Das Tagebuch der Anne Frank ist eine unter der Regie von Hans Steinbichler inszenierte Literaturverfilmung. Der Film kommt am 3. März 2016 sowohl in Deutschland wie auch Österreich in die Kinos. Die Weltpremiere gab es am 16. Februar im Rahmen einer Sondervorführung bei der 66. Berlinale. Im Mittelpunkt steht das zu Weltruhm avancierte Tagebuch des von den Nationalsozialisten im KZ Bergen-Belsen ermordeten jüdischen Mädchens Anne Frank.
Film | |
Titel | Das Tagebuch der Anne Frank |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2016 |
Länge | 128 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Hans Steinbichler |
Drehbuch | Fred Breinersdorfer |
Produktion | Walid Nakschbandi, Michael Souvignier |
Musik | Sebastian Pille |
Kamera | Bella Halben |
Schnitt | Wolfgang Weigl |
Besetzung | |
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Handlung
Zu ihrem 13. Geburtstag bekommt Anne Frank ein Tagebuch geschenkt. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten muss sich das Mädchen ab Juli 1942 zusammen mit seiner Familie und weiteren untergetauchten Juden in einem Hinterhaus in Amsterdam verstecken. In dieser Zeit notiert Anne im Tagebuch ihre Beobachtungen und Gedanken zu dieser schwierigen Situation. Im August 1944 werden die Juden im Hinterhaus verraten und in Konzentrationslager gebracht.
Produktion und Hintergrund
Die Dreharbeiten begannen am 26. Januar 2015 in den MMC-Studios in Köln.[2] Weitere Aufnahmen fanden bis März 2015 in Bayern, Berlin und Brandenburg statt.[2] Insgesamt gab es 43 Drehtage.[3] In Amsterdam wurden Szenen an Originalschauplätzen wie dem Merwedeplein gedreht, wo die Familie Frank wohnte, bevor sie ins Versteck ging.[4] Die Außenaufnahmen, die im Film die Prinsengracht 263 zeigen, entstanden in der Leidsegracht, etwa einen Kilometer von der Prinsengracht entfernt. Das Anne-Frank-Haus konnte dafür nicht verwendet werden, weil es äußerlich seit den 1940er Jahren zu stark verändert wurde.[4] Die Szenen, die im Konzentrationslager spielen, wurden im Gebäude einer ehemaligen Spinnerei in Mainleus gedreht.[3]
Die Produzenten Michael Souvignier und Walid Nakschbandi erwarben die weltweiten exklusiven Rechte für Verfilmungen des Tagebuchs.[2] Sie produzierten den Film in Koproduktion mit Universal Pictures.[2] Unterstützt wurden die Dreharbeiten vom Anne Frank-Fonds in Basel, der das Erbe des jüdischen Mädchens verwaltet. Dadurch konnten die Produzenten auf ein umfangreiches Archiv und Recherchematerial zurückgreifen.[2] Die Film- und Medienstiftung NRW fördete den Film mit 1,2 Millionen Euro.[2]
Der Regisseur Hans Steinbichler möchte mit dieser Verfilmung die junge Generation ansprechen. Nach eigener Aussage wollte er die Geschichte „aus der subjektiven und somit authentischen Erfahrung eines frechen, ungemein klugen Mädchens in der Pubertät erzählen, das unter aberwitzigen Bedingungen aufwachsen muss.“[5] Zwei Dinge seien ihm wichtig gewesen: „Erstens die totale Subjektivierung und zweitens, das Tagebuch in ein Sprechen umzumünzen.“[6]
Die Hauptdarstellerin Lea van Acken bereitete sich auf ihre Rolle vor, indem sie fiktive Briefe an Anne Frank schrieb.[7] Für die Schlussszene im KZ ließ sich die Schauspielerin für eine authentische Darstellung ihre Haare abschneiden.[7]
Kritik
Peter von Becker lobt in einer Rezension beim Tagesspiegel die Hauptdarstellerin Lea van Acken, denn diese „verkörpert das frühreif erwachte, im Übergang vom Kind zur jungen Frau im Versteck zum Unterdrücken aller Lebenssehnsüchte gezwungene Mädchen: schmallippig schnippisch, rührend verträumt, dann wieder ohne Selbstmitleid von Zärtlichkeit und Überlebenswut erfasst.“ Zugleich vermisst er einen ausführlichen Hintergrund: „Der Preis dieser Nahaufnahme ist freilich auch die Verengung des Films. Der Ikone fehlt der Rahmen, der Hintergrund.“[8]
Jochen Kürten von der Deutschen Welle vergleicht den Film mit Steinbichlers selbst formulierten Ansprüchen und betrachtet die Umsetzung als gelungen. Am Ende seiner Rezension betont er den aktuellen Bezug, der für junge Zuschauer wertvoll sei: „Obwohl sich [der Film] strikt an die historischen Ereignisse hält, lässt er doch auch Raum für Gedankenspiele der Zuschauer“.[6]
Im Indiewire-Blog The Playlist betont Jessica Kiang den grundsätzlichen Unterschied zwischen Tagebuch und Film: „Ein Tagebuch ist ein Werk in der ersten Person, während ein Film die Perspektive der dritten Person bevorzugt, wenn auch partiell. [...] Ihr Tagebuch lässt uns an Anne als Person denken; es schmerzt, undefinierbar, sie als Handlung zu sehen.“[9] Sie fragt sich außerdem, welchen Zweck der Film erfüllt und kommt zu dem Fazit: „Als außergewöhnliches Allerweltsmädchen sollte niemand Anne Frank gefangen im Bernstein eines historischen Biopic antreffen, wenn sie auf der Seite, in ihrer eigenen Hand, so völlig frei war.“[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Freigabebescheinigung für Das Tagebuch der Anne Frank. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).
- ↑ a b c d e f Am Set von „Das Tagebuch der Anne Frank“ (AT). Film- und Medienstiftung NRW, abgerufen am 7. Februar 2016.
- ↑ a b Ute Eschenbacher: Mainleus: Dreharbeiten für Anne-Frank-Film. Nordbayerischer Kurier, 21. Februar 2016, abgerufen am 23. Februar 2016.
- ↑ a b Voor het eerst Duitse film over Anne Frank. NOS, 9. März 2015, abgerufen am 7. Februar 2016 (niederländisch).
- ↑ Mädchen aus Frankfurt. Frankfurter Neue Presse, 28. November 2015, abgerufen am 7. Februar 2016.
- ↑ a b Jochen Kürten: Neuverfilmung eines berühmten Stoffs: Das Tagebuch der Anne Frank. Deutsche Welle, 16. Februar 2016, abgerufen am 18. Februar 2016.
- ↑ a b Anna Wollner: "Mir ist klar geworden, wie wichtig Zivilcourage ist". RBB, 16. Februar 2016, abgerufen am 22. Februar 2016.
- ↑ Peter von Becker: Zärtlichkeit und Überlebenswut. Der Tagesspiegel, 16. Februar 2016, abgerufen am 17. Februar 2016.
- ↑ Jessica Kiang: Berlin Review: Hans Steinbichler's 'The Diary Of Anne Frank'. The Playlist, 20. Februar 2016, abgerufen am 22. Februar 2016: „a diary is a first-person work, while a film favors a third-person point of view, however partial. [...] Her diary is what makes us think of Anne as a person; it hurts, indefinably, to see her as a plot.“
- ↑ Jessica Kiang: Berlin Review: Hans Steinbichler's 'The Diary Of Anne Frank'. The Playlist, 20. Februar 2016, abgerufen am 22. Februar 2016: „As history's extraordinary everygirl, no one should meet Anne Frank trapped in the amber of a historical biopic, when on the page, in her own hand, she was so completely free.“