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Eugen Bracht

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Eugen Bracht
Eugen Bracht in seinem Atelier, 1901. Foto von Hermann Boll.

Eugen Felix Prosper Bracht (* 3. Juni 1842 in Morges, Kanton Waadt, Schweiz; † 15. November 1921 in Darmstadt) war ein deutscher Maler.

Leben

Eugen Bracht 1917 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid

Eugen Bracht wurde 1842 als Sohn des promovierten Administrators Prosper Bracht (8.3.1811 in Recklinghausen - 11.2.1885 in Darmstadt) und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Zurstraßen (18.11.1819 in Verviers) geboren. Mit acht Jahren kam Bracht zusammen mit seiner Familie nach Darmstadt. Eugen Bracht hatte zwei Schwestern und drei Brüder, darunter Theodor Carl Joseph (Morges 1843-1911 Antwerpen). Der Vater wurde Vermögensverwalter und Justitiar von Maximiliane von Oyen in Darmstadt. Eugen wurde schon bald Schüler der Maler Friedrich Frisch und Karl Ludwig Seeger. Während eines Besuchs auf dem Heidelberger Schloss traf er auf Johann Wilhelm Schirmer, der ihn 1859 als Student an die Karlsruher Kunstschule holte. Die Sommermonate 1860 konnte Bracht zusammen mit den Malern Emil Lugo und Hans Thoma im Schwarzwald verbringen. Er wurde im Winter-Semester 1858/59 Mitglied des Corps Arminia, dem späteren Corps Hassia Darmstadt.[1]

Gefördert und unterstützt durch seine Lehrer ging Bracht 1861 nach Düsseldorf und wurde dort Schüler von Hans Gude. Später konnte er in Gudes Atelier zwar selbständig arbeiten, war aber mit seinen Bildern nie ganz zufrieden. Von der Situation enttäuscht wandte sich Bracht von der Malerei ab, verließ Düsseldorf und zog nach Berlin.

Dort lebte und wirkte er in verschiedenen kaufmännischen Bereichen und konnte sich 1870 sogar mit einem kleinen eigenem Unternehmen selbständig machen. Der Erfolg war aber nur von sehr kurzer Dauer, da Bracht durch die politischen Ereignisse (Deutsch-Französischer Krieg) schon bald Konkurs anmelden musste. Privat beschäftigte er sich intensiv mit der Fotografie und ur- und frühgeschichtlichen Studien. Seine Ehefrau Maria Deurer, die Tochter des Hofkünstlers Ludwig Deurer motivierte Bracht sich wieder der Malerei zuzuwenden.

Bracht verließ Berlin und kehrte im Frühjahr 1876 zu seinem Lehrer Gude nach Karlsruhe zurück. Hier konnte er dann auch mit seinen Dünenbildern erste Erfolge feiern. Mit diesen Bildern thematisierte Bracht hauptsächlich die kargen Landschaften der Ostseeküste und der Lüneburger Heide. Publikum wie offizielle Kunstkritik lobte an diesen Bildern die „… stimmungsvolle Einsamkeit“.

1880/1881 unternahm Bracht mit Carl Coven Schirm und dem „Reisefanatiker und Orientmaler“ Adolf von Meckel (1856–1893) eine längere Studienreise durch Syrien, Palästina und Ägypten.[2] Gerade diese Reise brachte es mit sich, dass Bracht anschließend sich mehr „orientalischen Motiven“ widmete; zwei seiner bekanntesten Bilder aus dieser Zeit sind „Die Abenddämmerung am Toten Meer“ und „Der Sinai“.

1882 nahm Bracht einen Ruf als Dozent für Landschaftsmalerei an der Berliner Kunstakademie an, und bereits zwei Jahre später avancierte er dort zum ordentlichen Professor. Eines seiner wichtigsten Werke in diesen Jahren war 1883 das Panoramabild Schlacht bei Sedan, welches Bracht zusammen mit seinem Kollegen Anton von Werner ausführte. 1883 grub er die Höhle Buchenloch bei Gerolstein/Eifel aus, und trat anschließend auch Virchows Paläontologische Gesellschaft bei.

Nachdem er durch den Tod seiner Frau verwitwet war, heiratete er am 9.6.1895 „Toni“ Becker, die Tochter des darmstädter Ministers Ernst Becker.

Die Jahre zwischen 1901 und 1919 wirkte Bracht als Dozent an der Dresdner Kunstakademie. Im Laufe des Jahres 1919 zog er sich vom Lehrbetrieb zurück und ging in den Ruhestand, den er in seiner Heimatstadt Darmstadt verbrachte. Dort starb er am 15. November 1921 im Alter von 79 Jahren. Eugen Bracht wurde auf dem Waldfriedhof Darmstadt (Grabstelle: L 3b 3) bestattet.

Zu seinen Meisterschülern gehörten u. a. Paul Mishel, Hans Hartig, Franz Korwan und Artur Henne. Er gehörte zur bevorzugten Auswahl zeitgenössischer Künstler, die das „Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerckbildern“ dem Kölner Schokoladeproduzent Ludwig Stollwerck zur Beauftragung für Entwürfe vorschlug.[3]

Eugen Bracht wurde noch im Gründungsjahr 1912 Mitglied der Paläontologischen Gesellschaft.[4]

Werk

Bis nach seinen Orientreisen wurde seiner Arbeit von einer dramatischer Naturauffassung geprägt, spätestens ab 1900 konzentrierte er sich auf den malerischen Ausdruck mit einer reduzierte Farbpalette und einer Rücknahme des Sujets, die ihn zu einem frühen Vertreter des deutschen Impressionismus werden lässt.

Werke (Auswahl)

Rast in der Syrischen Wüste, 1883
Heidelandschaft (Neu Zittau bei Berlin), 1884
Eisen- und Stahlwerk Hoesch, Dortmund 1907
  • Oberitalienische Landschaft (1864), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Hünengrab in der Heide (1877)
  • Am Heidehügel, Öl auf Leinwand, 100 x 179, Kulturhistorisches Museum Magdeburg (vermisst)
  • Küste vor Rügen (1878)
  • Heidelandschaft (1879)
  • Heideschäfer (1879)
  • Septembermorgen auf der Heide (1879)
  • Abenddämmerung am Toten Meer
  • Der Sinai
  • Felslandschaft (1881), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Rast in der Araba (Peträisches Arabien) 1882
  • Palmen bestandene Oase (1883)
  • Elias am Bache Krith (1884)
  • Jericho (1884), Nationalgalerie Berlin
  • Das Gestade der Vergessenheit (erste Fassung 1889, danach sieben weitere Fassungen)
  • Battle of Chattanooga (1889), Monumentalgemälde im Auftrag der Stadt Philadelphia
  • Huleh-See mit Fischotterjagd (1891), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Mergelenten am Aletschgletscher (1892)
  • Klippen bei Final-Marina (1893), Kunsthalle Kiel
  • Darmstädter Damen (1894), Auftragsarbeit für Alix von Hessen-Darmstadt
  • Hannibals Grab (1900), Museumslandschaft Hessen Kassel
  • Norwegische Landschaft, Große Kunstausstellung Dresden 1904[5]
  • Nachtschicht, Hösch-Stahlwerk in Dortmund (1906), Öl auf Leinwand, 137 x 136, Kulturhistorisches Museum Magdeburg (vermisst)
  • Hermannshütte in Hoerde, 1907, wurde 2011 in der Ausstellung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt (Arbeitswelten. Bilder gesellschaftlichen Wandels 9 in der Schader-Galerie in Darmstadt) gezeigt
  • Winterabend (1907), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Die Henrichshütte bei Hattingen am Abend, (1912) Westfälisches Landesmuseum Münster
  • Wegböschung im Mühltal, (1914), Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • Schloß Reinsberg von der Wiese aus (1915), Nationalgalerie Berlin
  • Waldbach (1915), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Am Seeufer (1916), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Oberhessische Landschaft (1916), Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Schneeschmelze, Nationalgalerie Berlin
  • Waldtal am Abend (1915), Öl auf Leinwand, 86 x 97, Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz (vermisst)
  • Felswand (1916), Öl auf Leinwand, 65 x 58, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München (vermisst)
  • Loisachbett (1916), Chemnitz, Städtische Kunstsammlung

Literatur

  • Adolf Beyer (Hrsg.): Eugen Bracht. Festschrift zur Feier seines 70. Geburtstages. Freie Vereinigung Darmstädter Künstler 1912
  • Rudolf Theilmann (Hrsg.):Eugen Bracht, Lebenserinnerungen, Karlsruhe : Theilmann, 1973
  • Manfred Großkinsky (Hrsg.): Eugen Bracht 1842–1921. Landschaftsmaler im wilhelminischen Kaiserreich. Mathildenhöhe, Darmstadt 1992
  • Manfred Großkinsky (Hrsg.): Eugen Bracht 1842–1921. Museum Giersch, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-935283-10-5

Einzelnachweise

  1. Corps Hassia Darmstadt. 1840–1955. Mitglieder-Liste der Hassia-Darmstadt. 1955, S. 42/43.
  2. Klaus Homann: Maler sehen die Lüneburger Heide. Albert-König-Museum, Unterlüß 2008, S. 27
  3. Detlef Lorenz: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder. Reimer-Verlag, 2000.
  4. Paläontologische Zeitschrift 1, Heft 1, März 1914
  5. Schwarz-Weiß-Foto in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Elfer Band, Verlagsanstalt F. Bruckmann AG, München 1905, S. 42, abgerufen im Portal scans.library.utoronto.ca am 27. Dezember 2013
Commons: Eugen Bracht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien