Das Theater Regensburg (Stadttheater) am Bismarckplatz 7 ist das städtische Theater in Regensburg.



Allgemein
Das Theater Regensburg ist ein 5-Sparten-Haus. Über 600 Vorstellungen in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges Theater und Konzerte erreichen pro Jahr über 170.000 Zuschauer (Stand: Juli 2015). Als Spielstätten dienen das Theater am Bismarckplatz inklusive Probebühne, Neuhaussaal und Foyer Neuhaussaal, das Velodrom, das Theater am Haidplatz und die Freilichtbühne im Thon-Dittmer-Palais. Seit Februar 2015 hat auch das Junge Theater im ehemaligen Präsidialpalais am oberen Bismarckplatz eine eigene Spielstätte. Neben den regulären Spielstätten, bespielt das Theater Regensburg in regelmäßigen Abständen außergewöhnliche Spielorte: 2013 war es ein großes Event aller Sparten auf der Walhalla („Und über uns der Himmel“), 2014 ein Sinfoniekonzert im Steinbruch von Walhalla Kalk und im Juni 2015 ein großes Fest im Jahnstadion Regensburg („Abpfiff“).
Das Theater Regensburg hat unter Intendant Jens Neundorff von Enzberg (Intendant seit 2012/13) einen wachsenden Abonnenten-Stamm (knapp 6.000 Abonnenten / Spielzeit 2014/15). In der Spielzeit 2014/15 wurden Eigeneinnahmen in Höhe von etwa 3,3 Millionen Euro erzielt.
Auf dem spartenübergreifend konzeptionierten Spielplan finden sich selten gespielte Werke, Wiederentdeckungen und Uraufführungen (u.a. „Hrabal und der Mann am Fenster“ Stück von Bernhard Setzwein, „Lola rennt“ – Oper von Ludger Vollmer, „Doktor Schiwago“ – Oper von Anton Lubchenko, „Die Vaterlosen“ – Stück von Csaba Mikó) neben neu befragten Klassikern, Publikumslieblingen und Produktionen von Jugendclub und Bürgertheater. Das Theater kooperiert mit internationalen Häusern und Künstlern.
Mit der Mezzosopranistin Vera Semieniuk und dem Schauspieler Jacob Keller verzeichnete das Theater Regensburg in den vergangenen zwei Spielzeiten gleich zwei Preisträger des Bayerischen Kunstförderpreises.
An der Schul-Theater-Kooperation „DEIN:THEATER!“ beteiligen sich fast 20 Schulen aus Regensburg und dem Umland. Die Schüler besuchen mindestens einmal jährlich eine Theatervorstellung, Vor- und Nachbereitungen inklusive. Eigens für diese Kooperationsform hat das Theater Regensburg 2014/15 den Berufsinformationstag entwickelt, an dem über 500 Schüler an einem Tag alle Berufe / Gewerke des Hauses kennenlernen können.
2015/16 wird das Theater Regensburg Ausrichter der BAYERISCHEN sein. Unter dem Motto „Wildes Bayern“ sollen mutige, unkonventionelle Produktionen nach Regensburg gesandt werden – und der regionale Aspekt nicht vernachlässigt werden.
Geschichte
Es wurde 1804 auf Anregung von Kurfürst, Erzbischof und Reichserzkanzler Carl Theodor von Dalberg zum Bau eines neuen öffentlichen Theater- und Gesellschaftshauses nach Plänen von Emanuel Herigoyen errichtet. Schon früher gab es Vorgänger wie das Theater im Ballhaus (1760–1804). Der Bau wurde als Aktiengesellschaft finanziert. Gefördert wurde das Theater auch durch das Haus Thurn und Taxis. Erster Direktor war für 20 Jahre, bis zu seinem Tod, Ignaz Walter (1755–1822). 1812 ging das Theater als Königliches Nationaltheater in bayerischen Staatsbesitz über. Das erste Gebäude wurde allerdings bei einem Brand 1849 zerstört.
Das heutige Gebäude von 1852 wurde in Anlehnung an die Pläne von Emanuel Herigoyen vom thurn- und taxisschen Domänen- und Baurat Carl Victor Keim gebaut. Am 12. Oktober 1852 wurde das Haus mit der Aufführung von Giacomo Meyerbeers Die Hugenotten unter dem Namen Stadttheater wiedereröffnet. In städtisches Eigentum ging das Theater aber erst 1859 über. 1898 erfolgte eine erste Modernisierung des Theaters, sie wurde unterstützt durch Albert von Thurn und Taxis, er stellte kostenlos seinen Oberbaurat Max Schultze zur Verfügung. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde ein Abriss und Neubau des Gebäudes diskutiert, aber aus Geldmangel nicht realisiert. Ende der 1990er-Jahre erfolgte eine umfassende Sanierung. Seit 1999 wird das Theater als selbständiges Kommunalunternehmen geführt. Heute gibt es außerdem noch die Bühnenstandorte im Velodrom, am Haidplatz sowie im Turmtheater. Im Sommer werden gelegentlich Stücke auch im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais oder auf einem Donauschiff aufgeführt. Am Ende der Spielzeit 12/13 fand eine Aufführung auf der Walhalla statt. Intendant ist seit Herbst 2012 Jens Neundorff von Enzberg, die kaufmännische Leitung hat Henrik Huyskens inne.
Uraufführungen
- Georg Britting / Erwin Weill (1885–1942): An der Schwelle. (Einakter-Zyklus; verschollen). UA 27. März 1913 (Theater am Bismarckplatz)
- Madame (Weill / Britting)
- Potiphar (Britting)
- Der törichte Jüngling (Britting)
- Richard Billinger: Die Hexe von Passau. UA 1935 (Theater am Bismarckplatz)
- Ernst Wiechert: Der armen Kinder Weihnachten. UA 1946 (zugleich UA in Stuttgart)
- Karl Held: Mädel ich bin dein. UA 1953
- Michael Ende (Libretto) / Wilfried Hiller (Musik): Der Lindwurm und der Schmetterling. UA 11. Januar 1981 (Theater am Bismarckplatz)
- Jürg Amann: Nachgerufen. UA 1984 (Theater am Haidplatz?)
- Harald Grill: Dem Hans sei Ganshaut oder wo die Liebe hinfällt. UA 5. Oktober 1985 (Theater am Haidplatz)
- Benno Hurt: Freies Geleit. UA 1986/87
- Harald Grill: Jorinde und Joringel im Wackersdorfer Wald. Szenen einer Himmelsbeerdigung. UA 6. November 1987 (Theater am Haidplatz)
- Benno Hurt: Wer möchte nicht den Wald der Deutschen lieben. UA 1991
- Harald Grill: Vater unser. UA 1996
- Paula Köhler (Libretto) / Thomas Bartel (Musik): Der Patient. UA 15. April 2005 (Theater am Haidplatz)
- Franz Csiky (Libretto) / József Sári (Musik): Der Hutmacher. UA 29. März 2008 (Velodrom)
- Eva Demski: Die blaue Donau. UA 11. April 2008 (Theater am Bismarckplatz)
- Sandra Hummel (Libretto) / Franz Hummel (Musik): Zarathustra. Oper in 12 Szenen. UA 24. April 2010 (Theater am Bismarckplatz)
- Yuki Mori (Choreografie): Ich, Wagner. Sehnsucht! UA 26. Januar 2013 (Theater am Bismarckplatz)
- Bettina Erasmy (Libretto) / Ludger Vollmer (Musik): Lola rennt. UA 28. Februar 2013 (Theater am Bismarckplatz)
- Konstantin Küspert: mensch maschine. UA 22. September 2013 (Theater am Haidplatz)
- Anton Lubchenko (Libretto und Musik) Doktor Schiwago. UA 24. Januar 2015 (Theater am Bismarckplatz)
- Bernhard Setzwein: Hrabal und der Mann am Fenster. UA 6. Juni 2015 (Theater am Haidplatz)
- Konstantin Küspert: pest. UA 20. November 2015 (Theater am Haidplatz)
Theaterleitung
|
|
Literatur
- Helmut Pigge: Theater in Regensburg. MZ-Buchverlag, Regensburg 1998, ISBN 3-931904-40-7.
- Geistlicher Reichsfürst mit Kultursinn. Carl von Dalberg und seine Bedeutung für das Regensburger Theaterleben. In: Mälzels Magazin. Zeitschrift für Musikkultur in Regensburg 3/2001, S. 8-11.
- Musiktheater in Regensburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Studien zum Repertoire und zur Bearbeitungspraxis (= Regensburger Beiträge zur Musikgeschichte 3). Schneider, Tutzing 2004, ISBN 3-7952-1118-2.
- Magnus Gaul: Das Regensburger Musiktheater im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ein Einblick in die Theatergeschichte des 19. Jahrhunderts. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (VHVO) 2003, Bd. 143. Kallmünz: Oberpfalz-Verlag, S. 349-364.
- Matthias Nagel. Thema & Variationen. Das Philharmonische Orchester Regensburg und seine Geschichte. Regensburg: Pustet 2001.
- Magnus Gaul: Musiktheater. Zeit der Veränderungen: Das 19. Jahrhundert. In: Thomas Emmerig (Hg.). Musikgeschichte der Stadt Regensburg. Regensburg: Pustet 2006, S. 389-405.
- Gerhard Heldt: Musiktheater. Zeit der Konsolidierung: Das 20. Jahrhundert. In: Thomas Emmerig (Hg.). Musikgeschichte der Stadt Regensburg. Regensburg: Pustet 2006, S. 396-416.
- Christoph Meixner: Musiktheater in Regensburg im Zeitalter des Immerwährenden Reichstages (= Musik und Theater 3). Studio-Verlag, Sinzig 2008, ISBN 978-3-89564-114-5.
Weblinks
Koordinaten: 49° 1′ 9″ N, 12° 5′ 23″ O