Serbien und Montenegro (serbisch Србија и Црна Гора / Srbija i Crna Gora) ist eine "staatliche Gemeinschaft", die aus den Republiken Serbien und Montenegro besteht. Die administrativen und militärische Kontrolle der Provinz Kosovo liegen bei der UN bzw. NATO.
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Amtssprachen | Serbisch | ||||
Hauptstadt | Belgrad | ||||
Staatsform | staatliche Gemeinschaft | ||||
Staatsoberhaupt/Präsident | Svetozar Marović | ||||
Fläche | 102.350 km² | ||||
Einwohnerzahl | 10.829.175 (Juli 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 105 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Serbien: Dinar Montenegro und Kosovo: Euro | ||||
Zeitzone | UTC+1 | ||||
Nationalhymne | Hej Sloveni (September 2004) | ||||
Kfz-Kennzeichen | SCG | ||||
Internet-TLD | .yu (.cs reserviert) | ||||
Vorwahl | + 381 | ||||
¹ eigentlich ein Bundesstaat mit reduzierten Kompetenzen bestehend aus den zwei Republiken Serbien und Montenegro | |||||
Geographie
Serbien und Montenegro zeichnet sich durch seine äußerst zentrale Lage in Südosteuropa aus. Durch Serbien und Montenegro führen die traditionellen Transitstrecken von Mitteleuropa nach Griechenland und in die Türkei auf der ansonsten von Gebirgsbarrieren durchzogenen Balkanhalbinsel. Hinzu kommen 591 km Anteil an der Donau, die den Wasserweg zwischen dem Schwarzen Meer und Mittel- und Nordeuropa bildet. Serbien und Montenegro grenzt an Albanien, Mazedonien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Bosnien und Herzegowina und Kroatien. Über die montenegrinische Küste besteht außerdem ein Zugang zum Adriatischen Meer.
Naturraum
Der Norden des Landes wird von der Provinz Vojvodina gebildet, die zum Pannonischen Becken gehört und ein fruchtbares Tiefland bildet. Die Vojvodina wird von der Save (Sava) und einem Teil der Donau (Dunav) vom Rest des Landes abgetrennt. Die Donau und die Theiß (Tisa) spalten die Provinz in die drei Regionen Batschka (Bačka), Banat und Syrmien (Srem). In Syrmien erstreckt sich am Südufer der Donau die bis zu 539 m hohe Hügelkette Fruška Gora. An der Grenze zu Rumänien steigen die westlichen Ausläufer des Banater Berglands bis zu 641 m an.
Die Gebiete südlich von Donau und Save sind im Gegensatz zur Vojvodina maßgeblich durch einen Hügelland- und Gebirgscharakter geprägt. Allerdings bildet das Morava-Tal in Serbien eine Schneise zwischen dem Dinarischen Gebirgssystem im Westen und dem Karpaten-Balkan-Gebirgsbogen im Osten. Somit verfügt Serbien und Montenegro über natürliche Verkehrswege nach Griechenland über die Täler der Südlichen Morava (Južna Morava) und des Vardar in Makedonien, und in die Türkei über das Nišava-Tal und die Thrakische Tiefebene in Bulgarien. Auch die Provinz Kosovo ist über das Ibar-Tal mit dem Rest Serbiens verbunden.
Anders verhält es sich mit der Verbindung zwischen den beiden Republiken Montenegro und Serbien. Während die Šumadija – zwischen Belgrad, der Morava und der Westlichen Morava (Zapadna Morava) gelegen – sich noch durch sanfte Hügel auszeichnet, bilden Richtung Südwesten höher werdende Gebirgsketten und tiefe Täler und Schluchten schwer überwindbare Barrieren zwischen Serbien und Montenegro. Die Tara-Schlucht im Norden Montenegros ist mit über 1000 Metern die tiefste Schlucht Europas. Südlich dieser Schlucht liegt die Wasserscheide zwischen Adria und Schwarzem Meer. Sie verläuft über die mehr als 2000 m aufragenden Gebirgszüge Golija, Sinjajevina und Komovi. Von annähernd 1900 Metern fällt das dinarische Gebirgssystem in die fjordartige Bucht von Kotor zur Adria hin ab. Aufgrund des weit verbreiteten Kalkgesteins zeigt sich eine starke Verkarstung der Gebirgslandschaft. Die höchste Erhebung des Landes ist die 2.656 m hohe Đaravica an der Grenze zwischen Albanien und der Provinz Kosovo.
Die wenigen ebenen Flächen südlich von Donau und Save beschränken sich auf das nördliche Morava-Tal, das Amselfeld (Kosovo polje) und die Podrima in Kosovo und die Ebene von Zeta im Süden Montenegros.
Klima
An der montenegrinischen Küste herrscht mediterranes Klima mit einer mittleren Temperatur von 25° C im Sommer und 5 bis 9° C im Winter. Das Binnenland ist dagegen von einem kontinentalen Klima mit heißen Sommern (mittlere Temperatur 22° C) und kalten Wintern (mittlere Temperatur –1° C) bestimmt. Der durchschnittliche Jahresniederschlag im Tiefland beträgt etwa 500 mm, in höheren Lagen 800 bis 1.600 mm.
Bevölkerung
Serbien und Montenegro ist abgesehen von Russland der ethnisch vielfältigste Staat in Europa. Allein in der serbischen Provinz Vojvodina leben über 26 größere, kleinere und kleinste Nationalitäten zusammen. Nur 67,6 % der Bevölkerung gehörten 1991 einer der beiden staatstragenden Nationen (Serben 62,6 %; Montenegriner 5 %) an.
Die bedeutendste Minderheit im Lande bilden die Albaner, die vor allem in der Provinz Kosovo und Metochien, aber auch in angrenzenden Gemeinden im engeren Serbien und entlang der albanisch-montenegrinischen Grenze leben. Sie stellen 16,5 % der Gesamtbevölkerung Serbien und Montenegros.
Als weitere große Minderheiten tauchen sogenannte Jugoslawen (3,37 %), Ungarn (3,32 %), Bosniaken oder Muslime (3,23 %), Roma (1,38 %) und Kroaten inkl. Bunjewatzen (1,28 %) auf. Außerdem gibt es Minderheiten von Slowaken, Rumänen, Makedoniern, Bulgaren, Ruthenen, Vlachen, Türken, Deutschen, Tschechen u. a.
Die Volkszählung 2002
Da die unter UN-Verwaltung stehende Provinz Kosovo und Metochien von der Volkszählung von 2002 ausgeschlossen blieb, wurden vorab noch Daten von 1991 genannt. Im Vergleich mit den Ergebnissen von 1991 zeigt die Volkszählung von 2002 einen dramatischen Rückgang von Personen an, die sich bezüglich ihrer Ethnizität als "Montenegriner" bezeichnen. Es zeigt sich eine Spaltung in solche, die an der montenegrinischen Nationalität festhalten und in diejenigen, die auf diese zugunsten der serbischen Nationalität verzichten.
Eine weitere sehr augenfällige Veränderung zeigt sich in Ostserbien. Die Anzahl der sogenannten Vlachen in Serbien stieg von knapp 18.000 im Jahr 1991 auf sagenhafte 40.000 im Jahr 2002.
Abgesehen von dieser Ausnahme sind die Zahlen bei den ethnischen Minderheiten generell rückläufig - ein Prozess, der schon das ganze 20. Jahrhundert angedauert hat, aber sich durch nationalistischen Druck, vor allem aber durch die desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse der letzten Jahre, beschleunigt haben mag.
Hinzu kommt in manchen Gegenden eine Verschiebung der ethnischen Mehrheitsverhältnisse durch die Einwanderung mehrerer Hunderttausend serbischer Kriegsflüchtlinge aus Kroatien und Bosnien und Herzegowina zwischen 1991 und 1995 und aus der Provinz Kosovo und Metochien nach 1999.
Demnach dürfte sich auch das ethnische Bild der Provinz Kosovo und Metochien, in der die Volkszählung nicht durchgeführt werden konnte, stark verändert haben. Gerade in den Gebieten, in denen schon vor 1999 die Albaner die Bevölkerungsmehrheit gestellt haben, dürfte sich die ethnische Zusammensetzung in Richtung einer albanischen Homogenität entwickelt haben. Vor 1999 gab es neben der serbischen Minderheit auch eine starke Minderheit von Roma, zwei Siedlungsgebiete von Kroaten bei Lipljan und Vitina, sowie eine Gruppe von Türken. Der Bevölkerungsanteil der Goranen, eine serbischsprachige muslimische Volksgruppe, dürfte zumindest in der Großgemeinde Gora stabil geblieben sein.
Politik
Die Staatenverbindung Serbien und Montenegro hat am 4. Februar 2003 die bis dahin bestehende Bundesrepublik Jugoslawien ersetzt. Diese Umwandlung trat durch Parlamentsbeschluss in Kraft.
Die Mitgliedsstaaten des Staatenbundes sind keine eigenständigen Mitglieder der UNO, sondern haben in der Generalversammlung den gemeinsamen Sitz der bisherigen Bundesrepublik Jugoslawien.
Es besteht ein gemeinsames Parlament, die so genannte "скупштина", mit 126 Abgeordneten und einige weitere gemeinsame Institutionen wie ein gemeinsamer Präsident und ein gemeinsamer Ministerrat, der fünf Ministerien umfasst (Verteidigung, Außenpolitik, Außenwirtschaftliche Beziehungen, Binnenwirtschaftliche Harmonisation, Bürger- und Minderheitenrechte). Das gemeinsame Parlament tagt in Belgrad, das Verfassungsgericht hat seinen Sitz in Podgorica. Die heutige Staatsflagge und das Staatswappen wurden von der Bundesrepublik Jugoslawien übernommen, die Staatshymne ist weiterhin die Gleiche wie die der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.
Am 4. März 2005 lief das Mandat der Abgeordneten der Unionsversammlung aus. Die Teilrepubliken hatten sich zuvor nicht über eine Neuwahl einigen können. Seitdem ist der Status des Parlaments ungeklärt; jedenfalls ist damit ein Teil der Verfassungscharta von 2003 faktisch außer Kraft gesetzt.
Die Teilstaaten haben jeweils eine eigene Wirtschaftspolitik, und auch jeweils eine eigene Währung. Im Zuge der Umgründung wurde der ehemalige „Jugoslawische Neue Dinar“ (YUM) in Serbischer Dinar (CSD) umbenannt und von Serbien mit unveränderten Umrechnungskursen als Landeswährung übernommen. Montenegro führte nach jahrelanger Verwendung der Deutschen Mark nunmehr den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel ein.
Zwischen beiden Ländern bestehen Zollkontrollen.
Am 21. Mai 2006 wird in Montenegro eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Landes stattfinden. Sollten 55% der Abstimmenden für die Unabhängigkeit votieren, würde dies das Ende der Staatenunion bedeuten. Näheres zu aktuellen Konflikten unter den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, siehe Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens.
Verwaltungsgliederung
Die beiden Republiken Montenegro und Serbien gliedern sich insgesamt in 197 Großgemeinden (opštine, Einzahl opština). 176 davon liegen in Serbien, während Montenegro aus 21 Großgemeinden besteht. Serbien ist zusätzlich in 30 Bezirke (okruzi, Einzahl okrug), die jeweils mehrere Großgemeinden umfassen, eingeteilt. Zu Serbien gehören außerdem die beiden autonomen Provinzen (autonomne pokrajine, Einzahl autonomna pokrajina) Vojvodina und Kosovo und Metochien.
Wirtschaft
Serbien und Montenegro ist wirtschaftlich eines der schwächsten Länder auf dem Balkan. Das Nettodurchschnittseinkommen betrug im Jahr Juli 2005 250 Euro monatlich (3000 Euro Jahreseinkommen). Die Auslandsverschuldung betrug 2004 etwa 9,75 Mrd. Euro.
Landwirtschaft wird dank der der hohen Mechanisierung meist im Nebenerwerb betrieben. Die reichen Bodenschätze (Braunkohle, Kupfererze, Bauxit, Erdöl und -gas) sind die Basis für die durch das 1996 aufgehobene Embargo empfindlich geschädigte Schwerindustrie. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 % (Stand: 2005). Seit dem Jahr 2004, zieht Serbien und Montnegro sehr starke ausländische Firmen an wie z. B. Mercator (Einzelhandel), dm-drogerie markt, Metro AG sowie zahlreiche Banken. Repräsentanten der serbischen und italienischen Autohersteller Zastava und Fiat haben in Turin ein Abkommen über die Lizenz und Fertigung des Punto im Zastava-Werk in Kragujevac unterzeichnet.
Bilder
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Belgrad Zentrum
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Berg Orjen in Montenegro.
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Eisernes Tor am Djerdapsee.
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Bucht von Kotor in Montenegro.
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Festung Golubac in Ostserbien.
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Kirche in Belgrad.
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Budva, Montenegro.