auf Homosexuelle reagiert, deutet zumindest auf eine Verdrängung hin, 2. das er von Alexander inspiriert nach Mykonos fliegt, wo er in eine Strandparty von Schwulen gerät 3. das Alexander sich zwischen ihm und seiner Freundin entscheiden mußte 4. daß er vom bisexuell veranlagten Nigel den Schlüssel zu seiner Wohnung bekommt, 5. das er auch von Eugen eingeladen und sexuell bedrängt wird. Ein Weiteres Problem, das in dem Roman nicht direkt beschrieben wird, ist der Mord an seinen Freund Rollo. Bedingt durch seine eigenen Probleme, konnte er Rollo nicht helfen und stößt ihn angewidert in den See. Für den Mord spricht: das er darauf fluchtartig die Party verläßt, dessen Porsche klaut, beim Abstellen des Porsches die Fingerabdrücke beseitigt, in das Ausland flüchtet, sein Leben stark umstellt (z.B. Kaffee trinken) und zum erstenmal in seinem Leben eine Zeitung kauft um den Bericht über den Tod seines Freundes zu lesen. Mit dieser Schuld kann er nicht weiterleben und beschließt Selbstmord zu begehen. Die Erzählart läßt sich vergleichen mit der von "Homo Faber", der auch durch sein Leben getrieben wurde und bei dem man auch viel zwischen den Zeilen lesen muß, um das zu verstehen, was der Erzähler sich und dem Leser zu verheimlichen sucht.

Nur einmal, für eine Minute, schafft es die Hauptfigur, zur Ruhe zu kommen, und die Welt am vorgestreckten Daumen vorüberziehen zu lassen. Von dieser Stelle aus müßte man den Roman, die Generation und sich selbst betrachten. Das wäre noch wichtiger, als über Mord und sexuelle Vorlieben der Hauptfigur nachzudenken.